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3«. Iaftrg Nummer 8» Donnerstag, 11. Mürz 1937 Oie norditalienische preffe zur Asrikareise Mussolinis Kare MltelmeerpoM Wiens Zum 60. Geburtstag des ÄeichStnnenmlntsterS nen und inneren Verwaltung in der Provinzial- und Lo- taiiz nach dem Wiederherstellungsgcseh 469 Beamte oder Im »all« »o» HSHerer Gewalt, verbot, elntrrtender Betrieb- ftSrungen hat der ««»«eher oder Werbungtretbenb« ketm «nspriiche, fall, dl« Zeltuag li, beschrünttem Umsan««, o— spüle« oder nicht erschein». Srsllllnngoor» lstDr « » » « » war. Bei eingehender Darlegung der gegenwärtigen Besetzung der politischen Stellen der allgemeinen und inneren Verwaltung teilt der Referent mit, daß von den insgesamt 438 solcher Stel len in Preuhen 356 mit Mitgliedern der NSDAP beseht sind, unter denen sich 268 Mitglieder aus der Zeit vor 1933 befinden: das sind rund 8t Prozent und 48 Prozent dieser Aemter sOber-, Regierungspräsidenten, Landräte usm). Von den insgesamt 346 Stellen dieser Art in den außcrpreußischcn Ländern sind 217 mit Mitgliedern der NSDAP beseht, unter denen sich 38 aus der Zeit vor der Machtübernahme befinden. Das sind 63 Prozent und 11 Prozent dieser Acmter. Dabei ist zu berücksich tigen. dah der Reichsminister des Innern erst seit dem 1. Febr. 1935 auf die Stellcnbesehung in diesen Ländern tatsächlichen Einfluss nehmen bann. Schliesslich ergibt sich noch, dah von den eingestellten Assessoren über 90 Prozent Parteigenossen sind. Jeder Beamte soll aus innerer Berufung das ehrliche Stre ben haben, Mitglied der Partei zu werden oder wenigstens einer ihrer Gliederungen oder den ihr angeschlossenen Verbänden anzugehörcn. Der Minister beabsichtigt, wie der Referent er klärt, diese Auffassung den Beamten durch Erlah nahczubringen und sie darauf hinzuweisen, dah es mit der blohcn Zahlung von MItglicdsbeilrägci, grundsätzlich nicht getan sei, dah viel mehr namentlich von den jüngeren Beamten im allgemeinen erwartet werden müsse, dah sie sich auch aktiv in der Organi sation betätlgen. der sie sich angeschlossen haben. Sobald die Irage der Kennzeichnung der deutschen Ge schäfte geregelt ist, werde in einem weiteren Erlah den Beam te«« die Auffassung der Partei über die Iudenfrage nähergebracht werden. Dieser Erlah werde den Beamten verbieten, mit Juden zu verkehren oder bei Ihnen zu kaufen. «eilogsor» vreode». Bnjelgenpretf«! dl« tlpalUg« v mm breit« gell» b Illr FomUlenon^Igeii » Ps» gllr Pl-tzwllniq« lbiu». Ml, telim »ewlh, lelße*. Erscheint « mal «SchenIIIch. Monatlicher Bejugsprel, durch Träger «inlchl bl> Psg t»w. ÜS Psg. Irügerlohn 1.70; durch dl« Post 170 elnschllebllch Postüberwellungogebühr, zuzüglich bS Psg. Post-Bestellgeld. Einzel-Nr. 10 Psg., Sonnabend, u. gesttags-Nr. M Psg- Abbestellungen müssen spätesten, «ine Woche vor Ablaus de, Bezugs,eU schrisilich beim «erlag eingegangen soln Unser« Trilger diirse» kein« Abbestellungen «ntgegennehmen. ächristleltung: Dreien-»., Pollerstr. 17, Sernrns «Ml «. V0l» «eschüstostelle. Druck und Verla«: German«« Buchdrucker«» » Verla, Th. » ». Winkel, Polierstrast« 1», 8«rurrrs NiU«, Postscheck: Nr 10», Baut: Stadlbau» vreade» Nr. «7«7 SachMe DEsseilung „Sin nahezu leere- Imperium" Englisch« Besorgnisse um den Geburtenrückgang London, 11. März. Die Frage des Geburtenrückganges und die damit verbundenen Gefahren werden setzt auch in England häufig erörtert. Der Bischof von Barnes hat erst kürz lich dazr« Stellung genommen, ebenso Sir Walter Langdon- Brown. Die „Morningpost" nimmt diese Stellungnahmen und einen Kommentar des „Daily Herald" zum Anlah, um gleichfalls aus die Gefahren des ständigen Geburtenrückganges hinzuivei- scn. Das Blatt lehnt den Standpunkt völlig ab, dah für di« Frage des