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Weitzeritz-Jeidmg Tageszeitung unö Anzeiger sür Dippoi-isuml-e, Schmie-eberg ».N Vierteljährlich '^)Mk.obneZu- tragen. — Einzelne Nummer« " Pf. — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 8. Drmeindeverbands-Glrokonlo Nr. 3. — Postscheck« Konto: Dresden 12548. Netteste Zettuug -e»Lszrrk» Gieses Dla» enthält -ie amtlichen DekannlmachimA«, -er Amlshauptmannfchafl, -es Amtsgerichts und -es Sta-trats zu Dippoldiswalde DemmtwoElbet MedMem: Vaul gebne, — Druck und Verlag Larl gehn« in Divvol-lswal-e. Nr. 189 Dienstag den 15 August 1922 88. Jahrgang Was wird ans dem Volksbegehrens Der Landtag wird am 23. d. Mts. zu einer Zwischenkagung Msammentreten, um das von den Deukschnationalen und der Volksparkei beantragte und von den anderen bürgerlichen Par teien mit unterstützte und mit einem starken Erfolg durchgeführte Volksbegehren auf Auflösung des Landtages zu beschließen haben. Die beiden sozialistischen Parteien des Landtages gaben sich noch nicht klar geäußert, wie sie sich zu dem Volksbegehren stellen werden. Die Bürgerlichen, die als Antragsteller natürlich sämt lich für die im Volksbegehren geforderte Landtagsauflösung ein treten werden, haben allein nicht die Mehrheit, die zum Auf lösungsbeschluß notwendig ist. Infolgedessen ist bis zur Stunde noch unklar, ob es zur Landtagsauflösung durch den Landtag selbst kommen oder ob noch der Volksentscheid notwendig sein Scheinbar klarer wird die Situation durch die neuerliche Stellungnahme der Kommunisten, die in einem anscheinend partei offiziösen Artikel im «Volksblatt', dem kommunistischen Organ für Ostsachsen, unter stark polemischen Ausfällen gegen die beiden sozialistischen Parteien mit folgenden Ausführungen für die Auf lösung des Landtages Stellung nehmen: .Die gegebene Lösung aus der durch die Schuld der SPD. und ÜSP. verfahrenen Schuld ist, daß am 23. August die Arbeiter parteien gemeinsam von sich aus den Landtag auflösen und die Massen mobilisieren zur Verteidigung ihrer Rechte gegen poli tische und wirtschaftliche Reaktion. Sollten SPD. und USP. sich weigern, die Einheitsfront mit den Kommunisten herzustellen, getreu ihrem Grundsatz: Keine Gemeinschaft mit den Kommu nisten, lieber mit der Bourgeoisie als mit den kommunistischen Klassengenossen — dann werden wir an die Arbeiterschaft appellieren, dann werden die Kommunisten die Entscheidung er zwingen müssen, vor der sich SPD. und USP. so sehr fürchten.' Die sächsischen Kommunisten haben sich in unserem Landtage im entscheidenden Moment bisher das Menschenmöglichste ge leistet. Nach der obigen Feststellung aber könnte man wohl kaum noch etwas anderes annehmen, als daß die Kommunisten am 23. August mit den Bürgerlichen sür die Landtagsauflösung stimmen, wenn es sich eben nicht um die sächsischen Kommu nisten handelte. So aber kann man jedenfalls vor der ent scheidenden Abstimmung am 23. August noch immer gar nichts jagen, ob der Volksentscheid sich erübrigen wird oder nicht. Dippoldiswalde. Der Militärverein Dippoldis walde hielt am Sonnabend einen Wanderabend nach dem Steinbruch ab, dem sich eine kurze Monaksversammlung dort anschloh. Hatte es auch am Vormittag wie mit Kannen gegossen und berechtigte Zweifel am Zustandekommen der Wanderung aufkommen lassen, am Abend war der Himmel klar und bei der angenehmen Kühle lieh sichs herrlich mar schieren. 