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Wchnitz-MW 56. Jahrgang. Nr. 71. Inserat«, welche dei de, bedeutenden Auflage det Blattes eine sehr wirk, same Verbreitung finden^ werden mit 1V Pfg. dl« Spaltenzeile oder der«, Raum berechnet. — La« , bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionell« Theile, die Spaltenzeil« M Pfg. „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Sb Pfg-, zweiinonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 4S Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- , "" A M t s V l a t t E- und die St-dtrM für di- Königlich- Umlshmplmamischaft MpMiswalde sowie für d« Königlich zu Dippoldiswalde und Immunem Verantwortlicher Redacteur: Däul Ikhnc in Dippoldiswalde. Donnerstag, den 19. Juni 1890 und dieses stolze Bewußtsein kann nur dazu beitragen, uns mit doppelter Genugthuung den 75jähngen Ge denktag der Schlacht von Waterloo begehen zu lasten. Waterloo! Am gestrigen Mittwoch, den 18. Juni, voll endeten sich 75 Jahre, seit bei dem damals noch nieder ländischen Dörfchen Waterloo durch den glorreichen Sieg der vereinigten Heere Preußens und Englands unter Blücher und Wellington über die letzte Armee Napoleons I. das Geschick des kriegsgewaltigen Fran zosenkaisers entschieden und sein Fall von einer fast beispiellos glänzenden Höhe für immer besiegelt wurde. Die in verschiedenen Kreisen vorbereitete 75 jährige Gedenkfeier der weltgeschichtlichen Enscheidungsschlacht von Waterloo weckt darum aus's Neue die Erinnerung an eine der ruhmvollsten preußisch-deutschen Waffen- thaten und zugleich an ein Ereiqniß, das sich für un fern Welttheil zu einem überaus bedeutungsvollen ge staltete. Noch einmal hatte es der große korsische Er oberer versucht, das Kriegsglück an seine Fahnen zu fesseln und sich hiermit die Herrschaft über halb Europa wieder zu erringen, aber dieses Bestreben scheiterte auf dem blutigen Schlachtfelde von Waterloo an deutscher Tapferkeit und englischer Zähigkeit, das Heer Napo leons wurde vollständig zersprengt und der siegge wohnte Franzosenkaiser vermochte nur durch die eiligste Flucht den verfolgenden Preußen zu entgehen, freilich nur, um sich dafür nach wenigen Wochen an die Eng länder, seine Todfeinde, zu ergeben. Die Schlacht bei Waterloo zog. den Sturz des korsischen Titanen, nach dem er zwei Jahrzehnte hindurch die staunende Be wunderung, aber auch den ingrimmigen Haß seiner Zeitgenosten erregt, und somit auch den Fall des ersten französischen Kaiserreiches nach sich und dieses Ereigniß wirkte auf lange Jahre bestimmend auf die politische Entwickelung Europas ein. Die Bölker aber athmelen wiederum, wie nach dem Riesenkampfe bei Leipzig, er leichtert auf, denn der Tag von Waterloo hatte durch 'Napoleons Sturz Europa von einer Geißel in mensch licher Gestalt für immer befreit und eine langjährige Friedensepoche hob jetzt an, in deren Berlauf die vielen Wunden, welche die napoleonischen Kriege dem Glück und dem Wohlstände der Nation geschlagen, all- mälig wieder vernarbten. Seit jenem denkwürdigen Enlscheidungskampfe auf niederländischem Boden hat Europa allerdings noch andere und viel gewaltigere Ereignisse geschaut, Ereignisse, an denen namentlich wir Deutschen durch die politische Einigung unserer Nation und die Gründung des neuen deutschen Kaiser reiches in erster Linie mit betheiligt sind. Aber hier mit wird der Bedeutung der Schlacht bei Waterloo nichts genommen und die Erinnerung an sie gewinnt gerade für uns Deutschen an Interesse, wenn wir da ran denken, daß gar nicht so sehr weit vom Schau platze der Schlacht vom 18. Juni 1815 nach 55 Jahren ein anderer weltgeschichtlicher Entscheidungskampf aus gefochten wurde, der für unser Bolk und Vaterland von höchster Bedeutung geworden ist.X Bei Waterloo sank das Kaiserthum des ersten Napoleons vor den vereinigten preußisch-englischen Waffen in den Staub und nach 55 Jahren wurde dei Sedan das Reich seines Neffen, welches gleich dem des Onkels eine stete