Geburtenrückganges das wirtschaftliche Wohlergehen oder die Höhe des Lebensstandards ausschlaggebend sein mühte. Unter Hinweis auf die Wirtschaftslage in früheren Jahren und die damaligen Geburtenzahlen stellt die „Morningpost" fest, dah die Zahl der Geburten auch bei wirtschaftlicher Aufwärtsent- mickclung und bessere«« Lebensstandards zurückgegangen sei. Die Frage, vor der England heute stehe, laute nicht, wie inan für eine wachsende Bevölkerung Raum schaffen könne, sondern wie man ein schon bestehendes und nahezu leeres I,n pe ri uf bevölkern solle, das in 50 Jahren wahrscheinlich noch leerer sei«« werde, wenn die Geburtenziffer in England nicht bald ansteige. Die Reife nach Afrika Mit einem großen Gefolge von Militärs, Kolonial« kennern und Presseleuten hat sich Mussolini auf die Reis« nach Libyen begeben. Diese Jnspektionssahrt des obersten Staatschefs — die erste und bisher einzige liegt volle elf Jahre zurück — ist also bewußt darauf abgestellt, im In» und Ausland als ein demonstratives Ereignis eingeschätzt zu werden. Sie fällt in einen historischen Einschnitt der faschistischen Entwicklung. Das Jahr XIV der faschistischen Zeitrechnung hat dem neuen Italien das seit langen Jahren ideell und materiell vorbereitete Imperium gebracht, mit dessen Erwerbung sich Italien in die Reihe der alten Kolonialmächte hineinftellte. Die Forderung nach Raum und Rohstoffgebieten, die der Faschismus seit seinen An» sängen erhob, ist in Abessinien gegen alle Widerstände der kolonialen Vesihmächte verwirklicht worden. Gleichzeitig hat das Land im Mittelmeer seinen Anspruch aus volle Gleichberechtigung mit seinen Anliegern und Mit» benutzen« durchgesetzt. Wenn Mussolini die Gelegenheit nicht benutzt hat, als Triumphator den Boden des neuen Imperiums zu betreten, so wird ihn davon neben den noch unausgereiften kolonialen Berhültnissen in Abessinien vor allem die Rücksicht auf die allgemein-politische Lage abge halten haben. Seine Reise nach Libyen verliert jedenfalls dadurch nichts an Bedeutung, daß sie nur an die Peripherie der neuen imperialen Hoheitszone führt. Denn ebenso wie Libyen geographisch de»« ersten Brückenpfeiler Italiens in Afrika darstellt, so hat es sich in» Laufe dieser fünfzehn Jahre zum Prototyp italienischer Kolonialexpansion ent wickelt und ist die Schulungsstätte gewesen, an der sich das neue Italien für seine größeren lolonialen Aufgaben vor bereitete. Das frühere Italic«« hat in seiner Kolonialpolitik eine wenig glückliche Hand gehabt. Italiens Festsetzung in Eritrea und Somaliland ist infolge mangelnden militäri schen und politischen Nachdrucks jahrzehntelang nicht ül»er eine maritime Nandkolonisatioil hinausgediehei«. Mit Tripolitanien und der Knrenaika, der Frucht des italienisch türkischen Krieges voi« 1912, erwarb die römische Politik die unfruchtbarsten Striche Nordafrilas, nachdem sie dreißig Jahre zuvor die einzigartige ihr von Bismarck gebotene Chance verpaßt hatte, sich im fruchtbaren Tunesien festzu setzen, wo der italienische Siedler bereits längst vor Frank reich festen Fuß gefaßt hatte. Die »ominelle Herrschaft über Libyen «st bis in die Tage des Faschismus hinein auf die leicht zugänglichen Küstengebiete des Mittelmeeres be schränkt geblieben, und erst in den Jahren 1928 bis 1932 hat der Faschismus mit starkem militärischen« Einsatz die Machtgrenzen endgültig mit den politischen Grenzen zur Deckung gebracht. Diese Unterwerfung der unbotisiößigen Stämme, vor allen« der Senujsen, war unentbehrlich, wenn der Faschismus in dei« Küsten- und Oasenbezirken, die durch Bewässerung landwirtschaftlich nutzbar zu machen waren, Siedlungsarbeit von Dauer leisten wollte. Auf diese Sied lung aber kommt es dem faschistischen Italien im Gegen