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Fernsprecher: Wochenblatt ... Amt Siegmar Nr. 144. für ReichenLmnd, Siegmar, Neustadt und Nabenstein. Dieses Blatt wird an jede Haushaltung der obigen Gemeinden unentgeltlich vertheilt. ^2 4. Sonnabend, den 27. Januar 1906. Erscheint jeden Sonnabend Nachmittags. Anzeigen werden in der Expedition Meichenbrand, Pelzmiihlenstraße 47v), sowie von den Herren I. Oebser, Barbier Kirschin Reichenbrand, Buchhändler ClemenSBahnerin Siegmar und Kaufmann Emil Winter in Rabenstein entgegengenommen und pro Ispaltige Corpuszeile mit 10 Pfg. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Bekanntmachung, Am 1. Februar dieses Jahres wird der 1. Termin der diesjährigen Grundsteuer fällig und ist spätestens bis zum 10. Februar ». 6. bei Vermeidung des Mahn- bez. Zwangsvollstreckungsverfahrens an die hiesige Ortssteuereinnahme zu bezahlen. Reichenbrand, am 26. Januar 1906. Der Gemeindevorstand. Woget. Bekanntmachung, die Anmeldung der schulpflichtig werdenden Kinder znr Schule betreffend. Nach § 4 des Volksschulgesetzes vom 26. April 1873 in Verbindung mit 88 5 und 6 der dazu gehörigen Ausführungs-Verordnung vom 25. August 1874 werden bevorstehende Ostern alle diejenigen Kinder schulpflichtig, welche bis dahin das 6. Lebensjahr erfüllen. Auf Wunsch der Eltern oder Erzieher dürfen jedoch auch solche Kinder ausgenommen werden, welche bis zum 30. Juni cr. das 6. Lebensjahr vollenden. Der unterzeichnete Schulvorstand hat beschlossen, die Anmeldung der Knaben Montag den 29. Januar er. nachmittag von 4 bis V Uhr, der Mädchen Dienstag den 3V. Januar er. nachmittags von 4 bis 6 Uhr im Klassenzimmer Nr. i (Schule an der Kirche) entgegenzunehmen. _ Für jedes aufzunehmende Kind ist bei der Anmeldung ein Impfschein und für die nicht in Rabenstein geborenen Kinder außerdem noch ein Tauf* und Geburtszeugnis beizubringen. Zur Vermeidung von Nachteilen wird dies hiermit zur Kenntnis gebracht. Rabenstein, am 26. Januar 1906. Der Schulvorstand. Augen Werkel, Vorsitzender. Bekanntmachung. Am 1. Februar dss. Js. wird der 1. Termin der diesjährige» Grundsteuer fällig. Dieselbe ist spätestens bis zum IO. Februar u. v. bei Vermeidung des Mahn- bez Zwangsvollstreckungsverfahrens an die hiesige Ortssteuer-Einnahme zu bezahlen. Rabenstein, am 26. Januar 1906. Der Gemeindevorstand. Wilsdorf. Kirchlicher Jahresbericht der Parochie Reichenbrand mit Siegmar. Der Rückblick auf das Jahr 1905 in kirchlicher Beziehung bietet erfreuliche, auf der anderen Seite aber auch betrübende Momente. Der Jahrestabelle betr. Aeußerungen des kirchlichen Lebens auf das ab gelaufene Jahr seien zunächst folgende Daten ent nommen: Innerhalb der Kirchengemeinde wurden 277 Kinder geboren, in Reichenbrand 170 (28 mehr als 1904), in Siegmar 107 (19 mehr als 1904). An Seelenzahl ist demnach die Kirchengemeinde in erfreulichem Wachstum begriffen. Von den geborenen Kindern sind 150 Knaben, 127 Mädchen. 