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Dresdner Journal : 16.03.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189603160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960316
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960316
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-03
- Tag 1896-03-16
-
Monat
1896-03
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 16.03.1896
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SrrugSpret»; hü, Druden virrtrliShrlich » Mark »vPl, dec d> n Laßer- I>ch deutfchen Postanstalten »ier<6;Ltzrlich S Marl; euster» Pild de« Deeßchen Reicht« Poft, und ktempelzujchla,. Omzelne Nummern: lv Pf Grschetue» Uglich mit Ausnahme d« Eona> und Feiertag» abend«. Aeruspr-Lnschlnß: Nr 1>Otr Dresdner M Zonriml. NLkünorsnupvOebtttzre« > Kür dt» Kaum tinrr aefpal- «tuen Anle kleiner Schrift «0 Pf Unter „Eingesandt" die Zeile so P, Neiladeüen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag Herau-seder: Lvnigliche Lxptdition de« Dresdner Journal« Dre«den, Zwingerstr. »v Gernspr-AnschluhNr ILDK. 1896 62 Montag, den 16. März, abends. Amtlicher Teil. Htekannlinachung, eine anderweite Anleihe des Ltadtvereins für innere Mission zu Dresden betreffend. Die Ministerien des Innern und der Finanzen haben zu der von dem Stadlverein für innere Mission zu Dresden beschlossenen Ausgabe vou auf den In haber lautenden, Seiten des Letzteren unkündbaren Schuldscheinen in Abschnitten von loo(> und 500 M. behufs Aufnahme einer mit vier vom Hundert jähr lich zu verzinsenden und auf dem gesammten Grund besitze des Vereins allhier hypothekarisch sicher zu stellenden auderweiten Anleihe in Hohe von 9<x)0ooM. nach Maßgabe des vorgelegten Anleihe- und Tilgungs planes die nach 8 1040 des Bürgerlichen Gesetzbuches erforderliche Genehmigung ertheilt. Dresden, am 12. Mürz 1806. Dio Ministerien des Innern und der Finanzen. Für den Minister: v. Watzdorf. Vodel. Gebhardt. HZekannLrnachung. Tie „Transatlantische Feuerversicherungs- Altiengesellschaft" in Hamburg hat uebeu Leipzig auch Dresden als hierlündischen Sih ihres Geschäfts betriebes der Versicherung gegen Einbruchdiebstahl erwählt. Dresden, am 9. März 1896. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. l8vl Vodcl. Gersdorf. Nichtamtlicher Leit. I Am 15. Mär; 1871 richtete Kaiser Wilhelm, nachdem das Grohe Heupt- guartier Versailles verlassen hatte, von Nancy aus folgende» Befehl an die Armee: „Soldaten der deutschen Armee! Ich verlasse am heutigen Tage den Boden Frankreichs, auf welchem dein deutschen Namen so viel neue kriegerische Ehre erwachsen, auf dem aber auch so viel teures Blut ge flossen ist. Ein ehrenvoller Frieden ist jetzt gesichert und der Rückmarsch der Truppen in die Heimat hat zum Teil begonnen. Ich sage Euch Lebewohl und ich danke Euch nochmals mit warmem und erhobe nem Herzen für alles, was Ihr in diesem Kriege durch Tapferkeit und Ausdauer geleistet habt. Ihr kehrt mit stolzrm Bewußtsein in die Heimat zurück, daß Ihr einen der größten Kriege siegreich geschlagen habt, den die Weltgeschichte je ge sehen, — daß das teure Vaterland vor jedem Be treten durch den Feind geschützt worden ist, und daß dem Deutschen Reiche jetzt Länder wiedererobert worden sind, die es vor langer Zeit verloren hat. Möge die Armee des nunmehr geeinten Dcntschlands dessen stets eingedenk sein, daß sie sich nur mit stetem Streben nach Vervollkommnung auf ihrer hohen Stufe erhalte» kann, dann können wir der Zukunft getrost entgegen- sehen. Wilhelm." Wenn man diesen Befehl liest, so ist man wieder mit einem Schlage in de» Bannkreis der großen Zeit versetzt. Wie in einem Breunpnnkt faßt diese Knnd gebling die glorreichen Thate» der geeinten