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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend u DK »Waldorfer Zettsug- erschmit Dien», tag, Dmmerstag ans Sonnabend. Bezugs-Preis: Monatlich ,ü0 Mark, u bet Zustellung durch die Boten Mark, tt Jur Fall« höherer Gewalt (Krieg od. sonst, f: irgendwelcher Störungen der Betriebes der >< Zeitung, der Lieferanten od. d. Beförderungs- U Einrichtungen> hat der Bezieher keinen Än» spruch aut Lieferung oder Nachlieferung der »t Zeit»», n». auf Rückzahlung d. Be^rgspreises. Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Nummer 35 Schnftlektung, Dmck n. Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Gemedrde-Girv-KWO» M. KM Mittwoch, den 22. März IY22 2^. Jahrgang. Amtlicher Teil. Kohlenbezugsscheine. Die von den Landwirten beantragten Haurbrand-Land- absotzscheine können Mittwoch, dm 22. dss. Mts. im Rathaus — Meldeamt — in Empfang genommen werden. Httmdsrf-Hkrilla, am 20. März 1922. Der Gemeinbevorftand Wahl der Mrvygemeindevertretung. Die Wahl der Kirch.Gemeindevertretung findet Palmsonntag, dm S. April im Anschluß an den Gottesdienst bi» nachm. 2 Uhr statt. Die Eintragungen in die Wählerliste müssen bis mit Arettag, dm 24. März erfolgt sein. Anträge zur Eintragung in die Wählerliste werden bei den Herren Hausdorf, R- Klotsche, Stein und im Pfarramt entgegengcnommen. Die Eintragung in die Wählerliste berechtigt zur Teil nahme an der Kirchgemeindcversammlung. Die Wählerliste liegt im Pfarramt zur Einsichtnahme vs« Sonnabend, 25. May öis Sonnabend, 8. April aus. Einsprüche sind innerhalb dieser Frist schriftlich im Pfarramt cinzureicheu. Zu wählen find 14 Vertreter. Httmdarf-Hkrilla, den 18. März 1922. Der Kircheuvorftand. Deutliches und SLMsche», Vttindors.DkrPa, deu 2^. März ,922. — Am morgenden Mittwoch veranstaltet die Löhnertsche Musikkapelle im Gasthof zum schwarzen Roß ein Konzert zum Besten der hiesigen Turnhallenbaue«. Es wäre zu wünschen, daß ein recht zahlreicher Besuch vonseiten der hiesigen Einwohnerschaft erfolgen möge, damit die erste der artige Veranstaltung einen erfolgreichen Nutzen für die Zwecke des Tumhallenbaue» bringt. H Am vergangenen Sonntag fand ein zahlreich be suchter Gottesdienst statt, in dem der Ortspfarrer predigte über das auf der neuen Glocke stehende Schriftwort: „Land, Land höre des Herrn Wort". Wie das Lied den Menschen durch» Leben geleite, so gehe auch die Glocke mit ihm durch» ganze Dasein. Dabei aber ertönen auch im Lied wie mit der Glocke religiöse Töne. Glocken und Lieder wurden Weg weiser zu Gott. Jnsbesonders vermögen da» auch die Glocken durch th eu Gebrauch. Durch ihr Zeitangeben er- tnnern fie uns an die flüchtigen Stunden und an die Ver gänglichkeit, lassen uns suchen nach etwa« Bestehenden, da« wir allein in Gott finden. Durch Gebrauch bei Feuersgefahr nifen sie die Vergänglichkeit alles Irdischen wach und weisen wieder hiu aus Gott, der in aller Not und Gefahr Tröster, Helfer, Stecken und Stab sein will. So geben die Glocken immer wieder Kraft und Trost ins Herz. Sie mahnen aber auch, dem Herrn zu dienen nach seinem Worte und Gebot und vor allem mitzuhelfen am Bau seine« Reiche« durch tätige