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für die Königliche Die „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal : Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. A> Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, «inmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan- italten, Postboten, sowie t>ie Agenten nehmen Be stellungen an. W kißnitz -MW. Amtsblatt Inserat«, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blatte- eine sehr wirk same Bsrbreitung, finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raun, berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtshauptmaimschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. ' Nr. 53. Vom mMtlkuropäischcn Frirdrustmudr. Die Thatsache des Einverständnisses Deutschlands, Oesterreichs und Italiens zu dem Zwecke, den Frieden aufrecht zu erhalten und ihre Interessen dem Auslande gegenüber gemeinsam zu schützen, ist von einer außer ordentlichen Einwirkung und Tragweite auf die ge- sammte Entwicklung der europäischen Politik begleitet, denn es ist gar nicht denkbar, daß eine andere euro päische Großmacht oder eine Koalition mehrerer im Stande sein könnten, der Tripelalliance ein Paroli zu bieten. Kein Wunder darf es daher nehmen, wenn von Seiten solcher Mächte und Parteien, welche in der Tripelalliance einen festen Damm gegen ihre Ge lüste erblicken müssen, dieselbe als eine Institution ohne jeden innern Halt oder gar als eine auf Eroberungen berechnete Liga hingestellt wird. Daß aber weder das eine, noch das andere der Fall ist, sieht nicht nur jeder wirkliche Politiker, sondern dies haben auch die be treffenden offiziösen Kundgebungen aus Berlin, Wien und Nom bewiesen. Nur das gemeinsame Interesse und bei den Mächten der Tripelalliance das gemein same Interesse an der Aufrechterhaltung der politischen Zustände, wie sie zur Zeit in Europa obwalten, ist maßgebend für die Verständigung gewesen, nur darnach haben die einsichtsvollen Staatsmänner der drei Groß mächte ihre auswärtige Politik bestimmt und nicht etwa nach altem fruchtlosen Haß, oder nach zeitweiligen Sym pathien und Antipathien, auch hat man bei der Tripel alliance nicht im Geringsten das Einvernehmen von einer gewissen Entwickelung der inneren Politik in Deutschland, Oesterreich oder Italien abhängig gemacht. Als das nächste Ziel des mitteleuropäischen Friedens bundes muß eben nichts mehr und nichts weniger als die Befestigung des Friedens und des otatus gno in Form eines wohlwollenden Friedenszwanges, den der Dreibund auf Europa ausübt im Auge behalten werden und als das fernere taucht zwar noch schüchtern, aber doch in deutlichen Umrissen das Projekt einer allge meinen europäischen Verständigung auf, welche von der Erkenntniß diktirt wird, daß alle europäischen Na tionen sich als friedliche Nachbarn zu betrachten und gegenseitig ihren Besitz zu respektiren haben. Mehr und mehr wird ja wohl auch die Erkenntniß in den europäischen Völkern festen Boden gewinnen, daß sie nicht dazu da sind, um sich gegenseitig zu zerfleischen, während andere Völker, welche um sich herum Frieden halten, resp. halten können, ihren Einfluß und Besitz in anderen schätzereichen Erdtheilen bis in das Unge messene vermehren. So ist ein großer Theil Asiens, Afrikas und Amerikas und ganz Australien in den Besitz der Engländer übergegangen, während sich die übrigen europäischen Nationen befehdeten. Welch' ein Uebergewicht muß aber mit der Zeit jenen Staaten erwachsen, welche umfangreiche Kolonien besitzen und diese allmählich zur Kulturblüthe bringen? Wollen und können diejenigen festländischen Großmächte, welche wie Deutschland, Oesterreich und Italien keinen Fuß breit überseeischen Landes besitzen, einer fortwährend sich noch steigernden Entfaltung der Kolonialländer mit ihren Handelsprivilegien ewig ruhig gegenüberstehen bis diese rufen: „Wir sind Riesen geworden, aber Ihr seid Zwerge geblieben, dankt ab mit Eurer sogenannten Großmachtsstellung!" — Von größeren und höheren Gesichtspunkten aus müssen eben die Großstaaten Eu ropas ihre Interessen künftig wahrnehmen lernen und den Hader auf dem Nachbargebiet ruhen lassen, dies sind die Beweggründe, wegen welcher die Tripelalliance Deutschlands, Oesterreichs und Italiens geschloffen wurde und nach denen sie weiter wirken wird. Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde. Bei Einführung der Amts blätter im Jahre 1858 wurde von Seiten der Re daktion dieses Blattes auch Herr Ernst Lehmann in Frauenstein als Agent der „Weißeritz-Zeüung" Dienstag, den 8. Mai 1883. (Amtsblatt für Frauenstein und Umgegend) gewählt, und hat derselbe in dem Zeiträume von 25 Jahren die Geschäftsführung mit rühmenswerthem Eifer und in treuester Pflichterfüllung geübt, was wir auch an dieser Stelle gern und mit herzlichem Dank an Herrn Lehmann bekannt geben wollen. Möge er noch recht lange in dieser Weise thätig sein. — Schon mehrfach ist darauf hingewiesen worden, daß ein stellenweise verrosteter oder sonst schadhafter Blitzableiter für das Gebäude, dem er Schutz bieten soll, im Gegeiltheil gefährlich werden kann. Da uns nun in bevorstehender Jahreszeit auch Gewitter Heim suchen werden, so machen wir alle Hausbesitzer, auf deren Gebäuden sich Blitzableitungen befinden, in ihrem eigenen Interesse und zu ihrer Beruhigung darauf aufmerksam, daß sie dieselben untersuchen lassen, was nicht mit großen Kosten verknüpft ist und von meh reren hiesigen Firmen gewissenhaft und sorgfältig aus geführt wird. — Der Mittags 12,»s am Sonnabend von hier nach Hainsberg abgehende Zug führte auch eine Lowry Bretter, die nicht ganz gleichmäßig verladen sein moch ten, denn an der Brücke vor dem Tunnel stürzte plötzlich ein Theil der Ladung herab und in die Weißeritz, von wo dieselben herausgefischt werden mußten. — Der Theaterzug am Himmelfahrtstage zählte 108 Passagiere und zwar 100 nach Dippoldiswalde, 8 aber nach Schmiedeberg. — (Theater.) Der für ein Feiertagspublikum berechneten Posse „Ehrliche Arbeit" folgte am Freitag „Die Waise aus Lowood", eines der besten Stücke der Birch-Pfeiffer, deren „Grille" wir hoffentlich auch bald zu sehen bekommen. Die beiden Träger der Haupt rollen waren Frl. Marie Uhle und Herr Schelly. Erstere stellte die Jane Eyre recht gut dar, nur ließ sie im 2. Theile den „eisernen Charakter", der fast nie ein Lächeln auf die Lippen dieses 8 Jahre in Lowood erzogenen Mädchens treten läßt und durch große äußere Ruhe wiedergegeben werden muß, etwas vermissen; sie war oft zu beweglich, auch im Mienen spiel. Herr Schelly, der den Rochester in seiner äußern Erscheinung vorzüglich repräsentirte und für dessen wohltönendes, modulationsfähiges Organ diese Rolle wie geschaffen ist, bot ebenfalls eine noch zu wenig abgeklärte Leistung. Auch er war im Anfang zu be weglich für einen Mann, der im Weltensturme gereift ist und nun eine erwachende Leidenschaft vergeblich zurückzudämmen sucht. Je ruhiger (und auch schroffer) der Lord anfänglich gespielt wird, um so mehr impo- nirt der Liebesausbruch im letzten Akte. Die übrigen Darsteller boten ein gutes Ensemble. — Wir machen noch auf das in Vorbereitung begriffene Stück „Der artesische Brunnen" und denjenigen Theil des Publi kums, welcher mehr auf den innern Werth der Stücke sieht, auf die demnächst zur Aufführung gelangenden Novitäten „Rolf Berndt" und „Verlorne Ehre" auf merksam. — Der als Korrektionär in der hiesigen Bezirks- Arbeits-Anstalt befindlich gewesene Schneidergeselle Will). Petz old aus Lauenstein, 46 Jahre alt, ist am vorigen Sonnabend Vormittag in seiner Zelle er hängt aufgefunden worden. Grund zu diesem Schritte mag Lebensüberdruß und Verzweiflung darüber gewesen sein, daß er, nachdem er am 24. vor. Mts. aus der Anstalt entlaufen, bereits am 4. Mai wieder dahin eingeliefert wurde. Der Leichnam wurde an die Ana tomie zu Leipzig gesandt. — Die am 2. Mai im Lockwitzgrunde durch ein Sprengstück getödtete Frau (s. vor. Nr.) ist die verehl. Buchbinder Schweißer geb. Kohl aus Dippoldis walde, geb. 1828 und zuletzt seit 2 Jahren im Dienst als Kinderfrau beim Gutsbesitzer Kunath in Bühlan bei Quohren. 