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tvk „Weißeritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei» mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- flalten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. WeWtz-MtW. Amtsblatt Hnierale, welche bet de» bedeutenden Auslage de» Blattes eine sehr wirk, same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeil« oder derer» Raum berechnet. — Ta bellarische und coinplicirt« Inserate mit entsprechen« dem Aufschlag. -- Einge sandt, im revaltionellm Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. für die Königliche Amtsljauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redactmr: Paul Ikhne in Dippoldiswalde. Mit achtseiligem „Jllustrirten UnterhattungSblatt." Mit land- und hanSwirthschastlicher Monatsbeilag«. Änlai'ala kitt« bla Wpibe't'tb ^^ilttna" nehmen au: in Dippoldiswalde: die Expedition, — in Altenberg: Buchbindermsir. Schütze, — in Frauenstein: Nadlermstr. Hardt. ANsl-llllk slll oir mann, — in Glashütte: Buchbindcrmstr. Schubert, —in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappel: Kaufmann Theurrkauf. Nr. 134. 57. Jahrgang. Donnerstag, den 12. November 1891. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Um dem neuerdings wieder zu Tage getretenen Wunsche der hiesigen Einwohnerschaft entgegenzukommen, haben wir uns vorgenommen, von Zeit zu Zeit an die Lags der hiesigen Aeuermelde- stellen zu erinnern und werden wir hiermit in heu tiger Nummer den Anfang machen. Bei dieser Gelegen heit sei uns gestattet, an einem uns gerade vorliegenden Beispiele in aller Kürze zu zeigen, welchen Werth selbst Großstädte eventuell auf möglichstschnelle und allgemeine Allarmirung ihrer Gesammtfeuerwehren legen, so lange sie noch mit denselben rechnen zu muffen glauben, ohne etwa die geringste Rücksicht aus die dadurch unvermeid liche, leider, oder vielmehr glücklicherweise sehr oft dennoch schließlich als unnöthig gewesen erscheinende Aufregung auch der unbetheiligten Gesammteinwohner-- schall zu nehmen. Bekanntlich steht Bayern in der Pflege des Löschwesens unter allen deutschen Landen mit oben an. So auch München mit seinen 348,000 Einwohnern, einer Burgfriedensläche von 3699 Hektaren, mit einer Berufsfeuerwehr von 224 und einer frei willigen, von der Gemeinde vollständig ausgerüsteten, von 716 Mann in 8 oen Stadtbezirken entsprechenden Kompagnien, welche über eine ausgiebige Hochdruck wasserleitung mit 1600 Hydranten, 2 Dampfspritzen u. s. w. verfügen und dazu eine Allarmeinrichtung von 138 elektrischen Läutwerken besitzen, ganz abgesehen davon, daß jeder Abonnent mittelst Staatstelephon «in bei ihm ausgebrochenes Feuer telephonisch an das Haupt-Feuerhaus melden kann, das erstere erweiterte sich im letzten Betriebsjahre allein um 650 Stationen. Trotzdem wird bei Ausbruch eines Brandes event. noch zu gleicher Zeit, auf jedem Fall aber in einem der 8 Bezirke, u) von 3 Kirchthürmen mit Anschlägen der Kirchenglocken und zugleich Blasen mit Nebelhörnern, d) von weiteren 5 Kirchthürmen nur mit ersterem, o) von den sieben Schulen und ä) noch sieben anderen Gebäuden durch Läuten besonders angebrachter Feuer glocken, gestürmt. Dieser sogen. „ Grobfeuer-Gesammt- allarm" wird aber nicht etwa nur ganz ausnahmsweise, sondern sofort gegeben bei einem Brandausbrüche in der kgl. Residenz, in den 3 größten Theatern, sowie in sonstigen vom Oberkommando bezeichneten Gebäuden und natürlich event. noch von jeder anfänglich kleinsten Brandstelle aus, zu welcher trotzdem anfänglich aber auch schon von je einem Kirchthurm u. s. w. aus der betr. Bezirk allarmirt worden war. — Während der Berufsfeuerwehrmann jederzeit völlig gerüstet zur Hilfe bereit ist, der Pflichtseuerwehrmann wie er geht und steht zu seinem Geräthe oder an den Brandplatz eilen kann, ist der „freiwillige" in der üblen Lage, unter allen Umständen oft erst in seine Wohnung eilen, auf jeden Fall eben seine persönliche Ausrüstung an legen zu müssen, und wenn auch darüber in der Regel oft nur Minuten