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Morgen-Ausgabe IN» «v-'-rl, k«,Nch * tn» Hao» gibracht m»natllch M. l^O, »l»rt«l»drllch M. <50: f«r Add»l» monatlich M. l.2S; durch onsar, «,1»4rN,«i» Flltalan »al Hao« ,»brach« monalllch M. 1.7S, »lartal- ISörUch M. durch di« Volt tnnarhald viotlchlaad« »»»»«- Uch M. l.7k »lattal,«drl«ch M. d^i> <aualchll«l!«ich P-st»«ft*»I«l»>. Schrlstlaltuug oud VrlchöNsft«»«: Zodannitaall« Ar. S -Amtsblatt des Rates und des poU-eiamLes der Stadt Leipris UV. Jahrgang «. Vabdrd.» I» «»kl. r»s dl, VatNj«"» 70 VI. » 7b Vt.r »I.ia« »liat^» »ta VtUiaU» » Vl.i valchdst—«I, V>a»a,r,chr«k«.n «» Vr.tl. «tzstz«. «atta«,»! chalauNaift«,« M. 7^- »«, L«i «nd audlchl. Poft,«»Ihr Far»l,r«ch.»»lchl«b «r. ldbU. 144« aud >4494 Nr. 173 Mittwoch, den 8. April ISIS Holland bleibt streng neutral Der öftere.-ung. Tagesbericht wtb. Wien, 4. April. Amtlich wird gemeldet: Russischer und südöstlicher Kriegsschauplatz Keine besonderen Ereignisse. Italienischer Kriegsschauplatz An einzelnen Teilen der Front war die Tätigkeit der Artillerie beiderseits lebhaft, so im Abschnitte der Hochfläche vonDoberLo, bei Malborge th, am Lol di Lana und in den 3udi- Karie n. 3m Ada mello- Gebiet besetzten unsere Truppen den Grenzkamm zwischen Lobbia-Alta und Monte Fumo. Unsere fleißigen Li-Boote (r.) Haag, 4. April. (Eigener Drahtbericht.) „Evening Standard" schreibt nach einer Privalmeldung des „Courants": Der heutige Tag wird schwarz im Kalender der Schiffahrlskreisr vermerkt, denn insgesamt wurden an ihm zehn Torpedie rungen englischer und neulraler Dampfer ge meldet. Die Hauplverluste waren der englische Dampfer ..Ashburton" (4000 Tonnens, der englische Dampfer „Achilles" (4200 Tonnens, die norwegischen Dampfer „Nome" (2800 Tonnens und „Peter Hauor" (1500 Tonnens, der französische Dampfer „Liberi" (1800 Tonnens. Der Gesamtverlust, inklusive der Ladungen, wird auf 22 Millionen Mark veranschlagt. (r.) Genf, 4. April. (Eigener Drahtbericht) Aus Paris wird gemeldet: Nach der Aufstellung des Marseiller Reederei vereins sind im Monat Februar und März 37 fran zösische Dampfer als überfällig gemeldet. (r.s Wien, 4. April. (Eigener Drahtbericht.) Das „Neue Achtuhrblalk" melde! aus Lhrisliania: Nach einer Zu sammenstellung in den Blättern ist der G e s a m t s ch i f f s r a u m der englischen Handelsflotte von 19540338 Tonnen bei Kriegsbcginn bis 1. Februar d. 3. auf 17 940 000 Tonne n zurückgegangen, das entspricht einem Verlust von 1,6 Millionen Tonnen, oder mehr als 8Prozenl. vvtb. London, 4. April. (Drahtbericht.) Nach einer LloydSmcldung ist die britische Bark „Bcngairn" versenkt worden. Ein Teil der Mannschaft wurde gerettet. Englischer Schwindel über „Tubantia" und „Palembang" rvli?. Berlin, 4. April. (Amtliche Meldung.) Die Bukarester „Agence Anglaise" verbreitet in Rumänien ein Telegramm, wonach die deutsche Regierung der holländischen Regierung er klärt hätte, „Tubantia" und „Palembang" seien torpe diert worden, weil sie sich geweigert hätten, zur Untersuchung an- zuhaltcn. Wie sind ermächtigt, diese Angaben der „Agence Anglaise" als eine völlig aus der Luft gegriffene Erfindung zu bezeichnen. Wtl). Haag, 4. April. (Drahtbericht.) Amtlich. Aach einem beim Manncdepartcment eingegangeneir Berichte würbe der niebe« ländische Schoner „Elzina Helena" gestern nachmittag 3 Uhr in der Nordsee tor- pedicrk. Die Besatzung wurde in einem Boote nach dem Leuchtschiff Nooidhinder gebracht und gestern abend von dem Ncttungsschßs .Atlas" übernommen, von wo sie heute abgeholt werden wird. Bei ihrer An kunft wird eine nähere Untersuchung eingeleitet