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MeMier Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. AbonnemenISprets einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie einer illustrierten Witzblattes 1,50 Mk. Zkltllllg M' Thul'uud, Seisersdurs) Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Ps., für auswärtige Inserenten 15 Pf-, Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Klein- und Grotzölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Eotzmannsdorf, Lüban, Börlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 21. Fernsprecher: «mt Deuben U4. Dienstag, den 18. Februar 1908. Fernsprecher: Amt Deuben 114. 21. Fahrgang. Bekanntmachung. Diejenigen Einwohner, welche sich für den Inhalt der HauShallpläne hiesiger Stadtge- meinde interessieren, werden darauf aufmerk sam gemacht, daß die Haushallpläne für das Jahr 1908 im Flur des Rathauses (l Treppe) zur Einsichtnahme aushäugeu. Rabenau, am 17. Februar 1908. Der Bürgermeister. Wittig. SsksnnKmsvkung, die Reinhaltung der Fußwege betr. Die Besitzer und Verwalter derjenigen Grundstücke, längs deren gepflasterte Fußwege führen, werden zur Erhaltung der Reinlichkeit und Verkehrssicherheit ersucht, die Fußwege stets in reinlichem Zustande zu erhalten und namentlich auch von Schnee und Eis zu säubern. Bei der Reinigung der Fußwege ist der Abraum auf der Fahrbahn auSzubreiten, nicht aber in daS Schnittgerinne zu schieben. Rabenau, am 17. Februar 1908. Der Bürgermeister. Wittig. Hur Nid una 7nu. Rabenau, den 17. Februar. — Infolge einer ungeordneten gründlichen Desinfektion sämtlicher Unterrichtszimmer mußte die hiesige Schule für Montag, den 17. und Dienstag, den 18. d. M. geschloffen Werden. Es wäre zu hoffen, daß den epidemisch auftretenden Scharlach- und Diphteriekrank- heiten auch durch größere Vorsicht des Eltern hauses mit gesteuert würde. DaS lange oft bis in die Nacht hinein Draußenherumtreiben der Kinder bei schlechter Witterung, das gegen seitige Besuchen in Häusern, wo Scharlach oder Diphterie herrscht, sind oft die Ursachen der Krankheit beziehentlich der Uebertragnng und Ausbreitung. Darum Vorsicht! — Der Konzert-Abend, den die „KrYstall - Palast-Sä nger" am Sonntag auf der „König Albert-Höhe" veranstalteten, war dies mal trotz des zeitigen Beginnes sehr gut besucht. Das Austteten der Gesellschaft war in jeder Beziehung ein schneidiges und verdienen nament lich die Gesangspiccen die größte Anerkennung. Ernstes und Heiteres, alles war vertreten. — Und was die Gesellschaft erzielen wollte, das war ihr vollauf gelungen. Einmal halten sie das Auditorium in die größte Heiterkeit versetzt und dafür zum anderen auch treue Anhänger gewonnen. Deshalb geizten die dankbaren Zu hörer auch nicht mit dem wohlverdienten Bei- falle und in allen Anwesenden dürfte der Wunsch rege geworden sein: Hoffentlich bald wieder! — Die Musterung der im AuShebuugs- bezirke der Königlichen Amtshauptmmwschaft Dresden-Altstadt gestellungspflichtigen Mann schaften findet an den nachstehend genannten Tagen und Orten statt: 1. für die Orte Babis nau, Gaustritz, Golberode, Goppel», Gostritz, Kauscha, Leubnitz-Neuostra, Lockwitz, Nickern, Niedersedlitz, Prohlis, Reick, Sobrigau u. Torna am 2. und am 3. März ds. Js., vormittags r/,8 Uhr im Gasthofe zu Niedersedlitz; 2. für die Orte Brabschütz, Briesnitz, Cossebaude, Gompitz, Kemnitz, GohliS, Leutewitz, Leuteritz, Merbitz, Mobschatz, Oberwartha, Ockerwitz Omsewitz, Podemus, Pennrich, ReniierSdorf, Stetzsch und Zöllmen am 4. und 5. März d. Js., vormittags ^/,8 Uhr im Gasthof zu Cosse baude ; 3. für die Orte Braunsdorf, Dorfhain, Grilleuburg, Grvßopitz, Hainsberg, Hartha, Kleinopltz, Klingenberg, Tharandt, Coß- mannSdorf, FördergerSdorf, HintergerSdors, Mohorn, Pohrsdorf, OderhermSdocf