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Wchmtz -ZeitW Nr. 24. Dienstag, den 28. Februar 1899. 65. Jahrgang. Verantwortlicher Redacteur: Päul Jehllt in Dippoldiswalde. Mit achtfettigem „Jllustrirteu Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauSwirthschaftlicher MouatSbeilage. Inserate, welch« lei der bedeutenden Auflage des Blatte- eine sehr wirk» fam« Berbreitunä finde«, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge- sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 2V Pfg. Die „Weißeritz.Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: DienskP, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Sb Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern lO Pfg. — Alle Postan kalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche Umtshmptmamischast, das Königliche Amtsgericht nnd den Stadtrath zu Dippoldiswalde -LoLales und Sächsisches Dippoldiswalde. Mit voller Befriedigung blickt der Geflügelzüchter verein auf die gestern Sonntag mit der üblichen Lotterie zum Abschluß gebrachte 14. Aus stellung. Der Verkehr war ein sehr reger und nicht nur aus der näheren, sondern auch aus der weiteren Umgebung stellten sich die zahlreichen Besucher ein, weshalb die Ausstellung auch zugleich mit Recht als ein Mittel zur Hebung des hiesigen Verkehrs angesehen werden kann. — Vom 1. März d. JS. ab sind bei den Post anstalten die Dienststunden für die Sonntage und all gemeinen Festtage aus die Zett von 8—9 Uhr Vorm. und 12—1 Uhr Nachm. festgesetzt. Außerdem wird in gleicher Weise wie bisher von 12—1 Uhr Nachm. und 5—6 Uhr Nachm. Telegraphendienst abgehalten. — Wir machen hierdurch auf die nächsten Donners tag stattfindende Generalversammlung deS Gew erbe - Vereins ausmerk am. Ist schon wegen des Haupt punktes der Tagesordnung der Meinungsausdruck möglichst aller Mitglieder erwünscht, so erheischt auch die Ergänzungswahl eine prozentual hohe Stimmen zahl, soll der Neu- bez. Wiedergewählte mit Lust und Vertrauen auf seinem Posten stehen. Gilt es noch dazu, bewährte Kräfte dem Vorstand zu erhallen, so ist ein Vertrauensvotum durch zahlreiche Stimmen abgabe um so nothwendiger. — In weiten Kreisen der Fabrikanken, Kaufleute, Handwerker u. s. w. ist die Tatsache noch nicht be kannt, daß seit Beginn dieses Jahres auf den Amts gerichten eine schwarze Liste der Kreditunwürdigen geführt wird. In diese Liste sind alle diejenigen ein zutragen, die infolge sruchtloser Pfändung den Offen barungseid entweder geleistet oder dessen Leistung ohne genügende Gründe verweigert haben; ferner diejenigen, bezüglich deren seitens des Amtsgerichts ein Antrag auf Eröffnung des Konkursverfahrens aus Mangel einer den Kosten entsprechenden Konkursmasse abge wiesen ist. Die Namen der Eingetragenen dürfen erst wieder aus der Liste entfernt oder unkenntlich gemacht werden, wenn sie fünf Jahre lang darin ge standen haben. Zu einer Einsichtnahme ist jeder be rechtigt, doch ist bisher von dieser Berechtigung ver- hältnißmäßig wenig Gebrauch gemacht worden. — Der erste März verdient vor anderen Tagen hervorgehoben zu werden. Ist doch der März der Monat, welcher uns den holten Frühling sendet. In Belgien feiert man ihn deswegen im richtigen Ver- ständniß seiner hoffnungerweckenden Bedeutung. Frei lich ist der Anfang des Lenzmonats noch arm an holden Kindern der Natur, umsomehr Freude ver ursacht zu dieser Zeit das erste zarte LenzeSzeichen, die Blüthenkätzchen des Weidenstrauches. Sehr sinnig verwendet man dort diese Vorboten der warmen Tage zur Verherrlichung des Beginns des FrühltngsmonatS, ähnlich wie die Maie zum Pfingstfest«. Man stellt sie an das Fenster und ziert damit Tisch, Schränke und Thüren. Man schickt Sträuße an bekannte Fa milien und Personen und jedes zarte Mädchen sieht es als eine gute Vorbedeutung an, einen solchen zu bekommen. — Die für den sächsischen Binnen-Personenverkehr bisher gültige Tarifbestimmung deS Wortlautes: „Mit einer Personenzugskarte 