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fiuer Tageblatt für ftn,,I,,n »u» ^lu, ua» Um,«,««» « au»« flaz»t,,n »» o»l»»f,nat„, «,ttam».p««tt,,N, « 0»ttpf,ni>!,, amtttch» Z<II« « e,l»p»»na>„. r,l»gramm«, Lagibiatt fiu»«r,g»dtrg,. Enthalten- -1» amtlichen vrkanatmachaagen Ker Nair» -er Sta-t an- -r» Amtsgericht» ^ur. p»gsch»«.«»ni» Mmt L«ip,ig Nr. INI RZW? /Anzeiger für -as Erzgebirge Nr. 249 Sonnabenä» clen 24. Oktober 1925 20. ZahiMNg Der griechisch-bulgarische Grenzzwischenfall. Einmarsch -er Griechen. — wl-erfprechen-e Vorstellungen. — Un- -er völkerbun-l Athen, 22. Okt. Täe Blätter veröffentlichen eine Erklärung der Militärbehörde, daß heute griechische Truppen in bulgarisches Gebiet einmarschieren werden, um Petrttsch und einen wetteren Grenzort zu besetzen, die sie besetzt halten werden, bis Bulgarien völlige Genugtuung für den letzten Zwischenfall geleistet hat. Berlin, 22. Okt. Zu dem! bulgarisch-griechischen Grenzzwischenfall erklärt das Pressebüro der Bulga rischen Gesandtschaft in Berlin auf Grund der Lei ihr aus Sofia eingegangenen Nachrichten: Sofort nach der Tötung des griechischen Soldaten auf bulgarischem Gebiet haben die Bewegungen und Konzentrierungen großer griechischer Streitkräfte, die, wie aus allen: ersichtlich, schon in Bereitschaft.gehalten waren, stattgefunden. Nach einer Beschießung von grie chischer Seite, der die Bulgaren sich vergeblich, bemüh ten, ein Ende zu machen, haben, bedeutende griechische Kräfte, mit Artillerie versehen, was in diesen Ge birgsgegenden sehr auffallend ist, von allen Setten die bulgarischen Grenzposten Nr. 9, 10 und 11 angegriffen, besetzt und sind dann weiter in das bulgarische Terri torium eingedrungen. Die Stadt Petrttsch ist bereits von Artillerie beschossen worden. Wenn alle diese Tatsachen — das Vorhandensein so großer griechischer Militärstreitkräfte an der Grenze und tcren plötzliches Eindringen in bulgarisches Gebiet — mit dem Umstand verbunden werden, daß die griechi sche Regierung den dreimal wiederholten Vorschlag der .'uigurischen Regierung zwecks Einsetzung einer Untcr- uchungsiommission ostentativ unbeantwortet gelassen yat, so ergibt sich die unumstrittene Feststellung, daß wir es in dem Falle mit einem von griechischer Seite eit langem vorbereiteten Angriff zu tun haben. Die bulgarische Telegraphen-Agentur meldet: Es wird gemeldet, daß griechische Abteilungen, die mit Är- .illerie versehen waren, in das bulgarische Gebiet ein- >rangen. Fünf bulgarische Grenzwachen wurden gerötet. L>ie bulgarischen Posten zogen sich darauf zurück und die Griechen besetzten die Grenzblockhäuser Nr. .9, 10 und ,1. Mehrere Granaten fielen in die > Stadt Petrttsch. Bis jetzt hat die griechische Regierung auf den dreimali gen Vorschlag der bulgarischen Regierung nicht geant wortet, eine Untersuchung der Verantwortlichkeit ein zuleiten. Athen, 22. Okt. (Meldung dec Agencc d'Athenes.) Die gestern abend der bulgarischen Gesandtschaft in Athen überreichte Verbalnote der griechischen Regierung wurde dem griechischen Geschäftsträger in Sofia ge- ändt, der sie der bulgarischen Regierung aushändigen vird. Die Note beginnt mit einer Darstellung des Zrenzzwischenfalles. Danach griffen am 19. Oktober nm 2 Uhr nachmittags bulgarische Truppen den.grie chischen Grenzposten Nr. 69 im Gebiet von Demir Hissar in und töteten die griechische Schildwache. Da auf der ,anzen Linie vom Posten 67 bis zum Posten 69 ge- chossen wurde, begab sich der Hauptmann der grie- hischen Deckungskompagnie sofort nach vorn und befahl, ms Feuer einzustellen, was unverzüglich geschah. Als ich aber der Hauptmann mit einer Weißen Fahne den bulgarischen Posten näherte, um sich mit den Offizieren zu verständigen, wurde er erschossen. Tas Feuer dauerte winn bis zum Abend an. Die Bulgaren zogen Truppen >n der Stärke eines Bataillons zusammen, die mit Sie deutsche fintwott auf die letzte Entwassnungs- note überreicht. Berlin. 