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Sächsische DocheilmA Donnerflag, den 28. Januar 1892 54. Jahrgang Mr. 12 Feuilleton einige Inserate werden bi» Monta- Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: die1spalt.Zeile15Pf^ Unter Eingesandt: SO Psg. Roman von Emil Cohnseld: (Nachdruck verboten.) (13. Fortsetzung.) Abonnements - Einladung. vt-tlluogm aus die „SSchftschc Dorfzcttuni" !ür die Monate Februar und März nehmen alle katse^ Uchen Postanstallen und Postexpeditionen, sowie auch alle Landbriefträgtr gegen Vorausbezahlung von 1 Mk. entgegen. Bereits erschienene Nummern werden, soweit möglich, nachgeliefert. Lin unterl^altendes Blatt für den Biiraer und kandmann. „ tt für di« kgl. Smtrhauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, ki/OrrlLaftr» de, kgl. LmtSgenchtS Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, pUk v,e Tharandt und Moritzburg. ^erünivortllcher Redakteur und Verleger Lerrmauu ZKüller w Dresden. schul Gesetzentwürfe gegenüber einnimmt,folgendermaaßen: Die konservative Fraktion des preußischen Abgeordneten hauses hat sich dahin schlüssig gemacht, daß sie der Vorlage im Principe zustimmen, sich aber Verbesserungen im Einzelnen vorbehalten will. Die Wahrung des kon fessionellen Charakters der Volksschule ist mit Genug- thuung als die Erfüllung einer alten Forderung der konservativen Partei anerkannt worden. Auch in den Bestimmungen, nach denen die Leitung des Religions. Unterrichtes in die Hände der betreffenden RiligionS- gesellschafien gelegt werden soll, erblickt die konservative Fraktion keineswegs ein Hinausgehm über die in der Verfassung gegebenen Direktiven; sie faßt aber nach wie vor die Volksschule als ein Staatsinstitut auf und wird ls nicht zugeben, daß an der Staatsaufsicht über die Unterrichtsanstalten gerüttelt oder die Staatshoheit in Frage gestellt werde. Die Aufbesserung der Lehrer- gehälter erscheint ebenfalls als eine konservativerseits unausgesetzt betonte Nothwendigkeit; unsere Fmk- tion ist jedoch der Ansicht, daß mit der Regelung dieser Materie nicht schablonenhaft, sondern unter An- Passung an die lokalen und provinziellen Verhältnisse zu verfahren sei. Was das Privatschulwesen betrifft, so sind d-e Konservativen mit der Behandlung dieser Frage gemäß den durch die Verfassung vorgeschriebenen Grundsätzen einverstanden; sie werden es sich indessen angelegen sein lassen, durch besondere Bestimmungen eine Garantie gegen etwaige Mißbräuche der Unter richtsfreiheit zu schaffen." Der Reichstag genehmigte am Sonnabend den deutsch-schweizerischen Handelsvertrag in erster Lesung und nahm hierauf eine von deutschfreisinniger Seite beantragte Resolution an, wonach alle sich aus diesem Vertrage etwa ergebenden Streitfragen von einem inter nationalen Schiedsgerichte gelöst werden sollen. Man darf begierig sein, wie die Regierung sich dieser Reso lution gegenüber verhalten wird; uns erscheint dieselbe praktisch kaum durchführbar. Wie wir bereits kurz meldeten, ist das württem- bergische Königspaar am Sonntag Abend 8 Uhr zum Besuche des deutschen Kaiserpaares in Berlin eingetroffen. Einem ausführlichen Berichte über die Ankunft der hohen Gäste entnehmen wir noch folgende Einzelheiten: Es war ein farbenprächtiges Bild, welches sich auf dem Anhalter Bahnhofe entfaltete. Auf dem