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Dresdner Journal : 29.12.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189612291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961229
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961229
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-12
- Tag 1896-12-29
-
Monat
1896-12
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 29.12.1896
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Bezugspreis: Für Dresden vierteljährlich: 2 Marl sOPf., bei den Kaiser- lich dn'tjchea Pvsiaaswllcn Ukerteliahriich »Mark; außer- wlb der Deutschen Reiche» Post» und Stempelzuschlaa. Einielne Nummern: 10 Ps. Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend«. Aernfpr -Anschluß: Rr. 1S-L Drrs-ner W Journal. EnlünhignugSgrbühren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift ro Pf Unter „Eingesandt" die Zeile so Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journal- Dresden, Zwingerstr. 20. Fernspr.-Anschluß: Nr 12S.» M301 Dienstag, den 29. Dezember, abends. 1896. WM- Wir ersuchen unsere geehrten Post bezieher um rechtzeitige Erneuerung der Be stellungen bei den betreffenden Postämtern, da mit in der Zustellung der bezogenen Exemplare keine Unterbrechung eintritt. Lönigt. Expedition des Dresdner Ionrnals. Amtlicher Teil. Dresden, 17. Dezember. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, die Revierverwalterstelle auf Bärenfelser Revier im Forstkezirke Bärenfels dem zeitherigen Forstassessor auf Langcbrücker Revier im Forstbezirke Dresden Böttcher unter Ernennung des selben zum Oberförster zu übertragen. Dresden, 28. Dezember. Mit Allerhöchster Ge nehmigung ist der Privatdozent in Leipzig I)r. ^ur. Karl Ludwig Kurt Burchard zum außerordentlichen Pro fessor in der Juristen Fakultät der Universität Leipzig ernannt worden. Wekcrnntrncrchuna. Bom 1. Januar 1897 ab wird in Groitzsch in Verbindung mit der dortigen Ortsschlachtsteuereinnahme eine Zollabfertigungsstelle für Postgüter er richtet werden. Dresden, am 28. Dezember 1896. Königliche Zoll und Steuer-Direktion. Or. Löbe. Ulchtamtlichrr Teil. In Österreich ist gestern die Wintersession der Landtage von Böhmen, Mähren, Schlesien, Galizien, Niederösterreich, Steier mark, Krain und Görz eröffnet worden. Die gesetz geberische Thätigkeit dieser Körperschaften wird aller dings zunächst nur sehr kurz sein, sie werden sich schon vor dem für die Wiederaufnahme der Reichs- ratsvrrhandlungen bestimmten 4. Januar bis zum Ende dieses Monats wieder vertagen, nachdem sie den Landes regierungen ein mehrmonatliches Provisorium zur Fortführung der autonomen Finanzverwaltung bewilligt baden werden. In der kurzen Tagung dürften sich aber die Regierung und die Parteiführer über die politischen Aufgaben unterhalten und auseinandersetzen, die in der späteren mehrwöchentlichen Nachsession in diesen Landtagen zur Erledigung gelangen sollen. Aus den Eröffnungsreden der Statthalter und der leitenden Parlamentarier, die der Telegraph gestern zur Kenntnis gebracht hat, erfährt man, daß die Landtage neben der Erledigung der Landesbudgets an erster Stelle darüber Beschluß zu fassen haben werden, ob die Reichs ratswahlen in der neuerrichteten „Kurie der allge meinen Wahlen" indirekt durch Wahlmänner oder direkt durch die Wähler dieser Kurie erfolgen. In den Landtagen von Böhmen, Mähren und Kiain weiden dabei auch die direkten Wahlen für die 4 Wahlkurie der Landgemeinden, die der niederösterreichische Land tag bereits beschlossen hat, gefordert