satz zu reicheren und weniger übervölkerten Kolonial ländern in erster Linie an. Der italienische Siedler, dessen Genügsamkeit und koloniale Anpassungsfähigkeit in Fran- zösisch-Nordafrika überall triumphiert hat, ist für die faschi stische Kolonialpolitik der sicherste Garant in einem Kolonialraii»«. der teils menschenleer, teils von sehr un ruhigen mohammedanischen Stämmen bewohnt ist, die in der Bcrgangenhcit dem englischen und französischen Koloni sator immer wieder ernste Schwierigkeiten bereitet haben. Ein von weißen Siedlern gehaltenes Libyen könnte trotz seines Mangels an natürlichen Borzügen ein starkes Gegen gewicht gegen Französisch-Nordafrika und gegen die britische Stellung iin Nil-Delta werde«« und sich zu einem ähnlichen Kristallisationspunkt entwickeln, wie es die weiße Siedlung der Buren-Provinzen für Südafrika geworden ist. Wir kommen damit auf die Borzüge, welche der libysche Besitz für Italien bietet. Libyen liegt nur drei Flugstunden von Sizilien entfernt, während der Weg von Marseille nach Tunis doppelt so weit tst, ganz zu schweigen von der weit entfernten englischen Heimatbasis. Es liegt in der Flanke der französischen und englischen Kolonialstellung, und der Wea zum Tschad-See und damit in das Herz Aequa« torial-Asrikas führt durch „leeres Land". Noch bemerkens- «verter ist die Tatsache, daß zwischen Libyen und dem neuen ostafrikanischen Imperium nur der schwach besiedelte und bis heute schwach geschützte anglo-ägyptische Sudan liegt, der die weit geschwungene Brücke der imaginären englischen Kap-Kairo-Linie darstellt. An diesem Schnittpunkt, bei Fa schob«, sind um die Jahrhundertwende England und Frankreich aufeinandergestotzen. Durch die „Teilung Nord- akrikas" Livischen England und Frankreich ist damals der Mailand, 11. März. Die norditalienische Preffe nimmt die Reise Musso linis nach Libyen zuin Anlah, um Italiens Stel lung im Mittelmeerraum erneut klarzulegen. Der Be such Mussolinis in Libyen, schreibt die „Stampa", sei eine stolze Bekräftigung des imperialen Italiens. Die Politik Roins ver folge im Mittelmeer das Ziel, die Klarheit der Positionen und der Beziehungen unter offener Tendenz zur Zusammenarbeit so wie die Sicherung der Verteidigung Italiens im Mittelmeer sicherzustellen. Die „Gazetta del Popolo" wendet sich gegen die in Eng land laut gewordene Ausfassung, dah die Flottenmonöver und die Reise des Duce eine «nehr oder weniger feindliche Hand lung gegen England darstellten Das Blatt sagt, Italien ver folge eine sehr klare Mittelmeerpolittk, die nicht eigenmächtig ausgelegt «verden könne. Die internationale Poli tik des Landes bleibe unverändert. Es sei für den Frieden und die Zusammenarbeit. Die Reise Mussolinis nach Afrika, die Kundgebung der Macht, stehe nicht iin geringsten im Gegensatz zu dieser Politik. Die „Gazetta del Popolo" setzt als Antwort auf neue An griffe der „Times" und des „Manchester Guardian" die ange- kündiate Schilderung von englischen Grausamkeiten in den Kolonien als Beispiel für die „englische Kolonialzivilisation" mit der Erzählung der Vorgänge in SUdnigeria im Jahre 1895 und der englischen Methoden im Mahdi-Aufstand Im Sudan fort. Dr. Wilhelm Krick und sein Ministerium Wie Veamlenmlnister Dr. Frick den deutschen Veamtenkörper säuberte Alis Anlah des 60. Geburtstages des Reichs und Preuhischen Innenministers hat der Staats sekretär Pfundtner ein hervorragend instruktives Werk: „Dr. Wilhelm Frick und s e i n M i n i st e r i u m" heraus gegeben Darin nehmen mit dem Staatssekretär wichtige Sach bearbeiter das Wort. Der Leiter der Personalabteilung, Mini sterialdirektor Dr. Schütze, legt die Beamtenpolitik Dr. Fricks dar. Dabei gibt er die Auswirkungen des Gesetzes zur Wieder herstellung des