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SWscheUolksmIung I ve»«,»p»»t», I«»»,,»« L «tt S vetlaam Sierteljl I Dre»de» »nd ganz Deutschland tu Oesterreich »,L» ^d. 8,1 ».»» 3-:j »UdaadaM nur mit Feierabend «ierteiiShrltch 1,80 F». In I Dredd«, und aau« Deutschland frei Hau» ud; U« I Oesterreich L.V7L - «inzkl-Rummer 10 j Wochentag» erscheint dt« Zeitung regelmLbig tu de» ersten I '— -- konnaben' " ' "— DachmittagSstunden; di« l «ndnummrr erscheint spät«. I Unabhängige» Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mtt NnteVhalt«ng»beilage Die Muftvievt« -eit ««- Sonntagsbeilage Feierabenö itanab»« da« »eschlist»anjef-,n dt» 10 lche. de» AchuM«. I an«««-«» dt» It llhr. I Pret» für dt« VetidEpaltietl« »0 t» «eNametea «v » I Für undeutlich geschrtrben«, sowie durch Fernsprecher «4- I gegebene knzeigea tonnen wir die Verantwortlichkeit siir die I - Nichtigkeit de» Leite» nicht übernehmen. ' Nedaktion».»prechftuad«: >0 »i« II llhr dormittag». Für «ückgabe etngejanbter Schriftstücke «acht sich dt« NedaM« I nicht derbtndilch: Rücksrndung erfolgt weun Rückporto »et-I gestgt ist. «ritsch«» «nfragen ist «ntwort»porto b,ij-s»a«.> Nr. 105 (LclchüftSfteüe und Redaktion Drcsvcn»A. 1«, Holbeinstrahe 46 Freitag Len 8. Mai 1811 Fernsprecher St»«« 13. Jahrg V SSVLSLS SVlelkN V ^ mit Irioioen IVvbkskIsrn G V 30"/o billi^si' V im lßvni'nkulvi', AIlmsnkl 10. Z v: Voi-jäkrigg Llustsr doi 10 Lloior 60—70 Pfennigs. ? NUN sV6ttin6r8lnak6 21, Wochenrundschau -Der Reichstag hat seine Sommerarbeit mit großer Aeniütlichkeit in Angriff genommen; er weiß immer noch nicht recht, was er bis zum Sommer außer dein Etat noch erledigen kann, obwohl der Aeltesten-Ausschutz ein reichlich bemessenes Arbeitsprogramin ausgestellt hat. Noch ist auch die Frage nicht entschieden, ob der Reichstag diesmal ge schlossen oder wieder vertagt werden soll. Am letzten Sonn abend glaubte der Reichstag sogar noch Zeit genug zu haben, einer Einladung der Hamburg-Amerika-Linie zur Vesich- tigung unseres neuesten und größten Schiffs „Vaterland" Folge leisten zu können. Für die Maiseierbediirfnisse der sozialdemokratischen Fraktion hatte er allerdings am Tag vorher kein Verständnis und Entgegenkommen gezeigt. Am Dienstag hat er dann mit kräftigem Anlauf die Beratung des Militäretats begonnen und man kann sich darüber freuen, wie präzise und sachlich darüber verhandelt wurde, abgesehen natürlich non den Sozialdemokraten, die selbst verständlich vom Militärotat ebensowenig wissen wollen, wie von unserem Heer. Auch die Verhandlungen über das Konkurrenzklauselgesetz gingen schnell und glatt vonstatten; man darf setzt wohl hoffen, daß der Bnndesrat der Vorlage seine Zustimmung geben wird, da der Reichstag den Re- gierungsforderungen weitest entgegengekommen ist, um für die Angestellten zu retten, soviel es geht. Im preußischen Abgeordneten Hause hat die Beratung des Kultusetats ihren Fortgang genommen. Die Kaiserbrief-Affäre, die von nationallibcraler Seite hierbei in die Debatte geworfen wurde, dürfte durch die Erklärungen, die der Fraktionsführer des Zentrums, Tr. Porsch, und der Kultusminister abgegeben haben, ihre Er ledigung gefunden haben. In dem vielbesprochenen Kaiser brief hat sich kein die Katholiken verletzendes Wort ge funden und die in der Presse behauptet haben, der Brief enthalte eine das katholische Empfinden verletzende Wen dung, sind einem Irrtum zum Opfer gefallen. Das Zen- trum hat mit der ganzen Angelegenheit nichts zu tun und nur eine Verdrehung und Fälschung der Tatsachen kann ihm eine Schuld an der unerquicklichen Aufrollung und Erörte rung der Kaiserbrief-Affäre beimessen. Ein interessantes Belegstück für das Thema Fortschritt in Theorie und