26. Okt, „Berliner Lokalanzetger" und die „Tägliche Rundschau" melden, daß die deutsche Antwort auf die letzte EntwasfnungSnote der Botschafterkouferenz gestern nach Paris abgegangcn ist und dort heute über reicht werden wird. Im Anschluß daran, so bemerkt bas letztgenannte Blatt, werd« man dann über die Fort schritte in der Räumungsfrage wettere» hören. ES kann auch als sicher gelten, daß die Engländer ein« Herab setzung ihrer Truppenzahl im besetzten Gebiet beschlos. sen haben und daß die yraüzosen und Belgier in drm^ selben Verminderung-Verhältnis sich anschlleßen werden. Schließlich kann man auch wohl mit Sicherheit.anneh- men, daß man sich in Paris bereit» mit den notwendi gen Abänderungen de» Rheinlandregim«» beschäftigt. Tos „Berliner Tageblatt" will erfahren haben, Paß in interalliierten Kreisen für spätestens Ende Januar 1V2S mit dem endgültigen Abbau der Mtlitärkontrollkommis» sion gerechnet wird. , Neichsbankpräst-ent Vr. Schacht in Washington. Newhork, 22. Okt. Nach einer Meldung der „New- hork World" au» Washington hatte Reich-bankpräsident Maschinengewehren versehen waren, und besetzten "die Höhen, die die griechischen Stellungen beherrschten. Tas griechische Blockhaus Nr. 69 wurde von ihnen einge nommen. In der Stacht zum 20. gelang es den inzwi schen verstärkten griechischen Posten, alle verlorenen Stel lungen mit Ausnahme des oben erwähnten Blockhauses zurückzuerobern. Tie Note weist dann darauf bin, daß sich bulgarische Truppen noch jetzt auf griechischem Ge biet aufhalten. Sie sagt ferner, daß der Oberkomman dierende der griechischen Truppen Befehl erhalten habe, dem Einbruch der Vulgaren Einhalt zu tun und alle Maßnahmen zu ergreifen, die ihm zur Sicherung des nationalen Gebietes geeignet erscheinen. Sie sagt zum zum Schluß, daß die griechische Regierung, ohne die nationale Würde preiszugeben, bei einem solchen un provozierten Angriff nicht gleichgültig bleiben könne, und verlangt von der bulgarischen Regierung^, daß sie ihr Bedauern offiziell ausspreche, die Schuldigen be strafe und den Familien der Opfer eine Entschädigung von 6 Millionen Drachmen zahle. , Paris, 22. Okt. „Journal des TebatS" äußert zum griechisch-bulgarischen Konflikt: Es muß befremden, daß tn dem Augenblick, in dem die Verträge von Lo carno paraphiert wurden, was einige Blätter zu pro phetischen Ankündigungen der Vereinigten Staaten von Europa veranlaßte, zwei Mitgliederstaaten des Völker bundes miteinander in Konflikt geraten und sich um das Statut des Völkerbundes wie,„um die welken Blätter im Herbst" kümmern. Tas griechische Kabinett.hat jetzt Gelegenheit, die Grundsätze der friedlichen Regelung von Konflikten zu achten, für die der griechische Vertreter beim Völkerbund Rentis so warm eingetreten ist, aber Rentis hat demissioniert. Wenn das Unrecht auf bul garischer Seite liegt, dann war es richtiger, es feststellen zu lassen, bevor man ein Ultimatum absandte. Zum Völkerbundsstatut seine Zuflucht zu nehmen, war im Augenblick das einzig Korrekte. Aber unglücklicherweise entwickelt sich das