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41. Jshrg. S«i>nadk»d, lmi 18. Fedomr 1888. SS sich nm «ich wnbstcheu daß die s Nlchl so ohne weiteres ftststellen. — Der „Reichs- I anzeiger" bringt eine Mittheilung Dr. Mackenzu's auS San Remo über das Leiden des Kronprinzen. Am Schluffe rekapitulirt fich Mackenzie dahin, daß seiner Ansicht nach die klinischen Symptome immer durchaus vereinbar waren mit nicht bösartiger Erkrankung und die mikroskopische Untersuchung damit überein- stimmte: er brauche nur noch hinzuzufügen, daß, ob gleich in jedem gälte Kchlkopferkiankung, es auf den eisten Anblick möglich ist, eine genaue Diagnose be züglich der Natur des Leidens zu stellen, daß in aller dings sehr seltenen Fällen allein das Fortschreiten der Krankheit die Bestimmung deren Charakters gestattete. Unglücklicher Weise gehöre das Leiden des Kronprinzen zu letzterer Art, so dqß augenblicklich die medicioischr Wissenschaft ihm nicht gestatte, zu behaupten, daß irgend eine andere Krankheit vorhanden sei als chronische Entzündung des Kehlkoßfes, verbunden mit PerichondritiS (Auf deutsch!: Entzündung, von Knorpelhaut). Dr. Mackenzie, welcher am Mittwoch nach London abreisen wollte, wird aus Wunsch der Fra« Kronprin zessin noch einige Tage in San. Remo bleiben. „Der „Staatsanzeiger" für Württemberg veröffent licht nachfolgendes Bülletin über das Befinden des Königs: Am Montag fand eine leichte Steigerung deS Fiebers statt; .Dienstag Verlief infolge der Hustenanfälle unruhig. Die Mattigkeit des hohen Patienten ist an haltend, ebenso die Appetitlosigkeit. Ter Gouverneur von Berlin, General v. Werder, wird in nächster Woche nach Petersburg »eisen, um dort einen vierwöchigen Urlaub zuzubringen. Der Zar hatte bei seiner Durchreise ».m 18. November diesen vertrauten Pathgeber seines Vaters zu einem Besuch mündlich eingeladeu und er hat vorKurzem diese Ein ladung erneuern lassen. Eine politische Aufgabe ist mit dieser Reise nicht verbunden. Immerhin aber darf sie als ein erfreuliches Anzeichen aufgefaßt werden. Di« neue Wehrvorlage ist doch nicht, wie eS all gemein hieß, ohne Widerspruch im Reichstage ange nommen worden. Der Abg. Johannsen, Vertreter deS Wahlkreise- Hadrrslebea-Badr» bürg, r«r einzige Däne lm ReichSs^g. hol^ wie aus einer Erklärung im stenographisch»» Bericht über d,e ReichStagSsitzung vom 9. d. hervorgeht, gegen das Gesetz gestimmt. (Die Sozialdemokraten hab«, eS vorgezozen, überhaupt nicht zu stimmen,) Die bayrische Abgeordnetenkammer begann die Be- rathung der Vorlage über da« Reichsgesetz, brtr. die Unfallversicherung land- und focstwirthschaftlicher Arbezter. Per Minister de» Innern,v, Lutz legte die Grundsätze de» Entwurfs dar m d bemerkte dabei, daß die bayrische Regjnmpg dir Sozialpolitik des Reiche stet» freudig unterstützt hghe. In den letzten Wochen find nach und nach; 13 ; s.aniWche, Evstatennach Gsaß-Lothiingen drsertirt. Sie kommen therlS. au» Pelfpst, steils »«ter gr- legenxa Gafltisone»; eine» hat eß IvM ßertig gebracht, von Besanxon in voll« Uniform durchzukommen! Die Leute klagea Lhu befand«» harte Sucht in d« letzten Seit und gegeben fich «rifitp» »u di« Schweiz, da sie sich ich «Hchuk Echt HusiMeu dürfe«. m Miltwoch hefchäftigle sich Mi^ hem Audmge der Abgg. Tagesgeschichte. Beim letzten pa»lamenta»ischen Esten, welches ter Fürst Bismarck einer Anzahl von Reichstagsabgeorc- »eten der Mehrheitsparteien gab, soll der hohe Gast geber sich u. A. auch über die Lage geäußert und dabei die Zuversicht ausgedrückt Haden, baß ker Frieden werbe erhalten bleiben. Er glaube, so wird brricklet, nicht an den Krieg. Die Sprache der russischen Hetzblätter habe nichts zu