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Sächsische Volkszeitung : 07.10.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192810079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19281007
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19281007
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-10
- Tag 1928-10-07
-
Monat
1928-10
-
Jahr
1928
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Nummer 2S« — 27. Jahrgang krlcheint emal WSchentl. mit den illustr. Grattsvetkagen .Di, «eit' und .Für unsere kleinen Leute", sowie den Tepbeilagen ,Et. Venno-BIatt", .Unterhaltung und Wissen", .Die Welt der Frm>". .«erztiicher Natgeder" Da» gute Buch", .Filmrund, schau". Monatlicher Bezugspreis 3 Mk. einschl. Bestellgeld. Itnzelnummer 10 Sonnabend. ». Sonntagnummer »0 Hauptschrillleiter, Dr. <S. DeSezhk, Dresden. Sonnlag» den 7. Oktober 1928 B er lagSort, Dresden Anzeigenpreis«! Die lgespaltene Petitzolle !t<> Fainilten» anzetgen ».Stellengesuche 20 Z. DiePetttrellamezeile. 89mm breit. 1Für Anzetgen autzerhalb des Verbreitungsgebiete» SO^.diePetitreNan>ezeile I.»0^.Offertengeb.»0 Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung d. Anzeigen-Aufträgen u. Lelswng v. Schadet,ersah. Geschäftlicher Teil: Artur Lenz. Dresden. Geschäftsstelle, Druck u.Verlagi Germania, A..G. lürVerlag und Druckerei,Filiale Dresden,Dresden.il. 1, Polierstratze l?. FernnifSlOlS. Postscheckkonto Dresden riaz. Bankkonto- Stadtbank Dresden Sir. «1719 Für christliche Politik un- Kultur » Redaktion der Sächsischen VolkSzeltuna Dresden-Altstadt 1. Polterstratze i7. Fernrni Mit und 2lvl2. Nachruf Sie ist nicht mehr. Um Mitternacht zwischen dem 6. und 7. Oktober ist sie verschieden. Ehre ihrem Anden ken! Die 4. Klasse der Personenwagen der Deutschen Reichsbahn ist ein Opfer des neuen Winterfahrplanes und des geänderten Tarifs geworden. So billig fahren mir nicht so bald wieder durch die deutschen Lande. Es war einmal. Nur eins mildert uns die Trauer dieses Abschieds ein wenig: die Wagen, die uns lieb und vertraut gewor den sind, weil sie unsere Knochen gar so freundschaftlich durchrüttelten — die werden wir nicht so bald verlieren. Zwar hat der Herr Generaldirektor der Deutschen Reichs bahn seinem ernstlichen Willen Ausdruck gegeben, das Wagenmaterial der neuen gemeinsamen 3. Klasse, zeit weise auch „Holzklasse" genannt, gründlich zu erneuern. Daß er den ernstlicken Willen dazu hat. glauben wir gern. Aber in ein paar Wochen geht das nicht, und zumal in diesen schlechten Zeiten nicht. Die lieben Wagen der 4. Klasse werden uns Passagieren der neuen 3. Klasse also bis auf weiteres erhalten bleiben. Vielleicht sogar die Viehwagen, in denen an Sonn- und Festtagen der Strom der Wanderer in die „Sächsische Schweiz" oder an andere schöne Orte befördert wurde. Nur zahlen dürfen wir mehr für das gleiche Vergnügen. Doch wir haben noch einen anderen Trost: Die bis herigen Gäste der 3. Klasse, die vordem stolz in schwach- gefüllten Abteilen saßen, während wir Kopf an Kopf standen, müssen nun neben uns ans der gleichen Bank Plaß nehmen. — Hier könnte man versucht sein, so etwas wie soziale Gesinnung in der Maßnahme der Reichsbahn zu entdecken, ungefähr so: „Es gibt keine vierte Klasse in unserer Gesellschaft mehr! Auf der Holz bank kann sich jeder als gleichberechtigter Staatsbürger fühlen!" — Aber dann hätte nicht