Suche löschen...
Dresdner Journal : 22.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188208221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820822
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820822
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-08
- Tag 1882-08-22
-
Monat
1882-08
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 22.08.1882
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
OIS4 Dienstag, den 22, August Xt»ooae«e»t»prel»; .... 18 Llvtc ^jLt»rli<.k: L L1»rk L0 ?k. l>'uww«rll: 10 kk L>—riuUd ä«» äsuttcbev k«icke» tritt kost- uvä 8t«wpsttu,<:bl»b biom. Io»er»1eopi'«i»er ?ür 6«n k»uin eio«r ^e»p»lt«u«ii Sa ?f. Vntvr ,,küv^»,»oät" 6>» 2«it« bO lk 8« Hostien- uoä A§sr»»»t« KO 1t DreMtrZom»»!. 1882, lo8vr»1enannabme an««srt«? ^>r. Lraneirtetter, Oomwissiouür äo« Dresänsr ^ournLls; L»mdorx NsrUn - Visv - l-eiprix LL»«I-Lrs«I»u rrnniltart ». U : //aa«e»i^ein et ^OA/e-r^ Ssrlin-VisvU-mdur^ kr»ss - - ki-Lillekurt », H. ilüocdsn: /tuet, vsrlm: Lrornsn: L, Kc/i^otte,' vr«»Inu: I. LtanAe-n » Aureal- <Lmi/ / kr»v><tvN » H : ^«eAerH.e U»ckk»n6I>in8! vöriUi: t- tttü/te,,- »»llaovsr: 0. Lc/iü«/er, ksil» LsrUll-kriuikenrt » U Stullx»rt: Dande <L Ot»., ÜLivkurx: ^4ei. Lteiner. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. kriebelae» r T^Uliet» mit Auninkm« lisr 8onn- uvä keisri«^» Adsoä» für 6sn kol^enäsn 1'«^. Herausgeber; Lüoigl. k!ipeäition ries Nresäner Journal», Orssäoo, ^«ivger»tra»»s Ho. 2t). Amtlicher Llieil. vretdeu, 16. August. Se. Majestät der König haben dem Kirchschullehrer Cantor Johann Christlieb Lehmann in Höckendorf da» AlbrechtSkreuz Aller« gnädlgst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. uebersicht: Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Triester Zeitung. Gazzetta d'Jtalia. Vaterland. Fremdenblatt.) TageSaeschichte. (Berlin. München. Weimar. Wien. Triest. Triest. Buda-Pest. Paris. London. St. Petersburg. Odessa.) Zur ägyptischen Krage. Dresdner Nachrichten. Aenilleton. Tages kalender. Telegraphische WitterungSbericht». Inserate. Beilage. Provivzialnachrichtev. (Leipzig. Chemnitz. Marien berg. Callnberg. Freiberg. Bautzen.) Zur Reform deS Lehrling-wesenS. «ermischtes. Statistik und Volkswirthschaft. Bsrseunachrichten. Zuserate. Telegraphische Nachrichten. Toulon, Sonntag, 2V. August, Abend-. (W. T. B.) Das Evolutionsgeschwader unter Bicead- miral Kran- ist heute von Goletta hierher zurück- gekehrt, wird hier frischt Vorrath« einnehmen und für jeden etwaigen BedürfniHfall seefertig bleiben. London, Sonntag, 20. August, AbendS. (W. T. B) Eine von der Admiralität publicirte De pesche aus Port Said von heute Morgen sagt: Nachdem gestern alle Vorbereitungen getroffen waren, hat der Commandeur Edwards während der Nacht den Suezcanal, die Bagger* und Transportschiffe, iowie auch Kantara besetzt. Fairfax besetzte Port- Said, Fitzroy JSmailia, Alle» geschah 'ohne die ge ringsten Schwierigkeiten. Fitzroy vertrieb den Feind au» Refieh durch ein Bombardement. Der Komman deur Kane ist leicht verwundet. Die Truppen deS Feinde« IN Port-Said legten ihre Waffen nieder. In Port-Said wurde ein neuer, vom Khedive ernannter Gouverneur eingesetzt; die telegraphische Verbindung mit Kantara und JSmailia ist wiederhergestellt; e» herrscht vollständige Ruhe. Admiral H°^in» zeigt an, er habe zur Verstärkung Fitzroy'» 340 Seesoldaten auf den „Dee* und den .Ready* beordert. Im Ca nal ist ein Schiff gestrandet, die Schiffe können aber an dtmselben vorüberkommen. (Vgl. umstehend die Rubrik.Zur ägyptischen Frage*.) r ' . Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Im königl. Hofthrater — Altstadt — gastirte Sonnabend,den 19. August m Weber'» .Freischütz* Frl. Beihl als Agathe. Sie konnte in dieser Partie weit weniger, als in der der Pamina befriedigen, wenn auch ihre Ausführung im Ganzen angenehm wirkte und gelungene Emzelnheiten bot. Es fehlte ihr noch zu sehr an einer richtig empfundenen Gestaltung, an innigem, stimmungsvollem Ausdruck für die schwär merische tief fühlende Agathe, und im Allegro der L-äur-Arie — in welchem eine geringe Beherrschung der wenig fangbaren Figuren keinen Vorwurf ergeben kann — muß sich doch der HerzenSjubel sehnsüchtiger Liebe mit mehr Feuer und Schwung aussprechen. Da» Recitativ wurde zu kurz im Ton behandelt, zu matt und unbedeutend in Drclomation, Talent und Aus druck; zum Theil wohl infolge der Schwäche der Stimme in der liefern Tonlage. Auch größere Genauigkeit iu Tact und Rhythmik ist der Beachtung zu empfehlen. Trotzdem bleibt auch nach dieser schwächer» Leistung für Frl. Beihl der sehr gewinnende Eindruck ihre» Talent«, und ihrer angenehmen und gut vorgebildeten Stimm mittel bestehen und die Hoffnung, daß sie bei fleißig sortgeführten Studien in jugendlichen lyrischen Partien künstlerisch befriedigende Ausführungen bieten könne. In Bezug auf die übrigen Mitwirkenden ist die Vor stellung dieser Oper genugsam bekannt. C. B. Koastautinopel, Montag, 21. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Gestern fand eine Besprechung »wischen Lord Dufferiv und Said Pascha, sowie Asfim Pascha zum Brhufe der Redigirung der Militärroaveution Statt. Es heißt, die formelle Zustimmung England» zu den türkischen Modi- stcationövorschlägen (vgl. umstehend die Rubrik .Zur ägyptischen Frage*) lägen noch nicht vor. Alexandrien, Sonntag, 20. August, AbendS. (W T. B.) DaS gestern zwischen den englischen Truppen und den Aegyptern am Mahmudiehcanal stattgrhabte Gefecht wurde von Arabi BeyS Trup pen begonnen, welche auf die Stellung der Eng länder bei dem Garten AntoniadeS eia Geschütz- feuer eröffneten. DaS Gefecht endete nach einer ziemlich lebhaften Kanonade gegen Sonnenunter- gang; die Engländer hatten keine Verluste. Heute Nachmittag wurden von 4 englischen Regimentern am rechten Ufer deS Mahmudieh- canals eine Recogno-cirung auögrführt, die Trup pen Arabi BeyS blieben jedoch hinter ihren Ver schanzungen. DaS Gefecht beschränkte sich auf eine beiderseitige Kanonade, bei welcher die Engländer keine Verluste hatten. Um 5 Uhr Nachmittag» begann daS Gefecht zwischen der englischen Recogno»cirungSabtheilung und Arabi Bey» Truppen am Mahmudiehcanal auf» Neue; die beiderseitige lebhafte Kanonade blieb aber ohne Resultat; Arabi Bey» Truppen halten Millaha besetzt. Port-Said, Montag, 21. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die englische Panzrrflotte und die Truppenschiffe find im Surzcanal eingrlaufen. Der Verkehr im Canal ist nur temporär fistirt, um dir unbehinderte Durchfahrt der britischen Schiffe zu ermöglichen. Die Suezcanalcompagnie verweigerte den Kriegsschiffen die Lootsen. Die Truppen Arabi BeyS haben Ramleh geräumt und retirirten nach Damiette. Dresden, 21. August. Die Entrüstung über da» Bubenstück in Triest hält noch die öffentliche Meinung in Erregung, al» vorgestern der Telegraph die Nachricht überbrachte, daß es am