u. S o m S- dorf am 6., 7. und cm, 9. März d. I., vor mittags */i9 Uhr im Stadtbadhotel zu Tha randt; 4. für die Orte E ck e r s d o r f, K l e i n- öIsa, L ü ba u, O b e r n a u n d o rf u. R ab e- nau am 10. März d. I., vormittags »/.9, Uhr im Gasthof zum AmlShof in Rabenau. Als Termin zur Losung für den gesamten Aus- hebungsbezick, welche in der Schankwirtschaft „zur frohen Schicht" in Polschappel erfolgt, ist der 23. März d. Js. Vorm. 9 Uhr festge setzt worden. — Die Frist zur Vornahme der speziellen Vorarbeiten tür die Verlegung des innerhalb des Gebietes der zu erbauenden Talsperre bei Malter liegenden Teiles der Eisenbahn Hainsberg—Kipsdorf ist um sechs Monate, also bis 22. Juli 1908 verlängert worden. — In Wilmsdorf hat sich der frühere Schneidermeister Trappold sen., ein allgemein beliebter Bewohner von Wilmsdorf, in seiner Wohnung entleibt. Trappold steht im 86. Jahre. — Der Apfelsinen-Monat ist der Februar. In keiner Jahreszeit werden soviel Apfelsinen auf den Obstmarkt der größeren Städte gebracht, wie gerade iin Februar. Im allgemeinen ist die Apfelsinenernle in den südlichen Ländern zufriedenstellend ausgefallen, was die großen Massen der Früchte bezeugen, die fcilgeboten werden; der Preis ist niedrig. — Der Februar weist diesmal zwei nicht alljährliche Erscheinungen auf. Er hat nicht nur einen 29. Tag aufzuweiseu, sondern auch, was vielleicht den allerwenigsten bisher ausgefallen ist, er hat auch fünf Sonnabende, trotzdem er der kürzeste Monat des Jahres ist. Der 29. Februar kehrt ja alle vier Jahre, also in einem Schaltjahre wieder. Der Fall aber, daß der Monat Februar fünf Sonnabende zählt, tritt nur alle 28 Jahre ein, und zwar wenn der 1. Februar auf einen Sonnabend fällt. — Vor der ersten Strafkammer Freiberg wurde in der Angelegenheit der Bürgermeisters- tochter Grete Beier gegen die frühere Hebamme Künze und die Witwe Kammbodt aus Brand wegen gemeinschaftlich verübter Kuppelei ver- handelt. Die Verhandlung, die zum Teil unter Ausschluß der Oeffentlichkeit jtattfaud, endete mit der Verurteilung der Kunze zu acht Mv- uaten Gefängnis und drei Jahren Ehrverlust. Die Kommbodt wurde zu 2 Monaten Gefängnis verurteilt. — Die im 72. Lebensjahre stehende Rentiere verw. Starke aus Dresden-Neustadt hatte ihren in Niede rhäSlich wohnenden Verwandten einen Besuch abgestattct. Auf ihrem Rückwege zur Bahn wurde ihr unterwegs un wohl und fand sie im Gasthause zur Stadt Dresden Aufnahme, woselbst dieselbe ain an- deren Tage verschied. — Unter Ausschluß der Oeffentlichkeit wird vom Landgericht Dresden gegen den 1857 in Oppach geborenen, inPotschappel wohnenden Maschinisten Eduard Leberecht Ja cob wegen Sittlichkeitsvecbrecheus gegen H 176,3 des Strafgesetzbuches verhandelt. Der Angeklagte hat sich seit 1904 jahrelang an in Deuben wohnenden Mädchen unter 14 Jahren in unzüchtiger Weise vergangen. Das Urteil lautet auf 5 Jahre Zuchthaus, 10 Jahre Ehrverlust und Zulässigkeit der Polizeiaufsicht. — In Oberlungwitz explodierte in der Dampfbleicherei von Herold ein Dampf- faß, wobei der Feuermann Kirchhoff gelötet wurde. Der Materialschaden ist bedeutend. — Im sog. Kirchteich in Gaußig wurde die Leiche deS seit November v. I. vermißte» Steiiiarbciters Förster aus Naundorf gefunden. Der 1882 geborene Mann war immer leidend und dürfte sich aus diesem Grunde daS Leben genommen haben. — In Laubegast starb der früher in Stauchitz beschäftigt gewesene Bahnhofsinspektor a. D. Moch an den Folgen einer Influenza. Der jähe Tod ihres Lebensgefährten griff die Ehefrau derart an, daß sie wenige Stunden danach einem Schlaganfall erlag. — Kleine Notizen. — Die in Franken berg verstorbene Frau verwitwete Pastor Druschky-Danckwardt, die