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DK „Weißerih.Zektung" «rscheint wöchentlich drei mal: Dionstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. 26 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzolne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. WkWH-Ieitililjj. Amtsblatt Inserate, welche bet de» bedeutenden Auflage de« Blattes eine sehr wirk same Aerbreitungstnden. werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische unv complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeill 20 Pfg. für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehne in Dippoldiswalde. Mit schtskitigem „Zlluftrirten Ilntkrhsltungsblatt". 4: Mit humoristischrr Mochenbeilage „Skifendlasen". q: Mit land- und hsuswirthschastlicher Monstsbrilsge. Nr. 23. Donnerstag, den 23. Februar 1893. 59. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Einen empfindlichen Schaden erleiden die Pächter der hiesigen städtischen Teiche. Durch den niedrigen Wafferstand bei Eintritt des Winters und durch das fast völlige Ausfrieren der Teiche sind eine große Anzahl schöner Karpfen zu Grunde gegangen, die jetzt mit und in dem Eise in den Abflüssen dahin treiben. — Am Dienstag Abend passirte eine Zigeuner familie, ohne sich jedoch hier aufzuhalten, die Stadt. Der wohl mit 10 Personen besetzte Wagen kam zur Rabenauer Straße herein und lenkte auf die Straße nach Elend zu ein. Großölsa. Bei dem hiesigen Gutsbesitzer Ernst Eduard Lotze mußte der Kadaver einer verendeten Kuh eingegraben werden, weil dieselbe nach bezirksthierärzt lichem Gutachten mit Milzbrand behaftet gewesen ist. Lotze besitzt noch weitere 19 Stück Rinder, welche bei vorgenommcner Untersuchung zur Zeit gesund erschienen. Höckendorf. Am vergangenen Sonntag fand liier die Wiederholung jener Abend-Unterhaltung zum besten hes hiesigen Frauen-Vereins statt, die s. Z. infolge der ungünstigen Witterung nicht so besucht war, als man in Rücksicht des menschenfreundlichen Zwecks wünschen mußte. Um den erstmaligen Besuchern etwas Neues zu bieten, hatte man in das Programm ein neues Stück mit dem Titel „am Biertisch" ausge nommen, auch war der hiesige Männergesangverein nm freundliche Unterstützung gebeten worden. Die jungen Leute lösten auch diesmal ihre Ausgabe mit Glück und Geschick. Der Männergesangvercin erfreute die Zuhörer durch den Vortrag dreier Lieder, von denen namentlich das letztere, ein herrliches Abendlied, sich des unge- theiliesten Beifalls erfreute, indem es ebenso mit tiefem Gefühl als reiner Intonation gesungen wurde:. Auch die lebenden Bilder: „Wie Konrad von Theler seinen Pfaffen ersticht und später mit seinem Knappen betend vor einem Kruzifix steht", erhöhten das Interesse an der Abendunterhaltung. Das treffliche Geigenspiel des Herrn 0. Kühn ries auch diesmal begeisternden Beifalls sturm wach. Der Ertrag der Abend-Unterhaltung war ein völlig zufriedenstellender, sodaß sicher einige arme Konfirmanden Unterstützung finden werden. Möchte doch auch das gemeinnützige Streben des Frauen-Vereins Anerkennung und Beifall finden! Den Veranstaltern und Mitwirkern sei auch an dieser Stelle freundlicher Dank gesagt. Schmiedeberg. Am 21. Februar wurde eine Königl. Jagd auf Schmiedeberger Revier abgehalten, an der König Albert, der Grobherzog von Toscana und der Prinz Georg in Begleitung des Flügeladjutanten Oberstlieutenant Wilsdorf und des persönlichen Adju tanten Rittmeisters Frhr. v. Müller theilnahmen. Als Gäste waren geladen: General der Infanterie v. Hol leben, Oberhofmeister v. Watzdorf und Generallieute nant v. Minckwitz, sowie Flügeladjutant Major v. Haugk. Die hohe Jagdgesellschaft benutzte bis Station Busch mühle bei Schmiedeberg einen Sonderzug, welcher früh 6 Uhr 55 Minuten vom Böhmischen Bahnhofe abging. Nach der Rückkehr, dis gleichfalls mit Sonderzug ab Station Schmiedeberg Abends gegen 6 Uhr erfolgte, fand im Nesidenzschloffe Königl. Jagdtafel statt. Zur Strecke kamen 5 Hirsche und 7 Stücken Mntterwild. Altenberg. Durch Aufbewahrung noch glühender Asche von feiten der Ehefrau eines Miethsbewohners entzündete sich in dem dem Herrn Rentier Walther hier gehörigen Wohngebäude K.