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Dir „Wei-eritz. Zeitung" «rschemt wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Psg., zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- statten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchech -Ikitmz. Amtsblatt Inserate, ««Ich« bei de» bedeutenden Auflage del Blattes «in« sehr wirk same Berbreitunä finden, werden nnt 10 Pfg. di« Spaltenzeil« oder ver« Raum berechnet. — Do- bellarische und complicirte Inserat« mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen DHeile, die Spaltenzeil« MPlS- für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein 57. Jahrgang Verantwortlicher Redakteur: Paul Ikhne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrirten NnterhaltangSblatt." Mit land- und hauswlrthschaftlicher Mouatsbeilage. <_ , - e- nehmen an: in Dippoldiswalde: die Expedition, — in Attenberg: Buchbindermstr. Schütze, — in Frauenstein: Nadlermstr Hardt- Jusllütl l!!l dir mann, — in Glashütte: Buchbindermstr. Schubert, —in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappel: Kaufmann Theuerkauf. Nr. 11 Sonnabend, den 24. Januar 1891 Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 23. Januar. Mußten wir erst vor wenig Tagen feststellen, daß die Welt nach der be endeten Herrschaft deö Stollens nunmehr unter dem Zeichen der Fastenbrezel stehe, so macht jetzt ein neuer Bewerber um die Gunst des großen Publikums viel von sich hören und sehen: der Pfannkuchen und der Karpfen. Wenn für Alles immer so gut gesorgt wäre als für den Gaumen, so hätte es keine Noth. Da liegen sie, die Pfannkuchen, in ihrem ein ladenden, prächtig gebräunten, zuckerbestreuten duften den Gewände, mit der reizenden Fülle von Himbeeren, Johannisbeeren oder auch bloß von dem Mus der biedern Pflaume, zu bevorzugten Engrospreisen, alle Tage frisch an dem Schaufenster ihrer Erzeuger; da bieten sie sich an, die Schmäuße, bei denen unter mancherlei Nebengenüssen der beliebte Karpfen ent schieden das Uebergewicht zu behaupten weiß, so daß er ihnen mit vollem Rechte seinen Namen als Sig natur ausdrücken durfte. Ein Dörslein, sei eS noch so klein, Ein Karpfen-Schmauß muß darin sein. Das gehört zu den berechtigten Eigenthümlichkeiten, deren geschäftliche Bedeutung, nach unserer unmaß geblichen Meinung, namentlich von Gewerbtreibenden aller Art, allerdings höher angeschlagen zu werden pflegt, als sie es verdient; gegen derartige harm lose Volksgebräuche aber ankämpfen zu wollen, wäre thöricht; sie erhalten sich oder schwinden nach und nach ganz von selbst. Also haben wir unsrerseits der jetzt wieder eröffneten Saison der Pfannkuchen-, Karpsen- und — Bratwurst - Schmäuße den Wirthen einen guten Erfolg, den Besuchern aber einen regen Appetit und einen vollen Beutel zu wünschen. Die vielfachen Schneeverwehungen der letzten Zeit stellen an die be treffenden Schmaußbesucher allerdings auch in Sachen der Marschrüstigkeit bedeutende, nicht leicht zu erfüllende Forderungen, insoweit dieselben nicht die Mithilfe des Schlittens in Anspruch zu nehmen in der Lage sind. — Zu besetzen: Die neuerrichtete zweite ständige Lehrerstelle in Rechen berg bei Bienenmühle. Ein kommen, außer freier Wohnung, 900 Mark Gehalt. Bei zufriedenstellenden Leistungen Erhöhung desselben zu erwarten. Musikalische Befähigung erwünscht. Ge suche sind bis zum 8. Februar bei dem kgl. Bezirks schulinspektor Richter in Dippoldiswalde einzureichen. Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Kipsdorf im Monat November 1890 gestaltete sich in folgender Weise auf den einzelnen Stationen und Haltestellen: Tourbillets. TagesbilletS. Militär- 11. III. bittet«. 11. 111. Chemnitz . . . — 7 3 5 — Dresden-Neust. . — 13 — I — Dresden-Ältst. . 34 327 128 903 6 Tharandt . . . — 10 2 25 — HainSberg . . . 