Volltext Seite (XML)
bedeutenden Auslage del Blattes eine sHr wirk same Berbreitun«^ finden, «erden mit 1V Pfg. di« Spaltenjeile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und compkicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. WeWtz-MiiW. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehnc in Dippoldiswalde. Amtsblatt für die Königliche KrntshaupLmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Die „Wei-eritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2K Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. „Glück zu!" Nach kurzer Er klärung über Wesen und Erscheinungen des Hypnotis mus stellte Herr Buse jun. am letzten Vereinsabende mit mehreren Mitgliedern Versuche im Hypnotisiren an und zeigten sich einige der Herren hierfür so empfänglich, daß die überraschendsten Täuschungen vor genommen werden konnten. So wurden sie z. B. in den Wahn versetzt, daß sie einen Berg bestiegen, und sie stiegen auf Stühle und Tische, oder sie bellten auf Befehl wie Hunde und dergleichen. Solche Versuche sind zwar unterhaltend und auch für ernste, ärztliche Studien sehr lehrreich; aber wir dürfen nicht unter lassen, vor dem Hypnotisiren zu warnen. Dasselbe ist sozusagen Einschläferung oder bezüglich auch einseitige Verschärfung der Sinne dadurch, daß die zu hypno- 1isirer.de Person angehalten wird, längere Zeit ihre Gedanken auf ein und denselben Gegenstand zu richten. Infolge dessen tritt bei ihr eine erstaunliche Willens abspannung ein und sie gehorcht ohne Weiteres ihrem Hypnotiseur auf Blick und Wort. Einleuchtend ist es doch wohl, daß derartige überspannte Anstrengungen der Nerven nicht gesundheitssörderlich wirken können, und man hat auch schon, wie in einem sehr beachtens- werthen Aufsatz in den letzten Nummern der „Garten laube" zu lesen ist, sehr schlimme Erfahrungen gemacht, so daß in manchen Ländern, z. B. In Preußen und Baden, das Hypnotisiren verboten ist. — Die Benutzung eines für den Reisenden nicht giltigen Eisenbahnbillets ist nach einer jetzt ge troffenen Entscheidung selbst dann als Betrug strafbar, wenn der mit der Billetkontrole beauftragte Schaffner darum gewußt hat. Nach § 14, Abs. 3 des Betriebs reglements für die Eisenbahnen Deutschlands ist der Reisende, welcher ein gütiges Fahrbillet nicht hat, ver pflichtet, dies dem Schaffner oder Zugführer unauf gefordert zu melden. Thut er dies nicht, so unter drückt er eine wahre Thatsache. — Ein Taubstummer, Namens Karl Döring, hat die behördliche Erlaubniß zur Kolportage einer Bro- chüre erhalten, betitelt: „Ueber Athmung" nebst Anleitung zum Betriebe der wichtigsten und heilsamsten Uebungen für die Athmungsorgane, ein kleiner Bei trag zur Gesundheitslehre für Jung und Alt, Preis 60 Pf. Der Reingewinn aus dem Verkaufe soll einem Fond für unglückliche und bedürftige Taubstumme überwiesen werden. Es ist deshalb zu wünschen, daß Viele um des guten Zweckes willen, das Loos der unglücklichen Taubstummen zu lindern, das Schrift- chen kaufen werden. Altenberg. Wie nunmehr bestimmt ist, wird das Bergfest der hiesigen Knappschaft nächsten Sonn abend, den 25. August, gefeiert werden. Dresden. Große Verschiedenheiten zeigen die sächs. Schulinspektionsbezirke hinsichtlich der auf einen Lehrer im Durchschnitt entfallenden Schüler der Volks schule. Am günstigsten steht der Bezirk Leipzig I, wo auf den Lehrer im Durchschnitt nur 33, und Dresden I, wo auf den Lehrer 34 Schüler entfallen, am ungünstigsten der Bezirk Chemnitz-Land mit 100 Schülern auf jeden Lehrer. Die vogtländischen Schul inspektionsbezirke zeigen folgende Verhältnißzahlen: Plauen 76, Oelsnitz 80, Auerbach 91 Schüler der Volksschule auf je einen Lehrer. Bei diesen auf amt lichen Veröffentlichungen beruhenden Angaben ist die am Ende des Jahres 1887 vorhandene Schülerzahl zu Grunde gelegt. — Unter den sächsischen Seminaren ist das älteste das im Jahre 1787 gegründete Seminar zu Dresden-Friedrichstadt. Bereits 