nur die 4.. sondern auch die 1. und 2. Klasse abgeschafft werden müssen. Davon ist aber keine Rede, vielmehr erwartet die Leitung der Reichsbahn sogar ein „Aufströmen" der Reisenden in die 2. Klasse. Und die 1. Klasse? Besteht nur noch für die großen, durchgehenden D-Züge. Denn im „Hüpfverkehr", wie man im Flugwesen so hübsch sagt, also auf kürzeren Strecken, benützen Leute, deren Geldbeutel den Tarif 1. Klasse als angemessen empfindet, sowieso das eigene Auto. Bleibt also die Verschmelzung zwischen der 3. und 4 Klasse. Ist die wenigstens ein sozialer Vorteil? Nun, tue Reichsbahn ist sicher nur von geschäftlichen Erwägun gen ausgegangen. Dennoch kann man hier einige nach denkliche soziale Betrachtungen anstellen. Im Grunde ge nommen hat die neue Holzklasse ja nur den Namender 3. Klasse, tatsächlich ist die 3. Klasse in der 4. aufgegan gen und nicht umgekehrt. Weil die 3. Klasse einen non Jahr zu Jahr schwindenden Besuch aufwies, hat die Reichsbahn die Holzklassen zusammengelegt, um durch einen niedrigeren Tarif für die Polsterklasse den bis herigen Fahrgästen „3. Güte" einen Anreiz zu schassen, noch diese kleine Stufe höher zu steigen. Die 3. Klasse ist in der 4. aufgegangen . . . Dieser Satz umschreibt zugleich den sozialen Tatbestand, der in der Tarifänderung der Reichsbahn einen äußeren Ansdruck gefunden hat. Der Mittelstand in der wirt schaftlichen, staatlichen und geistigen Bedeutung, die er in den Jahren vor dem Kriege hatte, existiert nicht mehr. Es war kein Zufall, daß die Schaffung einer 4. Klasse im Eisenbahntarif seinerzeit von Preußen ausgegangen ist. Diese Maßnahme war nicht etwa ein Ausdruck der Ver achtung gegenüber der Arbeiterschaft, sie war vielmehr eine Maßnahme von eniment sozialer Wirkung, die den ärmsten Schichten ermöglichen sollte, das neue Verkehrs mittel zu billigstem Preise zu benutzen. Zugleich rückte aber damit der Mittelstand, dessen Domäne die 3. Klasse wurde, in die Mitte des von der Eisenbahn geschaffenen' Systems: war und blieb doch die 1. Klasse von Anfang an Luxus. Diese 3. Klasse der Reichsbahn war ein äußerer Ausdruck der zentralen und tragenden Stellung, die der Mittelstand im Hohenzollern-Staat und dann in der kon- Keuker Die Welt (Illustrierte Wochenbeilage) Unterhaltung und Wissen Jilmrundschau Turnen. Sport und Spiel M WM in MW MW! Äeimwehren un- Sozial-emvkra!ie — Koffnung auf ruhigen Verlauf Ein kritischer Tag Wiener Neustadt, 6. Oktober. Morgen slndLl Hier der große Aufmarsch der Heim- mehren unter Führung non Dr, Steidtle statt. Gleichzeitig veranstalte,, die Sozialdemokraten eine Demon stration. Es ist bekanntlich nach ansänglichen Schwierig keiten gelungen, eine Vereinbarung darüber herbeizuführen, daß beide Züge völlig getrennt von einander gehalten werden. Da zur Aufrechterhaltung der Ordnung ' starker militäri scher Schutz eingetrossen und von heute bis Sonntagabend Alkoholoerbot herrscht, hasst man bestimmt, daß auf Grund der zwischen den Behörden und den demonstrierenden Organisationen getroffenen Vereinbarungen die Ruhe aus- rechterhalten werden wird. Die Stadt Wiener-Neustadt zeigt ein vollständig verändertes Bild, das vorwiegend militärischen Cha rakter trägt. Im Laufe des Donnerstag waren, wie gemeldet, bereits einige tausend Mann Militär und Gendarmerie in die Stadt eingezogen. Sie erregten um so mehr Aufsehen, als sie in feldmarschmäßiger