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1883. MU Schandau, Sonnabend, den 28. October Des Neformationsfestes wegen erfolgt die Ausgabe des Blattes < »«« IMttwoli Inserate für diese Nummer werde« bis erbeten. ^iol». III^<I,>.„ir. Sächsische Mseitung Amtliblrrtt für du« MiMe ÄuitsgeriHt itiid den Zlndtrnlh sn ZAndan, stwic sür den KMMMderch i» HoVBei». Siebenttnddreißiqster Jahrgang. Dir Oilbrettuna" «scheint Mittwoed und Sonnabend und ist durch di« Expedition diese- Blattes für 1 Mark 28 Vf. v er c j hr I Naum 10 Pf Inserate unter fünf Zeilen w r^ f«r da- Sonuabend.bia.l spätesten- bi- Freitag früh „ Uhr erbeten. - Preis b.° g-Pullene Corp die Annoncen, w mit 00 Pf berechnet, tabellarische oder complicirte nach Ueb°reink..nft.) - Inserate für di- ElbzeiMug nehmen an m Hohnstcin Hcrr V irgermstr. H-ss-, Mlreaus von Laalenstetn L Bögler, Invaltdendank und Rud. Mosse, in Frankfurt a. M. G. L. Daube L Co. Innere Krisen. Die plötzlich anfgetanchlcn Gcrilchle der letzie» Tage, wonach der preußische Ministerpräsident Graf Eulenburg entweder sein EntlassnngSgesnch cingereichl haben oder sich doch wenigstens mit einer derartigen Absicht tragen sollte, sind alsbald von verschiedenen Seilen her als unbegründet bezeichnet worden. Dennoch hallen private Nachrichten an der Ncichshanplstadt mit großer Bestimmtheit daran fest, daß in den dortigen Ncgicrnng-kreiscn schon längere Zeit Reibungen und Differenzen zwischen den maßgebenden Per sönlichkeiten cxislirien, und es wird zugleich augcdenlct, daß es nur dem Eingreifen von allerhöchster Seite zu verdanken sei, wenn die bestehende Spannnng keinen ernstlichen Cha rakter angenommen habe. Für den Ferncrstchcnden läßt sich nun selbstverständlich nicht mit Gewißheit benrtheilcn, was hinter den Berliner Nrgiernngsconlisscn zngehl, aber nach dem allen und oft erprobten Wort, daß da, wo sich Rauch zeige, auch Feuer sei« müsse, dürste cö gerathcu sein, jene Ausstreuungen nicht kurzer Zeit abznwciscu. In der Thal scheint das Berhätlniß zwischen den Spitzen der Reichs« regierung und der preußischen Negierung, zwischen dem Kanzler Grafen Caprivi nnd dem Ministerpräsidenten Gra fen Enlenburg, gegenwärtig nicht ganz ungetrübt zu sein. Es deuten hierauf vcrschiedcilc Vorgänge der jüngsten Zeit hin, namentlich aber bekannte Zwischenfälle bei der gegen wärtigen LandtagSwahlbewcgung In Preußen, bei denen Landräthe nnd andere Berwallungsbeamlc als Vorkämpfer der sich gegen die HandelSvcrtragSpolilik des Grafen Caprivi richtenden Bestrebungen des Bundes der Landwirlhc anf. traten. Die Behauptung, Ministerpräsident Graf Eulen« bürg begünstige in seiner Eigenschaft als Minister des In ner» diese politischen Umtriebe von ihm unterstellter Beam ten insgeheim, mag eine bloße Mnthmaßung sein, aber die Stellungnahme höherer Verwaltungsbcamlen im Ressort des Grasen Enlenbnrg gegen die Handelsverträge, das ureigenste Werk des jetzigen Reichskanzlers, kann doch schwerlich ge leugnet werde», und wenn diese seltsame» Verhältnisse znr Quelle von Mißhelligkeilen zwischen dem obersten Neichö- bcamlcn und dem preußischen CabinctSchef geworden sein sollte», so wäre dies nicht weiter verwunderlich. Ob es nun wirklich zu ernstere» AuSeinandersetzunge» zwischen Caprivi nnd Enlenbnrg aus dem erwähnten An laß gekommen ist, darüber läßt sich eben nicht mit Sicher- hcit ein Urthcil fällen. Sollte dem indessen so gewesen sein, so kann man de» Streit jedenfalls als zunächst wieder bcigelegt betrachten, wenngleich die Vermnthnng, daß dies vielleicht mir unter allerhöchster Vermittelung möglich gewesen ist, wohl nicht ganz imzutrcffeud sein mag. Aber ans dem gc- sammicn Zwischenfalle