vergangenen Freitag der Wachsamkeit der österreichischen Polizei gelang, eine neue in Italien vorbereitete und in Triest zur Ausführung geplante Schandthat zu vereiteln. Die „Triester Zei tung* schreibt: „Der Umsicht und Energie der Sicher heitsbehörde ist Vie Vereitelung eines neuen verbreche rischen Anschlages geglückt. DieS wird wesentlich dazu beitragen, das Gefühl der Sicherheit zu festigen und die zwar erklärliche, aber in ihrer Steigerung unbe rechtigte Furcht hier und auch auswärts zu bannen. So deprimirend der Eindruck der Ereignisse auf die Fanatiker ist, so günstige Folgen wird die sensationelle Entdeckung für die Wiederherstellung der gewohnten Verhältnisse haben müssen.* E» handelte sich bei die sem vereitelten Verbrechen um ein für Freitag beab sichtigtes abermaliges Bombenattentot. Auf dem Lloyd- dampser „ Milano *confi»cirte die Polizei einen, aus Ve nedig an eine Triester Persönlichkeit adressirten, eine ganze Garnitur Sprenggeschosse enthaltenden Koffer. E» geht au» dieser Thatsache deutlich hervor, daß die verbrecherischen Anschläge in Italien vorbereitet werden, und e» darf daher nicht Wunder nehmen, wenn in Wiener Kreisen eure Erbitterung gegen Italien bemerk lich wird. Man versäumt nicht, die italienische Re gierung für da» Treiben der Jrredenta verantwortlich zu machen, und unter den Wiener Blättern weist eine Eorrespondenz de» „Vaterland* au» Rom darauf hin, daß der ehemalige Prodictator Garibaldi'» in Sicilien und heutige italienische Ministerpräsident Depreti», Ausstellung im königl. Kupferstichcabinet. In der diesmaligen Serie der Ausstellung wird wiederum da» Werk eine» hiesigen Stecher», unseres trefflichen Th. Langer, vorgesührt, dessen Biographie in der ersten Lieferung der „Kupferstiche nach Werken neuerer Meister in der königl. Gemälde galerie zu Dresden* mitgetheilt worden ist. Langer genoß den ersten Unterricht iv der Technik bei seinem Vater, der ein vorzüglicher Schriftstecher war, trat dann, durch den Leipziger Akademiedirector Veit Han» Schnorr v. CarolSseld waren empfohlen, in da» Ate lier Steinla'S ein und schloß sich, nachdem dieser sein Lehramt niedergelegt, endlich an Thaeter an. Mit dem Jahre 1847 gelangte er zu voller künstlerischer Selbstständigkeit. Man wird alle diese Epochen durch eine Auswahl von Blättern bezeichnet finden. Die Einwirkung Steinla'» charakterisirt sich am deutlichsten in der Wiedergabe der beiden von Rietschel für da» erste Semper'sche Hoftheater gearbeiteten Giebelfelder, diejenige Thaeter» in den Stichen nach den in der Walhalla bei Regensburg befindlichen V'ctorienstatuen von Rauch; die eigene Manier kündigt sich in dem mit größter Hingabe au-geführten Nibelungensriese nach Julius Schnorr mit Entschiedenheit an. Wa der fleißige Künstler seitdem meist in gemischter Ar beit, zuweilen bi» an den Faibenstich herangehrnd, geschaffen hat, ist in der Autstellung nahezu vollstän dig und durchweg in ausgezeichneten Abdrücken ver treten. ebenso wie sein Amtsvorgänger Cairoli, schon seit vielen Jahren Mitglied dieser Gesellschaft sei. DaS officielle Italien erweckt in dieser Angelegenheit wenig Ver trauen und scheint ein Bewußtsein hiervon zu empfinden. Bezeichnend ist in dieser Beziehung die verlegene Sprache der gemäßigten, der Regierung nahestehenden „Gazzetta d'Jtalia*, welche auf die, anläßlich deS Triester Bombenattentates von der österreichichen und deutschen Presse wider die italienische Regierung wegen