Ausrüstung mit Stahlhelm und auf gepflanztem Bajonett durch die Stadt marschierten. Gestern trafen Militär und Gendarmerieabteilungen ein. Der größte Teil Militär ist in der eheckealigen Militärakademie und Bun- deserziehungsanstalt untergebracht, weshalb sämtliche Schüler dieser Anstalt diese räumen und in ihre Heimat zurückkehren mußten. Die hiesige städtische Sichorheitswache hat in den letzten Tagen Schießübungen abgehalten und wird für den 6. und 7. Oktober mit Mannlicher-Gewehren ausgerüstet. Großes Aufsehen erregen die vielen Militärordonnanzen, die auf Motorrädern durch die Stadt rasen, die von Uniformen wimmelt. Für den Fall etwaiger Zusammenstöße sind im hiesigen allgemeinen Krankenhause 300 Notbetten und 222 Tragbahren bereitgestellt worden. Der ärztliche Dienst in Wiener- Neustadt wird durch eine Reihe von Wiener Aerzten verstärkt. Viele Geschäftsleute haben für die Auslage Holzverscha lungen machen lassen, so daß die hiesigen Tischler mit Arbeit überhäuft sind. Der soust am Sonnabend abgehaltene Wochen markt wurde bereits Freitag früh abgehalten, da heute sämt liche Betriebe der Stadt ruhen und auch die Geschäftsleute von Wiener-Neustadt ihre Lokale bereits heute mittag schließen wollen. In Anbetracht des Alkoholoerbots werden auch stitutionellen Monarchie einnahm. Wirtschaftlich bildete er die breite Basis des Volkswohlstandes, politisch wirkte er als Träger der Idee gegenüber den Einbrüchen der Interessen, geistig fühlte er sich in Kunst und Literatur als Hüter der Tradition. — Man hat im Auslande viel fach das Vierklassen-System der Deutschen Reichsbahn be lächelt, das einzig dastehend war in Europa und der Welt. Denkende Beobachter aber fühlten und sagten auch dort, daß dieses System ein äußeres Zeichen des eigen artigen sozialen Kräfteverhältnisses in Deutschland war. Diese Stellung des Mittelstandes war schon vor dem Kriege erschüttert. Vor der allzuraschen Entwicklung der Industrie muhte er Schritt für Schritt zurückweichen: ähnlich wie es in England etwa ein halbes Jahrhundert früher geschehen war. Der Weltkrieg förderte dann diese Entwickelung blitzschnell, zwei Worte genügen zur Kenn zeichnung des Weges, auf dem die physische und wirt schaftliche Schwächung vonstatten ging: Kriegsfreiwillige und Kriegsanleihe. In der Inflation wurde der Umfang der wirtschaftlichen Katastrophe offenbar. Die bisherigen Insassen der 3. Klasse, proletarisiert, wanderten ln die 4. Klasse ab. Diese 3. Klasse war nurnochdasDenk- mal eines besonderen Anspruchs und eines besonderen Pflichtgefühls gegen den Staat, der einstmals in diesem „dritten Stande" seine festeste Stütze gehabt hatte. Nun hat die Reichsbahn dieses Denkmal beseitigt. Es wäre leicht, hier Kritik und Klagen anzuknüpfen'Uber das, was gewesen ist und warum es so kommen mußte. Solche Klagen hinterher sind aber nutzlos. Wir geden ken gern des Vergangenen, grüßen aber auch das Kom mende mit Hoffnung. Die Schichten, die sich in der neuen die hiesigen Gastwirte von heute bis Sonntagabend geschlossen halten. Viele Neustädter Einwohner haben bereits die Stadt ver« lassen, um an den beiden kritischen Tagen außerhalb von Wiener-Neustadt die Ereignisse abzuwarten. Man hofft jedoch mit aller Bestimmtheit, daß es zu keinen Zusammenstößen kommen wird. Auch in Baden trifft mau Maßnahmen für! den 7. Oktober. Cs sind bereits 500 Mann