vergehen, wie lange währen diese dem Hilfe fordernden und deshalb nur allzu ost, wenn auch in der Regel im Gefühl reinster Menschenliebe, doch in solchen Fällen wahrlich ungerecht urtheilenden Publikum. Deshalb ist und bleibt überall eiligster Allarm vor wie nach bei jedem Brande die erste Haupt sache, dessen sofortige gewissenhafte Vermittelung sich jeder erwachsene Mensch zur ersten Pflicht machen sollte. — Daß aber auch ernste Strafe auf frevelhaftem Miß brauch solcher Einrichtungen steht, ist selbstverständlich. — Bei dem herannahenden Jahresschluffe werden erstmalig die zur Einklebung der Beitragsmarken für die Jnvaliditäts- und Altersversicherung dienenden Quittungskarten bei den mit der Einziehung der Ver sicherungsbeiträge beauftragten Stellen (Krankenkaffen und Gemeindebehörden) zum Umtausch gegen neue Karten gelangen, um dann nach 8 107,1 des Jnoalidi- täts- und Altersversicherungsgesetzes der Versicherungs anstalt für das Königreich Sachsen (Dresden) zur Auf bewahrung zurückgesandt zu werden. Der Bezug der neuen Karten ist den obengenannten Stellen'durch eine neuerdings vom kgl. Ministerium des Innern er lassene Verordnung sehr erleichtert worden. Nach der selben erfolgt die Ausgabe der Karten an die erwähn ten Stellen durch Vermittelung ihrer Aufsichtsbehörden, d. h. der vorgesetzten kgl. Amtshauptmannschaft bez. — in Städten mit revidirter Städteordnung — durch den Stadtrath, weich' letzteren die Karten in nächster Zeit von der Versicherungsanstalt zugehen werden. Die Krankenkassen und Gemeindebehörden haben sich hiernach zur Erlangung neuer Karten nicht an die Versicherungsanstalt direkt, sondern an die zuständige kgl. Amtshauptmannschast oder den betr. Stadtrath zu wenden. L Glashütte. Der Militär-Gesang-Verein feierte am 8. November sein 1. Stiftungsfest im Ver einslokal und hatte hierzu die übrigen Kameraden nebst Frauen eingeladen. Die Vorträge wurden ins- gesammt sehr gut vorgetragen und was besonders die Gesänge betrifft, so kann der Verein sich nur freuen, daß in der kurzen Zeit mit ganz ungeübten Kräften so Hübsches geleistet wurde. Nach den Vorträgen fand der übliche Ball statt. — Am Sonntag feierten Herr Uhrmacher Sommer und am 9. Novbr. Herr Schneidermstr. und Schnitt- waarenhändler Fiebig ihr 25jähriges Ehejubiläum. Beide Silberpaare wurden von ihren vielen Freunden und Bekannten recht zahlreich beschenkt, auch brachte der Männer-Gesang-Verein Herrn Sommer, seinem Mitglieds, ein Ständchen. -5 Kreischa. Vor Kurzem wurde in einer im Schumann'schen Gasthofe in Poffendorf tagenden, ziem lich stark besuchten Versammlung die unsere Gegend so lebhaft bewegende Eisenbahnfrage ventilirt. Es wurde dabei von dem auch in diesem Blatte schon er wähnten Projekt Deuben—Poffendors—Kreischa—Lock witz—Niedersedlitz gesprochen, ganz besonders aber war man für die Erlangung der Personen- und Güter beförderung auf der Hänichener Kohlenzweigbahn, die bekanntlich in Potschappel einmündet. Man kam end lich zu dem Beschlüsse, Dienstag, den 17. November d. I., Nachmittags 5 Uhr, auf der „Goldenen Höhe" noch eine Versammlung abhalten zu wollen, die jeden falls sehr zahlreich besucht werden dürfte, und in wel cher eine an den Landtag einzureichende Petition ab gefaßt werden soll, betreffend die obenerwähnte Er langung von Personen- und Güterbeförderung mit letztgenannter Linie. Es liegt nun an den interessiren- den Gemeinden, wie Possendorf, Quohren, Kleincars dorf, Kreischa, Lungkwitz, Lockwitz u. a. m., sich eben falls zu rühren und zu der gedachten Versammlung geeignete Vertreter zu senden, die für das erstgenannte Projekt — Deuben—Poffendorf—Kreischa—Sedlitz — Propaganda machen. — Am Sonntag Abend feierte die hiesige frei willige Feuerwehr ihr 16. Stiftungsfest in ungetrüb tester Laune. Die genannte Korporation versammelte sich in Haag's Restaurant und zog von da mit Musik und Pechsackelbeleuchtung in Blasche's Etablissement, woselbst die Festlichkeit in echt kameradschaftlichster Weise verlief. Dresden. Die Anmeldung und Einweisung