Liebe damit endlich werde Friede auf Erden. Darnach erklang bei feierlicher Stille im Gotteshaus die neue Glocke, zu der sich dann die beiden anderen Hinzuge' feilten. Eine Motette de« Kinderchore« und gemeinsamer Gesang beschloß die Feier. Am Mittwoch, den 29. März, wird in der Kirche Herr Superintendent Dr. Heber einen Vortrag halten über »Volk, Familie, Kirche". X Wenn ich mit Menschen« und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende Schelle Die Glockenweihe ist vollzogen und die Glocke ihrer Bestimmung übergeben. Ein bunter Festzug fröhlicher Menschen, die sich ihrer Gemein schaft freuten, fanden sich zusammen; die Schönheit des Dreiklanges wird fie alle erfreuen. Was hat aber wohl rin Festzug oder ein Wohlklang gemeinsames mit dem, wa» ein Einzelner im innersten Herzen fühlt in einer erregten, einer flohen, einer dankbaren oder einer traurigen Stunde seines Leben« ? Der Klang der Glocke ist in jedem Augen blick der gleiche. Nie kann fie erregt klingen und stände da» aanze Dorf in Flammen, nie froh — und schmückten wir ^fie und uns mit dem Schönsten, nie dankbar — und wäre uns allen das Beste wiederfahren, nie traurig und erdrückte alle der schwerste Schmerz. In uns liegt es, in einem jeden Einzelnen ganz allein, was wir denken und fühlen beim Klang einer Glocke. Eine Glocke können wir nicht ehren und achten aber ehren uud achten können wir den tiefen Schmer, unseres Nächsten und freuen können wir uns mit reinem Herzen an dem Guten, was unserm Mitmenschen geworden ist. Tritt eine ergreifende Stunde in unser Leben, so wird in uns eine Glocke läuten, deren wabker Klang uns erhebt über den Alltag und über den Wohllaut eines tönenden Erzes. — Die Steuererklärung. Manche Schweißperle hat fie gekostet. Endlich liegt fie fertig da — in strahlender Schwärze sämtliche Posten, die du als staatserhaltender Bürger angeben sollst und natürlich auch angegeben hast — von ganz kleinen nervösen Vergeßlichkeiten abgesehen. Hau noch schnell deinen Namen runter: nach bestem Wissen und Gewissen versichere ich an Eidesstatt usw. — na, ja, du weißt schon — sonst steht nämlich Zuchthaus drauf! Hut und Stock und hin zum Fiskus. Eigenartiger Mensch — der Herr Fiskus. Gutherzig bis zur Bewußtlosigkeit, wenn er nichts zu kriegen hat, aber unangenehm korrekt, wenn du ihn gebraucht und nicht bezahlt hast. Herrgott, die Menge Menschen, die dem Herrn Fiskus alle ihren Papiereid persönlich in die Hand drücken wollten. Wir nach Butter im Kriege standen fie an und genau so vergnügt. Denn der Fiskus ist eine gute Seele, er ist für alle zu sprechen, und seine jungen Leute find zu allen freundlich, die etwas bringen. Bloß holen darfst du nicht«, da ist er nicht zu sprechen, und du lernst dann erst kennen, in wie vielen Amt«, zimmern der Herr Fisku« nicht wohnt. Du sagst, er sei ein Vampir I I bewahre, liebwerter Steuerzahler, er nimmt bloß dein überflüssiges Geld in Verwahrung und druckt dir neue«. Das ist dann dein unbestrittenes Eigentum, bis er es dir für ungebührlich starke Abnützung staatlicher Ein richtungen wieder abfordert. Also was nörgelst du, eigen sinniger Geldscheinbalter. Du bist dem Ftrku« eben etwa« — nämlich