und allem An scheine nach auch genehmigt werden. Im mährischen Landtage hat der neue Führer der vereinigten Alt- und Jungtschcchen, Dr La<?ek, schon einen diesbezüg lichen Antrag eingebracht und die Negierung in dring licher Weise zur Vorlage eines Entwurfes im Sinne möglichster Erweiterung des Wahlrechtes, nationaler Abgrenzung der Wahlkreise und geheimer Abstimmung aufgefordert. Im böhmischen Landtage, der — wie üblich — während feiner Wintertagnng wieder den Mittelpunkt des politischen Lebens in Österreich ab geben wird, gelangen auch der von den Deutschen ge forderte Regierungsgesetzentwurf über die Bildung der nationalen Landtagskurien sowie die Vorlage des Landesausschusses über die sogenannten Minoritäts schulen zur Verhandlung Die Vertreter der Deutschen be absichtigen auch die endliche Errichtung des KreiS- gerichtes in Trautenau zu fordern und bei diesem An lässe die nationale Abgrenzung der Gerichtsbezirke und die Straßentaselfrage in Prag zur Sprache zu bringen. Auf diese Weise werden die Regierung, der Landesausschuß und die deutsche Parte: zusammen fast den ganzen Komplex der Ausgleichsfragen, wenn auch in geänderter Form, dem böhmischen Landtage nochmals vorführen. Es wird sich dabei allerdings nicht nm einen formellen Ausgleich zwischen den beiden Bolksstämmen dieses Kronlandes, sondern um eine teilweise und, wie die tschechische Presse natürlich behauptet, um eine einseitige Befriedigung der Deutschen handeln. Die deutschböhmische Presse ihrerseits tritt mit allem Nachdruck für die in der beregtcn Re gierungsvorlage enthaltene Neugestaltung der Partei verhältnisfe im böhmischen Landtage ein und läßt zwischen den Zeilen durchblicken, daß die Vertreter der deutschen Bevölkerung von der Verwirklichung dieser Reform ihre fernere Beteiligung an den Arbeiten des Landtages abhängig machen. So äußert sich die „Leitmeritzer Zeitung": „Die erste Forderung der Deutschen, ganz abgesehen von der Verfolgung ihrer anderen großen Ziele, muß doch die Regelung ihrer Stellung im Beratungskörper des Landtages sein. Die Regierung ist bei ernstlichem Willen im stände, diese Regelung herbeizuführen: sie trägt die Verantwortung dafür, wenn die Abgeordneten des deutschen Volkes in Böhmen ihre Stellung im Landtage endlich unerträglich finden und dementsprechend handeln. Kein Vernünftiger wird leichtfertig ohne triftigen Grund zur Abstinenz raten — es hieße aber geradezu die Zukunft des deutschen Volkes begraben, wenn seine Abgeordneten nicht im rechten Momente das thnn würden, tvas sie der Ehre ihres Volkstums schulden. Die erfahrenen Männer, bei denen heute die Führung der deutschen Delegation im böhmischen Landtage liegt, würden nur nach reiflicher Überlegung und schweren Herzens zu einem so folgenschweren Schritte raten geschieht es aber doch, dann werden sie das ganze deutschböhmische Volk hinter sich haben, das nicht zu- geben kann, daß seine Vertreter in der Landesstube weiterhin Statisten bleiben sollen." Den ernstlichen Willen, den Deutschen zur Er ringung einer angemessenen Stellung im Landtage zu verhelfen, wird die Regierung in der Kurienvorlagc bekunden. Sie ist aber nicht in der Lage, die An nahme durch die erforderliche Zweidrittelmehrheit des Landtages zu verbürgen. Ans der Haltung der ge samten tschechischen Presse geht hervor, daß die tsche chischeu Landtagsabgeordneten die Annahme dieser Vorlage durch die aus den Deutschen und Groß- grundbesitzervertretern bestehende Mehrheit, die aller dings im besten Falle nur drei Fünftel