der Mitglieder beider Ständekammern zum 24. ordent lichen Landtag des Königreichs Sachsen wird am Mitt woch, den 11. November, Nachmittags 4 Uhr, im Land hause durch die Einweisungskommissionen, welche für jede Kammer aus dem Direktorium derselben vom letzten Landtage bestehen, erfolgen. Die erste der Prä liminarsitzungen, welche dem offiziellen Eröffnungsakt des sächsischen Landtages im kgl. Nestdenzschloffe vor anzugehen pflegen, wird noch an demselben Abende (Mittwoch) um 6 Uhr in der Zweiten Kammer statt finden. Dieser ersten folgen im Laufe des Donners tag die 2. und 3. öffentliche Plenarsitzung der Zweiten Kammer, sowie die nicht öffentlichen Plenarsitzungen der Ersten Kammer. In diesen Sitzungen wird die Wahl der Direktorien, die Verpflichtung der neuein- tretenden Abgeordneten der Zweiten und der neuen Mitglieder der Ersten Kammer, sowie in der Zweiten Kammer die Auslassung der Abgeordneten in die fünf Abtheilungen, die Konstituirung der beiden Kammern und die Wahl der verschiedenen Deputationen derselben vorgenommen werden. Am Freitag, den 13. Novbr., Mittags 12 Uhr, erfolgt dann die feierliche Eröffnung der 24. ordentlichen Ständeversammlung durch den König im Thronsaale des kgl. Schlaffes. Derselben geht Vormittags 9 Uhr in der evangelischen Hofkirche der herkömmliche Eröffnungsgottesdienst voraus. Frei tag Nachmittag 3 Uhr werden die Mitglieder beider Kammern zur königl. Tafel beschieden werden. Die ordentlichen Plenarsitzungen werden wahrscheinlich am Montag, den 16. November, ihren Anfang nehmen. — 1887 stimmten die Stadtverordneten im Prin- zipe der Errichtung eines städtischen Elektrizitäts werkes zu, da Simens L Halske und Schuckert L Co., ebenso Kummer L Co. sich zur Ausstellung von Pro jekten erboten, es wurde ein aus beiden städtischen Kollegien gebildeter Sglievriger Ausschuß ernannt und dieser entschied sich im August 1890 für das Projekt Simens. Bekannt ist die in der Stadtverordneten sitzung vom 16. Oktober 1890 erfolgte Ablehnung der Rathsvorlage. Man beschloß, trotz kräftiger Befür wortung vom Rathstische aus, eine zuwartende Stellung einzunehmen, die E'.ektrizitätsausstellung in Frankfurt a. M. abzuwarten und künftighin eine allgemeine Konkurrenz auszuschreiben; mit großer Majorität wurde dieser Beschluß gefaßt. In der am Freitag abgehal tenen Stadtverordnetensitzung trat man der Errichtung eines städtischen Elektrizitätswerkes wieder näher und bewilligte zu den Vorarbeiten — früher im Juli 1890 waren bereits 4000 M. bewilligt worden — 30,000 Mark Berechnungsgeld, da durch die Frankfurter Aus stellung sich ergeben hat, daß ein nennenswerthes Risiko nicht zu erwarten steht. Es wurde eine Kom mission zu wählen beschlossen, welche sich mit der Ein ladung zur Konkurrenz zu befassen haben wird. Freiberg. Der am 31. Oktober zum Ehrenbürger hiesiger Stadt ernannte Stadtrath, Rechtsanwalt und Notar, Justizrath Blüher, ist am 9. November an den Folgen eines schweren Leberleidens verstorben. Frankenberg. Der hiesige Webwaarensabrikanten- verein beschäftigte sich in seiner Sitzung am 6. Novbr. mit den Frage der Beschickung der Chicagoer Welt ausstellung. Nach eingehender Aussprache kam man überein, daß für die hiesige Mebindustrie die Beschickung der Ausstellung nicht allenthalben räthlich erscheine, da einestheils das amerikanische Absatzgebiet durch dort entstandene Konkurrenz wesentlich geschmälert worden und dadurch das Jnlereffe für Amerika theilweise ge schwunden sei, andererseits aber die für den Export gearbeiteten Musterneuheilen bei dem Saisonwechsel sofort auf die betreffenden Handelskreise einwirken müßten, die Musterwaaren also nicht erst auf Aus stellungen der Konkurrenz preisgegeben werden könnten. Der hiesige Fabrikantenverein wird somit der sächsischen Textilkollektivausstellung in Chicago als geschloffene Gruppe nicht beitreten, er stellt es aber seinen Mit gliedern anheim, sich an dem in Chemnitz geplanten Unternehmen unter eigener Firma zu betheiligen. Mittweida. In unserer Stadt ist man gegen-