Volltext Seite (XML)
Mwna/e M La/rölvr/Ma/k, Sürser^vm, Seamke, K/rMMe v. KrSeS«' Die Sachsen-Zeitung enthält die amtliche« Bekanntmachungen der Amtshanptmanns<kait Meißen, des Amtsgerichts «nd Stadtrats zu Wilsdruff, Forstreutamts Tharandt, Finanzamts Rosien u. a. dk ^achsrn-Iritu»«' erscheint tiitzlich nachnrittaxr r ritze fSr den fol««»»«» T««. vep»»-prri»: Bei Akhoill»» in «X »eschSstLstcllen und Ansgubtstellen 2,— M«rd im Monat, bei Auftellm», durch die »»UN 2,« M-rk, dri Pofldeftkllmtg M/sSwM VtveS/aS end Dcschästsstellen nehmen - - - — jederzeit Leitellunyen eutgesen. 8« MM« HLtzeree Dewolt, Krieg oder fonftizer DetriebsstSrunsrn Hot der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung der Zettnng »der Kürzung de, Bezugspreises. — Rickscudung eingesandter SchriftKLck« erfolgt nur, wen» Port» beiUegt. Anzeigenpreise die 8 gespaltene AaumMie roDoidpfennig, di, 2 gespalten ereile der amtlichen Bekanntmachungen 4<> «otd- pfcnnig, die r gespaltene Rcki-mezeii- im -ertlichen Teile der Zeitung NX) Doldpfenuig. Nachmeisungsgebühr 20 »old- Km/ M/sSwL K?. 6 L7^«ag7" annahme ins vormittags lvUhr. Für di« -Richtigkeit der durch Fernruf übermittetten Anzeigen übernehmen wir deine Darantie. Jeder Rabattansprnch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eiugezogen werden muh »der der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen auch alle Vermittlungsstellen entgegen. Nr. 126 - 83. Jahrgang. Tel.-Adr.: .Sachsenzeituns' Wilsdruff-Dresden. Postscheck: Dresden 2810 8! Sonnabend 31. Mai 1924 MMvWlU im MWeit. Die erneuerten Schlichtungsverhandlungen in Berlin lür den Rnhrbergbau haben zu neuen Vorschlägen geführt, die nunmehr von den Vertretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer ihren Organisationen vorgelegt werden. Seit über drei Wochen tobt der Kamps im Ruhrgebiet, nickt bloß die Bergwerke liegen still, sondern auch die Fabriken müssen eine nach der andern stillecs., weil sie keine Kohle mehr haben. Noch komplizierter ist die ganze Lage geworden, weil zu der Frage der Arbeitszeitregelung auch Lohnforderungen getreten sind. Gegen den neulich ge lallten Schiedsspruch, der übrigens nicht für verbindlich erklärt wurde, weil er von den Arbeitnehmern aufs schärfste abgelehnr wurde und obwohl die Arbcitgeberseite diese Verbindlichkeitserklärung verlangte,. hatten die Ar beiter nach zwei Richtungen hin Einwendungen erhoben, die zur Ablehnung führten: die nicht höher bezahlte tat sächlich -urchgeführte Verlängerung der grundsätzlich nebenstünvigcn Schicht um eine stunde und die unkünd bare Festlegung dieser Mehrarbeit auf ein ganzes Jahr. Ein ähnlicher Schiedsspruch ist übrigens gerade auch im rheinischen Braunkohlenrevier erfolgt, wonach hier das Zweischichtensystem mit einer Arbeitszeit von 10 Stunden, wie es bisher bestand, bis zum 30. September beibehalten werden soll; der Antrag auf Lohnerhöhung wurde abgelehnt. Auch dieser Schiedsspruch ist von den sicien und den christlichen Bergarbeitersewerkschaften vc» worfen worden. Die Bergwerksunternehmer find in einer an und für sich überaus einfachen Zwangslage: angesichts der Tatsache, daß jede verkaufte Tonne Kohle ihnen einen Barvcrlust von 3—4 Mark verursacht, weil ja 27 A des Erlöses durch die Micumverträge ohne Entschädigung fortfallen, dazu 1,30 Mark Kohleustcucr bezahlt werden muß, angesichts der Tatsache, daß die Lohnquote bei den Gestehungskosten von 27 «z vor dem Kriege auf jetzt 72 A emporgcstiegen fit, w lehne sie eine Verkürzung der Arbeitszeit ebenso ab wie eine Erhöhung der Löhne. Erhält man doch in Biele feld und an anderen Orten an der Grenze des Ruhr» Gebietes die englische und die o b e r s ch l c s i s ch e Kohle ebenso billig wie die Ruhrkohle uns beispiels weise in Frankfurt