werden. — Weiler teilt das Marincdcpartement mit. daß die Untersuchung des Wracks der . Tubantia", wofür zuerst durch den königlich holländischen Lloyd Maß regeln getroffen worden waren, von der Negierung übernommen wurde, infolge des ungüpstigen Wetters konnte nicht vor der letzten Woche mit der Untersuchung begonnen werden. Es ist gestern geglückt, die genaue Stelle, wo das Wrack liegt, festzustellen und vom Dampfer .Wodan" die erste Untersuchung rach die Taucher anstellen zu lassen. Heule früh sollte daS Tauchen fortgesetzt werden. Das Wetter war aber wiederum zu ungünstig dafür. Die Luftangriffe auf England rb. London, 4. April. (Drahtbericht.) Das Prehbureau teilt mit, daß letzte Nacht zwischen 2 und 3 Uhr ein Zeppelin der st Küste Englands einen kurzen Besuch abstattete. Es wurden einige Explosionen gehört. Schaden wurde keiner angerichtet. Auch ver letzt wurde niemand. rvtb. London, 4. April. (Drahtbericht.) Ueber den Luftan griff in der letzten Nacht wird noch amtlich gemeldet: Ein Luft schiff, das die Nordost Küste heimsuchte, warf 22 Explosiv- und 15 Brandbomben ab. Zwei Luftschiffe erreichten die östlichen Grafschaften nm ungefähr 1v,l5 Uhr, kreuzten bis 1 Uhr früh und wurden beide verschiedene Male von Adwehrkanonen beschossen. Es scheint, daß sic dadurch behindert wurden, eine bestimmte Oertlichkeit als Ziel zu wählen. Diese Luftschiffe warfen 33 Explosiv- und 05 Brand bomben ab. Soweit fefigeftellt werden konnte, wurde in England niemand verwundet. tu. Rotterdam, 4. Aprit. (Drahtbericht.) Die Erfolge der deutschen Luftschiffe sucht Reuter durch folgende Mel dung abzuschwächen: Die mit bisher ungekannter Heftigkeit unter nommenen Angriffe der Zeppeline ln den letzten Tagen von Schott land dis Keni beweisen, daß die Angreifer nicht imstande sind, die Haupt st adt zu erreichen, wennschon sie dazu die verwegensten Versuche gemacht haben. Deutsche Berichte über das Werfen von Bomben von London bis zur Doverbrücke und auf andere militärische Lager sind unwahr, und auch der Angriff auf die Batterie bei Townmaiket und auf Lowestoft ist erfunden. (r.) Rotterdam, 4. Avril. (Drahtbericht.) Der Kommandant von . l- 15" hat nach einer Reuter-Meldung erklärt: .Die eng lischen Kanoniere haben seit meinem ersten Angriff auf England viel gelernt." Acht Mit glieder der Besatzung sind in Spitälern untergebracht. Brandon, der Fliegerleutnant, der die Bomben auf das Luftschiff geworfen haben will, ist Neuseeländer und erst drei Wochen als Flieger tätig. („B. Z.') Eine Erklärung der holländischen Regierung n-ck. Haag, 4. April. (Drahtbericht.) Die Zweite Kammer ist für heute ZL12 Uhr vormittags einderufen worden. Am An fänge der Sitzung wird der Borsitzende Vorschlägen, die Sitzung bei ge schlossenen Türen ab,Inhalten, um eS der Negierung zu ermög lichen, der Kammer im Eomite generaal Mitteilungen zu machen. (Unter dem Comite generaal versteht man die Konstituierung der gesamten Kammer als Ausschuß zur Entgegennahme vertraulicher Mit teilungen in geheimer Sitzung. D. S.) wtb. Haag, 4. April. (Drahtbericht.) Die geheime Sitzung der Z w e i t e n K a m m e r hat bis >42 Uhr gedauert. Nach Wiederauf nahme der öffentlichen Sitzung hat die Regierung folgende Er klärung abgegeben: „Die Negierung legt Wert daraus, im Anschluß an das in der ge heimen Sitzung Mitgeteilte öffentlich zu erklären, daß die SuSpen-' dierung der periodischen Urlaube eine Borsorgemah regel ist, die mit dem unerschütterlichen Beschluß, unsere Neutralität strikt zu wahren, zusommenhängt. Die Maß regel ist nicht ein« Folge von bestehenden politischen Ber wick l u n