der Land tagsstimmen betragen würde, zu vereiteln uni jeden Preis bestrebt sein werden. In diesem Sinne antwortet der „Leitmeritzer Zeitung" das jungtschechische Hauptorgan „Nar. Listy": „Die Regierung könnte in diesem Falle (Austritt der Deutschen aus dem Land tage) für gar uichis verantwortlich gemacht werden, denn m.nn sie mit Hilfe des Großgrundbesitzes die nationalen Kurien im Landtage durchzubriagen ver sucht, würden sich die Jungtschech n vor der Ab stimmung aus dem Saale entfernen und so die Be schlußfassung darüber vereiteln." Im übrigen be ¬ absichtigen die jungtschechischen Abgeordneten ihrer seits wieder die staatsrechtliche Frage aufzurollen, die Vertreter des Großgrundbesitzes zu einer neuen Stellungnahme zu derselben zu zwingen und dadurch eventuell eine Annäherung au die Deutschen zu er schweren bez. ganz zu verhindern. Aus Südafrika. Die gestern aus dem Süden Afrikas zu uns ge drungenen Nachrichten haben lebhafte Aufmerksamkeit erregt. Sowohl das Auftreten von Eeril Rhodes, der in Port Elisabeth sich als Afrikander feiern ließ und eine Art Programm für eine neue Aktion zur Verschmelzung der südafrikanischen Äolonialländer ver kündete, dessen eigentlicher Sinn freilich aus den vor liegenden Berichten sich nicht mit völliger Klarheit feststellen läßt, wie der in Bctschuanaland, hart an der Grenze des Transvaal, ausgebrochene Eingeborenen- Aufstand sind von der Presse sofort nach Gebühr be achtet worden. Wir bringen zwei diesbezügliche Aus lassungeu nachstehend zum Abdruck. Die „Berl. Pol. Nachr." schreiben: Cecil Rhodes ist zwar nur eine einzelne Persönlichkeit, aber die agitatorische Bedeutung dieses rastlosen Vorlämpscrs der britischen Vor herrschaft aus südafrikanischem Boden ist eine so hervorragende, daß es nicht zu verwundern ist, wenn die begeisterte Aufnahme, welche Mr. Rhodes in der Kapstadt gefunden hat, im Verein mit den dort von ihm gehaltenen programmatischen Ansprachen das ohnehin nur unvollständig besänftigt gewesene Mißtrauen der Buren in die englische Südasrikapolitik wieder zu Hellen Flammen anfacht. Obgleich Rhodes zur Zeit keine offizielle Eigenschaft besitzt, so leidet doch sein politisches Ansehen bei seinen Landsleuten unter diesem MangO nicht im geringsten. Er ist und bleibt die Seele aller auf Schaffung eines englischen „Großasnka" abzielendcn Bestrebungen, und fein Gegensatz zu der heimatlichen Regierung bekundet sich eben dadurch, daß er nach vorwärts drängt, während man sich in London zum Ver lassen des seit dem mißglückten Jamesonschen Handstreich ein geschlagenen Weges nicht so ohne weiteres entschließen mag Da nun Rhodes Anfang Januar seine Reise nach Eng land antritt, so ist cs nur natürlich, daß die poli tischen Konjekturenmacher ihr Talent an der Erratung des Zwecks dieser Reise versuchen, und daß sie in der Annahme nicht fehlzugchen meinen, Hr Rhodes be zwecke mit seinem persönlichen Erscheinen in England die Hinwegräumung der Hindernisse, welche sich der Verwirklichung seiner südafrikanischen Zukunstsentwürse entgegenstellcn. Mit anderen Worten, man sieht ein baldiges Abläufen der den Buren seither zugestandenen Schonzeit voraus. In Pretoria giebt man sich zwar äußerlich die Miene, von der Loyalität der englischen Politik aufrichtig überzeugt zu fein; daneben aber wird keine Borsichtsmaßr.gel verabsäumt, um allen mög lichen Ereignissen gewachsen zu sein. Der Betschuanaaufstand in so unmittelbarer RSHe der Transvaalgrenze hat die Buren cörnfallS in lebhafte Bewegung versetzt. Seit dem Jameson