deutschen Heldensöhne, die herrlichen Errungenschaften des ge waltigen Ringens zusammen; wie aus einem wunder baren Spiegel blitzt uns ans dem Scheidegrus; des Kaisers an die Armee noch einmal die Fülle jener weltbewegenden Ereignisse entgegen. Es ist ein in der ungeheuren Bedeutung des Inhalts, in der Kraft und Würde des Ausdrucks tief ergreifendes nnd erhebendes Dokument, welches die ruhmreiche Zeit des Krieges nnd der Wiedergeburt des Deutschen Reiches wie mit einem monumentalen Siegel abschließt. Durch seine Mitteilung an dieser Stelle, wo wir seit Monate» z» »»seren Lesern ost von den Thatcn des deutschen Heeres gesprochen haben, beenden wir Misere der Er innerung gewidmeten Darlegungen. Möge das stille Andenken au die große Zeit iu unstrem Geschlechte das Gefühl für die Einigkeit und Größe des Reiches wie ein nie erlöschendes Feuer weiter schüren! Der tnflttsch-äfthptischc Feldzug gegen das Mahdisteureich ist also nach den übereinstimmenden Meldungen eng lischer Blätter beschlossene Sache. Für die heutige Sitzung des englischen Parlaments hat Lord Salisbury eine auf diese Angelegenheit sich beziehende Erklärung der Regierung in Aussicht gestellt, welche voraussicht lich Klarheit über die geplante kriegerische Unter nehmung gegen die Mahdisten verbreiten dürfte. Den englischen Blättermcldungcn zufolge hätte der ägyptische Feldzug zum Ziel, zunächst der von den Derwischen bedrohten italienische» Besatzung von Kassala zur Hilfe zu eilen und überhaupt die gegen die eritreische Kolonie gerichtete Wehrkraft des Khalifen Abdullahi, des jetzigen Mahdi, ans die Verteidigung des eigenen Reiches abznlenken. Aber bei Verfolgung dieser nächsten Ziele, so wird offen erklärt, hätte das englisch-ägyptische Armceccrps auch noch die weit wichtigere Aufgabe der Virnichtimg des Mahdistcnrciches selbst im Äuge zu behaltcu und auf das Ziel der Einverleibung der ausgedehnten Gebiete des Sudans in Ägypten hin zuarbeiten. Wen» diese Preßdeutiinge» des englisch ägyptischen Feldzuges heute die erwartete Bestätigung durch Lord Salisbury erhalten sollten, daun hätte man es aller dings mit einer neue» groß angelcgtcn kriegerischen Unternehmung in Afrika zu thun, die der Öffentlichkeit ucnen reichlichen Ersatz für die entgangenen Aufregungen des allem Anscheine »ach vor seinem Ende stehenden abessynischen Feldzuges der Italiener verschaffen würde In Kairo, dem Sitze der ägyptische» Regierung, von wo aus die Operationen des geplante» Feldzugs gegen das Mahdi Reich geleitet werde» würde», hat schon die erste Nachricht über dieses Unternehmen be greiflicherweise eine hochgradige Aufregung wach gernfen. Würde doch dieser Feldzug der Rückeroberung und Neuerschließuug des Sudans für das Reich der Pyramiden gelten, die dem letzteren die Aussicht auf den Beginn einer neuen Ära des handelspolitischen Aufschwunges eröffnet Für das dabei nicht zunächst beteiligte Ausland liegt vorläufig freilich »och kein zwingender Grund zu irgendwelcher Aufregung vor. Wir für unseren Teil wenigstens vermögen uns noch nicht der Zweifel darüber zu erwehren, ob die eng lischt Negierung in allem Ernste entschlossen ist, dies mal einen entscheidenden Schlag gegen das Mahdistcn- rcich zu führe». Es widerspricht ei» solcher Entschluß zu augenfällig den Traditionen der englischen Kolo nialpolitik, sich in kostspielige und gewagte kriegerische Unternehmungen nur in Fällen der zwingendsten Not cinzulasscn. Ein solcher Fall liegt aber jetzt nicht vor. Ten» wen» die Engländer ihre» geplanten Zug da mit erklären wollen, daß es höchste Eile erfordere, den Italiener» zu Hilse zu komme» mid de» Eindruck ihrer Niederlage» zu verwischen, so werden sie es sich schon gefallen lassen müssen, daß