a. M., wo früher die Ruhrkohle un umschränkt dominierte, ist sie jetzt 3—4 Mark teurer als die beiden andern Kohlensorten. Ihr Absatzgebiet ist ganz außerordentlich eingeengt und die Unzufriedenheit der Bergarbeiter über die Löhne ist insofern berechtigt, daß die wirklich erhaltene Lohnsumme durch die im März und April zahlreich eingelegten Feierschichten sehr stark verkürzt wurde. Die Einlegung der Feierschichten hat aber neben dem mangelnden Absatz vor allem die Unfähigkeit und Hilflosigkeit der belgisch-französischen Eisenbahnregie bei der Wagengestellung sür den Kohlentransport als Grund. Bei den oben erwähnten beiden Punkten ist nun in den langen Ichlichtungsvcrhandlungen angcknüpft worden, und man ist schließlich darum zune,uen Vorschlägen bekommen. Mehrarbeit von täglich einer Stunde über die Sicbenstundenschicht hinaus, aber unkündbar nur bis zum 30. September; ferner Erhöhung des am 1. Mai bekanntlich um 15 heraufgesetzten Schicht- lohn es um weitere 5 A; Arbeitszeit über Tag also 9 Stunden, nicht wie die Arbeitgeber ursprünglich ver langten 10 Stunden. Dabei ist freilich nicht gesagt, ob die 8 stunden als reine Arbeitszeit oder einschließlich An- und Abfahrt, d. h. eine wirkliche Arbeitszeit von 6'/l Stunden zu verstehen ist. Wird die Aus- und Abfahrt nicht gerechnet, so kommt eine wirkliche Arbeitszeit von 714 Stunden heraus. Stimmen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu, so be deutet das ein Nachgcben auf beiden Seiten. Angesichts der sehr starken politischen Tendenzen, die in den Ruhr bergkampf hincingetragcn worden sind, werden es die ver- banvlnngs- und nachgiebigkcitsbereiten Vertreter der Arbeitnehmer natürlich sehr schwer haben, ihre Leute zu dieser Nachgiebigkeit zu veranlassen. Vielleicht kann das nur — die Not. Und die ist furchtbar groß geworden im Westen. Furchtbar groß sind auch die volkswirtschaftlichen Verluste. Und das alles angesichts der furchtbar großen Krise, in der unsere Gesamtwirtschaft sich befindet. Freilich, ob die Unternehmer annehmen werden, muß abgewartet werden. Ablehnung der Unternehmer. Die Unternehmer haben den Schiedsspruch ab ge lehnt unter Hinweis darauf, daß die Regelung oer Arbcitszeitfragc als günstig nicht angesehen werden könne, weil bereits in kurzem wiederum Verhandlungen not wendig sind, die zu Auseinandersetzungen führen können. Angesichts der wirtschaftlichen Lage des Ruhrbergbaus und ter allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnisse erklären sich die Unternehmer außerstande, die Lohnerhöhung zu tragen. Nach Lage der Dinge erscheint ihnen die Beschaffung der notwendigen Mittel unmöglich. Eingreifen der belgischen Besatzung. In Buer kam es zu einer ernsten Besprechung zwischen der Besatzungsbehörde, den Zechcnbesitzern und Zechenbctriebsräten. Der Kommandant führte aus, daß die N o t st a n d s a r b e i t e n von den Zechen unter allen TemW WOns-MasttoO bei MM. Ein Munitionsdepot in die Luft geflogen (Eigener Fernsprechdienst der „S a ch s e n - F e i l u n g".) Bukarest, 30. Mai. Gestern ist das große Munitions depot der Armee, welches in einem Fort vor der Stabt liegt, in die Luft geflogen. Bukarest, 30. Mai. Zu der großen Exolosionskata- strvphe wird noch gemeldet: Das Unglück verursachte in der Stadt eine große Panik, da der Ort der Katastrophe nur in ganz ge ringer Entfernung der Stadt lag. Die ganze Stadt wurde im Umkreis von 3 Kilometern von der Bevölkerung geräumt, welche ängstlich die Flucht nach dem Zentrum der Stadt ergriff. Das Parlament konnte seine Sitzungen nicht abhaltcn. König Fer dinand wollte sich in Begleitung des Kriegsministers zum Muni- tionsdcpot begeben. Er wurde von dem Minister veranlaßt, sich zu entfernen. Wenige Augenblicke, nachdem er den. Platz