1797 wird die Lehrer bildungsanstalt in Plauen erwähnt, welche im An fänge in Verbindung mit dem dortigen Lyzeum stand, von diesem jedoch im Jahre 1835 vollständig getrennt wurde. DaS im Jahre 1856 nach Nossen verlegte Seminar zu Freiberg wurde gegründet 1798, das land ständische evangelische Seminar zu Bautzen 1817, das durch eine Stiftung der Freifrau von Fletcher ins Leben gerufene Fletcher'sche Seminar in Dresden 1825, das Hauptseminar in Grimma, welches am 8. Oktober d. I. in Gemeinschaft mit dem im Jahre 1855 eröff neten Nebenseminare das Jubelfest seines 50jährigen Bestehens feiern wird, 1838, das in Annaberg 1842, das in Waldenburg durch den Fürsten Otto Viktor von Schönburg 1844, das katholische Lehrerseminar mit Gymnasialpräparanda in Bautzen 1851, das Se minar in Borna 1863, das in Zschopau 1869, das in Oschatz 1871, in Schneeberg 1872, in Löbau 1873 und als das jüngste das in Auerbach 1876. Außer dem sind noch zu erwähnen die im Jahre 1850 zu Dresden eröffnete königl. Turnlehrerbildungsanstalt, ferner das von dem Fürsten Otto Viktor von Schön burg-Waldenburg gegründete und im Jahre 1851 er öffnete Lehrerinnenseminar zu Callnberg und das 1875 gegründete Lehrerinnenseminar mit Töchterschule zu Dresden. — In den sächsischen Städten mit mehr als 25,000 Einwohnern betrug bei derEinkommensabschätzung im Jahre 1886, nach einer erst jetzt vom Statistischen Handbuch gegebenen Zusammenstellung das durch schnittliche Einkommen eines Eingeschätzten 1596 M., und zwar in Dresden 1584 M., Leipzig 1943 M., Chemnitz 1367 M., Plauen 1155 M., Zwickau 1539 Mark, Freiberg 1047 M. Unter den übrigen Städten mit mehr als 5000 Einwohnern thun sich durch die Höhe des auf den Kopf der Eingeschätzten entfallenden durchschnittlichen Einkommen hervor und stehen in dieser Hinsicht über Freiberg Bautzen mit 1285 M., Löbau und Annaberg mit je 1216 M. und Markneu kirchen mit 1211 M. — Bekanntlich mißt man den Grad der Wohl habenheit der Bevölkerung eines Landes an dem Ver brauch von Fleisch. Steigender Verbrauch zeigt zunehmenden Wohlstand an. Wenn dieser Satz richtig ist, dann dürfen die über Verbrauch von Fleisch in Sachsen in den letzten 40 Jahren in den im soeben er schienenen „Statistischen Jahrbuch auf 1889" mitge- theilten Ziffern durchaus erfreulich genannt werden. Ist es auch nicht gerade ein sehr großes Quantum an Fleisch, das in Sachsen durchschnittlich im Jahre auf den Kopf der Bevölkerung kommt — der Sachse ist genügsam, die Ernährungsweise bei uns im Ganzen einfacher, der Verbrauch an Fleisch geringer, ass ver gleichsweise in den Rheinlanden, in Bayern rc. — so ist doch der Konsum ein fortwährend steigender, im Jahre 1886 z. B. fast doppelt so hoch, als 40 Jahre zuvor. Es betrug nämlich der Verbrauch an Fleisch in Sachsen pro Kopf der Bevölkerung in 1847 und 1848 nur erst circa 30 Pfund im Jahre, in 1886 aber reichlich 67 Pfund. Die Zunahme ist eine sehr langsame bis 1855, in welchem Jahre noch immer knapp 30 Pfund pro Jahr und Kopf verbraucht worden sind. Ende der 50 er Jahre stieg die Konsumtion bis auf reichlich 40 Pfund, in den 60 er Jahren betrug sie circa 50 Pfund und höher stieg dir Konsumtion auch nicht in den Jahren 1870—1872. Die nächst folgenden wirthschastlich guten Jahre zeigen eine Zu nahme bis auf nahezu 60 Pfund im Jahre 1876. Seit 1882 ist der Verbrauch bis über 60 Pfund ge stiegen, berücksichtigt ist dabei nur der Verbrauch an Rind- und Schweinefleisch. Das letztere wird von den weniger Bemittelten bevorzugt. Es ist daher nicht uninteressant, in einigen Ziffern den Verbrauch an Schweinefleisch den an Rindfleisch gegenüber zu stellen. Da stellt sich denn die Thatsache heraus, daß in den 40 er Jahren der Verbrauch an Rind- und Schweine fleisch noch fast gleich war, je 15 Pfund pro Kopf der Bevölkerung im Jahr. In den 60 er und 70 er Jahren ist das Verhältniß etwa wie 2 zu 3, durchschnittlich etwa 20 Pfund Rind- und 30 Pfund Schweinefleisch, in den 80 er Jahren ist dann das Verhältniß etwa 2'/, zu 4. In 1886 kamen 25 Pfund Rind- und Nr. 99. Donnerstag, den 23. August 1888. 