andere Leute dieser plötzliche» Nächstenliebe etwas skeptisch gegenüber stehen. Außerdem ist auch schon der Operationspla», des geplanten Feldzugs, wie ihn die gutuuterrichtetc Presse darstellt, geradezu geeignet, diese Zweifel noch zn ver stärken. Denn es wird erklärt, daß die für den Feld zug in Sndan bestimmten Truppen sich zunächst in der südlichst gelegenen ägyptischen Hanptstatio» Wadi halfa zu vereinige» habe» würde», um sodauu aber Tougola den Marsch mitten durch das feindliche Land in der Richtung gegen Kassala sortzusetzen. Der zurückzulegende Weg von Wadi Halfa bis Kassala beträgt über !2oo km, also ungefähr die Entfernung wie beispielsweise zwischen Warschau und Moskau. Um diesen laugen Marsch des Expeditionscorps zu forcieren und noch che Kassala in den Besitz der diese Festung belagernde» Derwische gelangt, z» beendigen, dazu bedarf es unserer Meinung nach einer viel stär kercn Truppenmacht, als es die dazu bestimmte» 12 englisch ägyptischen Bataillone sind, zumal die vom Kongostaate zur gleichzeitigen Bekricgung dcS Mahdi Reiches etwa zu entsendende Wehrmacht unmöglich rechtzeitig zur Stelle würde sei» köiiuc». Dieser Teil des Operationsplancs ist offenbar undurchführbar und wohl auch nur als Drohung aufznsassen, die vom Negus Menclik und dem Khalifen Abdullahi, wenn sie ihnen rechtzeitig übermittelt wird, schon beherzigt werden dürste. Um so berechtigter wäre daun aber auch die Annahme, daß auch der übrigeTeil des gegen die Dcrwischegeplanten Bernichtungskampfes nicht oder wenigstens nicht schon jetzt zur Ausführung gelangen wird und nur in der Hoffnung vou den Engländer» jetzt als beschlösse» a»gc kündigt worden ist, damic an die brennend gewordene „ägyptische Räumungsfrage" eine »ene Frage — nämlich die der sich angeblich als notwendig machen den Wiederherstellung der ägyptischen Herrschaft in Sudan — anknüpfen nnd auf diese Weise die Verpflicht ung, das Nilland zn räumen, all culenclus ^raecas hinausschieben zu können. Zweifellos sind es wieder höchst interessante Tinge, die sich hier vorbereittn. Mit bcsonderer Spannung wird man zunächst die Stellung zu er- wartcu haben, welche Frankreich und Rußland zu de» neueste» weita»Shole»den Pläue» Joh» Bulls ciu- »ehmcn werde» Tie europäische» Diplomaten aber werden sich jedenfalls gegenwärtig nicht übcr allzu große Muße zu beklage» habe». Tagesgeschichte. Dresden, 16. März Ihre Majestäten der K önig und die Königin sowie die Durchlauchtigste» Prinze» und Prinzessinnen des König!. Hauses wohnte» am gestrige» Sonntage dem Vormittagsgottesdicnste in der katholischen Hofkirche bei. Nach dem Kirchen besuche erteilten Se. Majestät der König im Residenz schlosse an nachgcnannte Herren Audienzen: Geh. Rat Professor Ur. Schmidt, geh. Hofrat Professor Frhr v. O»r, Rektor der Technischen Hochschule, Hofmarschall v. Haugk, Erbschenk von Hinterpommeru Graf v. Krockow, Oberkonsistorialrat I». Schmidt, Amts richter Di Brügmann, Staatsanwalt Or Hubert und Oberförster Kempe. Um 8 Uhr nachmittags vereinigte Lich die König liche Familie bei Ihren Majestäten zur Familicn- tafcl. Für abends '-9 Uhr waren Einladungen an 6<> Damen und Herren der Aristokratie und der Hof staateu zu einer Soiree ergangen, an welcher auch Ihre König!. Hoheiten der Prinz Georg, der Prinz nnd die Fran Prinzessin Johann Georg und die Prinzessin Mathilde teilnahmen. Vor dem Souper hatte der Pächter der in der hiesigen Wilsdruffer Straße Nr. 16 etablierte» Ausstellung Edisonscher Er sinduugen, Hr. Ehrhardt, die Ehre, den Phonographen vorzuführcn und eine größere Anzahl instrumentale nnd vokale Musikstücke :c. zu Gehör zu briugeu. Ihre Majestäten geruhten, Allerhöchstihre Anerkennung für das Gehörte Hrn. Ehrhardt auszusprechen und dem selben huldvollst zu gestatten, einige Worte Sr. Majestät für den Phonographen anfzuuehme». — Im Laufe des heutigen Vormittages nahmen Se. Majestät der König die Vorträge der Herren Staatsminister im Residenzschlosse entgegen. — Heute nachmittag werden Ihre Durchlauchten der Prinz nnd die Frau Priuzessin Friedrich von Hohenzolleru zum Besuche Ihrer Majestäten in Dresden eintressen und im König!. Residenzschlosse Wohnung nehmen. Nächsten Mittwoch, den !