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Feierabend. UlltnhMllss-Kkilißk der „Sachs. Volkszeitung". 15. Sonntag, den 15 April IS««. 'l <§> L>. LbriZtu; ist erstanden! jubelt, Ihr Frommen, denn herrlich be lohnet Ist Euer Glaube, der Heiland erstand! Der in tyualen am Kreuze gethronet. Tot und verblichen die Gruft schon bewohnet, Siegreich des Todes Gewalt überwand. Ihn, der da Leben und Sein hat gegeben, Fesselt nicht Grab, nicht Siegel, noch Stein, Kommt nur, ihr Feinde, und schaut es mit Beben: Den Ihr gerichtet, er wandelt im Leben, N?ird ein Derkläger und Richter Luch sein. Ruhmvoll und hehr hat sein U?erk er voll endet, Daß er die himmlische Heimat verließ: Gnade und Licht ist den Seelen gespendet, «Horn und Derdammnis zum Segen gewendet, Ren uns erschlossen das Paradies. <Z- Freude dnrchzittert die Seelen, die frommen, Da vom Lrstand'nen die Botschaft erklingt, Bangen und Zweifel sind fort jetzt ge nommen; Den sie beklagt, er ist wiedcrgekommen, Trost er und Frieden den Tranrigen bringt. Eilet zum Sieger, geängstigte Seelen, Die das Gewicht noch derSündenschnld drückt: Kommt, ihn als Führer, als Arzt zu erwählen, Bringt Ihr nur Rene, wird Trost Luch nicht fehlen. Himmlischer Friede bei ihm Luch beglückt. Laßt von der tvclt drum zum Heiland uns eilen, Der von dem Sündenjoch uns hat befreit, Lr nur kann Gnaden, kann Segen erteilen, Lr nur die Leiden der Seele uns heilen, Sicher uns leiten im Strome der Zeit. Prälat Or. tfteol. Apostolischer Vikar im Älons Scharfer. Königreiche Sachsen. ^6) Stadtrat nach dem Tode. Wahlhumoreske von Paul vom W i l d b n eb. i^inlvdrult vrilwirn.i 3. Forlicpuiia- sFuhrnntel nehmer Karcher Nxir kein Manu van vielen Warten. Es verstand sich bei ihm von selbst, daß inan dem Nachbar helfen muß, wenn er sich in Not befindet. Und hier verstand es sich um so mehr, als er ein entschiedener Gegner von Neckels Stadtratskandidatur lvar. Wie sollte er nicht dabei sein, wenn so kurzer Hand der ganze Streit ans der Welt geschafft werden konnte, viel gründlicher als es die langweilige Abstimmung ans dm» Nathans besorgen würde. Karcher winkte also die drei handfestesten unter seinen Fuhrknechten herbei, teilte ihnen — natürlich ebenfalls wieder unter dem Siegel der Verschwiegenheit — mit. um was es sich handle, und befahl ihnen, sich unauffällig in Neckels Wohnung zu begeben und sich dort für Lehmleins Winke bereit zu halten. Es gibt Leute, die sich in eine Art irdischen Himmel versetzt fühlen, wenn sie nur ihren Namen gedruckt sehen, einerlei, ob ihnen das beste Gute oder das schlimmste Böse nachgesagt wird. Das sind die schlechterdings eitlen Na turen, die geistigen Nachkommen jenes Mannes, der einst den Tempel der Diana in Ephesus anzündete, und sich dafür hinrichten ließ, nur um einen Namen in der Weltgeschichte zu haben. Zu diesen gehörte Herr Stadtratskandidat Neckel nicht, sonst würde er über die Auslassung des „Tageblattes" nicht ' so in Harnisch geraten sein. Im Gegenteil. Sein solider Bürgerverstand wußte auch in aufgeregten Zeiten sehr wohl zwischen Löblichem und Tadelnswertem zu unter scheiden. Und selbst heute war er nicht unempfindlich für das Gute, was seine Mitbürger von ihm dachten. Deshalb holte er alsbald nach Lehmleins Weggang nochmals die vor letzte Nummer ..keines" „Stadtblattes" hervor, in welcher seine letzte Rede im Verein „Slldost" ausführlich mitgeteilt und mit einem längeren Begleitwort versehen war. Er flog zuerst das Begleitwort durch, und die Worte, „ecbter Volksmann", „wirklicher Vertreter unserer Inter essen", „Arbeitskraft ersten Ranges", „getragen vom Ver trauen der gesamten eigentlichen und wahren Bürgerschaft Herr Neckel lxitte sic schon alle vorgestern gewissenhaft mit blauem Bleistift unterstrichen — wirkten wie Balsam ans seine aufgeregten Nerven. Es konnte ja gar nicht wahr sein, was das „Tageblatt" von ihm aussagte. Tann ging er daran, die „Beifall", „Zustimmung" und „Bravo" in dem Stenogramm seiner Rede nachzuzählen. Trei lebhafte und fünf gewöhnliche „Beifälle" und sechs ..Zustimmungen" hatte er schon angemerkt und war gerade bei den „Bravos", welche die gewissenhafte Redaktion mit richtigem Takt überall eingefügt hatte, wo sie hinge hörten. auch wo sie von dem Publikum beim Halten der Rede vergessen worden waren. In demselben Augenblick trat Herr Lehmlein wieder ein, die Ledertasche, mit welcher er seine der Verschönerung der Menschheit gewidmeten Besuche zu machen Pflegte, ele gant im Arme haltend.