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(ZÜÄSMSME Die Sachsen-Zeituna enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtsyauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen «. a. Donnerstag 24 Januar 1924 Nr. 20 - 83. Jahrgang. Wilsdruff-Dresden. Postscheck: Dresden 2640 Tel.-Adr.: .Sachsenzeitung- ÄüMr/vm, Äwmte, KiMM/k v. Kr-K/er' Anzeigenpni»: die » ,gp-lt«n« R-umzeile MDoldpfninig, die rgesv-IteneZeil« der amtlichenBekamitm-chung-nso«»». ps-nnig, di- Zsesvallene R-dI°m-,eiIe im »ertlichen Teile der Zeitung ivv Doldpsenmg. Nachweisungsgebahr A> «aw- annahmc bis vormittags toUhr. — — — —Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Radatlanipruch erlischt, wenn derBelrag durchNIage erngezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen auch alle Vermittlungsstellen entgegen. Sla/wM/e DaMMrms M LtmSlwrMqA Die.Sachsen.Zeitung- erscheint täglich nachmittags 5 Uhr sür den solgenden Tag. 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Halbamtlich wirb mitgeteilt: Der Präsident, ber Vorstand und einige Mitglieder des Verwaltungs rates der deutschen Rentenbank haben gestern beim Reichssinanz- minister und beim Reichsaußenminister ihre schwersten Bedenken dagegen erhoben, daß die Besatzungskosten sür das besetzte Ge biet weiterhin gezahlt werden. Die jetzt eingetretene Stabili sierung unserer Währung wird nach ihrer Auffassung nicht aufrecht erhalten werden können, wenn diese Zahlungen fort gesetzt würden. Die Stabilisierung sei nur dann gewährleistet, wenn die Ausgaben des Reiches sich mit den Einnahmen im Einklang befänden und der Haushaltplan im Gleichgewicht bleibe. Nach den ihnen bei den Kreditanträgen zugegangenen Aufstel lungen des Reichsfinanzministeriums sei die Herbeiführung des Gleichgewichts für das Jahr 1924 nur dadurch ermöglicht worden, daß die Ausgaben auf das kaum Erträgliche beschnitten und die Einnahmen in einer Höhe angenommen seien, daß man kaum noch mit ihrem Hereinkommen rechnen könne. Würde dieses Gleichgewicht durch so hohe Ausgaben, wie sie die Besatzungs kosten darftellen, überschritten, dann seien große Fehlbeträge unvermeidlich. Aus Anleihen oder Rentenbankkrediten könnten diese Fehlbeträge zur Zeit nicht gedeckt werden. Es würde daher nur die Neuschaffung von ungedeckten Zahlungsmitteln übrig bleiben, die eine neue Inflation im Gefolge haben würde. Die Rentenbank hält sich im Interesse der Aufrechterhaltung der Stabilität -er Währung für verpflichtet, gegen die Weiter zahlung der Besatzungskosten ihre warnende Stimme zu er beben. Den Vertretern der Rentenbank wurde zugesagt, daß bie Angelegenheit weiter verfolgt und dem Kabinett unterbreitet werden würde. Ein grotzer Erfolg de« Reichsbank- Präsidenten (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zeitung") Paris, 23. Ian. Der gestrige Beschluß des Sachver- ständige nausschusses über -re Notwendigkeit der Gründung eurer deutschen Goldnotenbank wird hier als ein großer Erfolg des Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht be trachtet. Das Interesse für diese Pläne ist auch in fran zösischen Finanzkreisen lebhaft. Vor dem 2. Aus schuß hat der Reichsbankpräsibent dargelegt, daß die Fest stellung der deutschen Kapitalien im Auslande mit großen Schwierigkeiten verbunden wäre. Die Darlegungen Dr. Schachts gingen darauf hinaus, daß es nur ein Mittel zur Heimführung der deutschen Kapitalien gebe, nämlich die Sanierung der deutschen Finanzen. Schachts Rückreise nach Berlin. (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zeitun