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WHmtz -ZkitW Pf«. Einzelne Nummern 10 Pfg. — All« Postan stalten, Postboten, sowie di« Aacnten nehmen Be stellungen an. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde Pik Ws°fche-Kk»klm in Neßemich. Fast ein Jahr ist nun vergangen, daß Kronprinz Rudolph von Oesterreich unter so tragischen Umstän den aus dem Leben schied, ohne daß doch die für Oesterreich - Ungarn so wichtige Frage, wer in Er mangelung sernerer direkter männlicher Leibeserben des Kaisers Franz Josef dessen dereinstiger Nachfolger auf dem Throne werden solle, in der Zwischenzeit end gültig entschieden worden wäre. Diese Verzögerung hängt indessen keineswegs mit hochpolitischen Er wägungen und Rücksichten zusammen, sondern erklärt sich einfach daraus, daß nach dem Ableben des Kron prinzen Rudolf die gesetzliche Frist abgewartet werden mußte, ob nicht bei der Kronprinzessin-Wittwe Stefanie ein Ereigniß eintreten würde, welches für die Thron folge entscheidend gewesen wäre. Das ist nun nicht geschehen und es kost daher jetzt die Angelegenheit der Thronfolge zum definitiven Abschluß gebracht werden, wie private Meldungen aus Wien versichern. Es ver lautet mit Bestimmtheit, daß der Bruder des Kaisers Franz Josef, Erzherzog Karl Ludwig, auf das Recht der Thronfolge zu Gunsten seines ältesten Sohnes, des Erz herzogs Franz Ferdinand von Oesterreich-Ute, verzichten werde, und soll diese Berzichtleistung, sowie die feierliche Vroklamirung des Erzherzog Franz Ferdinand zum öster reichischen Lud ungarischen Thronfolger, demnächst in aller Form erfolgen. Eine derartige Regelung der Frage würde nichts UeberraschendeS an sich tragen, sondern lediglich die formelle Bestätigung eines that- sächlich schon bestehenden Verhältnisses bedeuten. Denn der Erzherzog Franz Ferdinand galt schon immer als der muthmaßliche Thronerbe, zumal Kaiser Franz Josef selbst nur wenige Tage nach dem Tode des Kron prinzen Rudolf erklärte, er betrachte Franz Ferdinand als seinen Nachfolger, und die besondere Auszeichnung, mit welcher der jugendliche Erzherzog seitdem am Wiener Hofe behandelt wurde, rechtfertigte vollauf jene Annahme. Dieselbe findet also jetzt ihre Bestätigung und so wird man denn in Bälde der offiziellen Ver kündigung der kaiserlichen Akte entgegensehen dürfen, durch welche die Stellung des Kronprinzen Rudolf am österreichischen Kaiser- und ungarischen Königsthrone in der Person des Erzherzogs Franz Ferdinand wieder ausgefüllt werden wird. Letzterer ist bekanntlich am 10. Dezember 1863 in Graz als ältester Sohn des Erzherzogs Karl Ludwig und dessen zweiter Gemahlin, Prinzessin Maria Annunciata von Neapel und Sicilien (gestorben 4. Mai 1871), geboren, steht also zur Zeit im 27. Lebensjahre. Er wurde von dem am 20. No vember 1875 verstorbenen Herzog Franz von Modena zum Erbe des nach vielen Millionen zählenden Ver mögens des Herzogs eingesetzt und nahm mit Be willigung des Kaisers Franz Josef den Titel eines Erzherzogs von Oesterreich-Este an; dem alten Fürsten geschlechte der Este sind die Herzöge von Modena ent sproßen. Der künftige österreichische Thronerbe ist auch in Deutschland kein Fremder mehr, da er bereits zu verschiedenen Malen als Gast am Berliner Hofe weilte, und erst in den letzten Tagen war dies wieder der Fall, da der jugendliche Erzherzog die österreichische Kaisersamilie beim Leichenbegängnisse der Kaiserin Augusta zu vertreten hatte. Selbstverständlich gedenkt aber Kaiser Franz Josef, unbeschadet der bevorstehen den definitiven Lösung der Thronfolger-Frage, nach wie vor seinen Herrscherberuf zu erfüllen, so lange er es vermag. Die Gerüchte, welche wißen wollten, der Herrscher Oesterreich-UngarnS trage sich mit Abdankungs plänen, sind denn auch sehr rasch von zuverlässiger Seite entschieden dementirt worden, und die den er lauchten Monarchen auSzeichnende Pflichttreue, welche sich schon wiederholt in kritischen Lagen unerschütter lich bewährte, berechtigt zu der Erwartung, daß