Volltext Seite (XML)
MNmfferNgeblatt Nr. 186 — 85. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Dienstag, den 11. August 1936 Drahtanschrift: „Tageblatt Postscheck: Dresden 2640 alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise lau« ausliegender PrctSIisle Nr S. — Ziffer-Gebühr: M Rpig. — Vorgeschrie bene ErscheinungSlage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — A n z e t g e n - A n n a h m » bis vormittags w Uhr Für die Richtigkeit der durch Fernruf übernii,. Fernsprecher: Amt Wllsdruff 206 tclten Anzeigen überneh. men wir keine Gewähr. — ' *»- — Bei Konkurs und Zwangsverglcich erlischt jeder Anspruch auf Nachlaß. Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Dar „WilSdrusser Tageblatt' erscheint werktags nachm «Uhr. Bezugspr. monatl 2RM. frei Haus, bet Postbestellung »,8b RM. zuzügl. Bestellgeld Einzelnummer lv Rps Alle Postanktalten, Postboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle nehmen zu leder Zeit Be- , HL" . stellungen entgegen Im 8°lle höherer Gewalt oder Wochenblatt fllk WklsdrUff U. Umgegend sonstiger Betriebsstörun- besteht kein Anspruch ' — —- aus Liefcrunq der Zei- tung oder Kürzung des Bezugspreise- Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen und des Stadt rats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. Hilf auch -ui Deutsche Opfer- und Tatbcreitschaft für die Spanien- slüchtlinge. In Spanien tobt sich die verhetzte und vertierte kom munistische Unterwelt aus. Drei Italiener und ein Eng länder, sieben Deutsche und andere Ausländer sind, obwohl sie am spanischen Bürgerkrieg völlig unbeteiligt sind, der Mordgier der spanischen Bolschewisten zum Opfer ge fallen. Es ist daher eine Selbstverständlichkeit, wenn die europäischen Rationen und die Vereinigten Staaten von Nordamerika Kriegsschiffe zum Schutze ihrer noch in Spa nien weilenden Staatsangehörigen entsandt haben. Deutschland steht zwar den spanischen Ereignissen fern. Aber es kann nicht geduldig hinnehmen, wenn Reichsdeutsche von den Schrecken des roten Terrorismus in Spanien betroffen werden. Eine blühende reichs deutsche Kolonie von l5 000 Seelen verwandelte sich über Nacht in einen erschütternden Flüchtlingsstrom. Deutsche Schulen, Heime und Häuser wurden geplündert und vernichtet. Deutsche Kriegsschiffe wurden eingesetzt, um gefährdete deutsche Flüchtlinge über die spanischen Grenzen in Sicherheit zu bringen. Das machen die ande ren Nationen zum Schutze ihrer Staatsangehörigen in Spanien ebenfalls. Und das ist um so notwendiger ge worden, als die spanische Frage zu einer internationalen Frage geworden ist. Man kann diese Frage ruhig stellen: Wollen die Großmächte Europas stillschweigend und ohne sich einzumischen es mitansehen, daß in einem blühenden Land der rote Terror die Straße regten und ungestraft „Revolutionstribunale* Angehörige fremder Mächte er morden können? Werden Frankreich und England an gesichts dieser Verbrechen an dem Gedanken der Nichtein mischung festhalten? Diese beiden Nationen haben sich mit ihrer Nichteinmischungsidee selbst an den eigentlichen Ur heber der Verbrechen, an Moskau, gewandt, und wie nicht anders zu erwarten war, ist Moskau mit der einen Hand bereit, einen Nichteinmischungspakt zu unterschreiben, während es durch die andere Hand viele Millionen Gold francs nach Spanien fließen läßt, um den bolschewistischen Terror zu unierstützen. Das ist der wahnsinnige Wider spruch, der sich aus der zwiespältigen Politik der Sowjet russen ergibt und an dem Europa zugrunde gehen muß. wenn nicht die riesige