-Nr. 13 das Balken lager des Kamins und brach am 20. d M., des Abends in der 9. Stunde, im zweiten Stockwerk des gedachten Hauses Feuer aus, welches, ohne weiteren Schaden anzurichten, von den Mannschaften der sofort erschienenen Feuerwehr noch rechtzeitig gelöscht werden konnte. L Glashütte. Während man hier bei uns Schnee nur noch an den Feldrändern oder einigen Schnee wehen in schmalen Streifen findet, ist in Allenberg, Nehefeld, Moldau u. s. w. die Schlittenbahn noch in vollem Gange. In Altenberg liegt der Schnee auf der Fahrstraße meist noch */» in hoch, an einigen Stellen sogar noch höher; wenn auch durch die warme Lust und den Regen der letzten Tage sich der Schnee tüchtig gesetzt hat, so sieht man doch an den immer noch riesigen Schneehaufen, welch' gewaltige Schnee massen dort gefallen bez. hingeweht worden sind. — Am Dienstag- Abends 6 Uhr hatten wir seit dem 24. November 1890 den niedrigsten Barometer stand mit 741,8 m/w (auf 0» 0. und Meereshöh: re duzier). Es vollzieht sich also ein Witterungswechsel, ohne daß wir einen kritischen Tag haben. — Nachdem sich der Boden bei der jetzigen Schnee schmelze in den Wäldern vollgesaugt hat, wird nun auch den Waldbächen viel Wasser zugesührt; die Biela, Prießnitz rc. haben jetzt ihren höchsten Stand erreicht. Auch die Müglitz wefft jetzt bedeutende Wasser mussen auf. Poffendorf. Der hiesigeMännergesangverein beabsichtigt, am Sonntag, den 12. März, Abends '/»8 Uhr im Schumann'schen Gasthofe ein Gesangsconcert für wohlthätige Zwecke abzuhalten. Mit großem Er folge hat der genannte Gesangverein schon mehrere Jahre hindurch Wohlthätigkeits - Concerte veranstaltet. Es sei hierdurch die Bewohnerschaft Possendorss und der Umgegend angelegentlichk aus das geplante Concert des Männergesangvercins zu Poffendorf, der sich eines sehr guten Rufes erfreut, hingewiesen. Möge dem Concerte ein reicher Ertrag nicht ausbleiben! Dresden. Die durch die zahlreichen Brände im Jahre 1892 veranlaßte außergewöhnlich starke Inanspruch nahme der Mittel der Landesbrandversicherungsanstalt läßt eine Ermäßigung der Brandversicherungs- Beiträge im laufenden Jahre nicht thunlich er scheinen. Es wären daher die gedachten Beiträge im Jahre 1893 in der gesetzlich bestimmten Höhe von 3 Pfennigen für die Beitragseinheit, und zwar mit 1'/» Pfennig am I. April und mil'1'/, Pfennig am 1. Oktober d. I. erhoben werden. - Das kgl. Schwurgericht Dresden hatte sich am 20. Februar mit einer Anklage wegen Fälschung einer öffentlichen Urkunde gegen den Schreiber Paul Eduard Löhr aus Frauenstein zu beschäftigen. Der Angeklagte ist 21'/- Jahr alt, besuchte die Schule in Zinnwald und fand nach beendeter Schulzeit 1886 bei dem Stadtrath in Altenberg Beschäftigung in schrift lichen Arbeiten. Vom Mai 1887 bis März 1889 warLöhr als Schreiber bei dem Stadtrath in Geising und so dann bis Mitte Oktober 1890 bei dem königl. Amts gericht Altenberg als Kopist Ihätig. Schon 1886 ver wirkte der Angeklagte wegen Sachbeschädigung durch Urtheil des Schöffengerichts Altenberg eine Woche Gefängniß und im April v. I. belegte ihn das Dres dener Landgericht wegen Urkundenfälschung, Unter schlagung und Betrugs mit 7 Monaten Gefängniß. Dir Neigung zum Fälschen bewies Löhr in den letzten Jahren auch durch entsprechende Abänderung mehrerer ivm ausgestellter Zeugnisse. Im vorliegenden Falle ist L. beschuldigt, ein Quittungsbuch der Sparkaffe zu Dresden-Altstadt, das mit einem Einlagebetrag von 3 Mark versehen war, durch entsprechende Zusätze und Rasuren insofern gefälscht zu haben, als er den echten Eintragsvermerk in 36 Mark verwandelt haben soll. Der Angeklagte, welcher bei dem Versuch 10 Mark zu erheben, festgenommen wurde, bestritt entschieden, daß die Fälschung von ihm herrühre, und infolge der da durch nöthig gewordenen Vernehmung einer Reihe von Zeugen dehnte sich dis Verhandlung bis