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Sächsische Elbzeitimg Sächsische Schweiz Tageszeitung für die Landgemeinden Alteiidors, Kleingießhübel, Kleinhcnncrs- darf, «rippen, Lichtenhain, Mittclndorf, Ostran, Porschdorf, Postclwih, Prossen, Rathmannsdorf, Rcinhardtsdors, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wcndischfähre, sowie für das Gcsamtgcbiet der Sächsischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzcftung Alma Hieke, Inh. Walter Hieke. Verantwortlich: Wäller Hieke. Anzeigenpreis (in RM.ft Die 7gcspalicnc 35, mm breite Pctitzcile 20 Pfg., für auswärtige Ansiraggeder 2.', Pfg., 85 mm drcite Rcklamczeilc 80 Pfg. Tabel larischer Sah nach besonderem Tarif. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme sür in und ausländische Zeitungen. „Unterhaltung und Wissen", „Das llnterhaltungüblatt", 5-ben im Rild" Stan-lge Wochenbeuagen. c^rau und ihre Welt", Illustrierte Sonntagsbeilage: L.even IM Nichierschcincn einzelner Nummern infolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung berechtigt nicht zur Bezugspreiskürzung oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung. Lageblatt fite die llrswcint läalich nachmittags Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Feicriagc. üczngüprciö: frei Haus monatlich I,8.'> !>!Nt. icinschl. ^rägcrgeld>, im abhowr monatlich l,6ä RM„ durch die Post 2,00 RM. einschl. -rKstellgel, Einzcluummcr ll>, mit Illustrierter l'> Pfg. Bei Prodnktionsvericueinngc.. Erhöhungen der Löhne und Maicrialicnprcise behalten wir uns Vas Recht dcr Nachfordcrung vor. Bad Schandau, Sonnabend, den 20. Kebruar 4932 76. Jahrgang irr. 43 Des Weltkriegs zweiter Teil tie in die Sprache des Alltags überlegt: jede Einmischung des Völkerbundes entschieden verbeten hat." Und was ist die Antwort des Zwölferansschusses auf die Zurückweisung: „Er erwartet, daß Japan gegenüber der Weltöffentlichkeit nachweist, daß seine Aktion in Schanghai gerecht und maßvoll ist". Es wird gemeldet, daß in Tokio über diese neue Note des Zwölferausschusses „große Erregung" herrsche. Wir glauben es nicht, daß die Ausregung so groß war, sondern daß man dieses Dokument kläglicher Ohnmacht des Völker bundes mit schallendem Hohngelächter ausgenommen hat. Japan legt es ja sichtlich darauf an, den Völkerbund her- . auszufordern. Welche Beweise will es der Weltöffentlich keit und dem Völkerbünde noch geben, daß es gar keinen Wert darauf legt, ob von diesen Instanzen sein Verhalten als „gerecht und maßvoll" anerkannt wird? Ja welche Be weise verlangt der Völkerbund noch, um Japans bösen Willen als erwiesen anzusehen und gegen Japan als erklärten Friedensbrecher nach den Bestimmungen des Völkerbunds statuts und des Kelloggpaktes oorzugehen? Daß die Aech- tung Japans noch immer nicht erfolgt ist, ist der beste Be weis dafür, daß der Völkerbund eine elende Komödie, nichts als Lug und Trug ist.. China hat die Probe aufs Exempcl machen müssen, was der Schutz des Völkerbundes wert ist. Wer sehr optimistisch veranlagt ist, der könnte, solange es sich nur um die mandschurische Frage drehte, vielleicht noch der Hoffnung sein, daß es gelingen werde den Brand zu lokalisieren; so aber ist jede Hoffnung geschwunden, seit dem die Japaner ihren Vorstoß nach der Jangtse- Mündung, der Herzschlagader des chinesischen Reiches gerichtet haben. Dreimal sind ihnen die verhaßten „weißen Teufel" im Laufe des letzten Menschenalters in den Arm ge fallen, als die Japaner versuchten, die chinesische Frage in ihrem Sinne zu lösen, 1895 nach dem japanisch-chinesischen Krieg, 1905 nach dem russisch-japanischen Krieg und 1922 nach dem Weltkrieg. Und dreimal hatten die Japaner zähne knirschend von ihren