g".) Paris, 22. Ian. Dr. Schacht wird, wie wir erfahren, am kommenden Donnerstag die Reise nach Berlin antreten. Er wird vor dem Sachverständigenausschuß nicht erscheinen. Dagegen wird -er 2. Ausschuß, der sich mit der Frage der deutschen Auslandsguthaben beschäftigt, (morgen noch einmal den Staatssekretär Bergmann hören. Feierlichkeiten zum Tode Lenius. (Eigener Fernsprechdien st der „Sachsen-Zeitun g".) Berlin, 23. Ian. Der deutsche Botschafter in Moskau, Graf Brockdorff-Rantzau, wird mit der Uebermittlung Lusammeswirke» Mischen Arbeitgeber «Nil ArbMr nn ns,! Von besonderer volkswirtschaftlicher Seite wird uns geschrieben: , Ein bißchen „grüner Tisch", ein bißchen Amtsschimmel- ritt Hal noch nie geschadet; es trägt vazu bei, das trübe Grau des Daseins durch ein lustigeres Lachen aufzubalterr. „Der Zopf, der hängt ihm Hinten," heißt es ja in dem be kannten Lied. Aber — um mit Karlchen Wippchen zu reden — allzu viel macht schartig. Das Schreiben aus dem Reichsfinanzministerium an den Reichsarbeitsminister Dr. Brauns, in dem dieser gebeten wird, voraus hinzuwirken, daß bei Schlichmngs- sprüchen grundsätzlich nichl über sie Lolin- und Gehaltsätze des Reiches nur unter besonderen Umständen hinaus gegangen werden soll, scheint aber doch etwas zu viel „grüner Tisch" zu sein. Heißt voch, äüzu wild auf vem Amtsschimmel herumzugaloppieren. Erstens ist es poli tisch unklug. Man muß objektiv genug sein, zuzugestehen, daß -ie deutsche Arbeiterschaft sich fast restlos damit einver standen erklärte, bei Neufestsetzung ver Löhne auf Goldmark auf, die Friedenslöhne, zu verzichten, sich mit Löhnen rü des Beileids der Reichsregierung an die Sowjetregierung dr austragt und wird an den Feierlichkeiten anläßlich der Beerdi gung Lenins in Moskau teilnehmen. Auch der Berliner russische Botschafter wird sich am Sonnabend zur Trauerfeier einsinden. Das Reichskabi«ett über die 3. Steuer- «otverordnung. (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zeitun g".) Berlin, 23. Ian. In der gestrigen Nachmittagssitzung des Geschäftsträgers in Paris, von Hösch, entgegen. einen Bericht über die 3. Steuernotverordnung. Beschlüsse wur den nicht gefaßt. Desgleichen nahm das Kabinett einen Bericht des Geschäftsträger in Paris, von Höfch, entgegen. Spätestens 10. Februar Reichstags- Zusammentritt. (Eigener Fernsprechdien st der „Sachsen-Zeitun g".) Berlin, 23. Ian. Der Zusammentritt des Reichs tages wird, wie aus parlamentarischen Kreisen bekannt wird, voraussichtlich um den 10. Februar herum erfolgen. Der 10. Februar ist nach Auffassung der Reichsregierung -er äußerste Termin, weil das Ermächtigungsgesetz am 15. Februar abläuft. Verhaftung eines Gewerkschaftlers durch die Franzosen. (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zeitung".) Essen, 23. Ian. Der Gewerkschastssekretär Bohn von -er Gewerkschaft der Eisenbahner wurde von den Franzosen verhaftet. Daves reift «ach Berlin. (Eigener Fernsprechdienst der „S a ch s e n - Z e i t u n g".) Paris, 23. Jan. Das Mitglied der Sachverständigen kommission Daves (Budget und Währung) reist voraussicht lich am Montag nach Berlin. Empfang Shaws durch Dr. Stresemann (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zeitung".) Berlin, 23. Januar. Der amerikanische Stahlkönig Shaw ist heute vormittag durch den Reichsautzenminifter Dr. Stresemann empfangen worden. Kabinettsrat in Paris. (Eigener Fernsprechdien st der „Sachsen-Zeitun g") Paris, 23. Ian. Unter dem Vorsitz Poincarös hat gestern früh ein