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«r. »sch-«! ft« 7 Inserate w«d«» «lgeuomm«, »i» Abend» 6, So««- t«g» btt Mittag» 1» Uhr: Marienstraße 1». a»,.«g in dirl Blatt», »«, trtzt iaLSSV« cr,»«plar«u »rschtiut, And« «tu« «rsolgreich» Dvbnitiwg. --NL Mittwo, Tageblatt für Uuterhallung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drodisch. Aksn«e»e«t: ««rieljShrltch r0«g» bet micutgtldlichertttt srrullg tll's Haag. Lurch di« «SMgl.Pof dtrNeltLhrlich SL Ngr -tu,«kn Nummrr» 1 Ngr. Inseratenpreis«: Für d«u Raum «dM gespaltenen Zrikt! L «gr. Unter „rtagtztz laudt" dt. ZM, L Vtgr. Dm« und ligeatpmn d«r Hrraulgtbrr: Ettpsch <k Nrtchardt. — Veranttvorlltchrr «rdactrurr Jullül Nrlchardl« Dresden, den 7. März. — Se. Maj. der König hat dem Leutnant a. D. und Hermaligen Obergrenzcontroleur Johann Friedrich Georg Winkler nachträglich die E laubniß zum Tragen der Armeeuniform er lheilt und dem Leutnant Marx des Fuß-Artillerie-Regiments die wegen überkommener Dienstuntüchtigkeit nachgesuchte Ent lassung aus der Armee bewilligt. — I. M. die Königin-Wittwe wird ihre Reise dem Ver nehmen nach am 9. März antreten. Der Weg soll über Straß burg nach einem französischen Hafen am Mittelländischen Meer genommen und Italien zu Civita-Vecchia zuerst betreten werden. Die Rückkehr Ihrer Majestät dürfte Mitte Mai erfolgen. — — Se. K. Hoheit der Großherzog von Mecklenburg- Schwerin ist gestern Morgen über Nöderau und Berlin nach Schwerin zurückgcreist. Wie wir hören, hat seine hiesige An wesenheit darin ihren Grund gehabt, daß er in der Familie des Fürsten Neuß auf Klipphausen Pathenstelle vertreten hat. — Gestern ist der königl. belgische Gesandte, Baron >v. Nothomb, von Sr. Maj. dem König in besonderer Audienz «empfangen worden. Er hat sein Beglaubigungsschreiben über reicht und sodann an der königlichen Tafel gespeist. — — In Bezug auf eine Mittheilung, die Vorlesungen des Polen Krasneivskp betr., in Rr. 64 d. Bl. wird uns berich tigend mitgetheilt, daß derselbe nicht Krasnewski, sondern Kraszewski heiße. Auch habe die Staatsregicrung dessen Vor lesung wegen ihres politischen Inhaltes nicht verboten. Viel mehr hat Herr Joseph Ignatz Kraszewski — der berühmteste jetzt lebende polnische Schriflstellsr - im hiesigen Hotel de Po- logne 12 Vorlesungen vor einer Versammlung von durchschnitt lich 300 Personen unangefochten und mit großem Beifall über das häusliche Leben der Polinnen gehalten. — Tie Gesellschaft „Thespis" entwickelte am vergangenen Montag Abend in den festlich geschmückten Raumen von Braun's Hotel wieder, wie gewöhnlich, ihre rege Thätigkeit. Wir hatten schon oft Gelegenheit, die theatralischen Darstellungen der Ver- sinsmitglieder zu bewundern und können nur sagen, daß jedem anderen Verein eine so strebsame Thätigkeit, Nützliches und Geselliges zu schaffen, anzuempfehlen wäre, wie der „Thespis". — Aus dem eben ausgegebenen Geschäftsbericht der Leip zig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie über das Jahr 1865 ersieht man, daß die Betriebseinnahmen eine Höhe erreichten, welche selbst die des bisher günstigsten Jahres 1857 weit übersteigt. Die Gesammteinnahme hat 2,432,710 Thlr. 5 Ngr. 6 Pf. betragen, wofür 1,388,841 Personen (159,490 Personen mehr, und 153,624,642 Meilen-Ctr. Güter (35,712,094 Etr. mehr) befördert wurden. Die Einnahme für den Personenverkehr be trug 785,708 Thlr. (58,833 Thlr. mehr); die aus dem Gü terverkehr 1,572,138 (265,241 mehr). Welch ein Steigen seit 1839, wo für 411,53 Personen 291,304 Thlr. und für 3,850,223 Ctr. 84,632 Thlr. eingenommen wurden! — Die Transportmittel der Compagnie bestehen dcnualen aus 50 Lo komotiven, 136 Personenwagen mit 5364 Plätzen und 919 Güterwagen mit 122,030 Ctr. Tragfähigkeit. Die Beamten- unterstützungSkasse hat gegenwärtig ein Vermögen von 149,163 Thlrn. An Unterstützungen sind im vorigen Jahre