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MsdrufferAMatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das ,Wilsdruffer Tageblatt»? erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— NM. Tret Haus, bei Postdestellung 1.80 NM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern lv Npjg. Alle Postanftallcn und Post- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend ^rgk^Im Fälle'höherer Lei-sonstiger^ Betriebsstörungen besteht «ein Anspruch.auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung-eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreis: die l spaltige Millimeterzeile (46 mm breit) 7Rpfg., die 2spaltige Millimeterzeile der amtlichen Bekannte machungen bei direkter Auftragserteilung N Rpsg. ohne Nachlaß, die 1 spaltige Text-Millimeterzeile (90 mm breit) 20 Rpfg.l Nachweisungs. Gebühr: cvx 20 Rpfg. Vorgeschriebcne^ Erscheinungstage u.Platz- Fernsprecher 7 Amt Wilsdruff Nr. 6 Vorschriften werden nacÄ Möglichkeit berücksichtigt. - - —' Anzeigen - Annahme bis^ vormittags 10 Uhr Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Gewähr. Jeder/ Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder dec Auftraggeber in Konkurs gerüt«ß Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschass Meißen, desEtadt^ rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 34 — 93. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt' Wilsdruff-Dresden - Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 9. Februar 1934 Lin Schicksalstag. Als in der Nacht zum S. Februar 1904 japanische Torpedos vor Port Arthur dreien der besten russischen Panzerschiffe in die Rippen fuhren und außerdem in einem anderen Hafen durch einen ähnlichen Angriff der Japaner zwei russische Kreuzer zu den Fischen gesandt wurden, tat die Weltgeschichte einen ganz großen Schritt. Alles war geschehen ohne eine formale Kriegs erklärung, aber nach klarer Ablehnung der Forderung Japans an Rußland, man solle sich in Petersburg an das Versprechen halten, die sich immer weiter durch die Mandschurei vorschiebende russische „Einflußsphäre" wieder zurückzunehmen. Denn schon näherte sie sich Korea, aus dem nach siegreichem Kriege neun Jahre zuvor die Japaner durch ein Ultimatum Rußlands, Frankreichs und -- leider — auch Deutschlands wieder hinausgejagt wor den wann: im Jahre 1914 forderten die Japaner unter Wiederholung des Wortlauts dieses Ultimatums Deutschland zur Räumung von Tsing tau auf! Man war in Moskau auf die japanischen Forderun gen nicht eingegangen, teils weil dort die „Großen", ein schließlich der Großfürsten bis hinauf zum Zaren, ebenso lukrative wie schmutzige Holzgeschäfte in der südlichen Mandschurei betrieben, teils weil derselbe Zar Nicolai es als eine „göttliche Mission" betrachtete, für Rußland die Vorherrschaft im Fernen Osten zu sichern! Und der russische Innenminister v. Plehwe erklärte: „Um die Revo lution zu bändigen, brauchen wir einen kleinen sieg reichen Krieg", — und er ist dann später selbst das blutige Opfer dieser Revolution geworden, er und, nach 14 Jahren, noch viele, viele andere, deren Schuld es war, jenen Krieg nicht vermieden, ja, seinen Ausbruch gerade zu herbeigeführt zu haben. Drei Tage nach jenen Ereignissen, die den Japanern den Seeweg bedingungslos freimachten, sprang von neuem der japanische Soldat an das asiatische Fest land, doch — um es von jetzt an niemals mehr zu ver lassen. Korea war rasch und ebenso endgültig genommen, die Russenheere in vier großen Schlachten aus der Süd mandschurei Hinaufgetrieben gen Norden bis fast nach Eharbin, das heute den Zentralpunkt der ostchinesischen Bahn bildet. Am 1. Januar 1905 fiel Port