g e n, sondern hat ihre Ursache in Daten (wärt ich: xexevens), die eine Zunahme der Gefahren, denen unser Land aus gesetzt ist, befürchten lasten. Es würde nicht im Interesse deS Landes sein, über den Inhalt dieser Angaben etwas mitzuteilen." vcld. Haag, 4. April. (Drahtbericht.) Amtlich wird mitgeteilt, daß die Negierung keinerlei Berantwortung für die Berichte auf sich nimmt, die nicht ausdrücklich als „amtlich" gekennzeichnet find. England rveitz von nichts rvtb. London, 4. April. (Drahtber.) Dem Aeuterschen Bureau wirb von amtlicher Seite gemeldet, daß zwischen England oder einem Alliierten und den Niederlanden nichts ein getreten sei, was die gestern in Holland verbreiteten sensationellen Gerüchte gerechtfertigt erscheinen ließe. Auf der Pariser Konferenz sei nichts den Niederlanden Nachteiliges erörtert oder erwähnt worden. An der Meldung, daß die Alliierten die Landung einer bewaffneten Streitmacht aus holländischem Gebiet im Auge hätten oder gehabt hätten, sei nichts Wahres. Die in Um lauf gesetzten Geschichten seien reine Erfindung. D Rotterdam, 4. April. (Drahtbericht.) Der „Nieuwe Aotterdamsche Courant' erfährt aus London, die „Daily News" hätten in maßgebenden Kreisen erfahren, daß die Annahme, die holländischen Maßnahmen seien eine Folge von Beschlüssen der Pariser Konferenz, gänzlich unbegründet sei. Aus der Pariser Konferenz sei nichts geschehen, was die sreundschaftiichen Beziehungen zwischen England und Holland beeinflussen könne. Die „Times" schreiben ähnlich und sagen, es bestehe oder habe keine Absicht bestanden zur Landung von Ententetrup pen in Holland. Kein Kvnferenzbeschluh steht in Verbindung mit Holland. Die „Times" fügen hinzu, in den befriedigenden englisch-holländischen diplomatischen Beziehungen habe sich seit vielen Monaten keine Aenderung ergeben. Kühne Taten österreichischer Flieger cvtb. Wien, 4. April. (Drahtbericht.) Amtlich wird über Er eignisse zur See verlautbart: Die Besuche der italienischen Flieger in Laibach» Adelsbcrg und Triest wurden am 3. April nachmittag durch ein Geschwader von zehn Scef.ugzcugen in Ancona erwidert, wo diese Bahnhof, zwei Gasometer, Werste und Kaserncnviertel der Stadt mit verheerendem Erfolge bombardierten und mehrere Brände er zeugten. Die Gegenangriffe zweier feindlicher Abwehrflugzeuge wurden mit Maschinengewchrfeuer leicht abgewiesen. 3m heftigen Feuer von drei Abwehrbatterien wurde eines unserer Flugzeuge durch zwei Schrapncllvolttresfer zur Landung vor dem Hafen gezwun gen. Ein zweites Flugzeug, geführt von Fliegermeister Molnar, ging neben ihm nieder, übernahm die beiden Insassen, vervollständigte die Zerstörung des getroffenen Apparates, konnte jedoch infolge einer Be schädigung bei Seegang nicht wieder auffliegen. Ein feindliches Tor pedoboot und zwei Fahrzeuge fuhren aus dem Hafen, um die beschädigten Flugzeuge zu nehmen, wurden jedoch von einigen unserer Flugzeuge mit Maschinengewehren und Bomben zumNückzuge gezwungen, worauf es zwei Flugzeugen, geführt von Seekadett Bamos und Linien- schifssleutnant Senta gelang, alle vier Insassen zu bergen und das havarierte Flugzeug zu verbrennen. Diese Nettungsaktlon vollzog sich unter dem Maschinengewehrfeuer und den Bombenwürfen von zwei italienischen Seeflugzeugen, die In nur 100 Meter Höh« darüber kreisten. ES sind somit zwei Flugzeuge verlorengegangen, alle übrigen aber und alle Flieger unversehrt eingerückt. Floltenkommando. cvtb. Nom, 4. April. (Drahtbericht.) Amtlich wird gcmeldel: Am Montag nachmittag gegen 314 Uhr erschienen über Ancona fünf feindliche Wasserflugzeuge, von zwei Torpedobooten be gleitet, die