Gefahr des Weltbolschewismus erkannt wird. Aber lassen wir einmal diese politischen Gedanken gänge. Für uns Deutsche ergibt sich die Pflicht, den deut schen Flüchtlingen, die dem blutigen spanischen Bürger krieg entronnen sind und glücklich die Stätten des Grauens und des Schreckens hinter sich zu lassen vermochten, die er forderliche Hilfe zukommcn zu lassen. Helft unseren Brüdern in ihrer Not! Das ist der Ruf, der jetzt durch alle deutschen Gaue geht, und an das Herz eines jeden Deutschen appelliert. An die Seite derer,Hie nur ihr nacktes Leben retten konnten, die alles verloren, ihre Exi stenz, ihre Habe und Gut, und die nur eins behielten, ihren Glauben und ihr Vertrauen an das Land, aus dem sie in d,e Fremde gingen, muß sich jetzt die deutsche Volksgemeinschaft stellen. Sie alle, denen jenseits der Grenzen und fern der Heimat das Wesen des neu erstandenen Deutschen Reiches verkündet wurde, die immer Wieder von diesem neuen Denken der Volkskameradschaft, der Opfer- und Tatbereitschaft des einen für den anderen hörten, sollen jetzt in den Tagen der Verzweiflung, der Hoffnungslosigkeit und des Elements erleben wie dieses nationalsozialistische neue Deutschland in der Tat diese Grundsätze an ihnen verwirklicht. Der Hilssausschuß für die Spanien- Deutschen leistet eine große segensvolle Arbeit. Sofort an den Grenzen Wird den geflüchteten Spanien-Deutschen die erste Hilfe zuteil. Die NSV., die NS.-Frauenschast und das Note Kreuz haben sich opferbereit in den Dienst dieser großen Sache gestellt. Jeder Flüchtling wird erfaßt. An allen Grenzorten sitzen Beauftragte der Leitung der Aus landsorganisation, die den Flüchtling schon beim ersten Gruß fühlen lassen, daß er nicht als Bedürftiger und Hoff nungsloser, als Bettler gezwungen ist, seinen Mitmenschen zur Last zu fallen, daß es deren Stolz ist, das Vertrauen zu rechtfertigen, das in sie gesetzt wird. Und in diesem Zusammenhang muß auch die Deutsche Arbeitsfront er wähnt werden, die den Spanien-Flüchtlingen, die nicht Zu irgendwelchen Verwandten gehen können, die Möglich keit gibt, an einer „KdF."-Reise teilzunehmen. So können sie sich zunächst einmal von den erfahrenen Schrecken er holen. Später wird dann auch dafür gesorgt werden müssen, daß sie sich Wieder eine Existenz schaffen können. Jeder Deutsche muß sich die Anschrift des Hilfsaus schusses für Spanien-Deutsche merken: „H i l f s a u s sch u ß fürSpanien-Deutsche, Berlin W 35, Tiergarten straße 4a (Berliner Stadlbank Girokonto 4200 0.)". Hier her sind die Spenden, die schon reichlich eintrcffen, zu richten. Viel ist getan worden, aber noch viel mehr ist zu km. Darum spende aucb dn I UMM der Rotes is SWies. Ein Teil der Madrider Regierung nach Valencia geflüchtet. Aus Spanien kommen Meldungen, die von täglich furchtbareren Mordtaten der Kommunisten und Marxisten berichten. Der Sender Sevilla meldete, daß in Constantina, das von der Militärgruppe wieder be setzt worden ist, die Roten, bevor sie die Stadt aufgaben, 250 Personen in die Schächte geworfen und dann Dynamitpatronen zur Explosion gebracht hätten. In Lora del Rio, das am Sonnabend ein genommen worden sei, seien 187 Menschen getötet worden. 