an 18 In validen, 126 Wittwen und 35 Waisen 9478 Thlr. bezahlt -worden. — Auf die Bahn Borsdorf-Meißen wurden im vorigen Jahre schon 343,251 Thlr. verwendet. — Die sonderbarsten Kassenscheine hat im Jahre 1856 die Kasse der Bank in Bückeburg ausgegcben, und die dortigen Zehnthalernoten enthalten eine Wunderlichkeit, die gewiß noch Niemanden ausgefallen ist, der nicht ausdrücklich darauf auf merksam gemacht wurde. Einer der Begründer der Bank kam nämlich auf den Einfall, eine ganze Serie solcher Banknoten zur Controle mit Versen deutscher Volkslieder zu verzieren, derart, daß jede Banknote ein Wort enthält, und die ganze Serie, nach den Nummern neben einander gelegt, den ganzen Vers lesen läßt. Die ganze Sache wäre soweit ganz gut — aber die Wahl der Verse, zusammengchalten mit der Ent stehung und Bedeutung der Papiere, führt oft zu sehr komischer Betrachtung. So enthalten die Zehnthalcrnoten von 323,300 -bis 323,307 einen Vers, der wenig Vertrauen einflößt. Die erste Nummer trägt nämlich das Wort: „Ich", die zweite das Wort: „Hab". So bilden die 8 Nummern den Vers: „Ich Hab mein Sach' auf Nichts gestellt, juchhe!" — Welch' sonder barer Vers auf Banknoten. Ist cs die Bank, die ihre Sache -auf Nichts gestellt hat, oder ist es der unterschriebene „Spind- 4er"? Oder sind es gar die Inhaber jener Scheine? — Eine «andere Serie bildet den Vers: „Wer niemals einen Rausch ge habt, der ist kein braver Mann!" — Wer also so glücklich ist, diesen ganzen Vers in seinem Portemonnaie herumzutragen, der besitzt gerade 100 Thaler und kann schon einmal, wenn andere Verhältnisse es gestatten, ein recht braver Mann sein. — Das Günther'sche Desinfcctionspulver hat wegen seiner 'Listigkeit und ausgezeichneten Wirksamkeit bereits vielfache Ver breitung in Dresden gefunden, lieber die Nothwendigkeit der Desinfection ist schon viel geschrieben und noch mehr über Ab tritts- und Gossengestank geklagt wordm, öffentlich und im Stillen, aber Abhülfe zu schaffen, das fällt nur der Minder zahl ein. Als die Cholera vor den Thoren war, schaffte die Furcht geneigte Ohren und einige Willfährigkeit, den „Tod in der Luft" zu bannen, seitdem hat man sich aber wieder sehr beruhigt und die nach Freiheit und Selbstregierung rufende Menschheit wird wohl nicht eher Vorkehrungsmaßregeln treffen, als bis die hohe Obrigkeit Zwangsmaßregeln anordnet — und das wäre nur zu wünschen — oder bis die Gefahr wieder vor der Thür ist, und dann dürfte es freilich zu spät sein! Wenn sich das Gesagte hauptsächlich auf die Gruben-Desinfection be zieht und der erhobene Vorwurf demnach zumeist die Hausbe sitzer trifft, so sind doch auch die Hausväter und Hausfrauen im Allgemeinen von Nachlässigkeit nicht frei zu sprechen: in keiner Haushaltung sollte dies Desinfcctionspulver fehlen und bei den Armen am allerwenigsten, da bei der Billigkeit des selben Jeder im Stande ist, die üblen und nachthciligen Ge rüche, welche durch Nachtgeschirre, Küchcnausgüsse u. dergl. ent stehen, zu verhüten. In allen Stadttheilen befinden sich Lager und Verkaufsstellen dieses Pulvers, und wie wir hören, hat Herr A. N. Günther, Palaisplatz Nr. 4, auch von ausivärts bedeutende Aufträge erhalten und besonders vom Hamburger Lager aus sind nach England größere Sendungen gegangen, weil man dort der Viehseuche halber die Desinfection der Ställe mit bestem Erfolg vorgenommen hat. — Daß durch die Gruben-Desinfection der Dünger conseroirt und deshalb werth voller wird, ist allgemein anerkannt und dem entsprechend mel den auch eingegangene Berichte aus England, daß man den desinficirten Dünger daselbst um 10 bis 12 Prscent theurer als den gewöhnlichen bezahlt. — Der Componist der nächstens zur Aufführung gelangen den Oper „Wastda", Herr Franz Doppler aus Pesth, weilt gegenwärtig in Dresden. Zugleich erwähnen wir, daß das in Leipzig und Berlin mit großem Beifall