58 waren unehelich geboren, 48 in Reichenbrand, 10 in Siegmar. Infolge des in Reichenbrand bestehenden Entbindungs instituts, auf welches 35 uneheliche Geburten ent fallen, ergibt sich für Reichenbrand leider eine verhältnis mäßig sehr hohe Zahl. Unter den Kindern waren 2 totgeboren und 4 Zwillingspaare. Getraut wurden 43 Paare, 11 mehr als 1904, davon 30 in Reichen brand, 13 in Siegmar; das kirchliche Aufgebot erfolgte für 67 Paare, 8 mehr als 1904. Gestorben sind 125 Personen, 8 weniger als 1904, davon 61 männ liche, 64 weibliche, 78 Kinder, 49 Erwachsene, von den letzteren 14 Ehemänner, 15 Ehefrauen, 6 Witwer, 9 Witwen, 5 ledige Personen. Konfirmiert wurden 112 Kinder, 68 von Reichenbrand, 44 von Siegmar. Die Zahl der Abendmahlsgäste betrug 1550, ging demzufolge um 69 gegen das Vorjahr zurück. Gegen über dem erheblichen Wachstum der Parochie an Seelenzahl ist die Abnahme der Kommunikantenziffer eine recht bedauerliche Tatsache. Um namentlich eine erwünschte Wiederbelebung der Sonntagskommunionen herbeizuführen, soll neben den Wochenkommunionen künftig einmal im Monat mit dem Gottesdienste Sonntags Abendmahlsfeier verbunden sein. Möchten recht viele Gemeindeglieder davon Gebrauch machen und so an ihrem Teile dazu mithelfen, der Abend mahlsfeier als der Krone und dem Höhepunkt des sonntäglichen Gottesdienstes für die feiernde Gemeinde wieder zu ihrem geweihten Recht zu verhelfen. Auch der Besuch der mit der konfirmierten Jugend statt gefundenen 9 kirchlichen Unterredungen ließ sehr zu wünschen übrig. Es nahmen an ihnen durchschnittlich je 18 Jünglinge und 24 Jungfrauen teil. Es ist betrübend, daß trotz der für die Jugend bis zur Voll endung des 17. Jahres bestehenden Verpflichtung zur Teilnahme an den kirchlichen Unterredungen die älteren Jahrgänge unter den Konfirmierten mit verschwindenden Ausnahmen vollständig sich von diesen Unterredungen fernhalten. Daß unsere reifere Jugend heute der Bewahrung und Warnung dringend bedarf, dürfte niemandem zweifelhaft sein. Möchte denn das neu begonnene Jahr auch in dieser Beziehung einen erfreu lichen kirchlichen Fortschritt zeigen; Eltern und Erzieher, Lehrmeister und Dienstherrschaften können jedenfalls infolge ihres Einflusses, den sie auf die jungen Leute ausüben, in bedeutsamer Weise zur Erzielung günstigerer Resultate beitragen. Befriedigender lautet das Er gebnis des vorigen Jahres in Bezug auf die Samm lungen innerhalb der Parochie für kirchliche Zwecke und christliche Liebeswerke. Die sonntägliche Kollekte, welche unserer Gemeindekrankenpflege zufließt, brachte 257 Mk. 51 Pf., die vorgeschriebenen Landeskollekten ergaben 166 Mk. 87 Pf., für den Limbacher Verein für christliche Liebeswerke, dem unsere Parochie an gehört, wurden durch Haussammlungen ca. 200 Mk. gespendet, und eine im Anschluß an das Heidenmissious- fest hier am 2. Juli veranstaltete Sammlung erst in der Kirche und dann in der Nachversammlung brachte 133 Mk. Rechnen wir hierzu, daß zur Erhaltung der Gemeindekrankenpflege bei uns aus freiwilligen Mitteln ca. 550 Mk. aufgebracht worden sind, so dürfen wir die Summe von über 1300 Mk., die zum Besten christlicher Liebeswerke im vorigen Jahre in unserer Parochie zusammeugekommen ist, gewiß als ein erfreuliches Zeichen dafür ansehen, daß die helfende Liebe bei vielen unter uns noch nicht geschwunden ist. Möchte sie, das ist unser herzlichster Wunsch, unserer Kirchengemeinde mit als ihr schönster Schmuck auch ferner erhalten bleiben, möchte es vor allem auch an dem Nährboden nicht fehlen, aus dem alle Liebe er wächst, an starkem