48. Jahrgang. — Das diesjährige Königsschießen der hiesigen Schützen-Gesellschaft wird am 15., 16. und 17. Juli stattfinden. — Mit Rücksicht auf die unter den Kindern der II. Klasse der Schule in Ulberndorf epidemisch auf getretenen Masernerkrankungen (von 48 Kindern find neuerlich 25 erkrankt) ist von der königl. Bezirksschul inspektion bis auf Weiteres der sofortige Schluß der gedachten Schulklasse angeordnet worden. ^1 Frauenstein. Im vergangenen Monat April d. I. wurden in hiesiger Sparkasse 17686 Mark 42 Pf. in 188 Posten eingelegt und 21548 Mark 61 Pf. in 157 Posten aus derselben zurückgezahlt. Die Gesammteinnahme betrug in 258 Kaffenposten 36720 Mark 90 Pf., die Gesammtausgabe in 204 Kaffenposten 45 607 Mark 83 Pf. Bei der Sparkasse gingen im April 450 Sparmarken ü 10 Pf. ein. — Der Armenkasse erwuchs in demselben Monate durch Verabreichung des Stadtgeschenks an 151 durch ziehende Handwerksburschen eine Ausgabe von 15 Mark 10 Pf. L Frauenstein. (Königl. Schöffengericht.) Hauptverhandlung vom 1. Mai 1883. Auf die von dem Kaufmann Adolph Wilhelm Werner in Berlin gegen den Handelsmann August Julius Arnold in Burkersdorf erhobene Privatklage wird Letzterer, wel cher geständig ist, an Ersteren einen Brief, in welchem verschiedene beleidigende Aeußerungen, unter Anderem die Worte: „daß die Sendung nicht nach Muster ge liefert worden sei, ist eine unverschämte Lüge, soge nannte Berliner Manier" u. s. w. enthalten sind, ge schrieben zu haben, wegen Beleidigung mit 30 Mark, im Nichtzahlungsfalle mit 10 Tagen Hast bestraft und zu Tragung der Kosten verurtheilt. — Haüptverhand- lung am 8. Mai, Vormittags 9 Uhr: Strafsache gegen den Bergarbeiter Joseph Sverepa aus Lowcic in Böh men wegen Diebstahl. 10 Uhr: Strafsache gegen den Handarbeiter Friedrich Fürchtegott Kaltofen in Nassau wegen Diebstahl. — Königliches Amtsgericht. Verhandlung am II. Mai 1883, Vormittags 9 Uhr: Zivilprozeßsache der Kaufleute W. Kießling L Johne in Dresden gegen den Klempner Heinrich Schlegel in Frauenstein wegen 6 M. 15 Pf. Kosten und Zinsen. Dresden. Zu den bevorstehenden Pfingstfeier- tagen läßt die kgl. Generaldirektion der sächs. Staats eisenbahnen wie alljährlich eine Verlängerung der Gültigkeit der Tagesbillets eintreten. Es behalten die Tagesbillets, welche Sonnabend vor Pfingsten oder an den beiden Festtagen selbst gelöst werden, Gültigkeit bis Freitag den 18. Mai. — Vom „großen Loos" ist diesmal ein Theil nach Löbau gekommen, wo die Kunde von dem auf Nr. 94 696 gefallenen Treffer große Freude und wahr haftes Glück verbreitete. Auf einem Hofe in unmittel barer Nähe Löbau's spielen arme Arbeiter und Tage löhner ein Zehntel gemeinschaftlich, und ihr Jubel war unbeschreiblich. An dem Hauptgewinn partizipiren außerdem noch 7 Spieler, meistens in Preußen. — Zu den Pfingstfeiertagen veranstaltet das Reise bureau von Adolph Hessel Extrazüge nach Hamburg und Berlin. Der Extrazug nach Hamburg geht am nächsten Sonnabend 3 Uhr 10 Min. vom Böhmischen und 3'/» Uhr vom Leipziger Bahnhofe ab; die Billets haben für 21 Tage Gültigkeit und kosten für Hin- und Rückfahrt 21 Mk. dritter und 31 Mk. zweiter Klasse. Zu demselben Extrazuge werden Billets zweiter Klaffe für 9 Mk. und dritter Klaffe für 6 Mk. nach Berlin ausgegeben; außerdem gehen solche zu denselben Preisen für Hin- und Rückfahrt am Pfingstsonntage 5 Uhr 25 Min. vom Böhmischen und 5 Uhr 40 Min. vom Friedrichstädter Bahnhofe ab. Wehlen. Am Donnerstag Abend in der neunten Stunde lösten 3 junge Burschen und 3 junge Mädchen an der dortigen Dampfschiffsbrücke ein kleines Boot, um damit zum Concert nach Rathen zu fahren. Da