Gendarmerie zur Sicherung des Vorortes eingetroffen. Auch in Wien selbst werden an, Sonntag Polizei und Bundesheer Alarmbereitschaft haben. MtzregelWg eines südslawischen Deutschliuns- sührers Belgrad, 5. Oktober. . Trotz der Versicherung einzelner südslawischer Politiker, für eine deutschfreundliche Minderheitenpolitik und eine deutsch-südij slawische Verständigung einzutreten, herrscht in der Behänd» lung der Deutschen in Slowenien leider noch immer vollkoin« mene Willkür. Erst kürzlich hat das Laibacher Oberlandes» gericht in zweiter Instanz in dem Verfahren gegen das den Deutschen widerrechtlich weggenommene Deutsche Haus ii^ Cilli das Urteil gefällt, daß diese Enteignung zu Recht be stehe, weil der Zweck des Deutschen Hauses, das der Erhaltung des Deutschtums diente, unmoralisch gewesen sei. Dieser Tage wurde der Führer des untersteirischen Deutschtums, Dr. Ä Morocutti von der Kreisbehörde in Marburg in seiner Eigenschaft als Kreisarzt ohne Angabe von Gründen seinem Dien st es enthoben. Schon vor mehreren Jahren erfolgtes ohne Eesetzesgrundlage seine strafweise Versetzung, vor zwer Jahren seine willkürliche Entlassung aus dem Staatsdienst. Ers« vor einigen Monaten wurde er auf die Aufforderung eines! faschistischen slowenischen Zeitung hin zur militärischen Dienst«: lsistung einberusen. Die Widersinnigkeit dieser ungesetzliche» Maßnahmen slowenischer Behörden wird aber dadurch deutlich'^ daß sie sich gegen einen Minderheitenpolitiker richten, der sei« Jahren für eine ehrliche deutsch-südslawische V e r-t ständigung und für di« Gewährung einer slowenischen Schul- und Kulturautonomie an die benachbarten Kärntner Slowenen eintrltt. Erst dieser Tage erschien Dr. Morocuttis neues Buch „Grotzdeutschland — Eroßsüdslawien", in dem er dir Notwendigkeit einer planmäßigen deutsch-südslawischen Verstau« dlgungsarbeit in großzügiger Weise entwickelt. „3. Klasse" treffen, haben die Last der letzten fünfzehn Jahre am stärksten gefühlt. Und sie haben sich trotzdem mannigfach gehaßt und mißverstanden, mißverstehen sich noch. Vielleicht wird die gemeinschaftliche Holzklasse ein günstiger Nährboden für ein neues Gemein« schaftsgefllhl dieser unter der Not der Zeit leiden den Schichten, dessen soziale Auswirkungen für die Zu kunft unseres Volkes von höchster Bedeutung werden können. vzk. Tagung des Zenlrums - Parieivorskandes Berlin. 6. Oktober. Unter dem Vorsitz des Reichskanzlers a. D. Marx findet, wie berichtet, heute eine Sitzung des Reichsparteivor- stands der Zentrum spartet statt, in der vor allem über die Vorbereitung des geplanten Reichsparteitagcs gesprochen werden soll, dabei wird zu erörtern sein, ob an ° dem ursprünglich vorgesehenen Termin, dem 6. November fest gehalten werden kann. Bekanntlich war dieser Termin zweifel haft geworden, weil bereits am nächsten Tag der Wiederbeginn des Reichstages stattfinden sollte. Inzwischen hat sich aber Reichstagspräsident Lobe entschlossen, den Reichstag erst für den 12. November zusammenzuberufe». Infolgedessen kann damit gerechnet werden, daß der Parteitag an dem ursprüng- ltch festgesetzten Termin, d. i. am 6. November, stattsindet. . Weiter dürfte der Reichsparteivorstand die politisch« Lage erörtern. Mit Rücksicht auf die Bestrebungen, im Reich und in Preußen eine Umbildung der Regierung herbeizusühren.
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