54. Jahrgang. 42 Pfund Schweinefleisch auf Kopf und Jahr. Diese Ziffern beweisen, daß mehr und mehr auch Kreise dm Fleischgenuß sich gönnen können, die früher auf den selben verzichtet haben. Die Lebensführung deS Ein zelnen wird eine bessere, indem Verdienst und Lohn, sei es auch noch so langsam, steigen. Diesen erfreu lichen Schluß darf man auch aus den hier mitgetheilten Ziffern ziehen. Pirna. Wie dringend die größte Vorsicht beim Umgang mit Petroleum bez. Petroleumlampen ge boten ist, beweist wieder folgender Vorfall. Am ver gangenen Sonnabend Abend wollte ein 15 jähriger Laufbursche eines hiesigen Restaurants eine brennende Petroleumlampe von einem erhöhten Orte herunter nehmen, wobei ihm aber dieselbe aus der Hand fiel und der sofort in Brand gerathene Inhalt sich über ihn ergoß, so daß auch die Kleider alsbald Feuer fingen. Der Bedauernswerthe, der zunächst mit den Händen die Flammen auszuschlagen versuchte, lief, als er sah, daß dies vergeblich, über und über brennend in die Küche und wollte sich an den dort aufhältlichen ganz bestürzten Personen anklammern, was aber durch das rasche, besonnene Handeln des Wirthes verhindert wurde, indem er einen in der Nähe hängenden Bade mantel dem Brennenden umwarf und damit die Flammen erdrückte. Der sofort herbeigerufene Arzt konstatirte Brandwunden namentlich an der linken Seite, am Hals, am Kopf und an der rechten Hand; glücklicher Weise sind die Augen unbeschädigt geblieben. Bauhen. Im Laufe des nächsten Monats geht wieder ein Bautzener Kind als evangelisch-lutherischer Missionar im Dienste der Leipziger Missionsgesell schaft nach Ostindien, der 1851 geborene Pastor Georg Slosch, Sohn eines früheren Kaufmanns hier. — Am 20. Aug. ereignete sich in Bautzen der be- merkenswerthe Fall, daß sämmtliche drei Kinder einer hiesigen Familie, im Alter von 4, 2'/, Jahren und 7 Monaten, in hiesiger Petrikirche durch die heilige Taufe in die evangelisch-lutherische Christengemeinschaft ausgenommen wurden. Herrnhut. Am 10. August fand die Grund steinlegung zum Bau des neuen Archivhauses statt. In der von Heinrich Müller gehaltenen Rede wurde die geschichtliche Entwickelung des Unitätsarchivs von der Väter Zeit her berührt und die dringende Nothwendigkeit eines Neubaues hervorgehoben, da die bisherigen Räumlichkeiten im Herrschastshaus den An forderungen der Jetztzeit nicht mehr genügen. Zu ver danken ist dieser Erfolg den unausgesetzten Bemüh ungen des gegenwärtigen Archivars A. Glitsch, welcher der Generalsynode von 1879 die Bitte um Geneh migung eines Neubaues vortrug und seitdem darauf bedacht gewesen ist, die nöthigen Geldmittel zusammen zubringen. Mylau. Von dem hiesigen Gendarm wurde ein wegen Verdacht des Leichenraubes an einem Selbst mörder auf Naundorfer Flur aus dem Bezirksarmen hause entsprungener Häusling aus Mehltheuer am 18. August aufgegriffen und verhaftet. Derselbe war ge ständig, den fraglichen Leichnam beraubt zu haben und führte auch noch die geraubten Sachen bei sich. Hainichen. Nachdem bereits Ende vorigen Mo nates seitens unseres Kirchenvorstandes befchlossen worden war, die hiesige, bekanntlich höchst baufällige Kirche (der Kirchthurm mußte im vorigen Monate bereits bis auf das Achteck abgetragen und die Glocken niußten Anfangs dieses Monats herabgenommen wer den) nicht erneuern zu lassen, sondern an ihrer Stelle einen Neubau zu errichten, sind die hiesigen städtischen Behörden in ihrer letzten Sitzung diesem Beschlüsse beigetreten. So wird der heiße Wunsch vieler hiesiger Einwohner nach einem würdigen und sicheren Gottes haus in absehbarer Zeit in Erfüllung gehen. Leipzig. Die Generalversammlung der Leipziger Diskontogesellschaft nahm mit 2841 gegen 718 Stimmen den Vergleichsvorschlag deS AufstchtsrathS an.