35 537 67 840 5 Freiberg . . . 1 12 I 19 — Dippoldiswalde . 40 674 204 1455 37 Potschappel . . 2 24 — 95 — v. d. Haltestellen 76 1500 104 2681 77 Sa. 188 3102 509 6024 125 ES wurden befördert von Januar 1890 an 247,955 Personen. Befördert wurden 3,264,744,» Kilogramm Güter. Demnach vom 1. Januar 1890 an 42,453,552,? Kilogramm Güter. Im gleichen Monat des Vorjahres wurden 9369 BilletS verkauft und 3,325,965,? Kilogr. Güter befördert. ' " — Zur Beseitigung mehrfach aufgetauchter Zweifel wird darauf aufmerksam gemacht, daß die Gemeinden zur Untersuchung des Petroleums auf seine Ent flammbarkeit den gesetzlichen Bestimmungen gegenüber auch dann verpflichtet erscheinen, wenn das im Orte zum Verkaufe gelangende Petroleum bereits mit Reichstest versehen ist. Den in den Bekanntmachungen ver kgl. Amtshauptmannschaft vom 25. Februar 1883 und vom 18. Juli desselben Jahres enthaltenen Vor schriften ist daher in jedem Falle gewissenhaft nach zugehen und zwar ohne Rücksichtnahme darauf, daß den Gemeinden durch die Untersuchung Kosten er wachsen. . — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatze und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des am 20. No vember vorigen Jahres die Gutsbesitzer Heyne und Büttner in Obercunnersdorf betroffenen Schadenfeuer hat die königl. Brandversicherungskammer die erste Löschungsprämie nach Höhe von 30 M. der Gemeinde spritze von Höckendorf zuerkannt, während die zweite Prämie nach Höhe von 25 M. unter die Spritzen dec Gemeinden Ruppendorf und Klingenberg nach gleichen Hälften von je 12 M. 50 Pf. zu vertheilen gewesen ist. — Recht drückend ist der harte lange Winter auch für unsere Landwirthe. Im Stalle stehen 4, 6, 8, 10 und noch mehr Pferde und man weiß nicht, was man mit den Thieren anfangen soll. Die Pferde im Stall stehen zu lassen, ist nicht räthlich: die Thiere müssen Arbeit haben, sonst bekommen sie dicke Beine, die Gallen kommen mehr zum Vorschein u. s. w. Ja, was soll Henn eigentlich dann gemacht werden? Holz zu fahren ist unmöglich, der Schnee macht die Zufuhr unmöglich, die Felder bestellen, das geht noch weniger und dasselbe gilt auch vom Düngersahren, denn der Dünger ist gefroren. Da hat man denn in einigen Gütern zu dem letzten Mittel gegriffen: im Hofe ist ein Hufschlag gleich einer Reitbahn getreten worden, und dort führt man die Pferde — spazieren. Die Pferde spazieren führen, heut zu Tage bei den theuren Hafer preisen! * Hermsdorf im Erzgeb. Im hiesigen Orte und im nahegelegenen Seyde ist in einzelnen Fällen Diphtheritis aufgetreten. L Glashütte. Das hiesige kaiserl. Postamt III weist im Jahre 1890 folgenden Verkehr auf: Brief sendungen: eingegangen 100,854 Stück, aufgegeben 88,608 Stück; Packete ohne Werthangabe: eingegangen 9174 Stück, aufgegeben 4696 Stück; Packete mit Werth angabe: eing. 2227 Stück mit 955,577 M. Werth angabe, aufg. 2478 Stück mit 1,102,974 M. Werth angabe; Gelddriefe: eing. 926 Stück im Werthe von 580,763 M., aufg. 767 Stück im Werthe von 471,705 Mark; Nachnahmesendungen: eing. 1589 Stück zum Betrage von 17,601 M., aufg. 1014 Stück im Be trage von 13,000 M.; Postaufträge: eing. 893 Stück mit einem einzuziehenden Betrage von 66,270 M., aufg. 450 Stück; Postanweisungen: eing. 4874 Stück mit 353,230 M., aufg. 9320 Stück mit 473,885 M.; Zeitungsnummern wurden 81,170 umgesetzt; Tele gramme: eing. 987 Stück, aufg. 885 Stück. Die Porto- und Telegrammgebühren - Einnahme betrug 14,443 M., die etatsmäßige Einnahme dagegen 18,534 Mark. Mit den Personenposten reisten 2007 Personen, die Einnahme hierfür betrug 2232 M. Der Werth umsatz betrug demnach: Eingang 1,973,441 M., Ab gang 2,080,098 M., inSgesammt 4,053,539 M. Der Gesammt-Baar-Umsatz beziffert sich auf 861,767 M. Dresden. Nach einer am 22. Januar Nachmit tags abgehaltenen