ihrer den Irredentisten gegenüber geübten Nachsicht erho benen Vorwürfe erwidert, daß Italien „für das Ausland keine polizeiliche Thätigkeit auSüben* könne. DaS sind leere, Niemanden irreführende Redensarten, welche die Wahrheit nicht zu verhüllen vermögen. „Wie einst die Verschwörer und ihre sogenannten NationalcomiteS in der Lombardei, in Venetien, in den Herzogthümern, im Kirchenstaate und im Königreiche der beiden Sici lien von Turin aus Instructionen und Geld erhielten, so jetzt die Irredentisten unmittelbar oder mittelbar aus Rom, und wie Jene angewiesen waren, die Wei sungen der osficellen Vertreter des Königreichs Sar dinien bei den betreffenden Regierungen, gegen die sie conspirirt, zu befolgen, so stehen diese unter dec Leitung deS ConsulateS*, bemerkt der obenerwähnte römische Eorrespondent des „Vaterland*. Man kann nur wünschen, daß von österreichischer Seite ernsthaft auf die schwere Verletzung de» Völkerrechts, welche der Bestand der irredentlstschen Bewegung in sich schließt, sowie auf die gegen die Monarchie überhaupt gerichtete Tendenz dieser in Italien von obenherab begünstigten Bestrebungen hingewiesen wird. Allein die Medaille hat auch ihre Kehrseite. Man verhehlt sich in den Wiener Blättern, so sehr man von der Loyalität des überwiegenden Theiles der Triester Bevölkerung überzeugt ist, doch nicht, daß man die Verschwörer nicht blos im AuSlande zu suchen hat, wofür namentlich die gefängliche Einziehung deS BuchdruckereibesitzerS Morlerra spricht. Es besteht in Triest eine Bande von Verschwörern, denen die öster reichische Regierung mit aller Energie entgegentreten muß „DaS irredentistische Uebel ist in Triest selbst einheimisch — sagt da» Wiener „ Fremdenblatt * —, und eS gilt, demselben mit voller Strenge entgegenzutreten. Mit Individuen, welche mit ihrem ganzen Denken und Fühlen außerhalb des Reiches wurzeln und die all' ihr Trachten daraus gerichtet haben, die 500jährige Verbindung Triests mit der habsburgischen Monarchie zu lösen, mit solchen Elementen ist jegliches Paktiren unmöglich. Milde ist ihnen gegenüber ein Verbrechen. Aber so sehr wir ein energisches Auftreten in Triest selbst für nothwendig kalten, um Diejenigen, welche aus Wohlthaten mit Verbrechen antworten, die Macht «Oesterreich» fühlen zu lassen, ebenso wenig vermögen wir die moralische Unterstützung zu ignoriren, welche die Triester Bombenpolitiker nach wie vor von Italien au» finden. DaS italienische Volk in seiner Mehrheit verurtherlt gewiß gleich uns da» Verbrechen. Die leitenden italienischen Politiker werden nicht müde, zu versichern, daß sie auf das freundschaftliche Zusammengehen Italien» mit Oesterreich-Ungarn den größten Werth legen und deshalb Alles verurtheilen, was geeignet scheint, ein gutes freundnachbarlicheS Verhältniß zu stören. Nichtsdestoweniger aber giebt e» in Italien noch immer weit verbreitete Kreise, welche in unwürdigster Weise die Leidenschaften gegen Oesterreich-Ungarn schüren und Bombe und Dolch offen als die richtigen Kampfmittel bezeichnen, um Triest von Oesterreich loSzureißen. Da liegt vor un» ein Paket oberitalienischer Blätter, das wir fast gleichzeitig mit der Nachricht von dem ver eitelten Attentate erhielten. Alle beschäftigen sich mit dem Verbrechen vom 2. August, und die Moral, die sie aus dem Bubenstück ziehen, ist, daß Triest zu Italien gehören müsse. Da ist, einige Beispiele an zuführen, die „Provinzia di BreScia*, ein Blatt, das Mr. Timsen der Speculant. Roman von Lonrad Fijcher-Sallstein. (Fortsetzung.) „Diese Franziska ist vermuthlich Ihre Tochter?