<X März, sindet im Königl. Residcnzschlosse ein Hofkonzcrt statt. — Hvssräulein v. Borries hat am gestrigen Tage de» Dienst bei Ihrer Majestät der Königin über nommen. Dresden, 16. März. Se. Königs. Hoheit der Prinz Friedrich Anguß hat sich in Begleitung des Brigade-Adjutanten Hauptmanns v. Eriegcr» zur Besichtigung der sinteroffizierschule gestern nach mittag auf einige Tage nach Marienberg begeben. Deutsches Reich. * Berlin, 15. März Se Majestät der Kaiser Hörle» gestern vormittag ron 8 Uhr ab den Vortrag des Gcncraladjutantcn v. Hahnke und fuhren um 10 Uhr zur Besichtigung des O ffiziersreitcns zu den Kasernements der einzelnen hier garnifonierenden Garde-Kavallerie regimenter, und zwar zunächst zu jenem des 2. Gardc- Ulanenregiments, dann zu dein der Garde Kürassiere, ron dort nach der Kaserne des 1 Garde Tragoncrregiments und schließlich nach jener des 2 Garde Tragoncrregiements, woselbst der Kaiser im Kreise des Offiziercorps das Früh stück einuahmen. Im Lause des Nachmittags unternahmen Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin eine gemein same Spaßerfahrl Abends uni 8 Uhr versammelten Se Majestät der Kaiser diejenigen Offiziere um Sieb, welche an dem von Ihm veranstalteten Kriegsspiele teil genommen hatten An die Besprechung des letzteren schloß sich eine Abendtasel. — Die „Berl. Pol. Nachr." schreiben: In der gestrigen Sitzunr der Budgctkommisston des 9ieichstagcS wurde be tänntlich ein Antrag !>r. Lieber angenommen, inhalts dessen im Etatsjahre >896 97 die etwaigen rechnungs mäßigen Überschüsse der Uberweisungssteuern rund zur Hälfte den Bundesstaaten zufließen, zur anderen Hälfte aber vom Schuldentitel des Reichs abgeschrieben werden sollen. Eine gleiche Regelung soll auch schon für das laufende Jahr 1895 96 stattfindcn. In Bezug auf die Erklärungen des Staatssekretärs des Reichrschatzamtcs Grafen v Posadowsky zu diesem Anträge erfahren wir zuverlässig, daß derselbe zu dem Anträge bemerkt habe, daß er einen Versuch mit der Tilgung der Reichsschuld nur willkommen heißen könne, daß es sich aber mehr em pfohlen hätte, diesen Versuch in die Form eines Gesetz entwurfs zu kleiden In der Einfügung der betreffenden Bestimmung in das Etatsgesetz könnten die verbündcten Regierungen eine Beeinträchtigung ihrer Entschließungs- sreihcit erblicken. Ter Antrag entspreche auch nicht dem letzten Finanzresormgesetz, welches die ungeteilte Über weisung der rechnungsmäßigen Überschüsse an das Reich vorsah. Er könne bei dieser Sachlage auch bezüglich der Stellung der verbündeten Regierungen zu dem Anträge Lieber zur Zeit keinerlei Erklärung abgeben. Auch wolle er schließlich »och daraus Hinweisen, daß dieser Antrag die Notwen digkeit bedinge, feste Grundsätze für die Veranschlagung der Ein nahmen zu beschließen, da die Form der Veranschlaguna jetzt eine wesentliche Grundlage für die Bemessung der Matri- lularbciträge unv damit auch für die Gestaltung der Kmck und Wissenschaft. K. Hoftheatcr. — Altstadt. — Am 14 d. MtS.: „Lohengrin". Romantische Oper in drei Akten von Richard Wagner. (Hr. Forkhammer, vom Stadt- theatcr in Lübeck, als Gast.) In der vorgestrigen, recht schwach besuchten Ausführung der Oper sang Hr. Forkhammer als zweite Gastrolle den