lebendigen Christenglauben, der in regem Besuch des Gottesdienstes sich erweist. Möchte man sich nicht damit begnügen, ein schön renoviertes Gotteshaus zu besitzen und es wohl gern zu hören, wenn Auswärtige den lieblichen, stimmungsvollen Charakter unseres Kircheninnern rühmen, sondern nach Kräften dafür sorgen, daß unser Gotteshaus den denk bar schönsten Schmuck besitze, eine zahlreiche Gemeinde, die sich Sonntags zum Gottesdienst sammelt, und in treuem fleißigen Kirchgang der Segen des Wortes wieder mehr bei uns erfahren werde: Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth! U,. Gertliches. Siegmar. Für jeden Anschluß an das Fern sprechnetz in Siegmar, der nicht weiter als 5 Kilo meter von der Vermittelungsstelle entfernt ist, beträgt vom 1. April 1906 ab: die Pauschgebühr jährlich 120 Mark, L. wenn au deren Stelle die Grundgebühr und Gesprächsgebühren gezahlt werden, 1. die Grundgebühr jährlich 60 Mark, 2. die Gesprächsgebühr5 Pfg.; mindestens sind jährlich zu entrichten 20 Mark. Teilnehmer, welche an Stelle der Pauschgebühr die Grundgebühr und Gesprächs« gebühren zahlen wollen, müssen dies dem Kaiserlichen Postamt in Siegmar vor Ablauf des Februar schrift lich mitteilen. Sie erhalten alsdann zum 1. April andere Anschlußnummern. Teilnehmer, deren JahreS- gebühren zurzeit niedriger sind, als die künftig geltende Pauschgebühr, können ihre Anschlüsse zum 1. April kündigen. Die Kündigung ist bis Ende Februar schriftlich bei dem Kaiserlichen Postamt in Siegmar anzubringen. Hlaöenstein. Wenige Monate nach seiner Grün dung rief der hiesige Ortsverein eine Kranken pflege-Einrichtung für unsere Gemeinde inS Leben. Am 31. Dezember v. I. konnte dieses Werk der Wohltätigkeit auf ein L'/zjähriges Bestehen zurück blicken. Seit dem Eröffnungstage sind nicht weniger als 180 Kranke mit wenigen Ausnahmen kostenlos gepflegt worden. Die Gesamteinnahme betrug an laufenden Beiträgen und Spenden 2586 Mark 30 Pfg., welcher eine Gesamtausgabe von 2141 Mark 2 Pfg. gegenübersteht, sodaß der Verein noch einen Be stand von 445 Mk. 28 Pfg. aufweist. Nach Prüfung der vorjährigen Jahresrechnung erfolgt deren Ver öffentlichung durch das „Wochenblatt." Lreigesprochen. «W Familien-Roman v. Ludw. Nutzer. (Fortsetzung). Er faßte den Entschluß, den etwa 15 Poststunden betragenen Weg von Aichach bis Ingolstadt zu Fuß zurückzulegen, um bekannten Gesichtern auszuweichen, die ihm bei einer Fahrt im Postwagen wohl begegnet sein würden. Die Nacht zum Marsche verwendet, mußte er sein Ziel in den Morgenstunden erreichen. Es war drei Uhr nachmittags, als er das kleine Städtchen im Rücken hatte. Außer einem von Zeit zu Zeit schwerfällig einherkreischenden Frachtfuhrwagen kam ihm auf seiner Wanderung selten etwas zu Gesicht. Es stürmte und regnete ziemlich stark. Die Felder und Wiesen auf den beiden Seiten der Landstraße waren größtenteils überschwemmt, und die auf eiS- krystallenem Grunde sich schaukelnden hellgrünen Fluten bedeckten in leichter Brandung die Straßenoberfläche. Spät am Abend erreichte Hartfeld das Städtchen Schrobenhausen. Längst war ihm die Ueberzeugung gekommen, daß ein Weiterwandern bei der Nacht in der überschwemmten Gegend mit großen Schwierig keiten verknüpft sein würde. Dazu war er vollständig