gegebene Lustspiel von Benedix: „Die zärtlichen Verwandten" auch hier demnächst zur Darstellung gelangen wird. — Das bisher vor dem Hotel de Saxe gestandene Brun nen-Monument aus dem 17 Jahrhundert kommt den getroffe nen Vorbereitungen nach auf den Jüdenhof vor das Haus des k. Hofjuwelier Elimeicr zu stehen. — — Die am Kohlcneinschiffungsplatz im großen Gehege aus der Elbe gezogene Frauensperson ist jedenfalls ein Dienstmäd chen aus Markneukirchen, das hier bei einem Kaufmann ge dient und seit dem 18. Januar vermißt wird. An diesem Tage hat sich das sonst brave Mädchen in einem Anfall von Tiefsinn aus der Wohnung der Dienstherrschaft entfernt und ohne Zweifel den Tod in der Elbe gesucht. — — Vorgestern Nachmittag wurde einem Bierknecht beim Eingang in die alte Brücke voin Schloßplatz aus der linke Fuß von einem Omnibuswagenrad überfahren. Der Knecht erlitt dadurch eine nicht unbedeutende Quetschung. — — Aus einer großen Kiste, die einige Zeit in der Flur eines Hauses in der Altstadt gestanden zu haben scheint, sind an einem der vergangenen Abende nicht weniger als 1200 Stück Cigarren in Packeten zu 25 Stück spurlos ^gestohlen worden. — —- Seit mehreren Tagen bemerkt man vor einem Hause auf der Badergasse stets ein zahlreiches Publikum versammelt, das sich über einen dort gebotenen Anblick herzlich auslacht. Ein Fleischermeister hat daselbst ein künstlich gefertigtes Schwein im Schaufenster ausgestellt, auf dem die Worte stehen: „trichi- ncnfrei". An der Seite des Schweines sieht man in gravi tätischer Stellung einen mit großem Bart versehenen Herrn stehen, an dessen Cylinderhut die Worte angebracht sind: ,.Tri- chinen-Doctor". — — Herr Concertmeister Lauterbach hat Dresden auf mehrere Wochen verlassen, um in Kassel, Würzburg, Basel, Zürich, Bern rc. zu concertiren. — Zu Wolkenstein ist seit einigen Wochen eine heftige Maserepidemie ausgebrochcn, so daß nicht nur die Nachmittags schulen gänzlich geschlossen werden mußten, sondern auch Er wachsene von der Krankheit ergriffen worden sind. — Einen eigcnthümlichcn, uns bisher noch unbekannten Versuch, Außenstände einzutrciben, machte vorgestern der Ober kellner eines hiesigen Gasthauses. Derselbe schickte zu dem in seinem Buche stehenden Debitor wiederholt einen Dienstmann mit dem Ersuchen um Zahlung, da diese aber nicht erfolgte, mußte letzterer des Betreffenden Fenster von außen allemal eine Stunde lang ansehcn. Wie wir weiter hören, hat dieser ein geschlagene Weg nicht nur nicht den gewünschten Erfolg gehabt, sondern auch Extrajudicialien verursacht, und wird daher der Creditor jedenfalls wieder zu dem bisher üblich gewesenen Ver fahren schreiten. — Im Kunstschachte zu Döhlen ward am 3. d. M. der Bergarbeiter Jrmer aus Niedcrpesterwitz von einer von der Decke herabgestürzten Kohlenmasse getroffen und dergestalt ver letzt, daß er einige Minuten darauf seinen Geist aufgab. Der Verunglückte hinterläßt eine Frau und 6 Kinder. — Nachdem bereits mehrere Benefize der Mitglieder der Singspielhalle (8slon vuOäte) stattgefunden, steht nunmehr auch das des artistischen Direktors derselben. Herrn Weiß bevor, und zwar, wie wir hören, am nächsten Sonnabend, den 10. März. — Dem Vernehmen nach findet nächsten Sonntag im Hotel de Saxe wiederum eine Vorstellung Seitens des „Dra matischen Vereins" statt, welche zugleich dem edlen Zwecke: der Unterstützung einer Anzahl diesjähriger Confirmanden dient. — Eine der schlimmsten Winkeleien unserer Stadt war von jeher das Häuserterrain der großem und kleinen Oberseergasse. Mit großer Befriedigung hat man daher wahrgenommen, rme man daselbst bei Anlegung von Neubauten und Straßenfronten auf die Verbreiterung der Straße Bedacht nimmt, wie die» namentlich auf dem Theil der großen Oberseergasse wahrzuneh men ist, welcher auf den Dippoldiswaldaer Platz mündet. Um so mehr muß man sich wundern, daß man