Lohengrin. Wie cs schon seine erste Darbietung als Tann häuser gezeigt hatte, empfiehlt er sich weitaus mehr durch gutes Material als durch korrekte und fertige GcsangS- tcchnik — eine Erscheinung, welche man seit Jahren bei der großen Mehrheit unserer jungen Sänger wahrnehmcn muß. Seine Stimme klingt in der Höhe am freiesten, nach unten zu vermischt sich ein leichter nasaler mit einem stärkeren gutturalen Beiklang; zumteil infolge mangel hafter Behandlung entbehrt der Ton der rechten Fülle, wenn auch nicht der Intensität. Was Hrn. Forkhammer vor anderen jüngeren Fachgenosscn, die wir zuletzt als Gäste kennen gelernt haben oder seit kurzem im Verbände des HofthcatcrS wirken sehen, wesentlich auSzeichnct, ist eine entschiedene geistige Befähigung und Frische, welche sich in ausdrucksvoller musikaiischer Deklamation wie, in verständiger und regsamer Darstellung äußert Daß sich diese guten Eigenschaften noch nicht gleichmäßig hrrvor- kehren, sondern verschiedentlich mit Irrtümern und Über treibungen abwcchseln, ist bei der Ansängerschaft deS Sängers natürlich und unbedenklich An Hrn ForkhammcrS Auf fassung und Durchführung der Lohengrin-Rolle, die viel Ruhe und überlegene Würde erfordert, ließe sich mancherlei ausstellen; wir sehen indes von Einzelheiten ab und be gnügen uns damit, auf den hoffnungsvollen Grsamtcindruck feiner Leistung hinzuweisen Der erste Auftritt vor dem König (mit dem glänzenden ä, das sich gegenüber Elsa und Telramund miede« holte) und die Kirchenscene gelangen ihm besonders gut. Die äußeren Mittel des Gastes sind genügend. P. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 11. März: „Renaissance". Lustspiel in drei Aufzügen von Franz v Schönthan und Franz Koppel-Ellfeld (Zum ersten Biale. 1 Die Verfasser des erfolgreichen Lustspiels „Eomteß Guckerl" haben ihrem hübsch erfundenen und mit beweg licher Anmut durchgeführten kulturgeschichtlichen Lustspiel rasch ein zweites folgen lassen, das vorgestern abend mit entschiedenem Erfolg die erste Bühncnprobe bestand und voraussichtlich eine Anzahl gefüllter und fröhlich angeregter Hänser erzielen wird, obschon dies zweite Lustspiel vom ersten wesentlich verschieden ist und ebenso auf der Grenze zwischen Lustspiel und torischem Schauspiel dahin geht, als „Eomteß Guckerl" auf der Grenze zwischen Lustspiel und Schwank wan delte Bcidc Verfasser werden ja sich selbst sagen, daß sich trotz dieser Verschiedenheit tcr betretene Weg nicht ins Unend liche fortsetzen läßt, daß zwar jedem Kostüm gewiße thea tralische Wirkungen, aber keineswegs jedem dramatische Motive und Gestalten abzugcwinnen sind Vorderhand hat gutes Glück den Griff in die Vergangenheit gelenkt und da« Lustspiel „Renaissance" stellt sich namentlich wieder in seinen beiden ersten Akten als ein trotz seiner wenig bedeutenden Handlung lebendig bewegtes, den Reiz wechselvoller Situationen mit dem feineren Reiz psycho logischer Wandlungen verbindende« Stück dar, das seinem Stoff und Titel entsprechend, auch aus malerische Wirkungen gestellt erscheint und im Einklang mit der formcnfrohcn, schönheitsdurstigen Zeit, die den Hintergrund abgicbt, in gebundener Form, zum Teil in klingenden zierlichen Reimen auSgcsührt ist. Der Titel „Renaissance" erscheint thatsächlich zu weit und hoch gegriffen, um so mehr al« das Stück um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts spielt, wo von der vollen Sonne der Hochrenaissance nur noch cin letzter matterer Abglanz übcr Italic» lag Zwar hätte die in einem Schloß der Marchcsa Sansavelli in« Sabincrgcbirge vor sich gehende nicht sowohl Handlung als kleine Begeben heit recht gut und cben so gut in den vollen Mittag der Renaissance, in die Zeiten Julius ll und LeoS