die Bouillon de« Lebens, daß er die Fettaugen davon abnimmt, ist deiner Gesundheit nur zuträglich, denn dein Magen verträgt ja kein Fett mehr. Also sei froh, wenn du alle die fettäugigen Posten deiner erwerbenden Tätigkeit in deiner Aufstellung angegeben hast. Der Herr Fiskus hat einen besseren Magen wie du und da« Entfetten hat er so gut rau«, daß du eine Reise nach Karlsbad sparst. Und dar ist doch der Zweck der Uebung. Drücke ihm also deinen Papiereid — es ist doch hoffentlich einer — in die Hand und sei dankbar, denn der Herr Fiskus hat eine bessere Meinung von dir wie du von ihm. Und dafür nimmt er nichts extra. Rd — Frühlingsanfang 1922 fällt auf den 21. März, morgens 5 Uhr. Ein „Gott lob!" wird ihn allgemein be grüßen, und die große Erwartung auf bessere und billiger^?) Tage wird hoffentlich zu ihrem Rechte kommen. Mit Martini 1921 (11 November) trat die Frostveriode des Winters ein, und mit Ausnahme der kurzen Sturm- und Regenfrist zwischen Weihnachten und Neujahr hat sie bis Mckte Februar gedauert. Die Nachtfröste de» März wollen ja wenig gegen das bedeuten, was wir erlebt Haden. Haben wir von der Külte, die auf —25 bis 30 Grad C lstus stieg, genug gehabt, so haben wir nach dem sehr trockenen Herbst im eigentlichen Winter nicht genügend Niederschläge gehabt. Diese Tatsache, sowie die verschiedenen Februar« und Märzgewitter deuten darauf hin, daß das spätere Frühjahr sich als fruchtbar erweisen wird- Gute Erträge können wir ja bei den heutigen Preisen für Brot und Gemüse sehr gebrauchen. Ostern fällt aus den 16 April. Ein „weißes" Fest ist bei diesen Termin woh nicht mehr wahrscheinlich, ein „grünes" Ostern hängt von der freundlichen Mitwirkung der Frau Sonne ab, Dresden. Die Stadt Dresden plant, das ölte Rat haus am Altmarkt an die Allgemeine Deutsche Creditanstalt zu verkaufen. Die Kaufsumme soll zur Errichtung des ge planten großzügigen Stadthauses Verwendung finden. — Am Sonnabend gegen ^/, 7 Uhr abends geriet an der Haltestelle Schusterhau« in Vorstadt Cotta rin in der Grillparzerstraße 2 wohnhafter sechs Jahre alter Knabe unter den Anhänger eines StraßenbahnzugeS, dessen Räder über den Körper des Knaben hinweggingen und den sofortigen Tod herbeiführten. Der Knabe hatte sich beim Rangieren der Wagen unbemerkt au der vorderen Plattform der An ¬ hängers ungehalten, um ein Stück mitzufahren war aber an der Weiche durch das Schleudern de« Wagen« herabge fallen und in das Getriebe geraten. — Generaloberst Freiherr v. Hausen iß am Sonntag in seiner hiesigen Wohnung gestorben. Die Beisetzung wird am Mittwoch auf dem inneren Neustädter Friedhof er folgen. Gorbitz. In der Nacht zum Sonnabend wurde zwischen Kesselsdorf und Zöllmen ein Raubüberfall verübt Ein Hamburger befand sich auf diesem Wege und wurde von einem Auto mit grellen Scheinwerfern überholt. Die nachfolgende Finsternis benutzten drei Unbekannte zum Ueber- fall und raubten dem Herm die Brieftasche mit 600 Mark und dem übrigen Inhalt. Sie verschwanden daun im Dunkel der Nacht. Radeburg. Am Donnerstag abend in der 6. Stund» kam der 5 jährige Friedrich Talmann unter die Räder eine« Wagens un wurde tödlich überfahren. Auch der Vater des Kindes