Berussbeamtentums bekannt, das bestimmt war, den deutschen Vcamtenkörper von jüdischen und marxistischen Elementen zu befreien. Daneben gab es auch die Möglichkeit, völlig unpolitischen günstigen Erfordernissen durch Versetzungen gerecht zu werden. Das Gesetz ist durchgefiihrt. Es sind in Preuhcn von insgesamt 1663 Bennien des höh. Dienstes d. all- geine nen und inneren Verwaltung in der Provinzial- und Lo- kalinstanz nach dem Wiederherstellungsgcseh 469 Beamte oder 28 Prozent, in allen übrigen Ländern zusammen von insgesamt 2339 Beamten des höheren Dienstes 249 oder 9,5 v. H. be handelt worden. Von den Beamten des mittleren und untere«, Dienstes wurden in Preußen zusammen 3.5 Prozent, in allen anderen Ländern zusammen 5,5 Prozent behandelt. Die Zahlen zeigen, wie der Referent erklärt, dah der Reichsinncnminister mit Ernst und Entschiedenheit durchgegriffen hat. Sie beweisen aber andererseits, dah der bei weitem überwiegende Teil der Beamtenschaft auch in der Systemzeit der hohen Idee selbstloser Hingabe zum Dienst am Vaterland und am Volksganzen «reu geblieben Ist. Weiter hat der Minister das Unrecht «vieder gut gemacht, das nationalgesinnten Beamten und insbesondere Mitgliedern der Bewegung von den Systemregieruugcn zugesügt worden Oie internationale Politik bleibt unverändert Ausflaüernde Kampslällgkeit im Südosten von Madrid Toledo. 11. März. Während die Soria-Divisionen den Vormarsch auf Gua dalajara erfolgreich sortsctzt, macht sich auch an der Madrider Front lebhaftere Kampstätigkeit bemerkbar. Die nationale Artillerie beschoh nach längerer Pause «nieder verschiedene stra tegische Punkte in Madrid. Die Artillerie der Bolschewisten er widerte zunächst, schwieg jedoch bald, als einige Granaten bei Ihren Batterien eingeschiagen waren. Die moralische Wirkung des Feuers der nationalen Bat terien ist, abgesehen von dem materiellen Schaden, der auf bolschewistischer Seite entstand, sehr groh. Auf dem Iarauia- Flügel, der die Straße nach Valencia beherrscht, sind größere Operationen noch nicht eingeleitet. Ein Besuch in den dortigen Stellungen ergab, daß trotz mehrerer Massenangrisfe der Bol schewisten kein Fuß breit Gelände verloren wurde. Die natio nalen Truppen beherrschen weiterhin die Höhen von Pingar- ron, von «vo aus ihre Artillerie das gesamte umliegende Ge lände einschließlich der Valencia-Straße unter Feuer hielt. Tie Bolschewisten haben sich auf den gegenüberliegenden Berg Cimarron zurückgezogen. Motorschiff „Walter" gestrandet Der Kapitän ertrunken. Kiel, 11. März. An der Einfahrt zur Eckernsörder Bucht bei Dänisch-Nien hof strandete am Mittwoch im Schneetreiben das in Grünendeich beheimatete, «nit Zucker beladene Motorschiff „Walter". Der Kapitän des Schiffes, Segcler aus Grünendeich, war vorher bei einein Manöver in der Nähe von Kiel-Feuerschiff über Bord gespült worden und ist ertrunken. Boote der Räinnbootflottille liefen zur Hilfeleistung aus und konnten die beiden an Bord befindlichen Besatzungsmitglieder retten. Das stark beschädigte Motorschiff liegt etwa 30 bis 40 m vom Strande entfernt auf Grund Die Zuckerladung soll heute durch Bergungsdampfer eingebracht werden. — Bei den Geretteten handelt cs sich um den Iungmann Werner v. Husen und den Schiffsjungen Friedrich Heidenreich. Ucber die Strandung des Schiffes wird noch folgendes be kannt: Am Mittwoch zwischen 4 und 5 Uhr, als sich das Motor schiff auf der Höhe von Gabclsslach befand, bemerkten Heiden reich und v. Husen, daß der Kapitän nicht mehr an Bord war. Sie beschlossen darauf, die Fahrt fortzufetzcn, um Holtenau zu erreichen. Unterwegs setzte der Motor aus. so daß dos Sckiis bei ungiinstigein Wind strandete v cöulen schwamm an Land und benachrichtigte die zuständigen Stellen.