bedeuten, die russische Regierung stehe nicht hinter diesen u. s. w. Nach einer anderen Dar stellung habe der Fürst u. A. geäußert, von der rus sischen Presse seien nur die wirklichen Regierungsblätter als Echo der amtlichen Anschauungen maßgebend; die übrigen hätten ihren besonderen Schützer, der ihnen einblasr, was ihm gut scheine. Fast jeder höhere Staatsbeamte, Minister und andere hochgestellt« Per sonen hätte sein eigenes Blatt und es sei daher selbst für den Zaren oft äußerst schwierig, für einen einheit lichen Gang der Staatsmaschinc zu sorgen. Man dürfe dir Presse daher nicht mit der Regierung identificiren. — Sicherlich wird diese beruhigende Auslastung von Bielen mit großer Genugthuung begrüßt werden, aber es dürfte ihr gleichwohl nicht völlig gelingen, da» er schütterte Vertrauen in den Frieden wieder zu befestigen, weil man weiß, daß die Presse, wenn sie auch auf die augenblicklichen Entschließungen der Machthaber einfluß los ist, doch im Stande ist, im Volke Anschauungen und Ideen zu erzeugen und zu pflegen, deren Gewicht sich auf die Dauer selbst der unbeschränkteste Allein herrscher nicht zu wiedersetzcn vermag. Immer ist in den Ländern, die große Kriege mit einander gefühlt haben, zuvor, oft sogar Jahre lang, ein heißer Streit mit der Feder ausgesuchten worben. Und wo die gegenseitigen Abneigungen so unve,hüllt und als das Ergebniß nationaler Instinkte zu Tage treten, wie zwischen den Russen und den Deutschen und Oester reichern andre, seitS, da wird der Einfluß der Presse noch um so gefährlicher, wenn sie in vie Kohlenzluth blasend eS ohne sonderliche Müh« dahin zu bringen vermag, daß daraus die verheerende Lohe eines nach Befriedigung drängenden tiefen Volkshaffes und krieger isch« Unternehmungslust cmporschlägt. Kür die nächste Zeit ist ein Ausbruch dieses Dranges wohl nicht zu besorgen und weiter hat wohl auch der Fürst-Reichs-». Kanzler seine Zuversicht nicht auSbehnen wollen. Ad« trotzdem wird Niemand daS quälende Gefühl los zu werden vermögen, daß eine politische Spannung, wie sie nun einmal zwischen Rußland und dem „Westen" besteht, nur durch ein Bölkerringen ohne Gleichen be seitigt werdrn kann, und daß darum die Unsicherheit der Lage zu einem dauernden Nebel geworden. Deutsches Reich. Die fortlaufenden ärztlichen Berichte au» San Remo sprechen sich ja meist in zufriedenstellend« Weift über da« Befinden deS Kron- prinzen auS. Daneben wolle« ah« Piipätuachrichtea, welche wenig« beruhigend wirken, nicht verstummen. Me allgemeine Liebe für den hohen Patienten läßt ab« die Hoffnung auf gänzliche — wen« auch noch in fernerer Zeit liegende — Genesung nicht, sinken. Angesicht» der momentan immnhin bedenklichen Lage ist «» erklärlich, daß wiederum Gerüchte umgehen, wonach ein Stellvertretung«- bezw. Regentschastsgrsetz dem Reichstage Mich« solle. .Ob die» eine Roße Sensationsnachricht, eine Parteispekalatwn oder der Widerhall wirklich vorhanden« Projekte ist, läßt ssich EIHMll und Aiyriger. AmlsötBÜ brr S-nigl. AmtKnuullmaMschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts m» de» StawathS zu Ries«. Druck und Perlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. 