Plänen abstchen müssen. Das erstemal waren es die Russen, Deutschen und Franzosen, das zweite und drittemal aber die Vereinigten Staaten, die den Ja panern in den Weg traten. Sie sind auch heute die Gegen spieler in der H e r r s ch a ft um den S t i l l e n O z e a n. Ihnen gilt auch heute der Haupthaß der Japaner. Kaum geringer aber ist ihr Haß gegen England, das, früher Japans stille Rückendeckung, heute zu seinen Gegnern übergegangen ist. Sie geben sich gar keine Mühe, diesen Haß zu verbergen. Japanische Granaten fielen auf ein eng lisches Kriegsschiff und töteten ein paar englische Matrosen. Barsch forderte ein japanischer Kommandant den eines amerikanischen Kreuzers auf, sich zur Seite zu scheren und ihm freies Schußfeld zu geben. Und der Amerikaner trollte sich. Für die amerikanischen und englischen Schiffe ein unerträglicher Zustand, alle japanischen Herausforderun gen emstecken zu müssen, weil die Diplomatie noch immer glaubt, einen offenen Konflikt vermeiden zu können. An- Der Zwölferausschuß des Völkcrbundsratcs Hal an Ja zan eine neue Beschwörung gerichtet, es möge 1'cy doch an eine Pflichten als Mitglied des Völkcrbmides und ständiges Ratsm'tglied erinnern und in seinem Konflikt mit China 'ine versöhnliche und kluge Haltung einnehmen, weil an- iernfalls die ersprießliche Arbeit der Abrüstungskonferenz -rnstlich gefährdet werde. Du liebe Zeit wenn Japans Vor gehen weiter keinen Schaden anrichten wurdeI Aber der fernöstliche Konflikt birgt andere ungeheure Gefahren in sich. Er wird nicht auf Japan und China beschrankt bleiben, die anderen Mächte werden hincingezogen werden, ob sie wollen »der nicht. Denn einmal wird das Maß dessen voll, was sich die Mächte von Japan an offener Verhöhnung bieten lassen können. Ist es nicht geradezu kläglich, wenn der Zwölfer- ausschuß den Japanern bescheinigt, daß sie in den letzten Monaten ihre Verpflichtungen „loyal erfüllt haben. Wor auf soll sich dieses Lob beziehen? Man höre und staune: auf das japan ische Vorgehen in der Mand- schureil Daß Japan nach langem Strauben endlich der Entsendung einer Untcrsuchungskommission des Völker- bundcs zugestimmt hat, die dorten nichts mehr weiter fest- stellcn kann als die vollzogene Bcsitzcrgreifnna durch die Japaner, das wird den Japanern als „loyale Erfüllung ihrer Völkerbundsverpflichtungen ungerechnet. Hoher kann der Völkerbund die Selbsterniedrigung nicht mehr treiben. Liegt darin nicht schon das Eingeständnis, daß dcr Völkerbund sich in der mandschurischen Frage auf den Boden dervoll - zogenen Tatsachen stellen und die Annexion der Mandschurei durch die Japaner einfach nachträglich unter irgendeiner beschönigenden Formel anerkennen wird? Lei der sei der S ch a n g h a i - K o n f l i k t erst nach der Bil dung der Mandschurei-Kommission eingetreten. Der Zwöl- errat spricht sein „tiefes Bedauern aus, daß Japan in die- em Konflikt sich nicht in der Lage sieht, eine Methode der riedlichen Regelung innerhalb des Völkerbundpaktes anzu nehmen", d. h. aus der geschraubten Sprache der Diploma tie in die Sprarlze des Alltags übersetzt: „daß Japan sich oereriens sitzen die fremoen Knegsichifte im Ernstfälle au, > dem Wusung wie in einer Mausefalle. Vielleicht erklärt i auch dieses die merkwürdige Langmut der beiden angelsäch ¬ sischen Mächte. Die Japaner wissen, daß der Konflikt mit den beiden Rivalen um den Stillen Ozean aus die Dauer' unvermeidlich ist und geben sich darum gar keine Mühe mehr, ihm aus dem Wege zu gehen. Sie denken vielmehr: j« eher, je besser. In Europa verschließt man sich noch immer krampfhaft der Erkenntnis, daß dcr erste japanische Schuß gegen Schanghai den zweiten Teil des Welt krieges eröffnet