Regime Pangalos in beunruhigendem Sinne. Pangalos verträgt weder die Opposition noch die Kritik und behandelt General Plastiras, den des interessiertesten Mann ganz Griechenlands, wie einen Verbrecher. Wohin soll das führen? Sofia, 22. Okt. (Meldung der Bulgarischen Tele graphen-Agentur.) Wegen der Verletzung bulgarischen Gebietes durch griechische Truppen, die trotz der wie derholten Vorschläge der bulgarischen Regierung, eine Untersuchung zwecks Feststellung der Verantwortung für den Zwischenfall vom 19. Oktober einzuleiten, ihren Vormarsch fortsetzen, hat Bulgarien gemäß Artikel 10 und 11 des Völkerbundsvertrages heute einen Protest an das Völkerbundsekretäriat gerichtet, in dem es die sofortige Einberufung des VölkerbundsrateS fordert, um den Konflikt zu prüfen. Im letzten Augenblick wird ge meldet, daß die griechischen Truppen, die in Richtung Petrttsch operieren, aus Artillerie und Infanterie be stehen. Die Truppen bezogen längs der Grenze Stel lung und beschossen die Dörfer Marccostinvva und Ma riupol. Die bulgarischen Grenzschutzabteilungen haben das Torf Mareeostinova geräumt. Tie griechische Ar tillerie beschießt das Strumatal und die offene Stadt Petritsch sowie die dorthin führende Straße. Die In fanterie rückt am Flußufer vor. Tw. Schacht Besprechungen mit Beamten des Schatz amtes und stattete dem Schatzsekretär Mellon sowie Mit gliedern des Fereral Reserve Board Besuche ab. I>er Leiter des Federal Reserve Board gab zu Ehren des Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht ein Festmahl. Der Sieg -eo veutschtums im Memellan-. Memel, 21. Oktober. Die Wahlen zum memelländi schen Landtag haben folgendes Ergebnis gehabt: Es sind insgesamt l>7166 Stimmen für die Einheitsfront-Parteien abgegeben worden. Davon entfallen auf die Mcmelländische Landwirte-Partei 24101 Stimmen, auf die Memelländische Volkspartei 28 872 Stimmen und auf die Sozialdemokratie vttgg Stimmen. Die Manischen Parteien haben insgesamt Mur 8677 Stimmen aufgebracht; davon haben lediglich die verbunde nen Listen der litauischen Bauern mit 2600 Stimmen Aus sicht, einen Kandidaten zu erhalten. Die Kommunisten und die sonstigen kleinen Splitterparteien brachten 1602 Stim men auf; sie werden keinen einzigen Kandidaten erhalten. Die Kandidatenverteilung wird ungefähr da» folgende Bild ergeben: insgesamt 28 Kandidaten der Einheitsfront, da von 12 Landwirte, 11 VolkSparteiler und ü Sozialdemokra ten. Der letzte Sitz des Landtags wird den litauischen Bau ern zufatlen. Vie Sesprechungen im Neichskablnett über Locarno been-et. Das Ergebnis der entscheidenden KabtnettSsitzuna, die gestern vormittag stattfand, wurde amtlich in fol gender Form mitgeteilt: „Tas Reichskabinett hat heute unter Vorsitz deS Reichspräsidenten die Besprechungen über das Ergebnis der Ministerzusammenkunst von Locarno zum Abschluß gebracht. Ter Reichskanzler und der Reichsaußenmini« ster werden in der heutigen Sitzung des Auswärtigen Ausschusses des Reichstages die Stellungnahme der Retchsregierung vertreten." Berlin, 23. Okt. Ueber die gestrige Sitzung des aus wärtigen Ausschusses wissen einige Blätter mttzuteilen, tn den Reden der einzelnen Abgeordneten sei zum Auf druck gekommen, daß alle Parteien von der Deutschen Volkspartet bis zu den Sozialdemokraten die Haltung der deutschen Delegierten in Locarno gebilligt haben- Von allen diesen Parteien sei es aber auch als selbst verständlich angesehen worden, daß die Endgültige Gut, scheidung über Annahme oder Ablehnung des