erhellt doch wieder einmal, wie un haltbar sich die Trennung zwischen dem Reichskanzlcrposten und dem prenßischen Miuisterpräsidinni darstcllt. Schon der unter dem Fürste» Bismarck gemachte verunglückte Ver such, beide Aemtcr völlig unabhängig von einander zu ge- stallen, hat nach einer kurzen Zwischenzeit voll Spannungen, Verdrießlichkeiten nnd Mißverständnisse» ja die Wieder- vereinignng der obersten Beamlenposten des Reichs und Preußens nothwcndig gemacht. Und als dann unter dem „neuen Cours" im März 1892 abermals diese Aemtcr- lreunung einlrat, da erfolgte sie eigentlich mir, um dem Grafen Caprivi das Verbleiben in der Negierung überhaupt zu ermögliche», nachdem er mit seiner Verlheidigmig der preußischen Schnlvorlage so bedenklich fcstgcfahren war. Dieselben Grnndnrsachen jedoch, welche bereits zu dcu Zei ten des ersten Ncichskanzlcrö so entschieden für die bleibende Vereinigung der Posten des leitenden Staatsmannes des Neiches und dcö preußische» Ministerpräsidenten in Einer Hand sprachen, sind anch heute noch gellend, cs ist ein Un ding, wenn die Lcit»ng der Ncichspolitik vollständig gcson« deit von derjenigen der gcsammtcn inneren Politik des füh. renden Bundesstaates erfolgt. Die Einheitlichkeit der ober sten Führnng der politischen Geschäfte in Deutschland muß unter einem solchen Zwiespalt der Verhältnisse nothwcndig leiden, nnd so sehr mau darum auch bemüht ist, an dem jetzigen cigcnlhümlichcn Verhältnisse zwischen dem Reichs kanzler und dem preußischen CabinctSchef hcrnmzuflicken, auf die Dauer wird dasselbe sich doch nicht haltbar gestalten. Schon jetzt muß man sich deshalb darauf gefaßt machen, ui einiger Zeit wieder von einander kreuzenden Strömungen in de» maßgebende» Kreise» des Reichs »»d PrcnßcnS zu Horen, und cö fragt sich, ob nachher nochmals die imicrc Krisis, wie jetzt, durch einen amtlichen Berliner Widerruf wieder verschwindet. Locales und Sächsisches. Schauda u. Auf das am NcformatiouSfcst auf hiesigem Bade stalisindcnde, von unserer Sladtkapcllc veranstaltete Conccrl nmer Mitwirkung des ViolimVinousc» Herrn G. Hering, Sohn des früheren Besitzers der Ostrauer Mühle und Schüler des Köuigl. ConcerlmeisterS Petri, sowie des Pianisten Herrn Th. Werner, machen wir hierdurch noch besonders darauf aufmerksam. Näheres im Inserat der heutige» Nummer. — Am RcformatiouSfest Nachmittag 3 Uhr wird, wie seit eiuigeu Jahre« schon, eine Abcndmahlsfcicr für die eo»- firmirtc Jagend, insbesondere die der letzte» Jahrgänge ge halten. Die jungen Christen solle» ans diese Weise ihre Gemeinschaft untercinattder pflege» und wieder einmal an die heiligen Festtage ihrer ConfirmalionSzeit sich erinnern. Möchte» recht Viele dem a» sie ergehenden Nnfc folgen! — Der evangelische Jünglingsverein hat am Sonntag seine Abende wieder begonnen. De» junge» Le»le» wird stets nur das Beste geboten werden. Die Herren Lehrmeister werde» frcnndlichst Ungeladen, die VercinSabcnde zu be suchen, und mache» wir darauf aufmerksam, daß die jmigcu Leute stet- Punkt 9 Uhr entlassen werden. — Vom 1. Jannar bis mit 2l. Octbr. dieses JahrcS sind insgesammt 8388 beladene Fahrzeuge beim Kgl. Hanpl- zollamtc zur Abfertigung gelangt. — Nächsten Mittwoch, den 1. Novbr. wird seitens des hiesigen königl. Amtsgerichts im Gasthof znr „Sächsischen Schweiz" in Hohnstein Gerichtstag abgchallcn. — Anfang dieser Woche stürzte ein I2jähriger Knabe, namens Trenkmann, ans dem Fenster der Wohnung seiner Eltern in einem Hanse der Scbnitzcrstraßc zwei Stock hoch herunter uns dcu Weg, wobei sich der Unglückliche erheb liche Verletzungen zuzog, wobei der eine Arm gebrochen, der andere zersplittert wurde. Der Knabe halte am Fenster