in die späten Nachmittagsstunden aus. Dem Wahrspruche der Ge schworenen gemäß wurde der Angeklagte unter Aus schluß mildernder Umstände zu 2 Jahren 3 Monaten Zuchthaus und 5jährigem Ehrenrechtsverlust verurtheilt. Radeburg. Am 19. d. M. ist Bürgermeister Wagner durch die kgl. Amtshauptmannschaft Großen hain von seinem Amte bis aus Weiteres entfernt worden, da er dringend verdächtig ist, aus dcr bis Ende 1891 von ihm verwalteten Kranken- und Armen hauskaffe, sowie aus der bisher von ihm geführten Herbergskaffe nicht unerhebliche Beträge veruntreut zu haben. Der Fehlbetrag der ersteren Kaffe ist nach» träglich gedeckt worden und ist danach ein Schoden für das städtische Vermögen durch die Handlungsweise des Bürgermeisters nicht erwachsen. Mit der weiteren Untersuchung der Sache wird sich die königl. Staats anwaltschaft zu befassen haben. Freiberg. Der in der hiesigen Bürgerschaft laut gewordene Wunsch nach Errichtung einer Realschule hatte den Rath zu Freiberg veranlaßt, einen Versuch anzubahnen, durch welchen ergründet werden sollte, ob der vielfach gehörte Wunsch auf einem wirk lichen Bedürfnisse beruhe. Durch Errichtung einer lateinlosen Sexta sollte die Errichtung einer sich an das städtische Realgymnasium anschließenden „Real schule" angebahnt werden, durch welche letztere der Rath eine größere Frequenz und Rentabilität der trotz des staatlichen Zuschusses von 18,000 M. einen großen städtischen Zuschuß erfordernden Anstalt erhoffte. Die Stadlverordnetenschast theilte aber diese Meinung nicht; sie hat in ihrer letzten Sitzung die für den erwähnten Versuch zunächst geforderten 1000 Mark abgelehnt. — In derselben Sitzung genehmigten die Stadtverordneten eine Rathsvorlage, die Veranlagung von 1500 Mark für Herbeiziehung eines Gutachtens über die Anlage einer einheitlichen Wasserversorgung. Bei Be gründung der Vorlage ist von dem Standpunkte auS- gegangen, daß es nothwendig sei, jetzt, wo verschiedene Ausgaben für die gegenwärtig bestehenden Einzellei tungen zu machen sind, eine einheitliche, auf lange Zeit hinaus hinreichende Wasserleitung herzustellen, und womöglich zu diesem Zwecke ergiebige Grundwasser strömungen im Mulden- und Flöhathale aufsuchen zu lassen. Bei dem gegenwärtigen Zustande könne jeder zeit wieder Wassermangel eintreten. Man war im Kollegium von vielen Seiten der Ansicht, lieber erst im eigenen Besitzstände noch mehr Wafferquellen auf zusuchen, schließlich wurde aber doch der Rathsbejchluß ungenommen. Waldenburg. Die hiesigen städtischen Kollegien hielten kürzlich eine gemeinschaftliche Sitzung ab, in welcher als Hauptpunkte der Wassermangel und die Erweiterung des Rathhausanbaues auf der Tagesordnung standen. Betreffs des Wassermangels wurde beschlossen, wenn möglich, im Forst etwa noch vorhandene Quellen zu fassen, um den Wafferzufluß im oberen Wasserbassin zu verstärken und, sobald es die Witterung erlaube, im Forste die Verhältnisse zu prüfen, ob etwa noch Quellen daselbst gefaßt werden könnten. Betreffs des Nathhausanbaues hatte der Bauausschuß bereits eine Sitzung abgehalten und war zu dem Entschlüsse gekommen, von einer solchen Er weiterung wegen der Höhe der Kosten und des ge ringen Raumes, welcher damit gewonnen würde, ab zusehen, vielmehr nur die nothwendigen Reparaturen vornehmen zu lassen. Die Kollegien erklärten sich hiermit einverstanden. Wolkenstein. Auf dem benachbarten Rittergut Grünau kam der 5jährtqe Sohn des Rittergutspachters Bonitz in das Göpelzeug der Drehmaschine, wobei dem bedauernswerthen Knaben das eine Bein gänzlich ausgerissen wurde. Der kleine Verunglückte wurde in das hiesige Krankenhaus übergeführt. AnS dem Vogtlande. Die Milchpreise, welche bisher in der Oelsnitzer Gegend ziemlich mäßige (das Liter unentrahmte Milch 16 Pf.) waren, sollen nach einer Bekanntmachung der umliegenden größeren Milch- wirthschasten vom 23. Febr. an eine Erhöhung auf 18 Pf. erfahren. Es bleibt abzuwarten, ob die Haus frauen sich diese unvermuthete Steigerung ohne Wei teres gefallen lassen.