verlassen hatte, schlug dort ein Geschoß ein und explodierte. Nahe zu 12 000 Geschosse, welche erst eingetroffen waren, und eine bedeutende Menge anderer Geschosse flogen in die Luft. Man nimmt an, daß ein anderes Munitionsdepot, welches unterirdisch liegt, als gerettet gelten kann. Das königliche Schloß von Cotro- ceny mutzte geräumt werden. Der Schaden beläuft sich auf mehr als 2 Milliarden Lei. Kein Fortschritt in derNegierungsbildung (Eigener Fcrnsprechdienst der „Sachse,i-Zeitun g".) Berlin, 30. Mai. Ueber die Unterredungen, die zwischen dem Reichskanzler und den Parteiführern, insbesondere dem Abgeordneten Hergt, geführt worden sind, werden in der Presse Mitteilungen gemacht, die durchweg den Tatsachen nicht entsprechen. Auch die Angaben über die als Neichsminster in Aussicht genommenen Persönlichkeiten beruhen aus reiner Kom bination. „Geschäftsaufficht", das Ausland wird mißtrauisch. (Eigener Fernsprechdienst der „S a ch s e n - Z e i t u n g".) Rotterdam, 29. Mai. Wie der „Tourant" meldet, haben infolge der bedenklichen Zunahme der Geschäflsaufsichten über zahlungsunfähige deutsche Firmen, die zu großen Schädi gungen 'der Lieferanten des Auslands geführt halben, die Rotter- t damer Exportfirmen Lieferungen an deutsche Häuser von vor- I Heringen Erklärungen abhängig gemacht, daß kein« Ueberschul- r düng vorliegt und daß innerhalb Jahresfrist keine Geschästsauf- l sicht beantragt «werden wird. > An Englands Adresse? Zürich, 29. Mai. Der „Tourant" meldet aus Paris: Für die französische Luftflotte wird ein zweiter Nachlragsetat angefordert, der den Bau von 25 neuen Luftgeschwadern bis Aahresende vorsieht. Havre und Lille werden vom 1. Düst ab Lustflughafen. Herriots Absage nach rechts. Paris, 29. Mai, Der „Temps" meldet: Herriot hat dem nationalen Block eine Absage zuteil werden lassen. Herriot hat auf die Anfrage des nationalen Blocks geantwortet, daß er sein Ministerium bilden werde, das sich ausschließlich auf die Links parteien stützen soll. Die Frage der Teilnahme der Sozialisten an der sranzösischen Regierung. Paris, 30. Mai. Der Departementsverband Seine hat in seiner gestern abgehaltenen Sitzung mit 1281 gegen 666 Stim men die Teilnahme an der Bildung des neuen Kabinetts ab gelehnt. Zahlreiche Delegierte erklärten indessen, wie das Ouvre hervorhebt, daß sie für ein Zusammengehen mit dem Kabinett gestimmt haben würden, wenn sie die absolute Gewißheit hätten, daß die Radikalsozialisten eine Zusammenarbeit mit Millerand ablehnen würden. Absage der Generäle an Herriot. Paris, 29. Mai. Der „Malin" meldet, daß Herriot bisher vier Generäle wegen UeLernahme des Kriegsmmistertums im neuen Kabinett habe befragen lassen. Die Versuche seien aber ergebnislos geblieben und würden es auch bleiben, da keiner der Generäle des französischen Heeres sich Haza hergeben würde, die Verantwortung für die Zurückziehung der Truppen aus dem Ruhrrevie? zu geben. Caillaux auf dem Plan. Rotterdam, 29. Mai. Die „Mormngpost" meldet aus Paris: Die Caillaux-Gruppe hat den Anschluß an die Herrivt- partei ausgenommen. Caillaux war am Sonntag, wie der Lyoner „Progreß" verrät, in Lyon. Der Inhalt der zweifellos bedeut samen Unterredung werde voraussichtlich seinen Niederschlag in der Zusammensetzung des neuen französischen Kabinetts finden. DerGehalt des englischen Arbeitsministers London, 30. Mai. Der kommunistische Antrag in der Frage der Herabsetzung des Gehaltes des Arbeitsministcrs wurde mit 300 gegen 252 Stimmen abgelehnt. Die Regierung hat also durch die Unterstützung der Liberalen eine Mehrheit von 48 Stimmen erhalten. umttanvcn geieiper weroen uns vatz die Kokereibetriebe völlig intakt gehalten werden müßten, damit nach Beendi gung des Ruhrkonflikts die Arbeit sofort wieder voll aus