Kaiser Franz Josef, so lange es ihm von der Vorsehung be- schieden sein wird, auch fernerhin noch daS Szepter der habsburgischen Monarchie mit festen Händen führen wird. LoLaks und Sächsisches. Dippoldi-walde.hH-Nächsten Sonntag, den 19. Januar, Nachmittags 2'Uhr, hält der Feuerwehr-Be zirksverband der AmtShauptmannschast Dippoldiswalde im hiesigen Bahnhofs-Restaurant eine Ausschuß-Sitzung und Kommandanten-Versammlung ab, bei der, nach Erledigung innerer Vereinsangelegenheiten, eine Be sprechung über die beabsichtigte Reorganisation des Lan desausschusses sächsischer Feuerwehren stattfinden soll. — Wir haben am Jahresschlüsse leider übersehen, von dem Ertrage der Rüdiger-Stiftung und dessen Vertheilung auf das verflossene Jahr zu berichten, weß- halb wir jetzt das Wissenswertheste nachholen. Be kanntlich hat die unsers Wissens im Jahre 1873 ver storbene hiesige Bäckerswittwe Rüdiger über die Zinsen ihres in Feldgrundstücken bestehenden Vermögens die testamentarische Bestimmung getroffen, daß dieselben jedesmal zu Weihnachten an bedürftige BürgerSwi'twen in Raten von je 30 M. zur Vertheilung kommen sollen. Durch diese menschenfreundliche Stiftung ist schon manche unverhoffte Weihnachtsfreude bereitet, manche Thräne getrocknet und der Name der edlen Erblasserin mit Empfindungen aufrichtiger Dankbar keit genannt worden. Leider sind die Erträgnisse in den letzten drei Jahren gegen früher nicht unbedeutend zmückgmangen, sodaß 1887 nur 25, 1888 nur 27 und 1889 nur 25 Wittwen mit der vollen Rate be dacht werden konnten, während früher mehrfach über 40 an der Weihnachtsspende theilnahmen. Seit Be stehen der Stiftung sind nahe an 20,000 Mark aus gezahlt worden. — Gestern (Donnerstag) fehlten in der Schule 86, heute 83 Kinder. / — Nach Festsetzung des Termins für die nächsten Reichstagswahlen ist nunmehr auf Grund des ß 8 des Wahlgesetzes das Auslegen der Wählerlisten für den 23. Januar angeordnet, damit die Wähler Gelegenheit haben, während des achttägigen Ausliegens der Listen Einsicht in dieselben zu nehmen und sich zu überzeugen, ob ihre Namen nicht fehlen. Bekannt lich sind diejenigen Wähler, welche infolge irgend eines Versehens nicht in die amtlichen Listen eingetragen sind, von der Stimmenabgabe ausgeschlossen. Möge daher kein Parteigenosse es unterlassen, sich gegen diese Möglichkeit zu sichern. Von dem sozialdemo kratischen Central-Wahlkomitee wird in Bezug auf die Wählerlisten ein Ausruf erlassen, welcher die Organi- strung der Massendurchsicht derselben als die nächste und dringendste Frage der „Genossen" bezeichnet und empfiehlt, daß diese Organisation in der Art vor genommen wird, „daß in jeder Werkstatt, in jeder Fabrik je nach Bedarf Vertrauensmänner ernannt werden, welche alphabetisch geordnete Verzeichnisse der Wähler anfertigen und an der Hand dieser Verzeich nisse die offiziellen Wahllisten durchsehen." Man sieht auch aus dieser neuesten Kundgebung wieder, wie eifrig unsere, Gegner an der Arbeit sind. / — Auch im vergangenen Monat sind innerhalb der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde ansteckende Thierkrankheiten wiederum aufgetreten, und nament lich war es die Maul- und Klauenseuche, deren Aus bruch an mehreren neuen Orten zu konstatiren war. Der Milzbrand trat in je einem Gehöfte von Groß- ölsa und Obercunnersdorf auf, in ersterem Gehöfte waren 1, in letzterem 25 Rinder gefährdet, in beiden Orten erkrankte ein Stück und verendeten dieselben. An der Maul- und Klauenseuche war in 10 Gehöften in 8 Orten ein Thierbestand von 189 Rindern ge fährdet. Sodann trat auch noch in einem Gehöfte von Naundorf bei dem einen gefährdeten Rinde der Bläschenausschlag des Rindes auf. Von den 120 Ausbrüchen der Maul- und Klauenseuche im Monat Dezember innerhalb des Königreichs sind veranlaßt worden 64 durch Ankauf von Rindern und zwar 15 von inländischen Händlern, 49 von ausländischen Händlern (Bezugsquellen waren Wittichenau 7, Ruh land 4, Senftenberg 2, Schlesien 5, Preußen 2, Bayern 4, die Märkte in Kamenz 19, in Radeburg 6 Mal); 1 durch Ankauf von Echlachtrindern aus Cöthen; 13 durch Treiberschweine (davon 2 aus Rummelsburg); 5 durch Ankauf von Schlachtschweinen (3 aus Görlitz). 