sich aber immer auf hoher See hielten. Bon Abwehrkanonen eines bewaffneten Zuges und von vier unserer Flugzeuge angegriffen, entfernten sich die Wasserflugzeuge. Drei wurden jedoch adge- schossen. Eines davon, ,1. S. 71", fiel ins Meer und wurde er beutet: das zweite stürzke ebenfalls ins Meer und verbrannte; das dritte sank, während es nach dem Hafen geschleppt wurde. Der Sachschaden ist nicht bedeutend, aber eS sind drei Tote und elf Bcrwundeke zu beklagen. wtb. Bern, 4. April. (Drahtbericht.) Das Berner „Intelli- genzblatt" meldet aus der römischen Regierung nahestehenden Kreisen, daß auf der Pariser Konferenz unter anderem beschlossen worden sei, zahlreiche französische Flugge schwader an die italienische Front zu entsenden, um Italien eine Aktion gegen die befestigten österreichischen Plätze zu ermöglichen. Als Gegenleistung habe Italien an die französischen Fabriken Arbeitskräfte zu liefern. Laut einer Meldung aus Lugano finden zurzeit große Truppenvcrschiebungen in Norditalien statt. Immer noch Phrasen * Unser Haager Mitarbeiter schließt seinen an anderer Stelle abgedruckten Bericht über das, was in Holland seit dem ver gangenen Freitag sich ereignete, mit den Morten: Wie sattsam bekannte Rolle Englands als Schützer der kleinen Nationen ist uin eine bezeichnende Nuance vermehrt worden. Man weiß jetzt in Holland endgültig, was man von England zu gewärtigen hat. Die Panik vom letzten Freitag war nur ein Vorgeschmack dessen, was noch kommen kann." Und unser Mitarbeiter in Chiasso, der dort rege Beziehungen mit Italienischen Politikern pflegt, hatte, als er kaum die Nachricht von den Ereignissen gnd Gerüchten in Holland erhalten haben konnte, uns von einer in Paris gefallenen Entscheidung berichtet, die den Neutralen gewaltige Probleme auf. zugeben geeignet sei, und angedeutet, daß es sich in erster Linie nm die Schweiz und Holland, in zweiter Linie um Griechenland und Dänemark handle. 3n Italien und in Vierverbandskreisen über haupt sei man der Ansicht, daß die Vereinigten Staaken schon fest auf Englands Seite ständen und nur des Winkes harrten, um mit Deutschland zu brechen, und daß, wenn Amerika sich entschiedr« habe, die übrigen neutralen Staaten, Holland und die nordischen Länder, die Schweiz und vor allem Rumänien, sich um den Vor rang streiten würden, für England die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Nun steht ja außer allem Zweifel, daß die Vierverbandsdipto- moten namentlich aus dem Balkan wieder einmal mit Hochdruck arbeiten, mit dem Golde und mit Versprechungen nur so um sich werfen und auch mit Verdrehungen und Verleumdungen nicht sparen. Da ihre lebhaften Bemühungen, die Türkei und Bulgarien dem Vierbund untreu zu machen und zum Sonderfrieden mit dem Vierverband zu bewegen, gescheitert sind und wohl auch aus abseh bare Zeit kaum Erfolg versprechen, so hat man die saueren Trauben hängen lasten und setzt setzt alle Kraft darein, Griechenland und Rumänien gegen Bulgarien aufzubetzen. Erdichtete Greuelkaten und politische Vergewaltigung, die Bulgarien angeblich an griechischen und rumänischen Untertanen beging — in solchen Er findungen sind hie Agenten des Diervcrbands ja Meister — sollen herhalten, um die beiden noch neutralen Staaten des Balkans zu gefügigen Werkzeugen der Entente zu machen, gut genug, das Blut ihrer Bürger für England und Rußland zu vergießen. Und dabei bat erst kürzlich ein enalisches Blatt offen ausgesprochen, die Balkanstaakcn schnitten sich ins eigene Fleisch, wenn sie sich für die Verwirklichung der russischen und damit doch wohl auch der Vier verbandspläne einsetzten. Es