2. Klaffe kann die 3. Klaffe eines Schnellzuge-, mit einer Personenzugkarte 1. Klaffe die 2. Klaffe eines Schnellzuges ohne Nachlösung von Zuschlagkarten benutzt werden", wird vom 1. März d. I. an außer Kraft gesetzt. — Der W:rth Dürre in Leipzig, der behauptete, seiner Zett über eine halbe Million Mark in Staats papieren von dem vor Kurzem verstorbenen reichen Ruffen Ritter geschenkt erhalten zu haben, hierfür aber den Beweis nicht zu erbringen vermochte und der in Untersuchung kam, ist nun wieder außer Verfolgung Sesetzt worden. Das Geld freilich ist für ihn ver loren, denn einen Zeugen dafür, daß ihm Ritter Vie halbe Million, die sich zeitweise in seinem Besitz fand, auch wirklich geschenkt hat, vermochte er ebensowenig zu nennen. Großdorfhain. Vergangene Mittwoch hielt der „GebticgSverein für das obere wilde Weißeritzthal" im hiesigen Gasthofe seinen 1. Familienabend ab. Ein geleitet wurde derselbe durch einen sehr gelungenen Violtnvortrag des Herrn Kantor Kühn aus Höcken dorf. Nach herzlicher Begrüßung der Anwesenden durch den Vorsitzenden, Herrn Lehrer Kirschen in Kleindorfhain, sprach Herr Pfarrer Geest Hierselbst über die GebirgSwell Chiles. In höchst fesselnder Weise berichtete der Herr Vortragende, welcher selbst längere Zett als evangelischer Pfarrer zu Valdivia in Süd Chile amtiert hat, von der Mannigfaltigkeit der Hochländer der Cordilleren, der Menge der Vul kane und dem Reichthume an Metallen. Mit ge spanntester Aufmerksamkeit folgten die Anwesenden dem gewandten Redner, als er von einer Ferienreise erzählte, -die er vor einigen Jahren mit mehreren seiner dortigen Freunde unter vielen Entbehrungen über das Gebirge nach Argentinien unternahm. — Reicher Beifall wurde dem geschätzten Herrn Vor tragenden zu theil. — Hierauf folgten noch ver schiedene recht nette musikalische und deklamatorische Darbietungen; ein Tänzchen beschloß den gemüthlichen Abend. Dresden. Inden evangelischen Volksschul lehrers em, naren sind bei der Aufnahmeprüfung für Ostern 1899 1002 Schüler geprüft worden. 816 von ihnen haben bestanden; es können jedoch bloß 660 Ausnahme finden, weil damit alle Klaffen, auch 6 neuerrtchtete Parallelklaffen gefüllt find. Ostern 1897 sind 575, 1898 659 Schüler ausgenommen worden. Aus diesen Zahlen geht bervor, daß der Zudrang zu den Seminaren erfreulicherweise ein sehr großer und demnach die Hoffnung ganz berechtigt ist, es werde der durch die Einziehung der Schulamts kandidaten zum Einjährig-Freiwilligendienste entstehende jährliche Ausfall von Lehrkräften (nach den bisherigen Erfahrungen 50 Proz.) und der durch die Steigerung der Bevölkerungszahl erwachsende Mehrbedarf bald vollständige Deckung finden. Die Mehrbelastung mit Doppelklaffen müssen die Seminare jetzt tragen. Um die Schulen bei Beginn des Etnjäh ig-Freiwilligen- dienstes der Volksschullehrer mit Lehrkräften zu ver sorgen, sehen sich die Seminare genöthigt, von Ostern 1900 an einen Theil der Schüler aus der ersten Klaffe abwechselnd aus ein halbes Jahr als Vikare zur Aushilfe hinauszusenden, bis entsprechender Ersatz gewonnen ist. D>ese durchaus nothwendige Maßregel scheint von mancher Seite so aufgefaßt worden zu sein, als sei beabsichtigt, eine Beschränkung des 6jährigen Seminarkursus auf einen 5'/, jährigen herbeizusühren, woran niemals gedacht worden ist. — Für Ostern 1899 war, um für das Jahr 1902 und 1903 noch mehr Lehrer zu beschaffen, die Errichtung einer Klaffe von Realschulabiturienlen mit besonders günstigen Zensuren am Seminare zu Dresden Fr. in Aussicht genommen worden; sie hat aber deshalb nicht ins Leben treten können, weil die meisten Aspiranten in einem Internal untergebracht sein wollten, solches aber bet dem genannten Seminare nicht vorhanden ist. Die meisten der in Frage kommenden Realschüler werden in andere Seminare etntreten. Sie sollen, wenigstens in Dresden-Fr., Borna und Annaberg, noch weiteren Unterricht in französischer, bez. englischer Sprache er halten, um nicht die von ihnen gewonnene sprachliche Bildung wieder verkümmern zu lassen, nnd mit be sonderer Rücksicht darauf, daß Volksschullehrer mit solcher fremdsprachlichen Bildung sür die höhere Volks schule nach der sür diese durch das Voiksschulgesetz vom 26. April 1873 vorgesehenen Organisation ge braucht werden. Plauen bei Dresden. Wi e bereits kurz gemeldet. wird vom 1. April d. I. ab in unserem Orte eine Biersteuer erhoben, deren Ertrag der Gemetndekaffe zuflteßt. Die Biersteuer wird für das Hektoliter ein fachen Bieres 30 Pf., sür das Hektoliter der übrigen Biere aber 65 Pf. betragen. Ein Unterschied zwischen im Orte und außerhalb desselben erzeugten, ingleichen zwischen zollvereinStnländis-^en und ausländischen Bieren findet nicht statt. Alle Inhaber von Gast- und Schankwirthschaften, einschließlich der Wirthe und Oekonomen geschloffener Vereine und Gesellschaften, ingletchen alle diejenigen, welche Bier unmittelbar an Konsumenten vertreiben, find verpflichtet, über das von ihnen bezogene Bier Buch zu führen. Hiesige Brauereien haben in diesem Buche nur diejenigen Bier mengen anzugeben, die sie direkt an hiesige Konsu menten abgeben oder im eigenen Geschäftsbetriebe und Haushalte verbrauchen. Auch jede Privatperson, welche Bier zum eigenen Hauswirthschaftsbedarfs von auswärts bezieht, ist, wenn nicht die für dasselbe zu zahlende Biersteuer von anderen entrichtet wird, ebenfalls zur Besteuerung des bezogenen Bieres ver pflichtet. Plauen bei Dresden. Der hiesige Gemeinderath hat beschlossen, in Zukunft die bisher 5 Mk. betragende Hundesteuer für jeden Hund auf 10 Mark zu er höhen. Freiberg. Am Montag hat an der Deutschen Versuchsanstalt für Lederindustrie der 5. informatorische Kursus begonnen. An demselben nehmen theil Offi ziere, Ingenieure, Chemiker und Sattlermeister von den Artillerie-Werkstätten in Dresden, Deutz, Spandau, Straßburg und Danzig. — Zum Schwurgerichtsvorsitzenden für die im zweiten Kalendervierteljahre beginnende Sitzungsperiode ist beim Kgl. Landgerichte Freiberg Landgerichtsdirektor vr. Rudert ernannt worden. Hilbersdorf bei Freiberg. Einem seit Jahren gehegten Wunsche hat die Generaldirektton der König!. Sächs. Eisenbahnen entsprochen, indem sie angeordnet hat, daß vom 1. Mai d. I. an sämmtltche Personen züge, die Muldenhütten berühren, zu halten haben. Meißen. Hier besteht eine aus alter Zeit her rührende Einrichtung, welche wohl nirgends sonst an zutreffen ist. Alljährlich vor Ostern, da die Zeit kommt, daß die schulpflichtigen Kinder zur Schule angemeldet werden müssen, begeben sich im Auftrage der Behörde Männer aus den Kreisen der Bürgerschaft in die Häuser und Familien, um noch besonders nach,»forschen und festzustellen, ob und wie viel Kinder vorhanden sind, die zum Beginn des bevorstehenden Schuljahres der- Schule zuzuführen sind. Lange dürfte sich dieser Brauch wohl nicht mehr halten, da eine Verzögerung oder Umgehung der Anmeldung seitens der Elter« und so weiter in der Praxis schwerlich unbemerkt bleibt. Strehla. Der Kreisausschuß zu Leipzig hat die Entnahme der Baukosten für ein Bez rkskinderver» sorghaus in Strehla, welche auf 36,000 Mk. veran schlagt waren, aus dem Stammvermögen des Bezirks verbanoes Oschatz abgelehnt, weil das genannte Ver mögen, das im Betrage von 259,000 Mk. aus der französischen Kriegskostenentschädigung stammt und jetzt 276,000 Mk. beträgt, nach gesetzlicher Bestimmung nicht angetastet werden darf. Schandau. In den nächsten Tagen werden vom Bureau der Schandauer elektrischen Straßenbahn For mulare, die Bedingungen sür die Lieferung von elek trischem Strom zur Erleuchtung und Kraftüber tragung enthaltend, nebst einem Anmeldebogen zur Ausgabe gelangen. Wie bekannt, haben der hiesige Rath und die Stad-.c rordneten die Einführung deS elektrischen Lichts rc. in S^anrau einstimmig abgelehnt; wie jedoch verlautet, beschäftigen sich mit dieser Ange legenheit nunmehr einige Bürger, um weitere Schritte zu unternehmen.