Praxis bot bei den Besprechungen zum Knltnsetat auch die Erörte rung des gerade aktuellen Falles Jastrow. Die freisinnige Körperschaft der Berliner Nettesten der Kaufmannschaft hat ihre Lehrer an der Handelshochschule auf Kündigung ange- stellt und gerade jetzt dein Mitbegründer und ersten Rektor, Professor Jastrow, gekündigt. Man muß doch einen eigen artigen Begriff von Lehrfreiheit haben, wenn man Hoch schullehrer auf Kündigung anstellt. Und doch hat die fort- schrittliche Fraktion das Vorgehen des Aeltestenkollegiums zu rechtfertigen gesucht, dieselbe Fraktion, die vor einigen Jahren die Lehrfreiheit katholischer Lehrer bedroht und untergraben sah, als der Papst von den Priestern den Anti- modernisteneid forderte. Die Maifeier der sozialdemokratischen Partei sollte in diesem Jahre durch die 25. Wiederkehr des Tages ein besonderes Relief erhalten. Man hat aber nirgends den Eindruck empfangen, als ob die diesjährige Maifeier sich von ihren Vorgängerinnen sonderlich unter scheide, es sei denn, daß sie Heuer eine noch schwächere Betei ligung aufgewiesen hat als früher. Der Versuch der sozial demokratischen Reichstagsfraktion, den Reichstag zu einer Einstellung seiner Arbeit am 1. Mai zu bewegen, war so hilflos und heiter, daß der Reichstag mit herzlichem Lachen darüber wegging. Wie aktuell den führenden Genossen die Maifeier ist, zeigte ein köstlicher Irrtum im „Vorwärts", der die vorgeschriebene Maifeierresolution aus einem seiner früheren Jahrgänge brachte, worin die Rede war von der „neuen Heeres- und Marinevorlage, die dem Reichstage zur Beschlußfassung vorliegt". Die Genesung Kaiser Franz Josephs schreitet langsam vorwärts. Trotzdem verhehlt man sich in den österreichischen politischen Kreisen nicht, daß der Ver- lauf der Krankheitserscheinungen immer noch geeignet ist, eine plötzliche kritische Wendung befürchten zu lassen. Die letzten Nachrichten aus dem Krankenzimmer des greisen Monarchen melden zwar wieder eine bedeutende Besserung, so daß doch die Hoffnung überwiegt, das Leben des Kaisers Franz Josephs zu erhalten. In Budapest hat in Vertretung seines kranken Oheims der Erzherzo»,-Thronfolger die Dele gationen mit einer Thronrede begrüßt, die eine wesentliche Entspannung der internationalen Laae feststellen konnte. Auch Graf Berchtold hat in einem allerdings nicht besonders tiefschürfenden Exposee über die auswärtigen Beziehungen Oesterreich-Ungarns gesprochen. Immerhin kann man auch da, wo das Exposee sich mehr auf eine andeutende Dar stellung beschränkt, wertvolle Hinweise zur Beurteilung der politischen Vorgänge und Tendenzen entnehmen. Im Laufe der kommenden Woche wird ja auch im deutschen Reichstage der Reichskanzler Veranlassung nehmen, über die auswär tige politische Lage zu sprechen, und es darf heute schon mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen werden, daß sich seine Ausführungen mit den Grnndzügcn der Berchtold- schen Rede decken werden. Die Abwickelung der Differenzen i in nahen Orient verschleppt sich immer weiter. In Grie chenland beklagt man sich über Verfolgungen, denen die Griechen in der Türkei ausgesetzt sind, »nd die Türken be schweren sich über Drangsalierungen, denen die Musel manen in den nenerworbenen griechischen Gebieten ansge- st'pt sein sollen. Unvenückbar ist noch immer der Stand punkt der Pforte in der Jnselfrage. Sie will auf Chios und Mytilene nicht verzichten. Ans der anderen Seite des Balkans haben die regulären Truppen Epirus geräumt, aber die Epiroten griechischer Nationalität setzen ihren Widerstand fort, so daß ein förmlicher Krieg entbrannt ist, der, wie es scheint, sich zugunsten Albaniens gewandt hat und geeignet ist, die erwünschte Aussöhnung