40 weitere hätten gerade erschossen werden sollen, als die Stadt von den nationalistischen Truppen besetzt wurde. Auch in Malaga seien Massenerschießungen erfolgt. General Queipo deLlano erklärte im Rundfunk sender von Sevilla, es sei ein Beweis für die unsichere Lage in Madrid, daß sich gegenwärtig sieben Minister und der Vorsitzende der Kammer in Valencia befinden, wo sie wahrscheinlich den Augenblick der Ein schiffung arwarteten. Die Stimmung unter den Marxisten, die an der Front kämpfen, lasse von Tag zu Tag nach. Zu dieser Veränderung im Lager der Roten habe das Ver halten der Führer sehr viel beigetragen, die sich fast nie an der Front sehen ließen und von denen das Gerücht gehe, daß sie sich große Geldsummen im Ausland sichergestellt hätten, die zum größten Teil aus den Goldbeständen der Bank von Spanien stammen sollen. Uebergelaufenc Augenzeugen wissen von weiteren Greueltaten der Marxisten zu erzählen. In den Dörfern sei keine Kirche mehr ganz, die Pfarrer seien erschossen oder erschlagen, die Häuser der als marxistenseindlich ver dächtigen Personen zerstört und ausgeraubt, ihre Besitzer füsiliert worden. Die Erschießung von Personen auch ohne Beweise für ihre gegnerische Einstellung nehme er schreckende Formen an. Massenmorde in der Stierkampfarena. Die portugiesische Zeitung „Diario da M a n h a" berichtet aus Elvas, daß 70 Soldaten der Zivil- garde, die sich am Sonnabend wegen Mangels an Muni tion in Badajoz den Kommunisten ergeben mußten, am Sonniag in der Stierkampfarena „Hin gerichte t" worden sind Britischer Staatsangehöriger erschossen. Dem britischen Konsul in Bayonne ist mit- geteilt worden, daß ein britischer Staatsangehöriger, Saville, der in Begleitung seiner Frau auf seiner Jacht an der spanischen Nordküste kreuzte, getötet und seine Frau verletzt wurde. Die schwerverletzte Frau und die Leiche des Ermordeten wurden an Bord des britischen Zerstörers „Comct" übernommen, der sie nach St. Jean de Luz brachte. * Nach einer Meldung des englischen Nachrichtenbüros Reuter hat die argentinische Regierung bei der Madrider Regierung scharfen Protest gegen die Ermor dung eines argentinischen Staatsbürgers in Spanien erhoben. Jn Sevilla werden drei reiche Portu giesen vermißt. Der Kommandant von Sevilla, der der Militärgruppe angchört, hat eine Untersuchung eingeleitet. Man nimmt an, daß diePortugiesen v o n r o t e n M i l i z- soldaten beraubt und ermordet worden sind. BeSmgte Zustimmung Portugals zu dem geplanten Nichtcinmischungsabkommen. Die portugiesische Regierung machte dem britischen Geschäftsträger in Lissabon Mitteilung von der grund sätzlichen Zustimmung Portugals zu dem geplanten Nicht- einmischungsabkommen gegenüber den Ereignissen in Spanicn.Die portugiesische Regierung habe jedoch verlangt, das die folgenden Punkte von der britischen und franzö sischen Regierung erwogen werden müßten, bevor Portu gal in der Lage sei, die gemachten Vorschläge aus vollem Herzen zu unterstützen: 1. Die Notwendigkeit, daß sich auch Sowjetrußland am Nichteinmischungspakt beteiligt, 2. Tie Achtung der Internationalen Tangerzone durch beide am Bürgerkrieg beteiligten Parteien, 3. Die Gefahren für das portugiesische Regime, falls der ungehemmte Kommunis mus oder die Anarchie in Spanien sich weiter ausdehnen. Die Sowjetunion stimmt zu. Wie aus Moskau gemeldet wird, soll die Moskauer Regierung dem französischen Geschäftsträger mitgeteilt haben, daß sie den französischen Vorschlag einer Nickstein- ' Mischung in d'.e spanischen Ereignisse zustimme. Madrid beschlagnahmt Lusthansa-Flugzeuge. Es stellte sich als notwendig heraus, zum Schutz der Deutschen in Spanien und zur Sicherung der Heimreise der dortigen deutschen Volksgenossen die zwei Torpedo boote „Kondor" und „Möve" zu entsenden. Ans Madrid wurden am Sonnabend 600 deutsche Flüchtlinge unter dem Schutz des Panzerschiffes „Admiral Scheer" über den Hafen Alicante heimbefördert. Es be