Sitzung des Ministeriums des Innern, welcher sämmtliche AbtheilungSdtrektoren, vor tragenden Räthe und Hilfsarbeiter beiwohnten, ergriff EtaätSminister v. Nostitz-Wallwitz das Wort, um sich von seinen Beamten mit herzlichen Worten zu verabschieden. Er dankte Allen für die ihm gewährte Unterstützung und bat, dieselbe auch seinem Nachfolger zu Theil werden zu lassen. — Die Amtskette der Dresdener Schützen könige dürfte an Kostbarkeit und historischem Werthe wohl von keiner einer anderen alten Schützengilde übertroffen werden. Der jedesmalige Schützenkönig trägt sie beim Festmahl nach dem Jahresschieben. Eie besteht aus gediegenem Golde und hängen an ihr mehrere goldene Klippen und Miniaturporträts von Kurfürsten und Kurfürstinnen. Eine dieser Klippen — viereckige Denkmünzen — besitzt ein Goldgewicht von 40 Dukaten und wurde geprägt, als am 23. Juli 1676 der Kurfürst Johann Georg für seine Mutter, die Kurfürstin Magdalene Sibylle, den Königsschuß gethan hatte. Eine andere goldene Medaille, 20 Du katen schwer, ließ die Königin Anna von Großbritannien prägen, als 1707 der englische Gesandte Robinson für sie den besten Schuß that. Die Schützenkette, mit den anhängenden Schildern und Medaillen, wurde schon in früheren Zeiten auf 5000 Thaler geschätzt, ist also jetzt viel mehr werth. Chemnitz. Eines der hervorragendsten Häupter der sozialdemokratischen Partei, der bisherige Redakteur der hiesigen „Presse", hat es vorgezogen, statt durch Vorträge in den einzelnen Vereinen für die Partei zu wirken, seine agitatorische Thätigkeit niederzulegen, und in der sicheren Stellung eines Kasfirers der Orts krankenkasse, fern vom Parteigetriebe, eine ersprießliche Thätigkeit zu entfalten. Ferner ist unter den tonan gebenden Führern der Partei seit einiger Zeit ernster Zwiespalt ausgebrochen, dem schon einer der bedeutend sten zum Opfer gefallen ist und dem noch Mehrere folgen werden, so daß das „autokratische" Regiment nur noch in wenigen Häuptern vereinigt ist. Die Streitigkeiten haben sogar eine solche Tragweite an genommen, daß von Seiten des einen ausgetretenen Genossen gerichtliche Klage gegen die Partei und die „Presse" eingereicht wurde. In einer am 17. d. M. Abends im hiesigen Schützenhause stattgefundenen öffentlichen Partei-Versammlung des 16. Reichstags wahlkreises, welche von ungefähr 400 Personen besucht war, wurde einstimmig beschlossen, den in Frage kommenden Genossen und früheren Führer der Partei (Namens Riemann) als nicht mehr zu derselben ge hörig zu betrachten. Derselbe gehörte früher ebenfalls zu der Redaktion der „Presse". Um diese über Wasser zu halten, werden von Seiten der Partei die größten, aber wie eS den Anschein hat, nicht sehr erfolgreichen Anstrengungen gemacht. Annaberg. Das hiesige „Wochenblatt" schreibt: Wir theilten am Sonnabend aus Geyer mit, daß da selbst zwei junge Leute, ein Bäcker und ein Schuh macher, wegen versuchten Münzverbrechens ver haftet worden seien. Wie wir weiter erfahren, hatten es die beiden Verhafteten auf die Anfertigung von falschen Zwanzigmarkstücken abgesehen und sich zu diesem Behufs Stempel schneiden lassen. Die mit der Anfertigung derselben beauftragten Graveure schöpften jedoch Verdacht und zeigten die Sache der kgl. Staats anwaltschaft in Chemnitz an, welche zur Verhaftung der Beiden verschritt und auf dem Boden versteckt die inkriminirten Stempel vorfand. Das Metall, welches den falschen Geldstücken ein goldartiges Aussehen geben sollte, hatten die beiden jungen Männer bereits in un serer Stadt unter der Angabe, daß sie es zu gewerb lichen Zwecken brauchten, in Bestellung gegeben. Unter diesen gravirenden Umständen dürfte das Leugnen den Verhafteten wohl nicht viel helfen. Crimmitschau. Zwei Herren von hier, welche am Freitag voriger Woche in den Abendstunden bej