noch nicht Hand angelegt hat an die alten, zum Theil sogar noch mit Schin deln bedeckten Geniste, welche die neuangelegte Straßenfronte (namentlich aber Nr. 4) wie eine vorspringende Habichtsnase unterbrechen und allen Verkehr nicht nur beengen, sondern jeden Passanten zwingen, einen großen Haken zu schmgen. Hier fehlt unbedingt der bekannte Pariser Häuserbarbier Haußmann, wel cher zur Herstellung breiter Straßenfronten im Interesse deS Verkehrs alle alten und neuen Häuser rechts und links rasirt. — Es wird uns mitgetheilt, daß die Stelle des Chor- dirrctors am hiesigen Hoftheater in nächster Zeit vacant wird, da Herr Niccius die durch'-Abgang des Herrn Peschke freigewor dene Musikdirectorstelle daselbst übernehmen wird. Dem Ver nehmen nach geht man damit uv:, dieselbe durch den hier wei lenden Tonkünstler Singer (ein Schüler des Hofkapellmeister Rietz), dessen musikalische Befähigung uns sehr gerühmt wird, zu besetzen. — Am 3. d. wurde in der sogenannten Königsmühle im Plauenschen Grunde der daselbst angestellte Maschinenheizer Siegel bei Auflegung eines Treibriemens von diesem an der rechten Hand erfaßt und erlitt in Folge dessen einen zweifachen Bruch des Armes. Alan brachte denselben zur Eur und Ver pflegung ins Dresdner Stadtkrankenhaus. (S. Dfz.) — Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 6. März. Auf der Anklagebank sitzt, des Diebstahls und des Meineids angeklagt, der Schuhmachermeister Friedrich 'Moritz Huste. Die Verhandlung bot wenig Interesse und war deshalb eine kurze. Ihm zur Seite saß Herr Advocat Robert Fränzel als Ver- theidigcr, die Staatsanwaltschaft vertrat Herr Noßteuscher, Vor sitzender war Herr Gerichtsrath Eincrt. Fünf Zeugen sind erschienen in Person, zwei Frauenzimmer sollten noch erscheinen, sie kamen aber nicht, weil sic das Recht benutzten, als Ver wandte kein Zeugnis; abzulegen. Es war die Frau und die Stieftochter. Der Angeklagte sitzt in Haft — er wird vorge führt und erklärt seine vollständige Unschuld. Huste hat schon 51 Lebensjahre hinter sich, sein Vater war in Pulsnitz, das er seine Heimath nennt, Schuhmacher. Huste ist selbst Schuh macher, 6 Jahre Soldat gewesen, mit ehrenvollem Abschied ent lassen und bereits drei Rial, und zwar 1862 und 1865 mit Gefängniß wegen Diebstahls bestraft. Am 28. August vorigen Jahres stahl er dem Fleischer Heinrich Wilhelm Möbius einen Rock. Er leugnets allerdings, aber die Zeugen beweisen cs. Der Nock liegt vor uns, der Verletzte nimmt ihn am Schluß der Verhandlung wieder mit. Der Rock wurde unterm Dach vorgefunden bei einer Haussuchung, die der betreffende Gendarm vornahm. Huste sagt zwar, er habe den Rock aus dem „neuen Anbau" von einem Manne gekauft und zwar von einem Sol daten, der jetzt Sträfling und wegen Desertion vcrurtheilt ist. Das beschwor er — und das ist die zweite Anklage — er soll einen 'Meineid geleistet haben. Herr Staatsanwalt Noßteuscher beantragte kurz die Bestrafung Huste's. Herr Advocat Robert Fränzel konnte nicht viel thun und legte das Urtel in das Er messen der Richter, bemerkend dabei, daß die Vorbestrafungen Huste's sehr geringfügig seien. Das Urtel lautete auf 2 Jahre 3 Monate Arbeitshaus. — Oeffentliche Sitzung der Stadtverordne ten, Mittwoch, den 7. 'März, Nachmittags 5 Uhr. Tagesord nung: Vortrag aus der Registrande. 3. Vorträge der Ver fassungs-Deputation über 1) Communicat des Stadtraths, die Deputirung von Mitgliedern des diesseitigen Collegiums zu den Berathungen und Verhandlungen wegen Erbauung einer neuen Kirche für Neu- und Antonstadt, 2 das Recominunicat, das Anschlägen mit der Kreuzthurm-Uhrschelle bei Hinrichtungen betr. 6. Vorträge der Finanz-Deputation über 1) den Voran schlag der Ausgaben des Haushaltplanes pro 1866 in Pos. 25, 26, 27 — 32, 2^ ein Communicat des Stadtraths bezüg lich baulicher Herstellungen in dem communlichen Hause Nr. 20 > j