finden sich dort aber immer noch 1200 bis 1400 Deutsche, von denen etwa 300 aus wirtschaftlichen Gründen in der spanischen Hauptstadt bleiben wollen. Bisher konnte die Reise nach Alicante mit der Eisenbahn und Flugzeugen der Lufthansa erfolgen. Nachdem aber die spanische Regierung diese Flug zeuge am Sonntag beschlagnahmte, muß auf dieses Hilfsmittel verzichtet werden. Aus Valencia wurden unter dem Schutz des Torpedo bootes „Leopard" 120 Flüchtlinge, darunter 93 Deutsche, auf Dampfer „Palermo" nach Genua eingeschifft. Trotz Zuredens werden in Valencia etwa 30, in Malaga 10, in Almeria 14 und in Kartagena 62 Deutsche bleiben; sie wer den ihren Rückhalt zur Zeit noch an den an der dortigen Küste stehenden deutschen Seestrcitkräften finden. In den Häfen der Nordküste Spaniens stehen der Kreu zer „Köln" und die Torpedoboote „Seeadler" und „Al batros". Im Raum Santander-Gijon konnten am Sonn abend 74 Deutsche und 51 Flüchtlinge anderer Völker auf dem unermüdlich zwischen Spanien und Frankreich hin- und herfahrenden deutschen Dampfer „Bellona" in Sicher heit gebracht werden; unter ihnen befand sich auch der seinerzeit schwer verletzte Imhoff, dessen Befinden jetzt zufriedenstellend ist. Wie der „Paris Soir" aus Tanger meldet, sollen die Truppenübersetzungen des Generals Franco von Ceuta nach Algeciras abgeschlossen sein. General Franco habe etwa 15 000 Mann nach der spanischen Halbinsel übcrge- setzt; ein Angriff auf Malaga und Madrid stehe bevor. Rach einer Meldung des „Temps" soll Santander von den Nationalsozialisten defekt worden sein. Bisher 4430 Deutsche aus Spanien abtransportiert. Wie aus einer telegraphischen Mitteilung der deut schen diplomatischen Vertretung in Spanien hervorgeht, sind bisher aus Madrid 1030, aus Barcelona 3100, insgesamt also 4130 Reichsdeutsche avtrans- portierl worden. //Europäische Revoluiionsplane der Komintern." Eine schwedische Zeitung veröffentlicht in großer Auf machung einen bemerkenswerten Bericht über „Euro päische R e v o l u t i o n s p l ä n e der Komin tern", worin auf Grund glaubwürdiger Nachrichten er klärt wird, daß Moskau in einer Reihe von Staaten Revolutionen vorbereite. Die Ausrufung einer Sowjetrepublik in Barcelona solle den Auf takt zum Ausbruch kommunistischer Un ruhen in Marseille, Paris und Nordfrankreich bilden, worauf gleichzeitig in Belgien, der Schweiz und der Tschechoslowakei sowie in Oesterreich ähnliche Umsturz bewegungen folgen sollten. Das Hauptziel Moskaus sei, Europa in ein allgemeines kriegerisches Chaos hineinzu- ^^Dte jowMrnsflschen Handelsvertretungen in London, Brüssel und Paris, so meldet das Blatt, hätten den Auf trag erhalten, von den eingehenden Zahlungen insge samt 300 Millionen Franken dem Komin tern-Büro in Paris zur Verfügung zu stellen. Außerdem sollten drei Viertel des Erlöses aus den Platin- verkäufen für den gleichen Zweck Verwendung finden. Etwa 40 Millionen Franken seien sofort durch die Staats bank überwiesen worden, damit kein Zeitverlust eintrete. Um die. eigentliche Bestimmung dieser Summe zu ver schleiern — nämlich die Unterstützung der spanischen Kom munisten für die Bildung der Sowjetregierung Spaniens — hätten die Moskauer Leiter diese ersten Millionen un mittelbar an Azana geleitet. Nach einem vorherigen Ab kommen sollten diese Gelder jedoch an die Finanz- kommission der kommunistischen spanischen Partei weitergeleitet werden. Diese Kommission würde das Geld für die Ausrüstung und für die Bedürfnisse des gegenwärtig i»Bildung befindlichen internationalen Frei- willigenkorvs verwenden.