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Rundschau. Auf Europa macht sich der Friedensschluß bereits bemerkbar. Am meisten haben die Dänen sich zu freuen, denn sie werden nun sehr wahrscheinlich ihren ungerechten Sundzoll forterheben können. Nordame rika, daS diesen Zoll gekündigt hatte, hat erklärt, ihn noch 2 Monate zahlen zu wollen, denn man hat dort eingesehen, daß nun, seitdem Rußland mit dem Westen Frieden geschloffen hat, Dänemark von Petersburg aus sehr kräftige Unterstützung erhalten wird, wenn man den Wegfall deö Sundzolls erzwingen wollte. Deutschland hat dir Zeit des Krieges unbenützt ge lassen, um jene Ungerechtigkeit, welche unfern Hanrrl belastet, abzuschaffen oder mindest billig abzulösen. Schweden wird gezwungen sein, auch nach dem Friedensschlüsse sich in seiner Politik dem Westen zu zuwenden und sich somit mehr von Rußland zu tren nen, wenn nicht Frankreich eine Vermittelungsbrücke bildet. Aber daS wird nicht so leicht gehen, denn der Stockholmer Vertrag ist auch mit England abgeschlos sen. Und Englands Kriegsmacht zur See hat sich nach de« Erfahrungen der letzten zwei Jahre so furcht bar entwickelt, daß selbst Napoleon nicht wird wagen wollen, auf Schweden einen Druck auSzuüben, der dieses Land wieder zu Rußland hinneigt. Rußland hat durch die Erfahrungen deS letzten Krieges lernen müssen, daß eS gegen Europa, sobald sich dieses zum großen Theil vereinigt, nichts durch setzen kann, was dieses nicht will. ES hat aber auch ungesehen, daß Preußen und das übrige Deutsch land für ein europäisches Princip die Waffen schwerlich schwingt. Wenn dir» Rußland einfieht, so kann und wird eS auf diese Erkenntniß neue Pläne bauen können. Schon jetzt thun russische und russisch gesinnte Zeitungen sehr groß ; sie sagen : daS Czaaren- reich hat seinen KriegSzweck vollkommen erreicht und der stolze Westen ist nur der Errcutor deS heiligen Rußland.. Auf England und Frankreich, welche in der Türkei die angekündigten Reformen durchführen wollen, fällt der Haß des türkischen Fanatismus und die Christen der Türkei werden wie vor, nach de« glaubenSverwandten rechtgläubigen Rußland blicken. Co «endet Vie Thalsache des Friedensschlusses über- all den Blick der Denkenden »ach der Zuknn f t. Die Jahren kommen, aber die Weltgeschichte steht nie still und entwickelt in aller Stille die Keime künftiger Thatsachen. . Auch im Pariser Conferenzsaale zweifelt wohl schwerlich jemand daran, daß der Friedensschluss, wie er nun einmal ausgefallen ist, weder die politischen Anliegen der einzelnen Cabinette noch die Hoffnungen und Erwartungen Europas vollständig befriedigt. Gleich als wolle man dem Tadel züvorkommen, wurde in den letzten Tagen vor der Unterzeichnung vöii Men Seilen verkündigt, das die früher schon angeregte Idee ein-S europäisch en Kongresses zm Re gelung der schwebend gelassenen Fragen eine immer festere Gestalt gewinnen. Welches sind die in der Schwebe gelassenen, hinauSgeschobenen Fragen? Früher als man in schnellster Hast daS FriedM- grschäst in wenig Sitzungen abmachte^ sagte Man, diese Eile sei ein Beweis, wie schnell sich die euro päischen Fragen reguliren ließen. Rach der Unter zeichnung hat man aufrichtiger eingestanden, Abgeord nete würden bis nach der Ratification der Verträge versammelt bleiben müssen, um „die Vorfragen der kommissarischen Arbeiten genauer zu formuliren." Daraus erhellt, raß die Conferenzen noch mehrere Monate dauern werden, wenn man auch Kremer an dern Form und nicht in der seitherigen feierlichen Weise tagt; es ist dringend zu wünschen, daßdie Eimg- keit dieser Versammlung erhalten bleibt und daß solche Garantien praktisch ins Leben gerufen werden, welche den Frieden wirklich sicher stellen. Wäre das FriedenSbedürfniß in Frankreich wie in Rußland nicht gleich stark vorhanden, man ktznkte zweifeln, ob die Fortsetzung der Pariser Conferenzen in Eintracht verlaufe. DaS FriedenSbedürfniß der Welt ist uns die beste Bürgschaft füreiue größere oder kleinere Reihe von FriedenSjahreni Und wenn ja mit der Zeit ein Conflict in der diplomati schen Welt auftritt, so Haden doch all« Mächte,kund Rußland zumrist, «ingesehen, welch« furchtbare« Un aufhaltsame« Folgen «in Krieg mit sich führt/ daß er der Lawine gleicht, welche, einmal kö-grriffen, ver wüstet in Vie Tiefe stürzt. UM lleiaer« Ursachen willen wird die Gegenwart nicht so leicht wieder ei- M- HM- - all den Blick derDenkenden nach der Zukunft. Die Deutschland wohl thun, scharfe» Blicks nachDfttfi neuen Verwickelungen «erden nicht gleich nach einigen und Westen zu schauen. Slstrr Jatzrgmcg. Woch en dl att - - für-. ' - . Bischofswerda, Stolpe» und Umgegend. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. / ' ... - - - —— - » , .... .-ü viese Seitschn'st erscheint »Schentlich 2 Mal, Mittwochs und Sonnabends, und kostet vierteljährlich 12j Rgr. Mittwoch, den 1« April ^1856