hat. In Genf spielt man die Ab- , rüstungskamödie weiter. Draußen aber an den Rändern I des Stillen Ozeans und des Jndllchen O^ans liebt man überall schon das Gespenst der japanischen Flotte auftau chen, so z. B. vor Singapore. Die Japaner werden ihre Flotte nicht so weit von ihrer Opcrationsbasis vorstoßen lassen. Aber auch da- ein- ist klar, daß Japan Freunde hat, auf die es rechnen kann, daß es also keine geschlossene Völkerbundsaktion gegen sich zu befürchten hat. - Man munkelt, daß Skoda bereits für die Japaner Granaten drehen soll, trotzdem der Kelloggpakt derartiges verbietet. Und was der Tscheche tut. das tun natürlich Schnei der L Creuzot erst recht, zu denen ja Skoda im Abhän- gigkeitsoerhältnis steht. Umgekehrt liefern natürlich Ame rikaner und Engländer den Chinesen, vorläufig als stille Teilhaber, bis sie offen hcrvortreten werden. Germaniens. Der Vrand Sm Osten Zapans LMlmatum abgelehnt. Die Chinesen haben das japanische Ultimatum, das am heutigen Sonnabendnachmitlag um 17 Uhr Ortszeit ab- i läuft, endgültig abgelehnt. Ein letzter Versuch, eine Verständigung herbeizuführen, wurde von den Behörden der internationalen Niederlas sung unternommen. Die Sitzung wurde nach mehrstündi ger Dauer ergebnislos abgebrochen, während draußen in Schapei und auf den Wusung-Forts auf beiden Seiten die l Stellungen bezogen und die Geschütze schußbereit gemacht ! wurden. Dauernd marschierten neue japanische Verstär- ! kungstruppen durch die Straßen Schanghais, und Hunderte von Lastkraftwagen mit Munition rollen an die Front. In den frühen Morgenstunden wurden die Bewohner der internationalen Niederlassung durch heftiges Schießen geweckt. Soviel bisher festgestellt werden konnte, eröffne- ien die Chinesen das Artilleriefeuer auf die japanischen Stellungen sowie auf das Hauptquartier und die im Hasen liegenden japanischen Kriegsschiffe. Im Hongkiu-Bezirk wurde durch das chinesische Feuer beträchtlicher Schaden an gerichtet. . Die Schlacht um Schanghai hat begonnen Die japanischen Truvpen haben nach schwerem Artille rie- und Maschinengewehrfeuer inzwischen den großen An griff aus Schapei und wusung eingeleitet. Japanische Flug- zeuge haben wieder Schapei und Wusung mit Bomben be legt. Die Chinesen leisten kräftigen Widerstand. Wie aus Nanking gemeldet wird, treffen die Chinesen umfassende Verteidigungsmaßnahmen, die weit über das Gebiet von Schanghai hinausgehen. Ein ganzes Netzwerk von Schützengräben wird entlang der Linien der Tiensin— Pukau- und der Lunghai-Eisenbahn ausgebaut, und zwar in einer Länge von über 1500 Kilometer. Genf verhandelt Der ostasialischc Konflikt vor dem Rat. Genf, 20. Februar. Dcr Völkerbundsrat beschäftigte sich aus Antrag Chinas mit dem ostasiatischen Konflikt. Der chinesische Delegierte Hen schilderte die neue kritische Zuspitzung der Lage in Schanghai und beantragte einstweilige Maßnahmen des Völkerbundsrates zur Verhinderung neuen Blutvergießens Der japanische Delegierte Sato widersprach dem chine sischen Vertreter. Japan hätte jede friedliche Regelung ange nommen und die Bestimmungen des Paktes, so wie sie sind, geachtet. Die Anwendung der Pakte würde aber den Tat sachen, wie sie in China vorliegen, nicht entsprechen. Chine sei nicht im Stande, die Ausländer zu schützen und die Ver pflichtungen aus den verschiedenen Verträgen cinzuhalten. In Schanghai nachzngeben, hieße für Japan, auf alle j seine Interessen in China verzichten. Das könnte keine japa nische Regierung auf sich nehmen. Die Schaffung der Auto- ! nomic der Wandschurei, die vom Lande selbst ausgcgangen ! sei (? die Red.), habe naturgemäß die Sympathien und die Unterstützung Japans gesunden. Für eilige Leser. * Im