schen „Heldenritt" sind sie ungemein empfindlich gegenüber allen Bewegungen englischer Streitkräfte, mögen dieselben auch durch so vollwichtige Motive, wie Kaffernaufstände, begründet erscheinen. So sind auch jetzt bewaffnete Buren zur Besetzung der Grenze und Kontrollierung der jenseits derselben sich ab- spiclenden Vorgänge ausgebolen — eine Maßregel, die an gesichts der demonstrativen Ehrungen, welche dem Feinde der Biiremelbständigkeit Cecil Rhodes in Kapstadt erwiesen sind — ebenfalls einen deutlichen demonstrativen Zug an sich trägt. Die Vuicn zeigen damit, daß sie ein scharfes Auge für alles, was im englischen Lager vorgeht, haben, und daß sie nicht gc sonnen sind, sich unversehens überraschen zu lassen Die „Nordd Allg Ztg." verweist auf die Meldung vom 26. d Mts, daß Cecil Rhodes in Kimberley angekommcn und von der Bevölkerung sehr lebhaft begrüßt worden fei. Sie be merkt dazu: „Kimberley liegt an der Eisenbahn, die in den aufständischen Bezirk Taungs im Betschuanaland führt, zehn bis zwölf Meilen südlich von dem ebenfalls an der Bahnlinie gelegenen Ort Taungs. Was Rhodes dort eigentlich zu thun hat, ist nicht ersichtlich Er scheint überall, wo in Südafrika etwas los ist, als sreiwilliger Ruh - oder Unruhestifter — je nachdem — sich einzusinden." Sodann führt das Blatt aus: „Was denl Aufstand in Betschuanaland eine besondere Bedeutung giebl, ist namentlich die unmi telbare Nähe der Transvaal- grcnze Betschuanaland ist in seiner südlichen Hälfte britische Kronkolonie, im nördlichen Teile Protektorat Tas Protektorat wie die Kolonie stehen unter direkter Kontrolle des Gouverneurs der Kapkolonie als Oberlommissars. Den Anlaß zu den Feind seligkeiten der Eingeborenen im Bezirk Taungs gaben Maß regeln zur Unterdrückung der Rinderpest. Tie Gingeborencn schossen auf eine zur Dnrchsünrung dieser Maßregeln entsandte Abteilung von 17 Polizisten, welche indes das Feuer nicht erwiderten Bon Kimberley wurdrn darauf 200 Polizcisoldaten zur Unterstützung entsandt Die Eingeborenen im Distrikt Taungs unter ihrem Häuptling Galiswho bolen Unterhandlungen an, welche aber abgelihnt wurden. Infolgedessen kam cs zum Gesccht. Die Eingeborenen wurden aus ihrer festen Stellung grwoisen, welche die Polizei- truppe und die Freiwilligen in Besitz nahmen Zwei Offiziere wurden schwer verletzt Nach dem Gefechte zogen die Ein geborenen sich in die Berge zurück Die Kolonialtruppe stellte zunächst ihren weiteren Vormarsch ein, um Verstärkungen ab zuwarten Nach Berichten aus Vrnburg sind die Eingeborenen mit Gewehren und Haffagais bewaffnet Durch cin Dekret de« Gouverneurs der Kapkolonie wurden die Freiwilligen des südlich angrenzenden Bezirks West Giiqualand unter die Waffen ge rufen, um jenseits der Grenze von Griqualand Dienste zu ihun. Auch sind Verstärkungen an Artillerie von dort abgegangen. Tie Regierung von Transvaal hat in Beantwortung eines Telegramms des Ptkini.rministcrs des Käplandes Sprigg, be treffend die Absendung von Freiwilligen nach dem Belschuana- lande, die Hoffnung ausgesprochen, daß Maßregeln getroffen seien, um einer Verletzung der Grenze der Republik Transvaal vorzubeugen Die Grenze des Transvaal wird, wie cin Drahtbericht aus Kapstadt meldet, von bewaff neten Buren bewacht Dieser Bericlt enthält auch die Notiz, daß die aufständisch!n Eingeborenen von Werßen geführt seien Allein Anschein nach ist dies ater nur eine Er findung der englischen Kolonisten, um die Buren oder vielleicht gar die Deutschen jür den Ausstand verantwortlich zu machen. Die