Kriegsdrohung für Europa gewesen war, durch den wuchtigen Stoß der deutschen Heere zertrümmert — der dritte Napoleon hatte ebenfalls sein Waterloo ge funden! Statt des zermalmten zweiten französischen Kaiserreiches stieg nun das neue deutsche Reich glanz voll empor und so kraftvoll wie nur je steht dasselbe heute da, gefürchtet von seinen Feinden, bewundert und hochgeschätzt von seinen Freunden und nach wie vor der Hort des Völkerfriedens. Zur Zeit der Wa terloo-Schlacht konnte Niemand eine so herrliche Ent wickelung der Dinge ahnen und trotz der Nieder werfung des fränkischen Weltenstürmers blieben wir Deutsche doch das zersplitterte und uneinige Volk, das wir seit Jahrhunderten gewesen waren. Heute aber sind wir eine große und mächtige Nation, deren Stimme entscheidend im Rathe der Völker Europas ist Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 18. Juni. Vor Kurzem ist in Dresden bei Minden u. Wolters, Verlag der Gewerbe schau, ein Schristchen erschienen, auf das wir alle Ge- werbtreibende, welche Lehrlinge beschäftigen oder be schäftigen wollen, dringend aufmersam machen. Das selbe enthält drei preisgekrönte Abhandlungen über die bei der Ausbildung von Handwerkslehrlingen einzu haltenden allgemeinen Grundsätze. Infolge eines von der „Gewerbeschau", dem Organe der sächsischen Ge werbevereine, veröffentlichten Preisausschreibens sind obige drei vom Dresdener Hufbeschlagmeister Ernst Kliemchen, dem Schuldirektor August Hantsche in Pegau, und Hermann Krüger, einem Dresdener Beamten, ein gelieferte Abhandlungen von den bestellten Preisrichtern (Gewerbeschulinspektor Enke, Gewerberath Siebdrat, Glasermeister Wetzlich und den Obermeistern der Dres dener Schneider-, Tischler-, Klempner- und Schlosser innung) mit dem Preise gekrönt und, nach Abdruck in der Gewerbeschau, jetzt als besondere Broschüre heraus gegeben worden. Alle drei enthalten beherzigenswerthe Fingerzeige für jeden Lehrmeister und bekunden offen das Bestreben, durch eine zeitgemäße Ausbildung oer Handwerkslehrlinge dem ehreuwerthen Handwerk nicht nur technisch, sondern auch allgemein gebildete und mit väterlicher Zucht zu sittlicher Lebensführung gewöhnte Glieder zuzuführen. Die Krüger'sche Abhandlung ent hält, was gewiß sehr vielen Meistern erwünscht sein dürfte, sämmtliche auf das Lehrlingswesen sich be ziehende Gesetze. Wie wir hören, hat Herr Klempner meister Philipp hier das Schristchen, das nur 50 Pfg. kostet, in Kommission. Dippoldiswalde, 19. Juni. Der vom Gewerbe- Verein geplante Ausflug nach Meißen zur Besichtigung der Albrechtsburg, eventuell des Domes und der Por- zellansabrik soll nach dem Beschlüsse des Vereinsvor standes bestimmt am 26. dss. Mts. vorgenommen werden. Man hofft um so mehr auf eine starke Be theiligung von Mitgliedern und Gästen, als die künf tige Gewährung eines Extrazuges wesentlich von der Benutzung des diesmal von der kgl. Generaldirektion gestellten abhängen wird. In der nächsten Freitag stattfindenden Versammlung des Vereins wird das vom Vorstande unter sachverständigem Beirath aus gestellte Programm bekannt gegeben werden; es ist also, da man von der Aussendung besonderer Zeich nungslisten absehen will, ein zahlreicher Besuch zu wünschen. — Die letzten regenfreien, zum Theil sogar son nigen Tage haben der Heuernte wesentlich genützt und war dieselbe in vollem Gange, bis der heutige Regen abermals empfindlich gestört hat. — Die gestrige Sonnenfinsterniß ließ sich besonders dann, wenn die Sonnenscheibe von leichtem Gewölk bedeckt war, gut beobachten, ohne daß man rußgeschwärzte Gläser zu Hilfe zu nehmen brauchte. — Der Vorsitzende des Landesausschuffes sächsischer Feuerwehren Herr H. Bergmann-Waldheim fordert alle dem sächsischen Landesverbände angehörige Korps auf, die Namen derjenigen Mitglieder, welche als De legiere für den Zittauer Feuerwehrtag gewählt worden sind, bei ihm bis spätestens den 30. Juni d. I. zu melden, damit die Karten für dieselben rechtzeitig ver sandt werden