anznbahnen. Dagegen zeigen sich bulgarische Bauden in den von Serbien annektierten bulgarisch bevölkerten Gebieten. In der russischen Reichsdnma kam es in der vergangenen Woche zu wiederholten Lärmszenen. Als die Debatte über das Reichsbudget beginnen sollte, herrschte bereits eine ungewöhnlich geladene Stimmung im Hause, nachdem bekannt wurde, daß die äußerste Linke eine wütende Obstruktion Plane. Die Proteste gegen das Auftreten des Ministerpräsidenten Goremkpn erscheinen einigermaßen be greiflich, wenn man weiß, welchen neuen Kurs der Mini sterpräsident eingeschlagen bat. Seine Politik geht auf nichts anderes ans, als die Duma, die ohnehin auch schon bisher an Händen und Mißen gefesselt war, auch der letzten Rechte zu berauben nud sie zu einem völligen Scheindasein zu ver urteilen. Ministerpräsident Goremkyn hat erklärt, er werde Interpellationen ans den Kreisen der Duma künftighin nicht beantworten, auch sollen Anträge von Dumaabgcoid- neten ans Einbringung neuer Gesetze in Zukunft ohne jede Berücksichtigung bleiben, und schließlich ist kürzlich das Jmmnnitätsrecht der Dnmaabgeordncten gröblich verletzt worden, da einer von den Abgeordneten, Sozialdemokrat Tscheidse, wegen einer in der Duma gehaltenen Rede in ein Strafverfahren verwickelt worden ist. Die reaktionären Maßnahmen Goremkyns, der bekanntlich im hohen Alter vor kurzem Ministerpräsident wurde und schon gleich bei Beginn seines Amtsantritts in allen politisch eingcweihten Kreisen als Vertreter einer Zeit beurteilt wurde, die mit der jetzt modernen Zeit sehr wenig zu tun hat, haben in der Duma begreifliche Entrüstungen erregt und man versucht nun auf den nicht mehr ungewöhnlichen Wege der Obstruk tion gegen den verhaßten Minister Stellung zu nehmen. Wie die Zwistigkeiten ansgehen werden, ist heute schwer zu beurteilen. Es darf aber ausgesprochen werden, daß auch in Rußland Reaktionäre nicht geeignet sind, die Zügel der Regierung tatkräftig in die Hand zu nehmen und Ersprieß liches zu leisten. Man versteht heute überall unter einer tatkräftigen Regierung etwas ganz anderes, als den gewalt- tätigen Versuch, das Rad der Geschichte um einige 60 Jahre zurnckzndrehcn und über die berechtigten Forderung n eines,politisch aufwachcnden Volkes einfach zur Tagesord nung überzngehcn. Die Ergebnisse des ersten Wahlganges in Frankreich liegen nunmehr vor. Auch der Ausgang der Stichwahlen, die anfangs der kommenden Woche statt finden, läßt sich heilte schon mit ziemlicher Bestimmtheit vor- aussehen. Das Gesamtresultat ist eine Niederlage der Par tei Poincar6. Der Triumph der radikal-sozialistischen Koa- lition, die bei den Stichwahlen geschlossen vorgeht, ist sicher, sicher ist allerdings auch, daß die dreijährige Dienstzeit nicht gefährdet wird. Wie sich die neue Kammer zur Frage der Einkommensteuer mit Deklarationszwang stellen wird, ist noch fraglich. Es hat aber den Anschein, daß die Mehrheit der Abgeordneten gegen die staatliche Einkommensteuer- kontrolle sich wenden wird. Das Wahlgezänk ln Frankreich wird übrigens auch jetzt noch fortgesetzt und ist über die Maßen unerauicklich. Die Bemühungen um den Friedcn in Mexiko erscheinen heute wenig anssichtsvoll. Die Waffen» stillstandsvcrhandliingen, die in der vorigen Woche noch er folgreich schienen, halten der Wirklichkeit gegenüber nicht Stand. Nene Nachrichten von Untaten der Mexikaner er- bitiern die ösfenlüche Meinung Amerikas immer mwr. Auch spielen große pekuniäre und wirtschaftliche Interessen und Aussichten mit. Die Führer der mexikanischen Jnsur- gcnten, Carranza und Villa, setzen ihren Kampf gegen Huerta fort. In ihren: Bestreben, die Macht an sich zu rci- ßen, werden sie indirekt durch die auch bei der Annahme der