Kabinettsrat stattgefunden. Die Minister be schäftigten sich hautpsächlich mit den neuen Finanzmaßnahmen, die abends in -er Kammer zur Sprache gelangen werden. Außerdem hat Poincarä Angaben über die auswärtige Politik gemacht. Der Völkerbundskommissar für Ungarn. (Eigener Fernsprechdien st -er „Sachsen-Zeitun g".) Budapest, 23. Ian. (Telunivn.) Zum Generalkommissar des Völkerbundes für Ungarn soll Baron Theodor Adeswert ernannt werden. Don anderer Seite wird ein Amerikaner als Anwärter für diesen Posten genannt. ili-ovn zu geven, ore im allgemeinen unter den Frtevens- löhnen liegen. Und das in wirtschaftlich produktiven Be trieben, nicht etwa nur in Zuschußunternehmen, wie es das Reich, die Staaten und Kommunen sind. Sie haben sich bereit ecklärt, obwohl ja auch diese Löhne in ihrer Kaufkraft noch weit unter dem Friedensstand stehen. Und darum auch gar nicht die Möglichkeit bieten, Erspar nisse zu machen für jene Zeit, wenn die Arbeiter erwerbs los sind oder das Alter ihnen die Erwerbsmöglichkest rimmt. Man kann es ruhig sagen, daß eine derartige Her- ibsetzung des Lebensstandards — die notwendig war — nicht bloß materiell, sondern auch politisch bitter empfunden worden ist, weil gerade die Arbeiterschaft politisch im demo kratischen Deutschland von allergrößter Bedeutung ist. Kürzung der Löhne und gleichzeitige Verlängerung der Arbeitszeit ist also in der Industrie unter überraschend ge ringem Widerstand der Arbeiter und Angestellten durchge« führt worden, weil doch die Einsicht in die wirtschaftliche Notwendigkeit der Mehrleistung und der Herabsetzung der Produktionskosten stark genug war, um in die Beseitigung »roduktionshemmender Errungenschaften kampflos zu villigen. Die Löhne wieder in ein vernünftiges Verhältnis znm Nutzeffekt der Produktion bringen, unproduktive Ausgaben nöalickst einichränken — das war der ricktiae Wekicklsvunkt. von vem man ausgtng, als zum Personal- und zum Lohn abbau geschritten wurde. Die untere Grenze mußte dabei das Existenzminimum des Arbeiters sein, das war nicht nur eine sozialpolitische, sondern vor allem eine wirt schaftliche Forderung. Nicht bloß deswegen, weil „jeder Arbeiter seines Lohnes wert" sein muß, sondern deswegen, weil eine über die privatwirtschaftliche Notwendigkeit hin ausgehende Herabdrückung des Lohnniveaus zur Beseiti gung der Kaufkraftdes inneren Marktes führt, auf die jede Industrie als Hauptabsatzgebiet angewiesen ist. Natürlich kann man auch im Interesse einer aktiven Handelsbilanz die Ausfuhr fördern und zu diesem Zweck die Produktionskosten durch Lohnherabsetzung forcieren; das bedeutet aber genau solch einen Raubbau am volks wirtschaftlichen Vermögen, als wenn Teile dieses Ver mögens selbst exportiert werden. Denn der wichtigste Faktor unseres Volksvermögens ist die Arbeitskraft -es deutschen Volkes. Und zwar jetzt mehr denn je. Bezeichnenderweise haben sich übrigens gerade nicht Unternehmerkreise der Urproduktion und der Verarbeitung mit der Bitte an das Reichsfinanzministerium gewandt, die Löhne zu drosseln, sondern die Vertreter der Verteilung, nämlich die Export firmen und Versicherungsgesellschaften. Eine über das Maß des wirtschaftlich Notwendigen hinausgehende Lohn- und Gehaltsdrosselung ist aber auch privatwirtschaftlich unvorteilhaft, weil sie sen letzten Rest von Arbeitsfreudigkeit.tilgen würde. Denn nicht bloß das Schickfal des Alternden ist dunkel, sondern auch die Gegen wart. Bei den Beamten uttd bei zahlreichen mit dem Recht -er Pensionierung bekleideten Staatsangestell ten