X. zurück verlegt werden können, aber vielleicht war cs mehr als Zufall, war es bescheidene Absicht der Verfasser, daß sie eben spätere Tage wählten, in denen die großen, kühnen, gewaltigen Naturen, die originellen, aus blendendem Licht und tiefstem Schalten gemischten Eharakterc (die K F Meyer mit feiner Meisterschaft nachzuzcichnen wußte) schon spärlich geworden waren Die große Dame der Hochrenaissance ist im Sck mthan Koppclschen Lustspiel als Marchcsa San savelli bereits wieder zur resignierten Lcbensstimmung zurückgekehrt, an die Stelle der wilden Künstlcrmönche, der Filippo Lippi und Trofilo Folcngo, ist der gute treu herzige Kapuziner aller Zeit Pater Bentivoglio, an die Stelle der stolzen Humanisten vom Schlage der Poliziano und Pico von Mirandola ist in der Gestalt dcS Magisters Sevcrino bereit« wieder der lächerliche Pedant der ita- liemschen MaSkenkomödic getreten Nur in einem Punkt wirkt die große Zeit noch nach, man preist, ehrt und stellt die Kunst, die fröhliche Kunst der Palette, über alles und dieS Gefühl ist noch mächtig genug, um sowohl die Mar ches« Gennara ins Leben zurück und mit ihrem Jugend - geliebten, dem Maler Silvio da Feltre, zusammenzusührcn, al« den jungen Vittorino Sansavelli au« einem KardinalS- schößling, einer künftigen Eminenz, in einen künftigen Künstler zn verwandeln, von dessen dermalcinstigen Schöpf ungen und Thaten wir um so seichter das Beste glauben können, als dieser Knabcngestalt thatsächlich der stärkste Hauch vom Ledensgesühl und Lebensmut des beglückten Emquccento geliehen ist. Daß die Handlung von „Renaissance" sür die volle Belebung de« Lustspiels nicht «»«reicht, verrät der dritte Akt, der in seiner ersten Hälfte in der schmeichlerischen Werbung der jungen Eolctta um den Magister Severino, sogar in« häßlich Schwankhaffe überschlägt, in der zweiten Hälfte aber, wo Vittorinos innerer Kampf und sein kaum motivierter Entschluß, Mutter und Meister ihrem Liebes glück zu überlaßen und nach Florenz zu gehen, in den Vordergrund tritt, gar zu stark nach dem ernsten Resig- nationsschauspicl hinübcrneigt Alles in allem: das Stück wirkt durch eine bewußt bchaglichc und liebenswürdige Ausführung seiner Episoden, durch die frische, anmutige, gerade in den kleinsten Zügen poetisch feine Figur des jugendliche» Vittorino Sansavelli, durch eine ersichtliche und fühlbare Freude am Zauber der künstlerischen Persönlich keit, durch jcncn leichten Witz, der sich heute meist nur als Witzwort äußcrt, hier aber mit den Situationen und lebendigen Gestalten verknüpft erscheint, und durch einen flüchtigen Schmelz romantischen Empfindens. Es ist, als wären dir ehedem vielgepriesenen Künstlerlusispiele Tein- hardsteins ein wenig modernisiert, ein wenig schärfer kon trastiert, wieder auferstanden Einen so vollen Erfolg, wie das Stück der beiden Verfasser hier errang, kann es überall nur da haben, wo ihm die malerisch farbige Ausstattung und vor allem, wo ihm eine Wiedergabe der besten und wertvollsten Gestalt, des jungen Marchese, verbürgt ist, wie auf unserer Hof bühne. Ter Vittorino Sansavelli der Frau Bast-' war in Erscheinung, Spiel und Ton zu so entzückender Anmut, so überzeugendem innerem und äußerem Leben auSgereist, vic rasche Entwickelung des Knaben zum Jüngling wußte die Künstlerin mit so außerordentlichem Reiz auSzustattcn, daß man diese Rolle unbedingt zum Schönsten und Wirk ungSvollsten zählen kann, was sie je verkörpert hat. Eha- rakteristischc Figuren schufen auch die Herren Wiecke (Sil vio da Feltre), der nur im Anfang mit einer Neigung zum Versprechen kämpfte, Swoboda «Pater Bentivoglio), Holthau« (Magister Severino». Frl. Salbach (Marchesa
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