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Xr. 44. Friedrich Georg Wiecli's 1863. Tie Goldgewinnung in Kalifornien. Von Prof. H. Schwarz in Breslau. Der so gewaltige, immer noch wachsende Zufluß von Gold aus den goldproduzirenden Ländern, Kalifornien und Australien, gehört zu den wichtigsten Erscheinungen der Neuzeit. Es ist eine der interessantesten Fragen der Volkswirthschaft, ob jemals der Sätti gungspunkt, um chemisch zu sprechen, cintreten wird, wo die Bedürf nisse'der Circulation und des Luxus vollständig von der vorhandenen Goldproduktion gedeckt werden, so daß eine Entwerthung des Gol des zu befürchten steht. Der Werth des Goldes ist nichts Anderes als aufgespeichertcr Arbeitswerth; je billiger dessen Gewinnung durch verbesserte Methoden wird, desto mehr wird, bei vorhandenen, uner schöpflichen, wenn auch armen Lagern produzirt werden, desto näher scheint die Gefahr der Goldentwcrthung zu rücken. Der Kaiser Napoleon, dem ein sehr eingehendes Interesse an allen Fragen der Volkswohlfahrt nicht abzusprechen ist, sandte mit Rücksicht hierauf einen französischen Ingenieur, Hrn. Laur, nach Kalifornien, um ihm über den gegenwärtigen Stand der Goldpro duktion daselbst Bericht zu erstatten, ein Bericht, der unS jetzt aus der Revue äe8 äeux mouckes im Auszuge vorlicgt. Die Sierra Nevada in Ober-Kalifornien ist die hauptsächlichste Goldregion, sie ist ein Gebirge, das mit einem Mantel von goldfüh renden Ablagerungen umgeben ist. Ober-Kalifornien besitzt außerdem Wald und Wasscr im Uebcrfluß, ohne welche Mittel selbst das reichste Goldfeld nicht auszubeuten wäre. Es ist ein seltenes günstiges Zu sammentreffen, daß Kalifornien fast in demselben Moment, wo das Gold auf seinem Boden entdeckt wurde, in die Hände der Nordame rikaner gelangte, dieser freien, energischen, unternehmenden Nazre, welche die unendlichen Hilfsmittel, die das neu eroberte Land darbot, mit einer unerbörtcn Schnelligkeit z>, entwickeln verstanden. Die ersten Goldfelder zeigten sich enorm reich. Es sind Fälle be kannt, wo der goldführende Sand zu >/, seines Gewichts aus reinem Gold bestand. Hierdurch allein ist die enorme Goldproduktion zu er klären, die gleich in den ersten Jahren na» der Entdeckung dort ge wonnen wurde, und dazu diente, dem Lande Bevölkerung und Hilfs mittel aller Art zuzuführen. Diese reichen Ablagerungen, die selbst bei den rohesten, unvollkommensten Mctboden no» reiche Erträge lie ferten, sind derzeit vollständig erschöpft, dafür aber bat sich auf den immensen ärmeren Ablagerungen eine systematische Goldgewinnung ausgebildet, die mit jeder noch so hoch entwickelten metallurgischen Industrie wetteifern kann. Um die verschiedenen Methoden der Goldgewinnung, die in Ka lifornien nach und nebeneinander sich entwickelt haben, vollständig verstehen zu können, ist es nöthig die verschiedenen Formen, in denen das Metall gefunden wird, einer kurzen Besprechung zu unterziehen. Die Gesteine, welche das Gold einschließen, sollen nach unserer Quelle erst später mit Gold imprägnirt worden sein, lange nach der Bildung der vorherrschenden Ouarzfelsen. Durch die Erdrevolution, welche die Hügel der Sierra Nevada emporhob, wurden Spalten ge öffnet, die, mit dem Erdinnern in Verbindung stehend, einem Thcile deS geschmolzenen Erdinhalts einen Ausweg öffneten. Aus den ent standenen Spalten drangen mit Dalnpf gemischte Emanationen von Schwefel, Eisen, Gold und anderen metallischen Substanzen, die nun in die Klüfte der oberen Gesteine cindrangen und dieselben mit Gold j imprägnirten. (?) Dies soll die Entstehung der ursprünglichen goldführen den Gesteine sein. Diese geologischen Veränderungen fanden wahrscheinlich statt, während das Festland mit heftig bewegten Wassern bedeckt war. Durch die Einwirkung derselben wurde die Oberfläche des goldfüh renden Gesteins mannigfaltig zertrümmert und abgewaschen, und in Folge davon lagerten sich mächtige Bänke von Kies, Sand, Lehm unregelmäßig über das ganze Land, die alle in größerem oder gerin gerem Grade goldhaltig auSfallcn mußten. Das Gold lagerte sich, da eS durch Verwitterung nicht angreifbar ist und höchstens mechanisch abgerundet wird, in den unteren Schich ten dieser Bänke vorzugsweise ab, und bildete so Lager, die oft noch reicher als die ursprünglichen Gesteine sind. Wir können diese mit dem Namen älteres goldführendes Alluvium bezeichnen. Na» dieser letzten diluvialen Erdrevolution nahm das Land seine jetzige Gestalt an. Es traten nunmehr langsamer und regelmäßiger wirkende Einflüsse auf, die auf die Anordnung der Goldthcilchen hin wirkten. Die atmosphärischen Einflüsse zersetzten allmälig die Felsen durch Verwitterung, die Negenwässer, die Bäche und Flüsse trugen Sand und Lehm fort in die Ebene und ließen das schwerere Gold an ruhigen Stellen zurück. Auf diese Art conccutrirte sich allmälig das Gold auf einer sehr großen Oberfläche in den Hauptwasscrläufen. Die ursprünglichen goldführenden Gesteine wurden wegen ihrer Härte nur wenig angegriffen, dagegen die älteren goldführenden Alluvien, die gewissermaßen schon ein zerkleinertes Golderz darstelltcn, oft mit