mit einem Drachen gespielt mid sich dabei zu weit auf das am Fenster befindliche Blnmcnbrct heranSgebogeu, so daß dasselbe nachgab und sammt dem Knaben herabstürzte. — Hcrr Fabrikbesitzer Hering zu Königstein spricht heute für das ihm durch die Wählerschaft dcö 4. städtischen Land- tagswahlkrciscö übertragene Mandat öffentlich seine» Dank ans, verbmidc» mit der Versicherung, jederzeit bestrebt sein zu wollen, das i» ihn gesetzte Vertrauen durch gewissenhafte und unparteiische Ausübung deö Mandates zu verdienen. — Die diesjährigen Herbst-Conlrolversammlnngcn, zu welche» sämmtliche Reservisten, Dispositionöurlanbcr nnd znr Disposition der Ersatz-Behörden Entlassene zu erscheinen haben, finde» im Landwehr-Bczirk Pirna in der Zeit vom 6. bis mit l8. November statt imd zwar im Hauptmcldc- amtsbezirk Pirna am 9. November vormiltagö IO Uhr in Schandau, am IO. November vormittags 10 Uhr in König stein nnd am 13. November vormiltagö 9 Uhr und nach mittags 2 Uhr i» Pirna. Die MilitäiPapiere sind mit- zubringcn. Die Mannschaften, welche an den betreffenden Controlversammlnuge» thcilzunchmen haben, werde» a»f die bei de» Stadt- und Ortsbchörde», sowie a» Plätze» im Orte anöhänge»de» öffentlichen Bekanntmachungen, welche Zeit und Ort der Controlversammlungc» enthalten, ganz besonders anfmerksam gemacht. Besondere Fcststcllnngslistcn oder Befehle werden nicht mehr auögcgcbcu. Es liegt daher im Interesse der betheiligte» Mannschaften, sich von vor erwähnten Bekanntmachungen Kcnntniß zu verschaffen und pünktlich auf den Coutrolplätzen eiuzufiiideu, da das Nicht erscheinen zur Controlvcrsammlnng ebenso streng bestraft wird, als die Nichtbcfolgung eines Embernfnngöbcfchleö zur Uebung. Außerdem wird noch ganz besonders darauf anfmerksam ge macht, daß die an der Conlrolversammlung theilnchmcndcu Mannschaften, während der ganzen Daner des Tages, au welchem dieselbe slallfindct, zum active» Heere gehören nnd somit anch hinsichtlich der Vergehen gegen Civilpersonc», dcr Mililärgerichtöbarkcit unterstehen. — Die Auffindung der im Uttcwaldcr Grunde abge- stürztcn Fra», wie in vor. Nr. d. Bl. berichtet wurde, ist nicht dem Belle» eines Hnndcö z,i danken, die Verunglückte wnrdc vielmehr von Herrn Lehrer Mürbe anö Dresden entdeckt. Der betreffende Hcrr schreibt darüber dem „Dr. Anz.": „Am Donnerstag, den 19. d. nnlernahm ich mit der ersten Knabcnklassc der 15. Bezirköschnlc einen Anöflug »ach der sächsische» Schweiz. Unser erstes Ziel war die Bastei. Es wird de» Besuchern derselben bekannt sein, daß sich im Uttcwaldcr Grunde links ein Weg abzweigt, der nach dem sogenannten Felsenthore führt. Daö dort befindliche Restaurant war geschlossen. Wir wanderten nach dem Fcl- senthore, kehrten aber nicht nm, sondern drangen gleich weiter in das Helsenlabyrinth ein. Wir hörten ans diesem Wege zwar einen Hund bellen, dieser befand sich aber, nn- seren Blicken unerreichbar, oben auf Uttcmaldcr Dorfflur. Am Ende des Uttcwaldcr Grundes zweigten wir rechts in eine Schlucht ab, kehrte« daun wicdir nm und eilten im Lanfschriit unter Gesang zurück nach der Hanptsiraße. Da erschollen plötzlich während unseres Rückmarsches heisere Hilferufe. Bei näherer Untersuchung des FelSgcbicteS ent deckte ich ei» abgeslürztcS Weib in einem entsetzlichen Zu stande. Als ich die Knabcn auf dem Wege gesammelt und einen guten Läufer nach einer Trage gesandt hatte, kehrte ich zu der Unglücklichen zurück. „Wasser! Wasser!" waren ihre ersten Worte. Zwischen Steinen fand ich angesammclleS Ncgemvasscr, daö ich in Ermangclnug eines Bechers mit meinem Hute schöpfte und der Verunglückten brachte. Die dargcbotcnc Speise lehnte sic jedoch ab nnd hielt