21. AA"" m Riesa wöchentlich dnimal: Dienstag, Donnerstag un» Sonnabend. — AbonncmenspreiS vierteljährlich 1 Mark 2» Pfg. — Bestellungen nehmen alle naiserl. Poftanftälte» Postboten, die lrrvediiwnen in Riesa und Strehla (lk. Schön), sowie alle Boten entgegen. — Inserate, welch« bei -em aurgrbretteten Leserkreise eine wirksame Veröffentlichung stade« erbitten wir unStnS Montag, »esp. Mittwoch oder Freitag, Bormittags - Übt. InsertionspreiS die dretgespaltiiie LorpuSzeile oder deren Raum 10 Pfg. Redaction, Expedition und Buchdruckerei Kastanienstraße Nr. S4. die Sonntagsheiligung bezögen und nur die öffentliche Arbeit an Sonntagen beschränken. Der Arbeiterschutz sei dabei wenig berücksichtigt. Der Reichskanzler habe den Antrag nur al« Rahmen bezeichnet, den der BundcSrath auSsüllen solle. Aber es sei doch bester, dem Bundesrath Vollmachten zu »thejlen, als der Polizei. Der Antrag stelle die Sonntagsruhe als Regel fest und verlange von den Fabiikinspecloren ein« Statistik über die zuzulasftndeu Ausnahmen. Abg. Struckmann (nat.-lib.) hielt die Frage der Sonntags ruhe für ein Gesetz noch zu wenig geklärt. Zweck mäßiger wäre es, bei d« zweiten Berathung deS Ent wurfs die Regierung aufzufordern, die Sache zu prüfen und in der nächsten Session die Ergebnisse dies« Prüfung dem Hause vorzulegen. Abg. v. Kleist-Reetzow (koas.) hielt «ine derartige Resolution für verfrhlt, der Reichstag selbst müsse dazu bestimmt« Stellung nehmen. Der Antrag wäre durch die geaauest vorgenommenen Untersuchungen vollständig gerechtfertigt. Zudem handle eS sich hierbei nur um gewerblichß Arbeiter, nicht um landwirthschaftliche Und Berkehrsärbeiter. Abg. Baum bach (dsl.) erklärte, daß auch seine Partei mit dem Endziele des Antrages einverstanden fü. Dringend wünschenswerth erschien «S ihm, daß die Regierungen aus ihrer bisherigen Reserve in dies« Frage heraus träten und dem Reichstage ihre diesbezüglichen Vor schläge unterbreiteten. Dre größte Schwierigkeit bestehe nach seiner Meinung in den nothwendig werdenden Ausnahmebestimmungen. — Am Douuerstog ge nehmigte mau zunächst in «st«! und zweit«'Berathung den Meistbegünstigung«»»«»; zwischen dem Reiche mrd dem Freistaat Paraguay, verwies den Ergänzungs-Etat für das Reichsheer an die Budgetkowmission und er ledigte die! noch übrigen Titel des Militär- und Justiz- Etats nach, den Vorschlägen der Regierung. Hierauf folgte d« Antrag dreAbggImpachu.Ge«:,betr. Aufhebung deS Identitäts-Nachweises. Derselbe wurde von den Kartellparteien unterstützt. Abg. Lehren "Reichspartei) begründete den Antrag. Die Tendenz desselben geht dahin, daß den Exporteuren von Getreide, MM and Oel bei der Ausfuhr dieser Product« „Einsuhrvoll- machteu" gegeben werden, welche ihnen gestatten, eine gleich große Menge von Maaren zollfrei wird« einzu bringen, wie sie auSgeführt haben. Als Gegner des Anträge« führte Abg. Richter (dfr.) aus, daß d« An trag eine gaoz ungerechte Ausfuhrprämie schaffen wolle. Abg. Hosfmonn (nat-lib.) beantragte Verweisung deS Antrages an eine 28 »-Kommission. Abg. Graf Stol- berg-Wernignode (k0vs.) legte dar, daß der Antrag auf Aufhebung deS Identität«- Nachweises sa ast sei/ wie die KornziBe. Der Antrag soll der Landwirth- schaft, dem Handel und der Schiffsahrt nützlich werden. Di« ReichSfinanzen würden durch den Antrag nicht ge schädigt. Abg. rx Struckwann (nat.-lib,) äußerte «iarge Bfhenken gsgen den Antrag, welcher. einer Export prämie gleichkomm«. Abg. 'Rittest tdfr.) bestritt;, dqß d« Antrag das rein« Prinzip der Aufhebung des JdentitätH-Nachweifts enthalte. Für da« letzt«« sei er imm« gewesen, gegeade» Antrag müsse er sich, aber »kläre,. Die Diskussion wurde geschlosst, und der Aqtrag iu eine Kommission verwitftn. Daun erledigt« da» Haus «a« Petition de« deutscheu Wluerhuudt» um Auqkotuüpg d«r Wluex Wl» .Gewmbegehüftn dmch Übergang jur Tagesordnung. Eine ««eher« Petition, »etr, ««g^l^ d« ApoMtMft»* »urde der Re gier«»- zur Berücksichtig«»- überwirft». Bekanntmachung. Eingegangen ist das Gesetz, betreffend Aenderungen der Wehrpflicht, vom il. Februar 1888. Dasselbe kann in der Rathsexpedition eingesehen werden. Riesa, am 17. Februar 1888. Der Gtadtrath. Klötzer. Sch.