vor Jahren in Schneeberg lebte, hat letztwillig für ge meinnützige Zwecke der Stadl Schneeberg Ver mächtnisse im Gesamtbeträge von 51 600 Mk. ausgesetzt. — Einer rasch fortschreitenden Blutvergiftung ist am 13. d. in Oelsnitz i. V. die Ende der 40er Jahre stehende Ehe frau des Bäckermeisters Richard Luft erlege». Eine rostige Nähnadel war der Frau beim Reinigen der Stube in die rechte Hand ge drungen und im Arme aufwärts gewandert. — — In Mobschatz stürzte sich die Schwä gerin des dort wohnenden Gärtnereibesitzers Barthel aus dem Fenster ihrer Kammer. Die Folgen waren schwere, sodaß die Ueberführung ins Krankenhaus stattfiudeu mußte. Längere Krankheit soll das Motiv zur Tat sein. Dresden. Wegen Kindestötung ist in Vorstadt Plauen eine Kaufmannsehefrau ver haftet worden, die mit einem jungen Manne verbotenen Verkehr gepflogen hatte. Die Frau hat jetzt den Oct bezeichnet, an dem sie den Kindesleichnam vergraben hat. Am Donnerstag abend begab sich eine Gerichtskommission an die bezeichnete Stelle im Plauenschen Grunde und ließ die kleine Leiche ausgraben. Durch den Gerichtsarzt erfolgte die Sektion, um die Behauptung der Beschuldigten nachzuprüfen, daß das Kind tot geboren sei. — In einem VerhandlungSsaale des Schöffengerichts im neuen Gerichlsgebäude am Münchener Platze in Dresden ereignete sich ein seltener Zwischenfall. EineMinisterialsekcetär- Ehefrau, deren Gatte als Zeuge zu einer Ver handlung geladen war, hatte ihren leidenden Mann begleitet und nahm im Znhörerraume neben dem zufällig dort sitzenden Kaufmann Georg Göthel Platz. Als dieser die Frau erkannte, sprang er auf sie zu, versetzte ihr einen derben Stoß vor die Brust und einen Faustschlag auf den Kopf. Göthel wollte dann aus dem Ver handlungssaal entfliehe», wurde aber gestellt und vom Vorsitzenden Richter, Amtsgerichtsrat Dr. Kühn, wegen seines dreiste» Verhaltens zur Rede gesetzt. Göthel gab an, er sei über die Frau sehr erregt, weil er angeblich durch sie eine Hypothek in Höhe von 10 000 Mark verloren habe. Wegen der Ungebühr vor Gericht wurde Göthel zu 3 Tagen Haft verurteilt, die fofort vollstreckt wurden. Er hat nun »och ein Strafverfahren wegen Körperverletzung von der Staatsanwaltschaft zu gewärtigen. — Das Opfer der Genickstarre der Ma- schinengewehrabtcilung inDreSden der ver storbene Dicrsche, dessen Vater in Chemnitz Lehrer ist, wnrde auf Wunsch der Eltern nach Chemnitz gebracht, wo die Einäscherung im Krematorium erfolgte. Aus Dresden war zu der Trauerfeier eine Deputation der Ma schinengewehrabteilung, bestehend aus einem Hauptmann und zwei Freiwilligen, erschiene». Sowohl das Offizierskorps der Maschineiige- wehrabtkilu»g als auch die Unteroffiziere und Mannschaften „sandten Lorbeerkränze. Der Hauptmann hiett in der Halle des Krema toriums eine Ansprache. In dem Befinden der übrigen erkrankten Soldaten der Maschinen- gewehrabteilung Nr. 12 ist keine Veränderung eingrtreten. — Wegen ehelicher Zwistigkeiten schoß sich am Donnerstag ein Arbeiter in Vorstadt Pieschen in selbstmörderischer Absicht eine Kugel in den Kopf. Der Mann, der an der rechten Schläfe stack blutete, wurde nach An legung eines Nolverbaudes dnrch Wohls rhrts- polizeibeamte in das Fciedrichstäster Kranken haus überführt. — In OberfriederSdorf b. Löbau wurde im Kcelschamstalle der aus Hainewalde bei Zittau gebürtige 61 Jahre alte Weber Ang. Siegemund lol aufgefundcn. — InChe in n i tz wurde ein Eisendreher wegen Beteiligung an der Wahlrechtsdemon- stration vom 8. Dezember v. I. zu 4 Monaten 3 Wochen Gefängnis verurteilt. — Auf dem Bahnhof Wüstenbrand bei Chemnitz wollte der 71 Jahre alte schwer hörige Privatier und Hausbesitzer Rießbeck von Chemnitz auf einen schon im Fahren begriffenen Zug aufsteigen, kam aber