Vertrags von Locarno erst fallen könne, wenn sich die politischen Rückwirkungen von Locarno, die von den Hauptdele gierten der Westmächte mündlich zugesagt worden sind, deutlich bemerkbar gemacht haben. Beachtung gefunden habe die Erklärung des sozialdemokratischen Abg. Tw. Breitscheid, daß seine Partei im Reichstag für die kom menden Gesetzentwürfe nur dann stimmen werde, wenn auch die Teutschnationalen ihnen ihre Zustimmung ge geben werden. Ter Wortführer der Demokraten habe sich für seine Partei ähnlich ausgedrückt. Einmütig -en Vertrag von Locarno gebilligt Berlin, 23. Okt. Unter der Ueberschrtft „Die Ein stimmigkeit des ReichskabtnettS" schreibt die „Tägliche Rundschau: Das Reichskabinett hat gestern vor dem Zusammentritt des Auswärtigen Ausschusses seine Be ratungen noch tn einer kurzen Sitzung zu!m Abschluß ge bracht. Die Beratung ist durch einen Beschluß zu Ende geführt worden, der zwar nicht veröffentlicht worden ist, der aber ganz deutlich zu erkennen gibt, daß das Kabinett insgesamt aus dem Boden dessen steht, was in Locarno erreicht worden ist. Dieser Haltung entspre chend hat dann auch das Kabinett den Reichsaußenmini ster damit beauftragt, die Haltung der Regierung vor dem Auswärtigen Ausschuß darzulegen. ES steht glso außer allem Zweifel, daß die Darlegungen des Reichs außenministers den Standpunkt der Regierung darstel len. Im Anschluß an die Ausführungen Stresemanns stellte auf eine Anfrage ^des Abg. Breitscheid (Soz.) der Reichskanzler Dr. Luther ausdrücklich fest, daß Dr. Stresemann in voller Uebereinstimmung mit der Auf fassung des Kabinetts gesprochen habe. Vie Moskauer presse zum Locarno-Vertrag. Moskau, 21. Okt. Die Veröffentlichung der Ver trüge von Locarno wird nur kurz von „Fswestija" kommentiert. Das Blatt behauptet noch einmal, daß der englische Standpunkt gesiegt habe, und daß es Eng land gelungen sei, die Verbindung zwischen Frankreich und seinen östlichen Nachbarn, Polen und der Tschecho slowakei, zu zerstören, deren Interessen im Stich gelas sen würden. England werde zur ausschlaggebenden Macht am Rhein und tn Europa. Gleichzeitig meint aber das Blatt, die Tatsache, daß die englischen Domi nions und Indien an dem Pakt teilnehmen, sei ein neuer Schritt aus dem.Wege des Zerfalls des britischen Im periums. Tie Dominien werden aus einem Objekt der englischen Politik zu Subjekten selbständiger interna tionaler Politik. Die Ergebnisse der Konferenz von Locarno seien nicht ein Fortschritt in der Befriedung Europas, sondern nur der Beginn einer.neuen Gruppie rung der internationalen Kräfte. Die ruhige Zurückhaltung und die knappe Kommen tierung der Konferenz von Locarno durch die Presse er folgt gemäß den Direktiven der entsprechenden "Regie rungsstelle und bestätigt noch einmal die Absicht der Sowjetregterung, die ersten praktischen -Ergebnisse de» Vertrage« von Locarno abzuwarten, eh« irgendwelche Politisch« oder diplomatische Gegenminen gelegt werden. In manchen hiesigen Politischen Kreisen herrscht die Auf fassung, daß jetzt, nachdem England eine.stark« Posi tion «innehme, es leichter auf neuerliche.Verhandlun gen mit der Sowjetunion etngehen werde. Grep über -en Eintritt VeutfHtanSs in -en v-lkerbun-. Swanse«. 22. Okt. Viscount Grey erklärte tn einer Red«, der größt« gretfvare Erfolg .der Konferenz von Locarno bestehe darin, daß nach der Ratifizierung der Verträge Deutschland tn den Völkerbund etntreten werd«. Innerhalb einiger Jahre müsse Deutschland dieselbe bs- i —.... -c:,... > -