fiel vor zwei Jahren einem tödlichen Unglücksfall zum Opfer. Liebstadt. In einer der letzten Nächte haben bis her noch unbekannte Täter den Teich im Haidenholz bei Wingendorf abgelaffen uud etwa 10 Zentner Fische ge stohlen. Wurzen. Unter den Steinbruchsarbeitern der Um gebung ist ein Streik ausgebrochen. Zschopau. Ein hiesiger Einwohner, der nacht» etwas angeheitert nach Hause kam, fühlte da« Bedürfni«, ich eine Taffe starken Kaffee zu brauen. Der Entschluß war, obwohl es ihm bedenklich vor den Augen flimmerte, bald ausgeführt. Der Kaffee war gebraut und in schnelleu Zügen eingenommen. Im Bett verspürte der müde Zecher edoch solches Unbehagen, daß er bald laut zu stöhnen be- ,ann. Sein, Frau erwachte, geriet in Angst und Schrecken und schickte zum Arzt. Dieser stellte fest, daß der Manu anstatt Kaffee zum Zubereiten des Tranke« eine auf dem Tische liegende Tüte mit Schnupftabak ergriffen hatte. Zinnwald. Gestohlen wurde eine graue, eiserne Aeldkaffette, enthaltend 18 000 Mark Bargeld, sechs Einlage- 'sicher der Sparkasse Geising-Altenberg mit teilweise erheb- lichen Guthaben, und einige Schmucksachen. De« Diebstahl», verdächtig erscheint der 1902 zu Dresden geborene Brett- chneider Ernst Max Grumbt, von dem angenommen wird, daß er mit der Beute nach Amerika flüchten will. Glauchau. Eine eigenartige Betriebsstörung er eignete sich am Mittwoch im städtischen Kraftwerke. Am Sammelpunkt der Kesseldampfleitungsn löste sich ein Aufwalz» flansch, wodurch der Inhalt von zwei Kesseln, die stündlich 10 000 Kilogramm Dampf erzeugen, unter mächtigen Getöse entwich. Durch da« tatkräftige Eingreifen von zwei Hilfs arbeitern konnte größeres Unheil vermieden werden. Sport. Fußball. 1. Knaben-Maunschaft „Jahn" Ottendorf-Okrilla gegen 1. Jugendmannschaft Königsbrück 1:2 (1:0). Vergangenen Sonntag hatte die 1. Knaben-Ranuschaft des Turnvereins „Jahn" in Königsbrück gegen die dortige Jugendmannschaft ihr erstes Wettspiel autgetrageu. Trotz kurzer Uebungszeit zeigte Jahn, daß e» ein sehr beachtlicher Gegner zu werden verspricht Kampfeswille und gut durch dachtes Zuspiel zeichnete die Mannschaft aus. Wenn auch nicht als Sieger, so bestanden sie doch mit Ehren deu Kampf ge-.en den technisch besseren Gegner. Nur ein verwandelter Strafstoß verhalf diesem zum Siege. Der Spielverlauf ist kurz folgender: Mit der Sonne im Rücken kann Jahn nach anfänglichen Lampenfieber das Leder immer wieder vor da« Tor des Gegners bringen ohne etwa« Zählbares zu er reichen. Endlich, in der 20. Min., wird nach einem gut eingeleitetem Angriffe durch den Halblinken der erste Treffer gebucht. Mit 1:0 für Jahn geht er in die Pause. Nach Seitenwechsel verstärkte Königsbrück durch Umstellung seinen Sturm und hatte jetzt mehr von Spiel. Aber alle Angriff« wurden mit viel Geschick von der aufmerksamen Verteidigung und dem Torwächter Jahns unterbunden. Ja der 40. Mn. kann Königsbrück durch Strafstoß ausgletchen. Nach weitereu 10 Min. rollt der Ball abermals, bet einem Gedränge vor dem Tore, in das Heiligtum Jahn». Alle Anstrengungen Jahn« gleichzuziehen hatten keinen Erfolg und mit de« Stande von 2:1 für Königsbrück trennte der Schlußpfiff beide Parteien. H.B,