Perron fanden sich zahlreiche hohe Würdenträger, darunter auch der Reichskanzler v. Caprivi, ein, wahrer d in dem königl. Wartesaale der Prinz Albrecht von Preußen mit seinen Söhnen, der Erbgroßherzog von Baden, der Erbprinz von Meiningen, Piirz Albert von Sachsen-Altenburg, der Erbprinz von Hohenzollern u. A. erschienen; als Vertreterin der Kafferm traf Frau Prinzessin Friedrich Politische Weltschau. Deutsches Reich. Am Montag trat das preußi sche Abgeordnetenhaus in die erste Lesung des Ge setzentwurfes, betreffend die Reform des Volksschulwesens, ein. Da wir diese Vorlage bereits eingehend besprochen und alle die Bedenken erörtert haben, zu denen der Ent wurf Anlaß giebt, können wir auf die Wiedergabe der Ausführungen der einzelnen Redner verzichten. Nur mit wenigen Worten sei hier der Verlauf der Debatte geschildert. Während der «bg. Wessel (freikonservativ) gegen die Vorlage sprach, fand dieselbe in den Abgg. v. JazdztwSki (Pole), v. Reichensperger (ultramontan) und v. Buch (deutichkonservativ) warme Befürworter. Schließlich ergrrff auch der neue Kultusminister v. Zed litz-Trützs chler dos Wort, um die Bedenken, welche die Oppositionsredner gegen die Vorlage geltend gemacht hatten, zu zerstreuen; doch gelang ihm dies nicht in der gewünschten Weise, wie die frostige Aufnahme bewies, die seine Ausführungen bei den Freikonservativen, Na. tionalliberalen und Deutschfreisinnigen fanden. Trotz dem hat die Debatte das überraschende Resultat ergeben, daß die Deutschkonservativen und die Ultramontanen mit den Polen geschlossen für den Gesetzentwurf stimmen werden; da nun aber diese Parteien zusammen über 223 Stimmen verfügen, so erscheint die Annahme der Vor lage gesichert. Im Schooße des preußischen Ministeriums ist ein Konflikt auSgebrochen. Wie nemlich die „Köln. Ztg." erfährt, haben der Finanzminister l)r. Miquel und der Minister des Innern, Herrfurth, gegen den Volks, schul Gesetzentwurf gestimmt. Als derselbe trotzdem dem Kaiser zur Genehmigung vorgelegt wurde, reichte der erstgenannte Minister sein Entlassungsgesuch ein. Der Monarch ersuchte jedoch den Dr. Miquel, vorläufig auf seinem Posten auSzuharren. Damit ist die Minister- krisis wohl aufgeschoben, aber nicht aufgehoben. Die „Konservative Korrespondenz" motivirt die Haltung, welche die von ihr vertretene Partei dem Volks- MrrtetjLhrl M 1,50 Au beziehen durch bi« kaiserlichen Post- »nstallen und durch untere Bolen. Vri freier Lieferung »«S Hau- erhebt die Host noch eine Ge bühr von 25 Psg. darauf getreten, die Schneeschicht darüber dadurch fest. ! gepreßt und so wurde es nicht bemerkt. Heut Morgen fiel den Augen der ungestört von dem gestrigen Trubel noch einmal dort nachsuchenden Beamten die kleine Er höhung auf. Sie schoben den Schnee mit den Füßen zur Seite und fanden in denselben eingedrückt da- Päckchen. Zugleich ein wichtiger Beweis dafür, daß die Räuber dort umgepackt haben muffen, aus einem Kahn in den andern, wobei das Dingchen unbemerkt daneben gefallen oder ihnen aus den Fingern geglitten ist. Es war ein kleines Ding, an sich nicht der Rede werth. Es enthielt, in ein Stück Papier gewickelt, zwei silberne Theelöffel, ein paar unbedeutende alterblinde Ringe, kaum zwei Thaler an Werth, einen zerbrochenen silbernen Bleistift und eine alte silberne Schaumünze. Aber es