ist jene Sorge, die um das Alter, nicht vorhanden. Aber wenn die Einstcht in unsere Arbeiterschaft wieder hinein gebracht worden ist, daß der Lohn einen Teil des Nutz effekts des produzierten Gutes -arstellen muß, so darf man doch nicht die nicht güterproduzierende, sondern höchstens güterverteilende Arbeit der staatlichen Be amten, Angestellten uns Arbeiter zum Vergleich her anziehen. Außerdem ist es wirklich „grünster Tisch", wenn man glaubt, durch einen übermäßigen Lohnabbau eine Preisherabsetzung herbeizuführen. Der Reallohn steigt allein durch Mehrproduktion, weil jetzt die Löhne schon die Grenze des wirtschaftlichen Existenzminimums fast durchweg erreicht, teilweise sogar unterschritten haben und damit die Aufnahmemöglichkeit für die erhöhte Pro duktion aufs schärfste eingeengt. Es ist darum verständlich, daß das Neichsarbeits« Ministerium die „Anregung" des Neichsfinanzministeriums ablehnt und vor allem der Arbeit der Schlichter nicht „dortseits" gewünschte Grenzen ziehen will. Man hak gegenüber diesen — und anderen — Eingriffen des Staates in das wirtschaftliche Leben, stärker als je den Wunsch, daß wir uns, Arbeitnehmer wie Arbeitgeber, baldmöglichst durch ein Zusammenarbeiten im Geist wirklicher Arbeits gemeinschaft von jeder staatlichen »Regelung" befreien. ZachsenzLanMirle invreEn z. HsntiwlttschaMiAe AoAe. Lamter Lag. Dresden, 22. Januar. Den heutigen Veranstaltungen wohnte auch Dresdens Oberbürgermeister, Blüher, bei. Der Leipziger ttmversitäts- professor Dr. Scheunert sprach über „Ernährungs- fragen unter Berücksichtigung der Vitamine". Er ging aus von den Versuchen amerikanischer Gelehrter, die da feststesten wollten, ob eine genügende Ration von richtiger Menge und richtiger chemischer Zusammensetzung imstande ist, das Leben der Tiere und das des Nachwuchses zu erhalten, wenn diese Ration aus einer einzigen Pflanze zusammengesetzt ist. Die mit Roggen gefütterten Tiere wurden normale Rinder, während die mit Weizen gefütterten Tiere verkümmerten. Ge nau so war es mit der Nachkommenschaft. Die mit Hafer ge fütterten Tiere standen in der Mitte. Die Nahrung muß ent halten: 1. unbekannte Nahrungsftvsfe, genannt Vitamin; 2. Ei weiß; 3. Energie, gedeckt durch Kohlehydrate und Fett; 4. Mi neralstosse; 5. Wasser. Ist nun einer von diesen Stossen un genügend, so tritt Unterernährung ein. Hinsichtlich der Vitamine sind neben Mc. Collum auch andere Forscher zu ähnlichen Ergebnissen gekommen, besonders was die Tropenkrankheit Beri beri anlangt und den Skorbut, die auf das Fehlen von Vitaminen zurückzusühren sind. Die Vitamine werden in drei Gruppen ein gekeilt. Die Quelle von Vitamin A, bei dessen Fehlen Augen krankheiten auftreten, sind in erster Linie grüne Gemüse, gewisse Milchprodukte, Eidotter, besonders Lebertran, auch Rinder- und Hammelfett, aber nicht Schweineschmalz und Margarine. Vi tamin B ist namentlich in der Hefe und der Kleie enthalten. Die Beriberikrankheit tritt ein durch allzu gwßen Genuß von geschältem Reis. Das weiße Mehl, also der sogenannte Kaiser- auszug, enthält das Vitamin B nicht, das zum Wachstum eben falls unbedingt nötig ist. Auch Rüben, Möhren, grüne Pflan zen und Früchte, wie Tomaten, enthalten Vitamin B. Das Fehlen von Vitamin C ruft Skorbut hervor. Man findet es wieder im frischen Gemüse, in Zitronen, Milch, Kohl, Steckrüben, Kartvfscln, weniger im Fleisch. Störend wirkt bei B und C die alkalische Reaktion und die Wasserlöslichkeit. Die Vitamine werden nicht vom Tier, sondern von -er Pflanze produziert. Bei