* „Nein, nein, ich habe keine Tochter, eS ist die Tochter meiner gnädigen Frau, der Frau v. Leuteritz.* DaS Gesicht des Advocaten verfinsterte sich. „Also dieses Fräulein v. Leuteritz hängt an dem Halse deS Hrn. v Leuteritz, dieses wollen Sie nicht leiden und darum soll ich ihn hinüber nach Amerika schaffen. Sind Sie confuS, Frauenzimmer?* „Ach Gott, er ist es ja nicht, wenn er'S nur wäre*, jammerte die Johanne und verzweifelte daran, auch nur mit einem Worte verstanden zu werden. Auf der Stirn deS Anwalts zeigten sich jetzt jene Falten, die er immer erst dann in Scene zu führen pflegt, wenn sittliche Entrüstungen mit moralifchen Berufungen, eingehüllt in die üblichen, obligaten Schlag wörter von ihm in» Treffen geführt wurden. „Kommen Sie im Auftrage der Frau v. Leuteritz?* fragte er jetzt in einem Tone, welcher nur zu deutlich ankündigte, daß diese Worte die ersten bemerkbaren Anzeichen einer donnernden Strafpredigt seien. „Nein*, antwortete die Johanne eifrig, „ich sagte der gnädigen Frau kein Wort und komme von mir selber. Sie wollen mir's immer nicht glauben, aber bald werden Sie'» einsehen.* „Sie kommen also von sich selbst, um Ihre Dank barkeit geaen eine so hochangesehene, hochachtbare Fa milie auf so gemeine und hinterlistige Weise zum Ausdruck zu bringen, ich sage von einer Familie, deren Wohlthaten Sie genoffen, deren Brod Sie gegessen, vor wenigen Monaten sehr warm für den Anschluß Italien» an Oesterreich-Ungarn plaidirte, jetzt jedoch dem Briefe eine» Triestiner» an die Italiener seine Spalten öffnet, worin die letzteren aufgefordert werden, ihren Besuch Triest» bi» zum „Tage der Erlösung* zu verschieben. Die Mailänder „Lombardia*, die al» Organ de» Präfecten gilt, läßt sich durch ihre officiöse Stellung nicht abhalten, da» „Recht Italien» auf Triest* nachzuweisen. Der Mailänder „Secolo* geht in seiner Gehässigkeit so weit, die Triester Polizei al» die Urheberin de» Attentat» zu bezeichnen. Die in Genua erscheinende „Voce di Fratelli* ist verhällniß- mäßlg milde; sie beschränkt sich darauf, den Besuch der Triester Ausstellung als einen unpatriotischen Act zu erklären. Sehr rabiat geberdet sich die gleichfalls in Genua erscheinende republikanische „Epoca*. Natürlich wird da» feige Bubenstück von dem, Mazzlni'schen Traditionen huldigenden Blatte als Heldenthat glori- ficirt; dabei ergeht es sich jedoch gleichzeitig m Droh- und Schimpfreden gegen Deutschland und Oester reich-Ungarn, die so ziemlich das Stärkste sind, da» uns seit längerer Zeit zu Gesicht gekommen. Die Citate, welche wir noch eine längere Zeit fort setzen könnten, genügen wohl, um darzuthun, wie be rechtigt die schon neulich von uus an die conservative und liberale italienische Presse gerichtete Mahnung war, entschieden Front zu machen gegen die radicalen irredentistischen Hetzer, die aus dem in Triest verübten Verbrechen den Anlaß zu neuen Schamlosigkeiten neh men. Die auS Venedig nach Triest eingeschmuggelten Bomben beweisen, daß die Unterstützung, welche die Triester Irredentisten von Italien aus finden, nicht bloS in Worten und Zeitungsartikeln besteht. Wenn sich die Triestiner Jtallanissinu und die italienischen Radicalen in ihrem Interesse für solidarisch erklären, dann haben die liberalen und konservativen Parteien beider Länder hierzu noch weit mehr Ursache. Oester