Arthur, die Reste der dortigen Flotte wurden bei einem ver zweifelten Ausbruchsversuch teils zusammengeschossen, teils auseinandergejagt, und als dann, nach abenteuer licher Fahrt die baltische Flotte in Ostasien erschien, erlitt sie in der ersten großen modernen Seeschlacht bei Tsu- schima dasselbe Schicksal. Der Krieg war zu Ende, auch deswegen, weil in Rußland das Feuer der roten Revolu tion hoch emporgelodert war und sie auch schon das Heer ergriffen hatte. Zu Ende war der russische Traum um die Vormacht tm Fernen Osten, über dem jetzt siegreich die Sonnenkugel der japanischen Flagge aufgegangen war. Zu Ende der Heereszug des „Weißen Zaren" vom Ural quer durch Sibirien bis an die Gestade des offenen Weltmeeres. Da tat die Weltgeschichte einen zweiten Schritt: Rußland wandte fein politisches Gesicht vom Fernen Osten ab und dem nahen Westen und Süd westen zu. Das an gebliche Testament Peters des Großen hatte als Ziel ge setzt, den Halbmond von der Hagia Sophia in Konstanti nopel herunterzuholen und dort das russische Kreuz auf zupflanzen, — um damit an das offene Mittelmeer heran- zukommen! Den dortigen Gegner von einst, England, zu gewinnen, gelang schon nach ein paar Jahren; den Gegner von damals, Deutschland-Osterreich, hoffte man zu erdrücken durch einen Krieg, der beim letz ten russischen Muschik populär fein mußte. Im Fernen Osten war man hoffnungslos geschlagen seit dem 9. Fe bruar 1904, — im nahen Westen hoffte man zu siegen. Und so führt eine unmittelbare Schicksalslinie von den Ereignissen jener Nacht hinüber bis zu der anderen Nacht, in der Zar Nicolai feinen Namen unter die Mobil machungsorder für seine schon längst heimlich gegen Westen und Südwesten aufmarschicrende Armee fetzte. Einen zweiten Traum hoffte er zu verwirklichen, eine zweite „göttliche Mission" zu erfüllen, — und alles endete unter den bolschewistischen Kugeln in einem Uralstädtchen, von wo der Siegeszug der Vorfahren ausgegangen war! über dem Moskauer Kreml flatterte das Banner der roten Revolution. Und folgerichtig tat die Weltgeschichte ihren dritten Schritt. Wieder krachten vor Schanghai japanische Gra naten, und in raschem, leichtem Siegeszug bemächtigten sich die Japaner der ganzen Mandschurei bis hinauf zur Grenze gegen Sibirien, — und wieder prallten die Gegner von 1904 unmittelbar aufeinander. Nicht mehr um die Vormacht im Fernen Osten geht es; denn dieses Ringen entschied sich schon 1904, sondern nur darum geht es noch, me Russen aus dem Rest herauszuwerfen, der ihnen von der ^apan im Westen vorgelagerten Festlandsküste noch geblieben ist. Die durch die Mandschurei führende Ost- ^ü^Mche Bahn gehört ihnen nur noch theoretisch, — aber Uw heute noch dürften Truppen aus dem Westen oder der EttLLußlAnLZ einen Monat aebrauLen. elle Le^n ienem Mit MM Kraft jM 2.AlNssWA Wie wir gestern bereits berichten konnten, betrug der Rückgang der Erwerbslosen im Januar 285000, so daß die im Dezember eingetretene Zunahme von rund 344 000 zum großen Teil wieder ausgeglichen ist. Ins gesamt wurden bei den Arbeitsämtern 3 774 000 Arbeits lose gezählt, das sind rund 2 239 000 weniger als am gleichen Stichtage des Vorjahres. Die Zahl der Arbeitslosen in den Außenberufen ist in diesem Wintermonat um rund 14 0 0 0 0 zurückgegangen. Ein Teil dieser Entlastung ist auf die großen öffentlichen Arbeiten wie Autostraßen bau und die zahlreichen Notstandsarbeiten zurückzuführen. Die übliche winterliche Arbeitsruhe im Hochbau und seinen Nebenzweigen wurde durch die zahl reichen Anregungen zu Umbau- und Jnstandsetzungs- arbeiten stark gemildert. Daß sich über diesen von der Regierung herbeigeführ ten Antrieb hinaus auch dieprivaten Wirtschaftskräfte zu regen beginnen, zeigt die Entwicklung der Zahl der mehr von der Konjunktur abhängigen Berufsgruppen. In diesen Berufsgruppen ist ein Rückgang der Arbeitslosen um rund 144 000 eingetreten. Träger dieser günstigen Entwicklung waren in der Hauptsache das Eisen- und Metallgewerbe, das Holzgewerbe und das Spinnstoff gewerbe. Im Einklang mit der Entwicklung der Arbeitslosen zahl zeigte sich auch in den Unterstützungseinrichtungen der Reichsanstalt und der öffentlichen Fürsorge eine ent sprechende Entlastung. Der Rückgang der Arbeitslosen verteilt sich bis auf eine Ausnahme auf alle Landesarbeitsamtsbezirke. Beste Aussichten für die ArbeitsWacht 1SZ4. Im Anschluß an den offiziellen Bericht der Reichs anstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversiche rung über die Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Januar d. I. machte Präsident Dr. Syrup auf der Berliner Pressekonferenz noch einige bemerkenswerte Ausführungen. Im Jahre 1933 konnte erfreulicherweise vom Januar bis November jeder Monatsbericht der Reichs anstalt eine Verminderung der Arbeitslosenzahl melden. Von 6 014 000 Arbeitslosen im Januar 1933 waren wir auf 3 715 000 im November 1933 gefallen. Der Dezember brachte mit seinem langen und heftigen Froh das unabwendbare Ansteigen der Arbeitslosigkeit. Die Zahl der Arbeitslosen stieg zwar nicht so stark wie in früheren Jahren, aber doch um 340 000. Dieser Zuwachs mochte dem Laien hoch erscheinen, dem Sachverständigen erschien er niedrig, denn im Laufe des Sommers waren Hunderttausende von Arbeitskräften mehr als in den Vorjahren in die Saisonberufe eingestellt und die Gefahren winterlicher Rückschläge waren deshalb für diesen Winter besonders groß. Die Arbeiter, die im Dezember ihre Außenarbeits plätze aufgeben mußten, konnten im Januar ihre Be- fchäftigung wieder aufnehmen. Der jetzt zum Ausbruch gekommene Kampfes- Wille läßt im Gegensatz zu früheren Gepflogenheiten ein Warten bei milder Winterwitterung nicht zu. Die Arbeit wird aus ganzer Front wieder ausgenommen, auch wenn die Gefahr droht, daß ein nochmaliger scharfer Frost wiederum die Einstellung der Arbeiten erzwingt. Wir können und wollen uns dieses Erfolges freuen, aber wir müssen uns trotzdem die Möglichkeit vor Augen halten, daß ein scharfer und langdauernder Frost im Monat Februar nochmals einen Rückschlag bringen kann. Aber auch dieser Rückschlag, falls er kommen sollte, braucht bedrohten Gebiet anlangen. „Kolonialkriege in Asien", so sagte ein in solchen Dingen erfahrener englischer General, „sind eine Frage der ^rückwärtigen Verbindun gen." Und Japan ist in drei Tagen ->on seinen Inseln aus vor Wladiwostok! So hat seit jenem 9. Februar 1904 in geradezu un erbittlicher Folgerichtigkeit das Schicksal die drei Schritte getan, waffenklirrend und die Menschen zu Millionen dahinraffend. Damals, bald nach Kriegsausbruch, schrieb der bekannte russische Minister Witte in sein Tagebuch den Seufzer nieder: „Armes Rußland! Armer Zar! Was hast du ererbt, aber was wirst du hinter lassen?" Darauf hat die Weltgeschichte inzwischen grausige Antworten gegeben. Aber inzwischen haben sich aus ihnen neue Fragen mit derselben unerbittlichen Folgerichtigkeit erhoben, — und sie werden nur von dem Weltgeschehen einer vielleicht nahen Zukunft beantwortet werden. nicht zu schrecken. Er wäre zeitlich begrenzt. Die große Linie des Arbeitskampfes wird von den winterlichen Ein flüssen nicht berührt. Nach den Erfahrungen de» Monate Dezember und Januar glaubt Präsident Dr. Syrup sagen zu können, daß die während sommerlicher Arbcitsschlacht gewonnene Stellung in diesem Winter trotz aller jahreszeitlichen Ein, flüsse gehalten und gesestig» wird, und daß von dieses Stande aus im Frühjahr der Kamps gegen die Arbeits losigkeit seinen Fortgang nehmen wird. * Oer Arbeitsdienst vor dem großen Frühjahrsangrisf. Arbeit für 250 000 Freiwillige sichergcstellt. Der Neichsarbeitsführer, Staatssekretär Hierl, ge währte einem Mitarbeiter des „Angriff" eine Unter redung über den Arbeitsdienst, der folgendes zu ent» nehmen ist: Während der Arbeitsdienst im Jahre 1932 nur 26 602 882 Tageswerke leisten konnte, hat er mit durch schnittlich 228 778 Mann im Jahre 1933 nicht weniger als 68 754 984 Tagewerke geleistet. Don diesen Tagewerken entfielen allein fast 29 Millionen auf Bodenverbesserung, 10 Millionen auf Verkehrs- Verbesserung und mehr als 4)4 Millionen auf Forst arbeiten und über 4 Millionen auf Arbeiten zu Siedlungs zwecken. Jetzt steht der deutsche Arbeitsdienst vor dem großen Frühjahrsangriff. Zu den bereits be gonnenen Arbeitsvorhaben wird eine große Zahl neu ge planter treten. Der Reichsarbeitsführer wandte sich des weiteren mit Entschiedenheit gegen verschiedene Gerüchte, die von Unverantwortlichen in Umlauf gesetzt worden seien. Es sei da behauptet worden, daß der Arbeitsdienst einer anderen Organisation angegliedert werden solle. Dieses Gerücht entbehre jeglicher Grundlage. Der Arbeitsdienst, aus der nationalsozialistischen Bewegung beraus geboren, bleibe ein Glied der Bewegung, aber seine Selbständigkeit, seine eigenen Gesetze und eigenen Lebensformen seien für ihn lebensnotwendig. Niemand denke daran, ihm diese Eigenart zu rauben. Die Führung des Arbeitsdienstes bekäme häufig den Besuch von Ausländern, die eigens nach Deutschland gekommen seien. Kaum einer sei ohne den Ausdruck desErstaunensundderAn- erkennung in seine Heimat zurückgekehrt. Das größte Interesse für den deutschen Arbeitsdienst scheine in Amerika vorhanden zu sein. Jedoch unterscheide sich der ameri kanische vom deutschen Arbeitsdienst durch den mehr militärischen Charakter. In viel größerem Um fange, als es in Deutschland der Fall sei, stelle man dort ehemalige Soldaten, ja sogar aktive Offiziere — bis jetzt rund 4000 — als Arbeitsführer ein. Staatssekretär Hierl äußerle sich sodann abschließend in kurzen Worten über die Zukunft des Arbeitsdienstes. Im Augenblick sei für die 250 000 Freiwilligen Arbeit für Jahre hinaus sichcrgestellt. Der Arbeitsvorrat in Deutschland sei aber unendlich größer. In einer besonderen Abteilung der Arbeitsdicnst- sührung, die sich mit der reinen Erfassung der Arbeits- Möglichkeiten in allen Teilen Deutschlands befasse, habe man einen Arbeitsvnrrat fcstgestellt, der für 500 000 Mann auf 20 Jahre genügen würde. Großaktion gegen den AepuMamUm Schutzbund in Wien. Riesige Wasfenfunde. — Zahlreiche Verhaftungen. Die Wiener Polizeidirektion hat nach einer amtlichen Mitteilung eine großangelegte Säuberungsaktion gegen den verbotenen sozialistisch-republikanischen Schutzbund eingeleitet. Bei der Haussuchung ist es zur Beschlagnahme von Maschinengewehren, Gewehren, Handgranaten und Sprengkörpern gekommen, die nach Sachverständigenaussagen genügt hätten, ein ganzes Stadtviertel in die Luft zu sprengen. Der Bericht erklärt, es handle sich hierbei um einen un erhört verbrecherischen Anschlag bolschewistisch-marxistischer Elemente gegen die Sicherheit des Staates. Im Zusam menhang damit seien zahlreiche Verhaftungen leitender Funktionäre des ehemaligen Schutzbundes durchgeführt worden. Eine gleiche Polizeiaktion gegen den sozialisti schen Schutzbund ist in verschiedenen Orten Niederöster reichs mit Unterstützung von Schutzkorpsabteilungen .durchaefübü würden..