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«r. VS W-ilicritz-M Redqction, Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Theil Schlesiens, die Rheinprovinz, West« phalen und Posen sind schwerlich durch reinen Zufall der Boden sehr verschiedener, aber doch nach gleichem Ziele strebenver Agitationen geworden, hinter denen sich ein eigentlicher Angrifföplan nicht ver- -i- -r- Dienstag Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch allePostanstal- ten. Preis pro Quart.lONgr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Die Thätigkeit -er Ultramontanen. Eine der greifbarsten Erscheinungen der neuesten Zeit ist die Machtvermehrung der katholischen Kirche, und die ungeheure Thätigkeit der filtramontanen, nicht nur, das alte aufgegebene Gebiet wieder zu gewinnen, sondern vor allem neue Eroberungen zu machen. Sy. ist gegenwärtig wieder ein Streit in Posen zwischen der königl. Regierung und dem dasigen Erz bischof ausgebrochen. Der Kernpunkt des Zwistes ist die vom Bischof beanspruchte Ernennung der Geist lichen in solchen Kirchen, die ehedem zu Klöstern und Stiftern gehört haben. Nachdem der Staat diese Klöster und Stifter aufgehoben und die Verpflichtung zur Erhaltung der Kirchen übernommen hat, hat er auch das Recht beansprucht, diese geistlichen Stellen zu besetzen. Dieses letzte Recht ist dem Staat mehr fach von den katholischen Kirchenbehörden streitig ge macht worden und führte zu gerichtlichen Prozessen über das Paironatrecht, welches jedoch stets zu Gun sten des Staates entschieden worden ist. Gegenwärtig erhebt nun der Posener Erzbischof diesen Streit von Neuem und behauptet, bei den Aussprüchen weltlicher Gerichtshöfe in Sachen der katholischen Kirchen sich nicht'beruhigen zu können. Dieser Streit ist jetzt zum offnen Äuöbruch gekommen, nachdem der Erzbischof die Gelegenheit gefunden hat, seinen Zwiespalt mit dem Oberpräsidenten zum Gegenstände einer öffent lichen Demonstration zu machen. ES ist nicht Zufall, sondern ein wohlberechneter Plan, daß die ulträmontane Partei in ganz Europa eine ungemein rührige Thätigkeit entwickelt, und na mentlich ist es Deutschland, welches von mehreren Seiten durch Missionen angegriffen wird. In Frankreich ist jene Partei durch Ludwig Napoleon, der durch die katholische Geistlichkeit, wie früher seine Präsidentenplane, so jetzt seine imperia listischen Bestrebungen zu erreichen sucht, zum völligen Siege gelangt, und der Kaiser in Hoffnung gewährt der katholischen Geistlichkeit mehr, als sie nur wün schen mag; und „die Kirche" sucht sich ihrerseits für solche Wohlthaten wieder dankbar zu beweisen und bearbeitet das Volk auf der Kanzel und im Beicht stuhl für die kundgegebenen Zwecke der Regierung. Kaum war der Streich vom 2. Dec. in Frankreich vollbracht, als in Belgien die Agitation der katho lischen Geistlichkeit begann, welche dieselben, Vortheile . wie in Frankreich erschleichen wollten. Die katholische Geistlichkeit suchte durch Waylumtriebe das Ueber- gewicht in den Kammern zu gewinnen und ruht, nicht früher, als bis Belgien an den Abgrund ge- 23 Novör. 1852 Inserat« werden mit - und tn allen Expeditionen angenommen. bracht war, an dem es sich gegenwärtig befindet- So ist selbst Belgien, ein Land, das in musterhafter Ruhe verblieb, als 1848 eine tiefe Erschütterung durch ganz Europa zog, ein Land, wo der treffliche König ächt constitutionell regierte,! durch die ultramontane.. Partei, die mit Frankreichs.^-inniger Verbindung steht, erschüttert und dem Einflüsse der Ultramontanen zum Opfer gefallen. -» Ein nicht minder harter Kampf ist seither in Sardinen geführt worden. ' Seit einem Jahre handelt es sich dort einzig und allein'um die Frage, ob es den Ultramontanen gelingen wird, diesen wahr haft konstitutionellen Staat der Reaction und den französischen Interessen zum Wube zu bringen. Der Kampf wurde hartnäckig geführt.' DrpjM König ist offenbar der freisinniges Richtlmg zugethan und hat sich mit Festigkeit und Consequenz gewehrt gegen das Ansinnen Roms und das diplomatische Drängen Frankreichs. Allein auch von dorther gelangt gleich zeitig mit der Nachricht aus Belgien die Kunde her, daß das liberale Ministerium gestüxzt ist, und baß ein reactionär-ultramontanes fortan die Zügel der Negierung führen wird. In Irland ist die katholische Bewegung der- malen in vollstem Gange, und der Zusammenhäng dieser Bestrebungen mit der Thätigkeit der Ultramon tanen Frankreichs läßt sich nicht verkennen. Wer möchte'nun glauben, daß dies alles zufäl lige Erscheinungen sind! Liegt aber ein wohlberechneter Plan in der Agi tation der katholischen Partei, auf welche Ludwig Napoleon sich stützt, herrscht in Rom jenes Bünbniß zwischen dem Retter Roms und dem geretteten hei ligen Stuhle, nach welchem der neugesalbte Kaiser eben so freudig die Hilfstruppen Roms in aller Welt für sich in Anspruch nimmt, wie er seine französischen Regimenter dem heiligen Vater zum Schutze anbietet, so hat das durch Jesuiten bearbeitete Deutschland Ursache, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, was im Hintergründe der Erscheinungen verdeckt liegt. Die katholischen Provinzen Preußens,^ ein phalen und Posen sind schwerlich durch reinen gleichem Ziele strebenver Agitationen geworden, hinter kennen läßt.