Burghers sind in den b> drohten Grenzdisirikten unter die Waffen getreten, aber natürlich nicht, um die Schwarzen zu unterstützen Wenn jedoch ein Telegramm, das dem „Rcuter- schen Bureau" unter vorgestrigem Tatum aus Pokwane im Betschuanaland zuging, sich im vollen Umfang bewahrheitet, so wäre die Gefahr einer weiteren Ausbreitung des Ausstandes bereits vorüber. Wie der Bericht sagt, hat die Kvlonialpolizei offenbar, ohne erst das Eintreffen der aus weiterer Entfernung herbeigezeginen Hilsscorps abzuwarten, nach lebhaftem Kampfe die Stellung der Aufständischen erstürmt, von denen viele ge tötet worden sind. Die Weißen haben keine Verluste erlitten-, infolgedessen ist Gegenbefehl erteilt woiden, daß keine weiteren Freiwilligen von Kapstadt nach dem Betschuanaland vorrückcn sollen. Tagesgeschichte. Dresden, 29. Dezember. Se. Majestät der König zeichneten gestern den zweiten Kammermusikabend der Herren Rappoldi, Grützmacher, Blumer und Remmeie im Musenhause mit Allerhöchstseinem Besuche aus. — Heute fand eine König!. Jagd auf Bergkeller revier statt, an welcher Se. Majestät der König, Ihre König!. Hoheiten die Prinzen Georg, Friedrich August und Albert, sowie eine größere Anzahl Kavaliere ieilnahmen. DaS Rendezvous war vor mittags H9 Uhr am Bergkeller an der hiesigen Berg straße. — Von amtlicher Seite wiid uns mitgeteilt, daß, obwohl in dem Befinden Ihrer Majestät der Königin eine fortdauernde Besserung zu konstatieren ist und die gichtischen Schmerzen fast ganz verschwunden sind, Ihre Majestät doch noch großer Schonung be dürfen und Alleihöchstsich daher versagen müssen, den am bevorstehenden Neujahrstage stattfindenden Glück- wünschungscouren, sowie der Ässemblve beizuwohnen. Infolgedessen fällt der laut Ansage des König!. Ober hofmarschallamtes für den I. Jannar abends 7 Uhr 30 Min bez 7 Uhr 45 Min. angesetzte besondere Empfang der Zutrittsdamen und der Damen des 6o>-p8 lliiiloinvtiguo bei Ihrer Majestät der Königin aus. — Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Frau Großherzogin von Toscana gedenkt morgen, Mittwoch, abends !0 Uhr 40 Min. nach Salzburg abznreisen. Dresden, 29. Dezember. Tas Königl. Ober Hofmarschallamt teilt uns folgendes zur Bekanntgabe mit: Nachdem der Umbau eines Teiles des nördlichen Flügels des Königl. Residenzschl off cs beendet ist, wird die durch die Ausführung der Baulichkeiten be dingt gewesene Sistierung des öffentlichen Verkehrs durch Las Königl. Schloß dergestalt ausgehoben, daß vom l. Januar 1897 ab der Durchgang für Fuß gänger durch die Königl. Schloßhöfe unter Benutzung der beiden Eingänge an der Schloßstraße und an Kunst und Wissenschaft. Lelbstbiographien und Briefe. Wie das Jahr zur Neige geht und unwillkürlich jeder Einzelne einen Rückblick auf das vergangene wirft, wie sich die Zeitungen rüsten, die Liste der Verstorbenen des Jahres 1896, der Verstorbenen von Bedeutung und Ruf, aufzustellen und die alte Wahrheit, daß es dem Menschen leichter wird, seinen Verlust als seinen Gewinn abzu schätzen, uns neu bewußt wird, da scheint auch der rechte Augenblick gekommen, einer Gruppe von Büchern zu ge denken, die alle mehr oder minder einen Sylvestercharakter tragen, eine Rückschau bedeuten. Sie sind entweder aus dem Nachlaß schon Geschiedener hervorgetreten oder ein Abschluß noch Lebender mit ihrer Vergangenheit. Nicht leicht werden Briefe bei Lebzeiten ihres Schreibers ver öffentlicht, nicht leicht wird jemand, der noch mitten m voller Thätigkeit steht und ferne Ziele vor sich sieht, mit seinem Dasein