können. Reinholdshain. Am vergangenen Sonnabend wurde in einem von Herrn Erbgerichtsbesitzer Nau mann aus Dresden bezogenen Latrinenfäffer der Leichnam eines in Tücher gewickelten neugeborenen Kindes weiblichen Geschlechts gefunden. Hoffentlich führen die sofort angestellten Nachforschungen ,u günstigem Erfolge, da die Tücher gezeichnet gewesen sind. Das noch nicht völlig ausgetragene Kind hat bei der Geburt nur wenige Sekunde» gelebt; ob das selbe aber gewaltsam getödtet wurde, konnte bet der gerichtlichen Sektion nicht mit Bestimmtheit nachge wiesen werden, da die Fäulniß des Leichnams schon weit vorgeschritten war. Hermsdorf b. Fr. Die Weihe der Glocken für unsere Kirche findet am Johannistage, den 24. Juni, Vormittags 10 Uhr, unter entsprechender Feier lichkeit statt. H Poffendorf. In der Nacht vom 16. zum 17. d. M. wurden bei den hiesigen Gutsbesitzern A. Göhler und A. Hertelt Einbruchdiebstähle verübt. Die Diebe drangen mittels Einsteigens durch die Fenster in die betreffenden Wohnräume, in der Absicht, Geld zu stehlen. In dem Hertelt'schen Wohnzimmer ent wendeten sie einige Kleidungsstücke und 1 M. 40 Pf. in baarem Gelde. Mitgenommene Wäsche, sowie ein Paar neubesohlte Stiefeln hatten sie im Obstgarten unter das Heu versteckt. Im Göhler'schen Wohn zimmer dagegen nahmen die frechen Einbrecher vor handenes Brod und Eier an sich und zerschnitten, in der Vermuthung Geld zu finden, die Gace am Milch schranke. — Heuer glaubte man auf eine vorzügliche Kirschen ernte rechnen zu dürfen, da die Blüthen in ungewöhn lich reicher Weise angesetzt hatten. Allein diese Hoff nung hat sich als eine trügerische erwiesen. Die Kirsch plantagen unseres Ortes haben so wenig Früchte auf zuweisen, daß es sich kaum lohnt, die ganz vereinzelt hängenden Kirschen vom Baume zu pflücken. Dagegen dürfte die Heidelbeerernte in unseren nahen Wal dungen dieses Jahr eine ganz befriedigende werden. Dresden. Auf Rath der Aerzte sieht Königin Karola von der Benutzung eines Seebades wegen des schroffen Luftwechsels vorläufig ab, und ist der selben zur Beseitigung des hartnäckigen Katarrhs viel mehr ozonreiche Waldlust empfohlen worden, weshalb sich auch die Königin bei Eintritt wärmerer Witterung wahrscheinlich zu längerem Aufenthalt nach Jagdschloß Rehefeld begeben wird. — König Albert hat laut Verordnung vom 11. Juni beschlossen, die Bestimmungen des § 5 der Sta tuten des Albrechtsordens vom 31. Dezember 1850 dahin zu erweitern, daß zwischen das Komthurkreuz 2. Klasse und das Ritterkreuz 1. Klaffe eine weitere Abstufung des Ordens unter dem Namen Offiziers kreuz eingeschoben werde. Diese neue Dekoration, in der Form der Ritterkreuze I. Klaffe, mit einer gol- genen Krone versehen, ist nicht am Bande, sondern gleich dem Eisernen Kreuze 1. Klaffe oder dem Stern zum Johanniterorden an der linken Brustseite angesteckt zu tragen. — Im sächsischen Armee-Korps finden die Hebungen des Beurlaubten st andes der Ersatz-Reserve rc. wie folgt statt: Vom 7. Juli bis 3. August werden Ersatz- Reservisten zu einer vierwöchentlichen Uebung einge zogen. Dieselben werden den Kompagnien zugetheilt. Ferner werden bei allen Infanterie-Regimentern (mit Ausnahme vom 105. Jnf.-Reg. in Straßburg) Ersatz- Reservisten eingezogen und zwar vom 23. August bis 31. Oktober zu einer zehnwöchigen Uebung und vom 20. September bis 31. Oktober zu einer sechs wöchigen Uebung. Diese beiden Kategorien werden in besonderen Kompagnien sormirt. Die übungs pflichtigen Volksschullehrer werden bekanntlich bei den Ersatzreserve-Kompagnien mit ausgebildet. Vom 1. bis mit 20. September werden Lazarethgehilfen eingezogen, um sich in den Garnisonlazarethen zu üben. Von jetzt bis zum 3. August sind solche ehemalige Ein jahrig-Freiwillige eingezogen, welche nicht Offiziers- Aspiranten sind oder sich als solche haben streichen lassen. Für das zur Ausbildung der Ersatz-Reserve erforderliche Personal des aktiven Standes werden Unteroffiziere und Mannschaften der Reserve zu einer