enthielt ein unschätzbares Werthstück für mich, Freundchen: um den kleinen Krimskrams deS Päckchens, Ringe, Bleistift, Schaumünze, war zu ihrer Verwahrung ein Stück zusammen geknittert — es liegt hier vor uns! Das Kouvert, von dem der Fidibus abgerissen, an diesen auf'S Haar genau und zweifellos paffend, adressirt an den Mann, auf den bisher alle Fährten weisen! He, was sagen Sie nun, Kollege?" „Ich habe da« Protokoll unterschrieben, lassen Sie mich gehen", sagte Burgen ausweichend und sich von seinem Sitze erhebend. „Ganz zu Ihrer Verfügung, Verehrtester, da ist meine Unterschrift", nickte Uysen, seinen Namen gleich falls unter das Protokoll setzend. „Apropos, Herr Kollege, werden Sie Sternow'S Bertheldigung über nehmen?" „Wenn er sie in meine Hände legt, werde ich Juseraten- Annahmestellen: Die Arnoldisch« Buchhandluna, Jnvasidendank, Haasenstrin LVagler, Rudolf Mosse, K. L. Daube « Lo in Dresden, Leipzig, Hamburg, Bersin, Frankfurt a M. u. s. w. „Können Sie lesen, Kollege?" rief er Burgen triumvhirend zu. „Da, hier sehen Sie!" Er legte ein zerknitterte- und sorgfältig wieder glatt gestrichenes Stück Papier, das er in der Hand hielt, vor Burgen auf den Tisch. Ls war das abge- rissene vordere Theil eines großen Kouverts, das al- Aufschrift die vollständige bei dem Abreißen deS Couvert, stücke- unversehrt gebliebene Adresse an Reinhold Sternow zeigte. Durchkreuzt waren die Schriftzüge der Adresse an einer Stelle de- Papiere- von Strichen und punkiirten Linien, al- habe dort eine Hand gelangweilt oder gedankenvoll mit der Feder gemalt. Wenn man aber diese Linien und Striche m ihrem Zusammenhänge bctrachtete, erwies sich auf den ersten Blick, daß sie nne flüchtige, zerstreut hingeworfene Skizze irgend eine- HouSgrundnsseS bildeten, wie Fachmänner sie zeichnen Wohl nur eine müßige, bedeutungslose Gedankenspielerei Ä °bn d-nhumd, daß fi. °°n «mm ve- Fache» Kundigen herrühre. «xpeb. «. Redaktion Hretten-Reusta-t L. Meißner Kasse 4. Die Zeitung erscheint Dienstag, Danaerftag und Gaunadenß früh. AbsnnemcatS- Karl ein und ihr folgte auf dem Fuße der Kaiser in der Uniform seines württembergischen Infanterie Regi mentes. Als der Bahnhofsinspektor genau um 8 Uhr das Einlaufen des Zuges mit den fürstlichen Gästen meldete, begab sich der Kaiser mit der Prinzessin Frie- ! drich Karl und gefolgt von den Prinzen zu der Stelle, an welcher der Salonwagen hatten sollte. Die Ehren wache präsentirte, die Trompeten schmetterten die württem. bergische Nationalhymne und die Generalität salutirte. Noch ehe der Zug hielt, war der Kaiser auch schon an den Salonwagen herangetreten. Die Begrüßung der hohen Herrschaften war eine überaus herzliche. Der Kaiser geleitete die Königin Charlotte in den Empfangs« salon und verabschiedete sich hier von derselben, worauf sie mit der Prinzessin Friedrich Karl den bereitstehenden Galawagen bestieg, um die Fahrt nach dem Schlosse anzutreten. Der Wagen wurde von einem Zuge des I. Garde-Dragoner Regimentes eskortirt und von den in den Straßen spalierbildenden Truppen mit Hurrah. rufen begrüßt. Als der Kaiser den Perron wiever be treten hatte, lud er den ihn dort erwartenden König von Württemberg ein, mit ihm die Front der Ehrenwache abzuschreiten; sodann bestiegen auch die beiden Monarchen den ihrer harrenden Galawagen, um sich nach