genommen werden könnte. Die Zechenbesitzer erklärten jedoch, für die Notstandsarbeiten mindestens 7 der Be legschaften zu brauchen. Von der belgischen Besatzungs behörde wurde betont, daß die Zechen besetzt werden würden, falls nicht eine befriedigende Regelung der Notstandsarbciten zustande käme. Dl. MW MMgspriWent. Die WH des WLsWsprWenlen. Berlin, 28. Mai. In der heutigen zweiten Sitzung des Reichstages wurde der Abgeordnete Dr. Wall ras, früherer Ober- Stadt Köln und Reichsminister des Innern, mit 227 Stimnren gegen 151, die auf den bisherigen Reichstags präsidenten Löbe fielen, zum Präsi denten des neuen Reichstages in der Stichwahl gewählt. Abg. Wallras, Mitglied der Deutschnationalen Volks- Partei, nahm die Wahl an. Das Er gebnis wird von der Rechten mit stür mischem Beifall und Händeklatschen begrüßt, während aus den Reihen der äußersten Linken Unruhe sich bemerk bar macht. Wallraf übernimmt sofort das Präsidium und verspricht, die Würde und die Rechte des Reichs tages zu wahren und unparteiisch zu wirken. Er ermahnt das Haus unter lebhaftem Wider spruch der Kommunisten, seine Tätigkeit in parlamentari schen Formen auszuüben. Er schloß mit Worten des Dankes an den früheren Präsidenten Löbe und de» Alters präsidenten Bock. * Eigentlich war die gestrige erste Sitzung des Reichs tages gesprengt worden — denn während die Kommunisten die Internationale anstimmten und von der Rechten das Deutschlandlied erscholl, setzte der im Lärm machtlos ge- bürgermeister der Wallraf. woroene Alterspräsident Bock seinen Hut aus und verließ das Haus, das dann ohne förmliche Schließung ausein anderging. Das Interesse an der heutigen Sitzung war wiederum außerordentlich stark, wie die überfüllten Tri bünen bewiesen. Die Sitzung selbst, die um 11 Uhr zur Wahl des Präsidiums angefetzt war, konnte erst gegen 12 Uhr beginnen, weil die Parteien sich vorher nicht einigen konnten. Alle hatten bei dem von ihnen genannten Kandidaten beharrt. Die Sitzung selbst verlief außer-- ordentlich lebhaft. Sofort nach Eröffnung durch den Alterspräsidenten stellte der Zentrumsführer Fehren bach den Antrag, die Sitzung überhaupt auf unbestimmte Zeit zu vertagen, bis über die Regierungsbildung und die Besetzung des Präsidiums Klarheit geschaffen sei, da beide Fragen eng miteinander zusammenhängen. Dieses Ver langen fand bei den Sozialdemokraten, bei den Deutsch nationalen, der National-sozialistischen Freiheitspartei und vor allem bei den Kommunisten lebhaften Widerspruch. Namentlich der Abg. Koenen (Kommunist) plädierte leb haft dagegen und verlangte im Falle der Annahme des Antrages wenigstens sofortige Verhandlung über die An träge auf Haftentlassung der festgenommenen kommunisti schen Abgeordneten. Nach längerer Geschäftsordnungs debatte wurde der Antrag Fehrenbach gegen die Stimmen des Zentrums und einiger Mitglieder der Deutschen Volks- Partei abgelehnt. Jetzt kam der Abg. Fehrenbach mit einem neuen Vorschläge, die Sitzung bis 2 Uhr zu ver tagen und erklärte gleichzeitig die Zustimmung der Demo kraten und der Deutschen Volkspartei zu diesem Wunsche. Diesem Verlangen zeigten sich jetzt auch die Sozialdemo- I kraten und die Deutschnationalen geneigt, so daß unter dem ironischen Beifall der Kommunisten schließlich die Ver tagung bis um 2 Uhr beschlossen wurde. Die entscheidende Abstimmung. Nach Wiederauftrahme der Sitzung gegen 21k Uhr versuchte der Kommunist Scholem erneut über die Frage der Freilassung der politischen Gefangenen beraten zu lassen. Es entstand bei seinen Ausführungen ein großer Lärm, und laute Zwischenrufe ertönten aus dem Hause. Nach längeren Ausführungen des bisherigen Reichstags- präsidenten Löbe lehnte das Haus es ab, vor der Wahl die Anträge zu besprechen. Bei der nun folaenden Vräsi-