reich hat eS an Entgegenkommen wahrlich nicht fehlen lassen. ES verlangt heute von den gemäßigten italie- nischen Parteien, deren Organe wiederholt betheuerten, daß sie den größten Werth auf die Freundschaft unserer Monarchie legten, nichts Anderes, als daß sie die Meuchelmörder von ihren Rockfchößen abschütteln. Die Probe, welche der Aufrichtigkeit ihrer Freundschaft-- Versicherungen damit gestellt wird, ist doch wahrlich nicht schwer, und wir hoffen fest, daß sie dieselbe be stehen werden. Nicht minder sind wir überzeugt, daß die italienischen Behörden, nachdem die Fäden de» Verbrechens aus Venedig zurückführen, eS al» eine Ehrensache für ihr Land betrachten werden, im Verein mit den österreichischen Functionären volles Licht übe: die Urheberschaft deS Attentats zu verbreiten, aus daß die Schuldigen der gebührenden Strafe überliefert werden können und jede Wiederholung deS Frevel» vereitelt werde.* Tagesgeschichte. * Berlin, 20. August. Se. Majestät der Kaiser wohnte mit Ihren königl. Hoheiten den Prittzen Wil helm, Alexander, Friedrich Leopold und einer glänzen den Suite heute Vormittag 10 Uhr dem Festgottesdienst in der Garnisonkirche in Potsdam bei, welcher aus Anlaß deS 150jährigen Bestehens derselben abgehalten wurde. Se.Majestät wurde am Eingänge deS Gotte-Hause» von dem Oberpräsidenten Achenbach und der gesammten Geistlichkeit empfangen und in daS festlich decorirte Gotteshaus geleitet. Nach feierlichem Glockengeläute begann der Gottesdienst. An demselben nahmen Trup pentheile der sämmtlichen Garnison im Paradeanzug Theil. Der Hofprediger Strauß hielt die Festrede. Der Schluß der Rede hob sich zu einem inbrünstigen Ge bete, daß dar Gotteshaus auch in Zukunft eine Pforte des Himmels für die sein möchte, die nach uns von einer Familie, die zu den ehrenhaftesten deS gan zen Lande« gehört, von einer Familie, deren Ehre zu hoch steht, zu alt und verbrieft ist, als daß sie von ihren gemeinen Verdächtigungen erreicht werden könnte!! Sie sagen, daS sei nicht der Bruder und ver langen daS Ungeheuerliche von mir, mit offener Stirn einer Mutter den Sohn zu rauben, um ihn nach Amerika zu schaffen. Sie sagen*, und hier traf die Johanne ein Blick, und zwar ganz derselbe Blick, mit dem der Advocatanwalt Jobs schon so viele Hunderte Male die Staatsanwaltschaft niederzudonnern stabte, „Sie sagen, das sei nicht Franz v. Leuteritz, das sei nicht der Bruder, wollen Sie ein Mutterauge Lügen strafen und ein Schwesterherz brandmarken? Ich frage Sie, sind Sie mit dem Teufel im Bunde, Frauen zimmer, oder sind Sie* — — Jobs unterbrach sich hier plötzlich selber, trat mit einem gemessenen, vielsagenden Schritt auf die halb vernichtete Sünderin zu, fühlte ihr dann mit der Hand auf die Stirn und blickte ihr in die thränenschwimmen« den Augen. Wie weggeblasen war auf einmal die heilige Entrüstung und im Handumdrehen hat er sich wieder die Miene de» DorfprediqerS aufgesetzt, der die Aufgabe hat, eine trauernde Wittwe zu trösten. „Geben Sie nach Hause, bitten Sie Frau v. Leute ritz, sie möge Ihnen einen Arzt holen lassen.* Der Rechtsanwalt wandte sich hier mit einem ge wissen Mitleid von ihr ab, gab ihr einen W nk, daß sie entlassen sei. Die Johanne veistand ihn sofort, weinte bitterlich, nahm dann den nassen Zipfel ihrer Schürze und hielt ihn sich halbverschämt vor die Augen und so taumelte sie gegen die GlaSthüre, um hinaus- zugehen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite