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I > V«z»gspr«i»: vtertrtMrüch ^20 Mark frei ms ^sss. d« GeschSftsstelle abgeholt viertel- MrUch t Mk. Einzelne Nummer >0 Pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag nnb S»»nade>tL Nachmittag. — 0 UnterkmÜunM" unä Onzeigebkatt AN vSchentüch erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes UnterhaltungsblatL", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen ,Hemde! Md „Fel- und Garten", „Spiel und Sport" und „Ventsche Mode", Dock »S Vertag van Hermann Rühle, Buchdruck««! in Groß-Vkrilla. veranttvartUch für di« Xrdaktisn ch. Rühl« in Oreg-GkeGa. Nummer Freitag, den fO. Dezember sW. 14- Jahrgang Neuestes vom Tage. Daß trotz scheinbaren Stillstandes an der Westfront unsere Truppen in nimmer müder Wachsamkeit darauf bedacht sind, jede Blöße des Feindes auszunützen und ihre Stellungen nach Möglichkeit zu verbessern, das zeigt uns auch der letzte Heeresbericht wieder der meldet, daß wir den Franzosen in der Champagne, östlich von Aubärive, etwa 250 Meter ihres vorderen Grabens abgenommen und dabei 60 Gefangene gemacht haben. Ferner glückte uns bei Berry au-Bac, an der Aisne, nordwestlich von Reims, an der Straße Reims—Laon, eine größere Sprengung, durch die ein französischer Graben samt seiner Be satzung verschüttet und eine feindliche Minen- anlage zerstört wurde. Von irgendwelchen französischen Ostensivgelüsten verlautet nichts. Sie scheinen sich im vergangenen September vollständig erschöpft zu haben. Wenn jetzt gemeldet wird, daß sich unter dem Einfluß dieses vollkommenen, mit ungeheuren Opfern verbundenen Fehlschlags in Frankreich ernste Friedensneigungen hervorgewagt hätten, von England aber mit dem ihm eigenen brutalen Egoismus und kraft der Gewaltherrschaft, die es auf Grund der Besetzung der fran zösischen Norbküste über Frankreich ausübt, unterdrückt worden seien, so ist das sehr wohl glaublich. Dem französischen Volke aber müßte sich, so sollte man annehmen, bei Be kanntwerden dieser Tatsache denn doch endlich die Ueberzeugung ausdrängen, daß es von England zur Schlachtbank geführt wird und schließlich nur noch für englische Interessen blutet. Vielleicht beginnt es dann auch ein- zusehen, was der eigentliche Zweck jenes von England angeregten Abkommens war, durch das die französische Regierung sich verpflichtete keinen Sonderfrieden zu schließen. Wenn die englische Regierung gerade jetzt dieses Ab kommen veröffcntlrcht, so liegt die AustassNg nahe, daß wachsende Friedensneigungen bei den Bundesgenosten es ihr rötlich erscheinen lasten, ihnen ein Gegengewicht zu bieten. Ob dieser Zweck erreicht werden wird, dürste doch wohl nicht über jeden Zweifel erhaben sein. Jedenfalls können wir die Weiter entwicklung dieser Dinge ruhig abwarten. I— Zum ersten Male seit längerer Zeit kann die Oberste Heeresleitung auch aus dem Westen wieder eine lebhaftere Tätigkeit melden. In den letzten Wochen hatten beide kriegführende» Parteien außerordentlich unter der Ungunst der Witterung zu leiden, die sie zwang, eifrig an der Herstellung ihrer Gräben zu arbeiten. Die schon oben gemeldete Sprengung bei Berry-au-Bac stellt sich nach näheren Mitteilungen als ein sehr hübscher Erfolg dar. Durch umsichtige Vorbereitungen gelang es unseren Truppen, auf der Höhe 80 einen französischen Schützengraben zu ver nichten. In welchem Umfange das Unter nehm-n geglückt ist, ergibt sich bereits aus der Tatsache, daß wir nur zwei Gefangne machen konnten. Die ganze übrige Besatzung des Grabens hat bei der Sprengung den Tod gesunden. — Auf dem Balkan ist eS in den letzten Tagen etwas ruhiger geworden, eine not wendige Folge der Tatsache, daß, wie unsere Oberste Heeresleitung bereits vor einiger Zeil mitteilte, die großen Operationen gegen Serbien zum Abschluß gekommen sind. Bei Ipek hat es sich lediglich um österreichisch ungarische Verfolgungsdetachements gehandelt. Die Vulgaren scheinen jetzt ihre stärksten Kräfte gegen die Franzosen angesetzt zu haben. Aus dem amtlichen bulgarischen Berichte er gibt sich mit großer Klarheit Umfang und Absicht der von ihnen eingeleiteten Aktion, ore bereits dazu geführt hat, daß die Fran- osen ihre Stellung im Vardar- und Cerna- Zogen aufgeben mußten und sich jetzt mit dem größten Teil ihrer Truppen auf gricchi- chem Boden befinden — Die „Köln. Ztg." meldet aus Zürich: Einer Mitteilung zufolge, die von anscheinend nterrichteter Seite der „Neuen Züricher .citung" gemacht worden rst, wurde der Uan der italienischen Regierung, das Parla ment durch die Sensationsnachricht vom Bet ritt Italiens zum Londoner Vertrag zu überraschen und damit die Opposition zu ent waffnen, gefaßt, als es unmöglich war, im Parlament die Siegesbotschaft von der Er oberung von Görz zu bringen. Die albani- che Unternehmung habe bereits begonnen, n endlosen Eisenbahnzügen werde Munition kriegsmaterial und Proviant aus den ober rtalienischen Sammelplätzen nach den apuli- chen Häsen gebracht. Die in Bologna zu- ammengezogenen Reserven hätten bereits den Veg nach Süden angetreten. Genietruppen eien bereits in Valona mit den Vor- wreitungen der Landung beschäftigt. Im Hauptquartier gebe man sich über den Ernst er Lage im allgemeinen durchaus keiner Täuschung hin, wenn man sie auch in amt- ichen Berichten so gut als möglich dar zustellen sucht. Mit noch stärkerer Besorgnis betrachte man die Lage, die sich dann ent wickeln würde, wenn die Deutschen an der Jsonzofront angreifen sollten, und man frage ich, ob sich dann am Jsonzo der Vorgang vom Dunajec wiederholen solle. Mit diesem Bedenken seien die Tag und Nacht betriebenen Arbeiten zur Anlage einer zweiten Verteidi gungslinie am Tagliamento zu erklären, wo 45 Kilometer hinter der^Front Tausende von Arbeitern beschäftigt seien. Wichtige Kenner und Freunde Italiens hätten ichon vor dem angeblichen Spaziergang nach Triest und Trient gewarnt. Wieviel düsterer aber müßten die Aussichten Italiens jetzt sein, daß es seine ohnehin zusammengeschmolzenen und ge schwächten Kräfte zersplittern müsse. — Es wird immer lebhafter an der Ost küste der Adria. Vorgestern wurde gemeldet daß bei San Giovanni di Medua zwei Dampfer und zehn Segelschiffe durch eine österreichisch-ungarische Flottille versenkt worden seien, und daß ein französisches Unterseeboot zerstört und die Besatzung gefangengenommen worden sei. Am Mittwoch wurde aus Wien gemeldet, daß ein österreichisch-ungarisches II Boot einen kleinen italienischen Kreuzer mit zwei Schloten versenkt habe. Um welches Schiff es sich gehandelt hat, ist nicht fest zustellen gewesen, da die Sache sich am Vor mittag lO Uhr vor Valona abgespielt hat. Im Tageslichte dürfen aber II-Boote sich nach einem glücklichen Torpedoschuß nur schleunigst davon machen, damit sie nicht von verfolgenden Torpedobooten erreicht und ab geschossen werden. — Die zwischen den Vertretern der Ein kaufsgesellschaft der Mittelmächte unter deut scher Führung und dem rumänischen Ausschuß für den Verkauf und die Ausfuhr begonnenen Verhandlungen über den Ankauf größerer Mengen rumänischen Getrides dauern an. Bisher einigte man sich darauf, daß 50000 Wagen Getreide gekauft werden, wobei das auf Schleppern verladene und bereits be zahlte Getreide eingerechnet wird. Die Be zahlung erfolgt an der Grenze. Die Art der Bezahlung ist noch nicht festgesetzt. — Gutem Vernehmen nach ist dem Reichs tag ein zweiter Nachtrag zum Haushaltsetat für das Rechnungsjahr 1915 zugegangen, der eine Kreditsorderung von zehn Milliarden Mark enthält. — Nachdem die belgischen Provinzen Hennegau, Limburg, Lüttich, Luxemburg, Namur sowie Ost- und Westflandern bereits in der Sitzung der Provinzialräte vom 30. November über die Finanzierung der auf erlegten Kriegssteuer Beschluß gefaßt haben, gelangten nunmehr auch die Provinzialräte der Provinzen Antwerpen und Brabant zu einer endgültigen Enschließung. Sie traten dem Beschluß der sieben anderen Provinzial räte bei. Hierdurch ist die Finanzierung der Kriegssteuer im Sinne der Verordnung des Generalgouverneurs gesichert. — Aus Budapest wird dem „Lok.-Anz." gemeldet: Die „Minerva" in Bukarest meldet aus guter Quelle, daß die griechische Regierung in Uebereinstimmung mit dem Generalstab beschlossen habe, dem Geduldspiel ein Ende zu machen und endgültig ihr Ver halten zu päzisieren, das allen kriegführenden Parteien notifiziert wird. In dieser Note wird die Regierung ihre Neutralität betonen und ausführen, daß sie unabänderlich folgen des beschlossen habe: !. Die aus griechisches Gebiet flüchtenden serbischen Truppen werden entwaffnet 2. Das englisch französische Kom mando in Saloniki wird ausgefordert, die Truppen, die der Feind auf griechisches Ge biet zurückvrängt, mit ihrer gesamten Aus rüstung unverzüglich aus Saloniki ab- zutransportieren. 3. Die griechische Regierung ersucht die Zentralmächte, rn der Verfolgung des Feindes die griechischen Grenzen nicht zu überschreiten, da die griechische Regierung die Verantwortung übernimmt, daß die englisch französischen Truppen aus Griechenland ent fernt werden. OerMches und Sächsisches. VNendorf-Vkrill^, 9. Dezember WS. — Das Backen von Stollen verboten! Der Kommunalverband Dresden und Um gebung gibt bekannt, daß zur Durchführung der Versorgung der Bevölkerung mit Butter und Fett iür den Bezirk des Kom munalverbandes nachstehende Bestimmungen getroffen wurden: Die Herstellung von Stollengebäck ist verboten. Das Verbot gilt sowohl für die gewerbsmäßige Her stellung wie für Haushaltungen. Zuwider handlungen werden mit Gefängnis bis zu 6 Monwen oder mit Gel-strafe bis zu 1500 Mark bestraft. Die Vorschrift ist be. reOs in Kraft getreten. — Gauvorturnerstunde und Goetzgedenk- feier im MUtelelbeturngau. Am ver gangenen Sonntag hielt der Mittelelbe- urngau seine letzte diesjährige, von 160 Turnern besuchte Gauvorturnerstunde ab. Die Uebungen waren in Rücksicht daraus, daß die Turnvereine zurzeit meist nur noch junge Leute aus ihren Plätzen haben, für Jugeudturner zugeschnitten. In der dem Turnen folgenden Besprechung wurde der Arbeitsplan für das Jahr 1916 bekannt gegeben und den Vereine» warm empfohlen Uebungsmärsche auszmuhren. Dem ge schäftlichen Teile folgte eine Gedenkfeier zu Ehren des verstorbenen Vorsitzenden der Deutschen Turnerschaft Geh. Saniiätsrat Dr. Goetz. Die Würdigung dieses großen Turnerführers hatte Professor Dr. Gasch Dresden übernommen, der zu Goetz mehr als dreißig Jahre in freundichafilichen persönlichen Beziehungen gestanden hat. Er schilderte den Führer der Turnerscha t als Deutschen, als Redner, Turner und Gestalter der Deutschm Turnerschaft, aber auch als Menschenfreund, als geraden, auf rechten und bis zur Grobheit freimütigen und unbeugsamen Charakter. Zahlreiche ernste und heitere Erzählungen aus dem Leben des Turnvaters waren diesem Vor trage eingeflochten, der mit einem portischen Abschiedsgrvße schloß. Die mit großem Beifall aufgenommenen packenden Schil derungen des Redners wurden umrahmt von Gesang einiger von Goetz gedichteten Lieder. Dresden. Der Konzessionierte Säch sische Schifferverein hat hinsichtlich des Projektes der neuen Elbbrücke zwischen Cotta und Kaditz - Uebigau eine Ent schließung gefaßt, wonach vom Bau einer Pfeilerbrücke mit Rücksicht auf die Interessen der Schiffahrt abgesehen werden möge, der Verein hält es für dringend erforderlich, die Spannweite der projektierten neuen Elbbrücke in größeren Abmessungen und ausschließlich auf Landpfeilern vorzusehen. Pirna. Einen guten Fang Machten, wie der Pirn. Anz. meldet, am Dienstag vormittag zwei Schulknaben in Copitz. Auf dem Heimwege von der Schule be merkten sie einen Mann in einem Setten gäßchen, der, am Zaune kauernd, ein Stück Brot aß. Der eine der Knaben erkannte in dem Verdächtigen einen geflohenen Russen. Schwell wurden die Rollen ver teilt. Während der eine den Mann be obachten mußte, lief der andere ins Dienst zimmer der Ecsatzkompanie im Ecbgericht (Copitz), wo er dem dort anwesenden Offi zier Meldung erstattete. Dieser nahm dann den Flüchtling fest und ließ ihn nach Pirna bringen. Grimma. Der König!. Sächs. Krieger, verein für Grimma und Umgegend hat bisher an Unterstützungen für Familien zum Heeresdienste etngezogener Mitglieder 5200 Mark verausgabt, 250 Mark zur Spende für Kriegsnotleidende in Grimma gezahlt und 50 Mark an den Verein „Heimatdank" als einmaligen Beitrag ab geführt. Zur Weitergewährung der Familien- Unterstützung seiner Mitglieder bewilligte die Hauptversammlung des Vereins aber mals 2000 Mark, außerdem 400 Mark zu Spenden, Liebesgaben an Mitglieder und besondere Truppenteile usw. Anch an der zweiten und dritten Kriegsanleihe beteiligte sich der Verein durch Zeichnungen von insgesamt 5000 Mark. Glauchau. Wichtige Beschlüsse faßte der Ernährungsausschuß für den Bezirk Glauchau. Zunächst wurde die Herabsetzung des Brotprezses von 17 auf 15'/, bezw. 14'/, Pfg. pro Pfund vom 1. Januar ab beschlossen. Ferner sollen Milchkarten aus- gegeben werden für Kinder, Wöchnerinnen und Kranke, um ihnen das Recht auf vor zugsweisen Bezug von Milch zu sichern. Weiter sollen 73 000 Stück ungarische und galizische Eier bezogen und das Stück mit 17 Pfennig abgegeben werden. Für einen etwaigen Verlust beim Verkauf wird der Bezirksverband mit einem Betrage bis zu lOOO Mark haften. Endlich wurde eine Regelung bezw. Ergänzung der Preise für Schweinefleisch beschlossen. Plauen i, V. Wegen Ueberschreitung der Höchstpreise hatte sich vor der hiesigen Strafkammer der Müller Otto Zürbig zu verantworten. Wie in der Verhandlung sestqestellt wurde, hatte der Angeklagte in nicht weniger als 254 Fällen sogenannte Kriegskleie zu einem Preise verkauft, der den Höchstpreis beträchtlich überstieg. Weiter hatte er der Schlachthosverwallung Gerstenschrot verkauft, der nicht rein, sondern mit Futterkalk vermischt war. Auf diese Weise hatte sich der Angeklagte einen widerrechtlichen Nutzen von etwa 14000 Mk. verschafft. Das Gericht erkannte den Angeklagten iür schuldig und verurteilte ihn zu einer Geldstrafe von 6000 Mark bez. einer Gefängnisstrafe von 600 Tagen.