20 Seuchenoerschleppungen erfolgten durch Personen- und Viehverkehr. In den übrigen Fällen blieb die Art der Einschleppung unermittelt. Am Schluffe des Monats blieben verseucht: 15 Amtshauptmannschaften, 42 Orte, 61 Gehöfte. — Wegen zahlreicher Erkrankungen an Influenza ist in Cunnersdorf bei Glashütte die Schule ge schloffen worden. Elend. Am 31. Dezember hatte sich ein Zeit raum von 25 Jahren erfüllt, daß Herr Semeindevor- stand Enderlein hier dem hiesigen Gemeinwesen als Vorstand angehörte. Am vergangenen Dienstag er schien Herr Amtshauptmann von Keßinger in Be gleitung der Gemeinderathsmitglieder in der Wohnung des Jubilars und übergab unter herzlicher Ansprache ein Anerkennungsdiplom der vorgesetzten Verwal tungsbehörde, worauf Herr Vorwerksbesitzer Zimmer im Namen der Gemeinderathsmitglieder unter eben falls herzlichen Worten auch ein Ehrendiplom über gab. Tiefgerührt dankte der Gefeierte und versprach ebenso treu und gewissenhaft wie bisher muh in Zu kunft seines Amtes walten zu wollen. Stiferslwrf. Im hiesigen Gasthof wird nächsten Sonntag von den Zöglingen der 2. und 3. Klaffe der Schule „Das Wethnachtsfest" von Julius Otto aufgeführt werben. Da sich dasselbe bei allen Auf führungen, die in letzter Zeit in verschiedenen Orten stattfanden, eines regen Besuchs und lauten Beifalls erfreute, so dürfte auch diese Darstellung sehr zahlreich besucht werden. Altenberg. Die hiesige Zwitterstocks-Gewerkschaft hat sämmtlichen Grubenarbeitern in Berücksichtigung der gestiegenen Lebensmittelpreise vom neuen Jahr ab eine 5 prozentige Lohnerhöhung bewilligt, trotzdem daß die Gewerkschaft selbst die Folgen des vorjährigen Brandes noch schwer empfindet. S Glashütte. Der Postverkehr beim hiesigen Postamt« III gestaltete sich im Jahre 1889 wie folgt: Eingegangene Briessendungen: 88,140 Stück und zwar 43,420 Briefe, 23,452 Postkarten, 20,540 Drucksachen, 728 Waarenproben. Aufgegebene Briefsendungen: 77,974 Stück und zwar 44,460 Briefe, 30,134 Post karten, 2,782 Drucksachen, 598 Waarenproben. Ein gegangene Packele ohne Werth: 8,821 Stück. Auf gegebene Packete ohne Werth: 5,009 Stück. Unge gangene Briefe mit Werthan gäbe 966 Stück im Werthe von 611,478 Mark. Ausgegebene Briefe mit Werth angabe 727 Stück mit 349,230 Mark Werth. Ein gegangene Packete mit Werthangabe 2,139 Stück, Werth 827,793 Mark. Aufgegebene Packete mit Werth angabe 2,409 Stück mit 1,047,915 Mark Werth. Nachnahmesendungen: eingegangen 1,632 Stück mit 13,365 Mark. Nachnahme, aufgegeben 1,222 Stück mit 13,104 Mark. Postaufträge: eingegangen 882 Stück mit 65,010 Mark, ausgegeben 415 Stück. Post anweisungen: eingezahlt 7,690 Stück mit 357,572 Mark, ausgezahlt 4,883 Stück mit 340,875 Mark. Zeitungen wurden abgesetzt 428 Exemplare mit 78,351 Nummern. Die Zahl der aus dem Orte abgereisten Personen betrug 1,941, an Personengeld wurden ver einnahmt 2,079 Mark. Eingegangene Telegramme 802 Stück, aufgegeben 750, für welche 645 Mark bezahlt wurden. Die Gesammteinnahme betrug 375,353 Mark, die GesammtauSgabe 356,332 Mark. Die etats mäßige Einnahme belief sich auf 16,411 Mark. Di« Gesammtzahl der eingegangenen Postsendungen betrug mithin 107,463 Stück mit einem angegebenen Werthe von 1,858,521 Mark, während sich die Gesammtzahl der aufgrgebenen Postsendungen auf 95,446 Stück mit Amtsblatt siir di, Königliche AmtShauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte «nd t« Stadträthe I«I««te, «chlche l bedeutend« »ist« Blatter ein, sehr sam« Verbreitung »erden mtt Ist P Spaltenzeile ob« Raum berechnet. - bell-risch« und cmnpkicirt» Inserat« mit entsprechen dem «ufschl«a. —«G» sandt, im redaktionell« »heil«, di, Spaltenzeile 20 Pf«. „WekserK-Seitun," erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag «nd Sonnabend. — PwiS vierteljLhrlich 1«.