und seinen Erinnerungen abrechnen. Selbst biographien mit fünfundzwanzig Jahren schreiben erst die Allcrjüngsten, die nie jung gewesen sind Gedenken wir zuerst eines vor wenigen Jahren Ver storbenen, der uns in dem Buche „Ferdinand Gre- goroviuS und seine Briefe an Gräfin Ersilia Caetani-Lovatelli" von Sigmund Münz (Berlin, Verlag von Gebrüder Paetel 1896) gegcnübertritt. Der Verfasser der „Geschichte der Stadt Rom im Mittel- alter" (die nach Rankes Ausspruch eher eine Geschichte der Päpste heißen sollte), der „Wanderjahre in Italien" hatte bei langjährigem Aufenthalt in Rom dort Freunde und Freundinnen erworben, unter denen die durch Rang und Geist, durch große Stellung und wahrhafte Gelehrsamkeit gleich ausgezeichnete Gräfin Ersilia Eaetani- Lovatelli die ausgezeichnetste war Während der Jahre in Rom und bei jedem seiner Besuche erfreute sich der große Schriftsteller des persönlichen Verkehr» mit der Gräfin, seit feiner Übersiedelung nach München hielt er durch einen regen Briefwechsel mit ihr die beglückenden und wertvollen Beziehungen zu der geistvollen Römerin aufrecht. Aus mehr als hundert Briefen an die Gräfin, meist Italienisch geschrieben, hat der Herausgeber die wich tigsten auSgewählt und übersetzt. Tie gemeinsamen Ge schicke Deutschlands und Italiens, die an sie geknüpften Erwartungen, Hoffnungen und Enttäuschungen geben den Briefen von Gregorovius an Ersilia Lovatelli einen be deutenden Hintergrund Bei aller seiner Vorliebe für das neugeeinigte Italien wußte Gregorovius nur zu wohl, daß „hier die politischen Thatsachcn den inneren moralischen Prozeß überholt haben." Da er auch über die Gestaltung der deutschen Dinge zwar hoffnungsvoll aber nichts weniger als ruhmredig sich äußerte, so geht ein gewisser Hauch sinnenden Ernstes durch die Reihe dieser Briefe hindurch. Am Abend seines Lebens seil dem Jahre 1890 fing Gregorovius an zu verstummen. Am 19. Oktober 1890 hatte er der Freundin geschrieben: „Morgen wird es ein Jahr sein, daß ich nach Rom mit dem freudigen Vorsatz abreiste, dort den ganzen Winter zu verbringen Jetzt denke ich daran, und ich glaube geträumt zu haben Dies mal werde ich mich nicht fortbewegen und hier bleiben, wie eine Kröte, die in einen Stein eingemauert ist. Ich brauche Ihnen also nicht zu sagen, daß das Leben, das ich augenblicklich führe, keineswegs an genehm ist. Auch die Muse verläßt mich, die Studien bieten mir keinen Trost, ja ich überzeuge mich jeden Tag mehr, daß meine Zeit vorüber ist. Das jedoch nimmt mir nicht die dauerndste meiner Freuden, die Genug- thuung nämlich, die ich empfinde, wenn ich die neue (vierte) Auflage der Geschichte Roms fortschreiten sehe." Mit Recht empfand der Schriftsteller, daß sein Nachruhm und eine bedeutende Nachwirkung an dies um fangreichste und innerlich reichste seiner Bücher geknüpft sei — Die Einzelheiten in den Briefen an Gräfin Ersilia werden zum Teil nur durch die Einleitungen und Erläuterungen verständlich, die ihnen der Herausgeber hinzugefügt hat. Die Briese allein würden nur für die ein Bild geben, die mit dem Leben, den Arbeiten, den Bestrebungen und Verbindungen des zum halben Römer gewordenen Ostpreußen einigermaßen vertraut sind. Ader Münz hat der Auswahl der Briefe einige andere Kapitel hinzugefügt: eine kleine Gruppe von Briefen, die Gre gorovius an Marie Rückert, die Tochter des Dichters, ge richtet hat und vur allem zwei einleitende Abschnitte „Erinnerungen an Gregorovius" mit Briefen an den Ver fasser und eine biographisch-litterarischc Skizze „Ferdinand Gregorovius", die Münz im Jahre 1892 geschrieben hat Es ist ein durchaus eigentümliches Leben, was der Ge schichtschreiber des mittelalterlichen Rom und Athen geführt hat, wie es durchaus eigentümliche Werke sind, mit denen er seine große litterarische Stellung gewann Über Vor züge und Mängel derselben spricht sich Münz klar und billig aus. „Gregorovius war allerdings der Überzeugung, daß die Wirklichkeit der fesselndste Roman ist. Er empfindet aber anderseits selber, dem Leser manchmal zu phantastische Gebilde vorgeführt zu haben. In der That, bei Gregorovius sind manche historische Gestalten mit Reizen auSgestattct, die im Lichte einer strengeren Kritik verschwinden, wie der Nebel zerfließt, wenn ihn die Sonne durchbricht. Dazu der Galastil, in dem seine Muse, seine in Seide und Goldbrokat gehüllte Muse austritt Er taucht seinen Pinsel in ein Meer von Farben Er ist mehr Maler als Zeichner. I» seinem großen GeschichtS- werle gehen der Handwerker, der das Material mühselig zusammcnrafft und der Künstler, der die Ideen au« dem selben zieht, nebeneinander her Es giebt Höhepunkte, auf denen er sich als Meister des Stils bewährt, und dann wiederum ermattet seine Hand und die Kunst giebt der Nomenklatur Raum." DaS alles ist unwiderlegbar, nichts destoweniger erscheint die Lebensarbeit dc» Schriftstellers als eine gesegnete und unvergängliche. In denkwürdigem Gegensatz zu der Entwickelung und den einem inneren Gesetz folgenden Schicksalen von Ferdinand Gregorovius steht der Lebenslauf, den Heinrich v. Struve unter dem Titel „Ein Lebensbild", Er innerungen eines Zweiundachtzigjährigcn aus der alten und neuen Welt (Leipzig, Verlag von E Ungleich 1896), ausgezeichnet hat. Im Nachwort faßt der greise Verfasser die Fülle und Buntfarbigkeit seiner Erlebnisse in den be zeichnenden Worten zusammen: „Die Vielseitigkeit kann mir selbst der Feind nicht absprcchen. Als Karlsruher Lyceist trat ich ins Leben, dann Blaubeurenscher Pensionär, dann wieder Karlsruher Polytechniker, dann Berner Akademist und Reitscholar, dann Artillcriejunker und Offizier, dann ütuckiosni juris et vanwialiuin, dann Okonomielöwe und Klöthentramplcr, dann Klein- und Großgrundbesitzer, dann unschuldiger, politisch-anrüchiger Flüchtling, dann Auswanderer, texanischer Hinterwäldler, Zigarrenfabrikant, verkrüppelter Ochsenfuhrmann, Sirup kocher und Brandybrenner, in Deutschland zurück, Reisender für eine Weltgeschichte, die niemand kaufen will, dann Gutsverwaltcr, dann schweizerischer Solbadbesitzer und Direktor, dann wieder texanischer Schulmeister, dann brasilianischer Ingenieur-Mitläufer, texanischer Postmeister und Friedensrichter, dann Gentleman in Edinburg, Rentier ohne Rente in Eisenach und schließlich gar noch im ein samen Ldenwalddorf Littcralurpfuscher. Mehr kann doch billigerweise von einem und demselben Menschen nicht verlangt werden!" Es erhellt aus dieser Anführung, daß eS weder ein glückliches, noch cin leichtes Leben im ge wöhnlichen Wortsinn gewesen ist, auf das der Verfasser hier szurückblickt Die wenigen Sätze, in denen er die Ouintessenz seiner Selbstbiographie giebt, verraten schon hinreichend, welch eine Summe von Kämpfen, Nöten, Ent täuschungen und Mühen in diesem wunderlichen Lebens lauf eingeschloffen war Daß der Verfasser alle Schicksals wechsel mit Gleichmut getragen und am Spätabend eines so heißen und stürmischen Tage» mit gläubiger Zuversicht und kindlichem Gottvertrauen aus die mannigfach schweren
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