zu Fall, wobii ihm die linke Hand abgefahren wurde. Es mußte ihm der Arm abgcuommen werden. Kurz vorher verunglückte die 70 jährige Gattin Nießbecks, indem sie von einem Straßenbahnwagen fiel. An den dabei erlittenen Verletzungen ist sie gestorben. — Auf Veranlassung des Waisenrates wurden einem Posamentier aus Geyer drei Kiuder im Alter von 15, 11 und 8 Jahren, aus der ersten Ehe stammend, entzogen. Die armen Kinder sind von ihrer Stiefmutter nahe zu unmenschlich behandelt worden. Tag und Nacht mußten die Kleinen arbeiten, erhielten nur das Alleriiotweudigste zu essen, dafür aber umsomehr Prügel. Der Vater sah nicht, wie seine Kinder oft hungrig zur Schule eilen mußten, und wenn das eine ausgebrocheuen Kartoffelbrei wieder aufessen mußte. Vor dem Schlafengehen, welches fast stets erst nach Mitternacht erfolgte, wurde den Kindern Essig wasser gereicht. Auch das Nachtlager, besonders das der Kleinsten ließ sehr zu wünschen übrig. Ihr Belt bildete entweder die blanke Diele oder eine ausrangicrte Eicrkiste mit gefrorenem Stroh. Der ganze Vorgang dürfte jedenfalls ein gerichtliches Nachspiel zur Folge haben. — Ueber die wunderbare Ecrettuiig zweier verschüttet gewesener Bergleute berichten die „Zwickauer N. N." folgendes Nähere: Auf ihrer Arbeitsstätte, dem Faikschacht in Bockwa, wurden Montag Nachmittag gegen 3 Uhr beim Schichtwechsel zwei Bergarbeiter namens Ullmann aus Zwickau und Engelhardt aus Niederhaßlau durch hcrabkommendc Kohlen und GesteiuSmaffen verschüttet. Man ging sofort an die Rettung der Verunglückten, wegen der schlechten Welter und wegen der Enge der Strecke konnte die Rettungsmann schaft aber nicht sofort an die Uuglücksstelle gelangen. Man holte daher von einem anderen Werke einen Rettuugsapparat (einem Taucher apparat mit Luflkasten ähnlich) herbei und führte durch den Wetterscheider Luft zu; so gelang cs denn, die Unfallstelle z» erreichen. Die Verschütteten gaben kein Lebenszeichen von sich; erst am andern Morgen halb 6 Uhr gaben sie auf Anrufen die Antwort: „Wir sind oben, haltet euch rechts!" Endlich gelang eS Dienstag früh gegen 9 Uhr, die Verschüt teten zu bergen, die mit herzlicher Freude daS Tageslicht begrüßte», nachdem sie 18 Stunden lang von der Welt abgeschnittcn gewesen waren. Glücklicherweise sind sie ohne nennens werte Verletzungen davongekommcn. — Ueber die Massendiebstähle, du in letzter Zeit auf dem Güterbodeu eines Bahnhofs in Leipzig verübt wurden, wird noch gemeldet, daß fast ausschließlich Gütersendungen ent wendet worden sind, die in Leipzig nur umge laden wurden und für weit entfernte Orte, namentlich fürs Ausland, bestimmt waren. Dieser Umstand hat auch die Entdeckung der Täter wesentlich erschwert. Ein 42 Jahre alter Lademeister und ei» 20jähriger Bahnhofs wächter wurden auf Veranlassung der Staats anwaltschaft gleichfalls in Untersuchungshaft genommen. — Für 17 000 Mark Brillanten verloren. Einem in Leipzig zurzeit sich aufhaltenden Bcillantenhändler aus Antwerpen sind auf unerklärliche Weise dreißig lose Brillanten im Werte von 17 000 Mark abhanden gekommen. Es wird vermutet, daß der Händler die Bril lanten, die er lose in Papier gewickelt bei sich trug, verloren hat. — Im Stadtwalde bei Zwickau ver übte der bei dem Zwickauer Infanterie-Regi ment Nr. 133 als Einjährig-Freiwilliger dienende Lehrer I. aus Werdau eineu Selbstmordversuch. Er schoß sich in die Schläfen, doch drangen die Kugeln nicht lief gemig. Ein Waldarbeiter fand ihn schwer verletzt auf. Ec wurde ins Lazarett geschafft; man fand noch 23 scharfe Patronen bei ihm vor. — Dem bayrischen Lehrerverein ist von selten des verstorbenen Justizrat Wilhelm in München, nachdem nunmehr auch seine Witwe verstorben ist, ein Legat von 160 000 Mark zngefallen.