Hessischen Landtag wurden die Anträge der Kommunisten und Dentschnationalen aus Auflösung des Land tages gegen die Stimmen der Kommunisten, des Landvolks und dcr DcuC-^nationalcn abgelchnt. * Das bisherige Ergebnis der irischen Wahlen ist folgendes: Republikaner 16, Regierungspartei 32, Unabhän gige 9, Arbeiterpartei 5, Unabhängige Arbeiterpartei 2, Far mer 1 Sch. So viel steht schon jetzt fest, das; die Republikaner nicht die absolute Mehrheit erhalten werden, so das; sic aus eiu Koalitwnskabinett angewiesen sein werden. Völkerbund am 3. März Gens, 20. Februar. Der Völkerbundsrat hat Freitagabend nach über drei stündiger Sitzung beschlossen, entsprechend dem chinesi schen Antrag die Völkerbundsversammlung auf den Z. Wärz einzuberusen. >. Die Delegierten aller in Schanghai vertretenen Natsmit- glieder einschließlich Chinas und Japans haben zugssagt, mit Rücksicht auf den bevorstehenden Ablauf des japanischen Ultimatums sofort telegraphisch auf die Wiederaufnahme der Verhandlungen an Ort und Stelle und die Vermeidung von Feindseligkeiten hinzuwirken Gegen die Beschießung der internationalen Niederlassung in Schanghai. Schanghai. Eine Abordnung von englischen, amerika nischen, italienischen und französischen militärischen Vertretern suchte am Freitagabend den chinesischen Oberbefehlshaber Tsai ans und bat ihn, falls cs zu einem Kampf komme» sollte, eine Beschiessung dcr internationalen Nieder lassung zu vermeiden. Tsai erklärte, das; cr nur solche Gebiete unter Feuer nehmen werde, in denen sich japanische Truppen befänden. Eine ähnliche Abordnung wurde auch zu de» Japanern gesandt. Die Pläne für den Abtransport dcr englischen Frauen und Kinder aus Schanghai sind fertigge- stellt. Mit der Räumung soll jedoch noch gewartet werden. ! Das japanische Kabinett Witt Kriegs erklärung an Lhina verhüten. Tokio. In dcr Kabiucltssitzimg am Freitag erstattete dcr Kricgsmiuistcr Bericht über die Lage in Schanghai, die im mer ernstere Forme» auuehmc, da die 19. chinesische Armee in Schanghai dauernd durch große Truppenzuziige unter dem Obcrbcsehl Tschiangkaischeks verstärkt werde. Die Kabi- ncttsmitgliedcr kamen, wie verlautet, überein, ihr Aeusicrstes ;u tun, um eine Verschlechterung der Lage, die möglicherweise eine Kriegserklärung nötig mache, zu verhüten. Waffenlieferungen für China aus der Tschechoslowakei. Vriinn. Die B r n n ncr Waffcnwerkc haben, wie der „Deutsche Nachrichtendienst" meldet, größere Lieser aufträgc für China erhalten. Dieser Tage wurde eine Sendung von 259 MO Gewehren, 500 schweren und 800 leichten Maschinengewehren nach China abgesandt. Kanadische Flieger bieten sich China an. Ottawa. 50 infolge dcr Sparmaßnahmen entlassene kana dische F l i c g e r o f s i z i e. r e und 200 Flugzeug Mechaniker haben dem chinesischen Generalkonsul in Otta wa eine Denkschrift überreicht, in der sie ihre Dienste zur Verteidigung Chinas aubiete». Sie würden ;wej vollstän digc Flugzcuggcschwadcr stelle», vo» denen jedes mit 18 Ma schinengewehren ausgerüstet sein würde. Im Bedarssfalle würden sich entlassene amerikanische Flicgcrossiziere dcr Gruppe anschlicßen. Die Gesamtkosteu bei Uebernahme der Geschwader würden sich ans 2 600 000 Pfund belaufen. Bavl-Noncovr Außenminister? Paris, 20. Februar. Die allgemeine Lage in der N e g i e r u n g s b i l d u n g ist völlig undurchsichtig Vorläufig scheint Pain- leve die Hoffnung nicht aufgegeben zu haben, namentlich den Widerstand Lavals zu besiegen. Sollte er sich jedoch entschlie ßen, ein reines Linkskabinett zu bilden, dann käme wohl in Frage Paul Boncour als Außenminister, während Painlevc selbst entweder das Innenministerium oder das Kriegsmini sterium übernehmen würde.