dem Schlosse zu begeben. — Mit Bezug auf die Straßen sperrungen, welche aus Anlaß der Empfangsfeierlichkeiten stattgefunden haben, schreibt die „National-Ztg.": Emer Polizeiverordnung zufolge wurden die Möckernftraße von der Halle'schen Straße bis zum Askamschen Platze, die Königgrätzer Straße von der Möckernftraße bis zum Platze vor dem Brandenburgtr Thore, einschließlich desselben, der Pariser Platz, der Platz am Opernhause und der am Zeughause, die Schloßbrücke, sowie der Lustgarten von 7^ Uhr abends ab dem Verkehre für Fuhrwerk, einschließlich der Pferdebahnwagen und für Reiter entzogen. Die Mittelpromenade der Straße Unter den Linden ward von 7^ Uhr abends ab auch für Fußgänger gesperrt. Der Fahr- und Pferdebahn, verkehr über den Potsdamer Platz von Westen nach Osten und umgekehrt mußte ebenfalls während de- Passiven- der Herrschaften eingestellt werden. Von diesen Spe» rungen wurden an Einem Sonntag und noch dazu zu einer Zeit, da der Verkehr ein ungewöhnlich großer zu sein pflegt, gerade solche Straßen und Plätze betroffen, die zu den belebtesten gehören. Die Nolh- wendrgkeit einer derartigen Maaßregel, welche das Recht des Publikums auf die Veikehrswege zeitweilig schwer beeinträchtigt, ist nicht einzusehen. In früherer Zrit sind zahlreiche Monarchen zum Besuche in Berlin ein- getroffen, ohne daß so umfangreiche Straßensperrungen, wie sie neuerdings aus den verschiedensten Anlässen stattfinden, für erforderlich erachtet worden wären. „Es ist die leibhaftige Vorderseite des Kouverts, aus dem der Fidibus gesalzt!" erklärte Uhsen mit leuchtenden Augen. „Die Abrißstellen, an diejenigen des Fidibusrestes gclegt, passen aus's Haar! Und die Kritzelei dort hat ein Baumensch gemacht, das soll mir Keiner bestreiten! Ist nur wie im Spiel mit der Feder hingemalt, aber so viel Symmetrie und System liegt darin, daß sie deutlich zeigt, das hat eine Hand gemacht^ die an so was gewöhnt ist. Habe ich Recht, Burgen nickte stumm mit dem Kopfe und starrte erschüttert auf da- verhängnißvolle Papier. „Und ich muß Ihrer Erregung nach schließen, daß dieses Papier nachweislich irgendwo in Beziehung zu dem Ort des Verbrechens steht", sagte er düster. „Zu dem Orte des Verbrechens? Nein, mehr als da-, Kollege: zu dem Raube, zu der Beute, mit der die Mörder davongegangen! Wissen Sie, wo ich da- Papier herhabe, Kollege? Mem bester, wackerster Hilfsbeamter, Herr Braun dort —" er deutete auf den Beamten, der mit ihm eingetreten — „der scharfäugigste Detektiv, der je eine Fährte verfolgt hat, fand heute Morgen in der Nähe der Stelle, wo man den Kahn gefunden hat, als er das Terrain dort noch einmal mit ein paar Gehilfen untersuchte, dicht am Grabenrande ein kleines, weiße-, winzige- Päckchen, da- tief im Schnee lag, von diesem kaum zu unterscheiden. ES war nicht bemerkt worden, weil gestern bei dem Umher, suchen dort von der Grabenböschung Schnee darüber gefallen war und die Stelle bedeckt hatte, wo eS in die leichte Flockenmasse eingesunken war Irgend ein Fuß der sich dort umherbewegenden Beamten hatte dann Die Formalitäten des Protokolls rahmen Zeit in Anspruch. Während derselben wurde Uhsen hinaus gerufen, da ihn ein Beamter in wichtiger An- gelegenheit sofort zu sprechen wünschte. Nach wenigen Minuten trat er wieder ein, das Gesicht ganz gerölhet vor Erregung.