ist kein Zweifel, daß Rumänien augenblicklich nicht daran denkt, sich um der schönen Augen der Asquith und Salandra willen in den europäischen Krieg zu stürzen, aber der Eindruck darf auch nicht unterschätzt werden, den das Ein greifen Amerikas aus die noch neutralen Staaken Europas ausübcn würde, und die Gefahr erst recht nicht, die daraus den Mittel mächten erwachsen könnte. Und daß wir mit den Vereinigten Staaten und ihrem halsstarrigen Präsidenten noch nickt völlig im reinen sind, das zeigen die sich überstürzenden und widersprechen den Nachrichten aus dem Lande der unbegrenzten Möglichkeiten. Aber trotz allem glauben wir dock nicht, daß die Lustschlösser, die die Pariser Konferenz auf Amerika gebaut hat, haltbar sein werden, sondern daß sie eines schönen Tages doch in nichts zer rinnen, wenn der Vierverband in härtester Not danach greisen will. Die Vorgänge der letzten Tage zeigen, daß der Vierverband vor keinem Mittel zurückschreckt, mit dem er seinem Ziele, der völligen wirtschaftlichen Abschnürung Deutschlands, näher zu kommen vermag. Was in Holland vorläufig mißlang, und was morgen in der Schweiz und in Dänemark sich wiederholen kann, ist ein so krasser Versuch, kleinere und schwächere Staaten zu ver gewaltigen und englischem Willen dienstbar zu machen, daß man meinen sollte, den verantwortlichen britischen Staatsmännern müßte das Feuer der Scham brennend ins Gesicht schlagen, wenn sie noch einmal das Wort vom Schutze der kleinen Nationen in den Mund nehmen. Und doch hat Englands erster Staatsmann, Premierminister Asquith, die Stirne gehabt, als ihn am Freitag abend auf einem Bankett Juliens halbenglischcr Außenminister Sonnino begrüßte, von dem Bruderbündnis Italiens mit England zur Verteidigung der Sache der Freiheit — was Albion unter Freiheit versteht, des sind Portugal und Griechenland sprechende Zeugen — und zur Respektierung des Rechts aller Nationen, der weniger mächtigen wie der mächtigsten, zu reden. Nun mag man dem britischen Premier zugute halten, daß vorher Sonnino ihm mit der Italien entwürdigenden Phrase von dem tiefen Ge fühl des Vertrauens zwischen England und Italien und von der tatsächlichen Uebereinstimmung ihrer Politik und wirtschaftlichen Interessen ins Gesicht gesprungen war, einer Phrase, die selbst einen Asquith in ihrer nicht zu übertreffenden Verzerrung der Tatsachen angewidert haben mochte und ihn auf einen Schelm onderlhalben sehen ließ. Ader trotzdem bleibt es ein starkes Stück, daß derselbe Asquith zur selben Stunde, als er Holland die Pistole auf die Brust zu sehen entschlossen war, die Phrase vom Schutz der kleinen Staaten und ihrer Freiheit in den Mund nahm. Und er tat das nicht einmal nur, als Sonnino ihn grüßte, er tat es auch, als auf dem ehrwürdigen Kapitol, das wahrlich schon Größeres sah, als was in diesem Kriege sich auf ihm abspielt, Roms Bürgermeister, der Fürst Colonna, ihn mit der Versicke rung empfing, Italien werde nie die edle englische Nation ver gessen, deren Hilfe es seine Unabhängigkeit verdanke. Der römi sche Stolz ist anscheinend durch die Anwesenheit der britischen Minister so sehr gedemütigt, daß er auch vor Gesckichtsfäisckunqcn nickt zurückschreckt, um England seine Reverenz zu erweisen. Denn Italiens Unabhängigkeit ist ein Werk der preußischen und deutschen Waffen, die aus italienischen Niederlagen italienische Siege machten. Hier auf dem Kapitol hat Mister Asquith nock eine eisernere Stirn gehabt, als er von dem unerschütterlichen Glauben in die vom Vierverband verteidigte Sache der Freiheit und Gerechtigkeit sprach und von dem unwiderruflichen Entschluß,