mich fortan krampfhaft fest, nm mir anf alle Fragen, so gut es ihre Erschöpfung zuließ, Antwort zu gebeir. So erfuhr ich Heimath und Namen der Armen und daß sie bei ihrem Sohne in Lohmen gewesen war, um denselben zu der bevorstehenden Confirmation auszurüstcu. Sonntag 5 Uhr halte sie den Hcimwcg angetretcn und sich von dem sie begleitenden Knabcn getrennt, da sie nun den Weg allein zu finden glaubte. Hcreinbrechcndc Regengüsse und Finslerniß verwirrten ihre Sinne und gaben den Grund zum Absturz. Die Frau war iu drei Absätzen zwei Stockwerke hoch gefallen. Inzwischen kam man mit Leiter, Seilen nnd Trage. Es erfolgte die Ucbcrsühnmg nach Naundorf. Das Lärmen der Knaben nnd der Gesang hatten die Fran bewogen, »ach Hilfe zu rufen." — Der Verkehr auf der Elbe ist infolge dcö anhaltenden Wasscrwnchseö ein äußerst lebhafter, wie er nur im Früh jahr derartig zu verzeichnen ist. Sowohl thal- wie berg wärts herrscht rcgcr Verkehr und was für die Schifffahrt«- kreisc von großer Wichtigkeit ist, eö kann volle Ladung ein« gcnommcn werden. Die Frachten sind jedoch anhaltend fest nnd Aussicht auf billigere Kohlen schwerlich zu erwarten. — Am Mittwoch passirle der größte Deckkahn, wel cher bis jetzt das obere Elbgcbict befahren, nnsere Strom- flächc. Dieses Schiff trägt 18000 Ccntncr und gehört Herrn Schiffseigner Wienecke in Tangermünde; eö besitzt eine Schraube, welche durch einen Pclrolcummolor von 18 Pfeidckräftcn in Bewegung gesetzt wird und bei Thal- fahrtcn Anwendung findet. — Am Donnerstag Mittag fahren nahe der König steiner Fähre drei Ihalwärlöfahrcndc Elbfahrzenge sich der artig fest, daß der gesammte Schifffahrtöverkchr einstweilen gesperrt war nnd das eine Schiff mittelst Dampfer flott gemacht werden mußte. Die drei Kähne gehörten je einer dcr Gesellschaft „Kette" nnd de» Schiffseigner» Iädicke und Seedorf. Am vergangenen Sonntag früh richteten vom Stamm tisch dcr Restauration dcö Herrn Karl Richler aus Krippen alte Soldaten ein Glückwunschtelegramm an Se. Majestät den König Albert, worauf Se. Majestät alsbald seine Freude uud Dank telegraphisch aussprach. — Am Montag Nach mittag starb dcr älteste Einwohner von Krippen, dcr 86jähr. Hansauszüglcr Ehregott Mutzc. — Der in Magdeburg an der Cholera verstorbene Schiffseigner aus Meißen heißt nicht „Rüdiger" sondern „Rüdcrich"; cö ist derselbe, welcher dieses Frühjahr totale Havarie am hiesigen ZollrcvisionS- platzc hatte. 1'. Schmilka. Erst seit Anfang dieses Monates sind die letzten diesjährigen Sommcrgüste, die hier Aufenhalt gc- nommeu haben, in die Heimath zurückgekehrt. Der Sonimer- frischlcrbcsuch 1893 war ein ganz zufriedenstellender. Besondere Nachfrage herrschte in dc» Monaten Jnli nnd Angust. In einem unsrer Elbgärtc» gehen zwei sehr ge fällige Ncnbautcn (Villen) in nächsten Wochen ihrer Voll« cndnng entgegen. Seit zehn Jahren wurde hicrselbst kein Wohnhaus gebaut. Znr besonderen Gcungthuung fast stimmt- licher Bewohner hat die Gemeindevertretung der Königlichen Ncgicrungöbchördc eine Petition um Errichtung einer Ver- bittdttngöstrnße nach Schandan nntcrbreitet. -j- Im Jnli d. I. feierte 5Mr Oberlehrer Frühauf in Pirna sein goldenes Lchrer-Jnbilänm. In Anerkennung seiner langen treuen Wirksamkeit In dem schwierige» Berufe crhlelt er jetzt vou Sr. Majestät dem König daö Berdicnst- krcuz, welches ihm durch Herrn Bezirksschnl-Juspector Schul- rath Lehmann nnd Herrn Bürgermeister Schneider feicrlichst überreicht wurde. I» der Vereiusbauk zu Pirna hat man zwei junge rentc angchalten, die auf Grund von Bettelbriefen nnd ge fälschten Empfehlungen Geldbeträge zu erbetteln versuchten. Die beiden Burschen sollen anch bereits iu Schandau und