Vermittelungsdicnste der südanierikanischen „A-B-C- Republiken" (Argentinien. Brasilien und Chile) betonte eigensinnige Forderung Wilsons, Huerta müsse abdanken, unterstützt. Da Huerta, so lange er die Hauptstadt besitzt und immerhin der einzige ist, der in Mexiko unter der all gemeinen Anarchie so etwas wie eine Regierung repräsen- tiert, gewiß nicht zurücktreten wird, bleibt jede Konjunktur über den wahrscheinlichen Ausgang dieses höchst barbarischen Bürgerkrieges und seiner auswärtigen Verwickelungen un berechtigt. Erfreulicherweise hat Japan trotz aller Er- mutigungen, die ihm von mexikanischer Seite zuteil wur den. bis jetzt sich jederzeit direkten und indirekten Eingriffs enthalten. Die Folge einer Unterstützung Huertas durch Japan wäre ein japanisch-amerikanischer Krieg, der wahr- scheinlich auch von Rußland nicht anders aufgefaßt würde, als die nie wiederkehrende Gelegenheit, die im russisch-japa nischen Kriege verlorenen Gebiete wieder zurückzugewinnen. Sächsischer Landtag Dresden, den 7. Mai 1914 Erste Kammer. Die Erste Kammer trat heute in Gegenwart des Prin zen Johann Georg und des Fiuanzmiuisters v. Sehdewitz zu ihrer 40. öffentlichen Sitzung zusammen. Prinz Iohann Georg, Königl. Hoheit, referierte zunächst über Kap. 78, 80, 81, 82, 83, 84, 86 und 87 des ordentlichen Etats für 1914/15 betr. Etat des Finanz ministeriums. Der Referent beantragte, die Kammer wolle in Uebereinstimmung mit der Zweiten Kammer beschließen: 1. bei Kap. 78, Landeskultur- und Altersrente-Wank, noch der Vorlage a) die Einnahmen mit 5 Mark zu ge...ymigen; b) die Ausgaben mit 173 542 Mark zu bewilligen: 2. bei Kap. 80, Hochbauverwaltung, nach der Vorlage n) oie Ein- nahmen mit 194 500 Mark zu genehmigen, d) die Ausgaben mit 89l 207 Mark, darunter 2688 Mark künftig wegsaliend, zu bewilligen, e) die Vorbehalte zu Tit. 3, 4 und 9 zu ge nehmigen; 3. bei Kap.-81, Bauverwaltereien, nach der Vor- läge r,) die Einnahmen mit 600 Mark zu genehmigen, 1>) die Allsgaben mit 100 794 Mark zu bewilligen; 4. bei Kap. 82. Albrechtsburg in Meißen, nach der Vorlage n) die Ein nahmen mit 21 800 Mark zu genehmigen, d) die Ausgaben mit 24 603 Mark, darunter 7125 Mark künftig wegfallend, zu bewilligen, o) den Vorbehalt zu Tit. 4 zu genehmigen; 5. bei Kap. 83, Verschiedene bauliche Zwecke, nach der Vor lage n) die Einnahmen mit 20 Mark zu genehmigen, 1>) die Ausgaben mit 26 350 Mark, darunter 10 275 Mark künftig weafallend. zu bewilligen, c) die Vorbehalte zu Tit. 2, 3 und 4 z» genehmigen; 6. bei Kap. 84, Allgemeine Technische Ztoe^e nach der Vorlage n) die Einnahmen mit 1800 Mark z» gemlmiigen, b) die Ausgaben mit 25 450 Mark, darunter 12 000 Mark künftig wegfallend, zu bewilligen, e) die Vor- behalte zu Tit. 4 und 5 zu genehmigen; 7. bei Kap. 86, All gemeine und unvorhergesehene Ausgaben, im Geschäfts bereiche des Finanzmiliisterimns nach der Vorlage die Aus gaben >»i! 2000 Mark zu bewilligen; 8. bei Kap. 87, Ge bäude- und Maschinenversicherung, nach der Vorlage die Ansgalen mit 386 015 Mark zu bewilligen. Die Kammer beschloß einstimmig dem Anträge der De putation gemäß. Wirkt. Geh. Rat Dr. Mehnert berichtete hierauf über Kap 16 Tit. 29 des ordentlichen Staatshausbaltsetats für 1914/15 betr. die Erweiterung des Bahnhofes Riesa. Er beantragte, in Nebercinstimmiing mit der Ersten Kam- mcr die hierfür angefordcite erste Rate in Höhe von 300 000 Mark, gemeinjährig mithin 150 000 Mark, als künftig »ver fallend nach der Vorlage zu bewilligen und den dazu ge- stellten Vorbehalt zu genehmigen. Die Kammer beschloß einstimmig nach dem Anträge des Referenten. -r Kammerherr Dr. v. F r e g e - Wcltzien berichtete dann über Tit. 29 des außerordentlichen Staatshausbaltsetats