3m Steinbruch angekommen, wurde erst das Ge schäftliche erledigt. Man nahm Kenntnis von einem Dank schreiben, von einer Anmeldung, davon, daß eine Sendung von Kriegsgedenkmünzen nach Rechenberg abhanden ge kommen sei und daß das Sommerfest in der geplanten Meise am 27. August in der Reichskrone stattfinden wird. Dann widmete man sich ganz dem gemütlichen Teile, der durch Klaviervorträge und Vorträge des Milikärvereins- Sängerchors noch ganz besonders verschönt wurde. WK— Bei den gestern Sonntag anläßlich des Turnfestes in Bärenstein ausgewogenen Wettkämpfen errangen sich vom Turnverein Dippoldiswalde (D.T.) unter stärkster Konkurrenz aus Dresden nsw. im Dreikampf (Mitgliederklasse) Horst Müller den I. Preis mit 7l Punkten, Johs. Voigt den 8. mit 51 P. und Hellmut Eidner den 10. mit 49 P., in den zwei Jugend klassen Weidemann den 3. Preis mit 67 Punkten, Gründlich mit 46 P. den 21. und Handle mit 44 P. den 4. Preis. Im Geräteturnen siegte als 5. mit 47 Punkten der 2. Turnwart des Vereins Curt Börner. Der Verein kann auf diese hervor ragenden Erfolge stolz sein. — I m den Ellern einen Einblick in das Helfersystem beim Kindcrgottesdienste zu ermöglichen, war dieser am Sonn loge vrn 11 Uhr, wo die Müller sich nur schwer von Küche und Haus trennen können, auf 2 Uhr verlegt worden. Nach den üblichen Eingangsgesängen erösfnete Superintendent Michael die Besprechung mit den Kindern und zwar diesmal über die Geschichte von der Steinigung des Stephanus. Darauf fühlten die Helferinnen in ungefähr 6 Einzelgruppen die Unterredung fort, und mit zunehmender Freude konnten die anwesenden Eltern wahrnehmen, daß die Helferinnen vielfach mit angeborenem pädagogischen Geschick die Geschichte und ihre religiös sittliche Bedeutung in munterem Frage- und Antwortspicl an die Kinder heranznbringen wußten. Am Schlüsse faßte der Geistliche die Ergebnisse der Besprechungen zusammen Nicht nur dem religiösen Bedürfnisse der verschiedenen Altersklassen der Kinder wird durch dieses Helfcrsystem gedient, sondern das Interesse an biblischen Stossen wird durch die Helferinnen, die in Konferenzen vorbereitet werden, auch in die Familien getragen und dadurch das kirchliche Leben im allgemeinen gefördert. An Stelle eines längeren Ausfluges, der bei der gegenwärtigen feuchten Witterung unterbleiben mußte, zogen die Helferinnen mit der Kinderschar nach dem Schützenhause, wo diese mit Kaffee gelabt wurde. Für die Aermsten zahlten opferwillige Erwachsene. Einige Stunden lang tummelten sich dann die Kinder auf den Rasenplätzen in fröhlichen Spielen, bis sie einsetzender Regen zur Heim kehr zwang. — Nonnengefahr. In den Kreisen, welche an der Garten- und Obstbaumpflege interessiert sind, ist vielfach die irrige Meinung verbreitet, daß von der Nonne ausschließlich die Nadelbäume befallen werden. Demgegenüber wird her vorgehoben, daß auf Grund der gemachten Erfahrungen auch die Obstbäume von der Nonne stark heimgesucht werden. So ist z. B. in der Gegend von Zittau in einigen Fällen die Obsternte infolge der überaus zahlreichen Verbreitung des Nonnenfalters arg in Mitleidenschaft gezogen worden, zum großen Teil sind die Früchte wenigstens nicht mehr zum menschlichen Genuß zu verwerten. Es erscheint daher an gebracht, allen Besitzern von Obstbäumen eindringlichst'ans Herz zu legen, dem Auftreten des Nonnenfalters ihre be sondere Aufmerksamkeit zu schenken. Um die Bekämpfung des gefährlichen Insekts mit dem nötigen Erfolg durchzu führen, ist ein Absuchen der Bäume nach Nonneneiern im Frühjahr — Mitte April und Mal — die erste Aufgabe. In diesem Jahre nun handelt es sich vor allem, um eine Weiterverbreitung zu verhüten, darum, mit allen Mitteln die Nonnenfalter in geeigneter Meise einzufangen und zu vernichten. — HundeimWalde. Es leuchtet vielen nicht recht ein, weshalb sie bei Spaziergängen im Walde ihrem Hunde nicht auch das Vergnügen des Umherschweifens gewähren dürfen, sondern ihn «eigentlich' immer an der Leine führen müssen. Hasen, Rehe usw. bekommt man kaum oder nur aus großer Entfernung zu sehen, und man sagt sich, daß so ein Schoß- oder Haushund dem Wilde doch keinen Schaden zufügen kann. Allein, die Sache liegt doch etwas anders. Das freie Umherlaufen von Hunden im Walde kann selt samerweise gleich nach vier verschiedenen Gesehen bestraft werden, und zwar 1. nach dem Polizeistrafgeseh, wenn es bei Nacht geschieht, 2. nach dem Reichsstrafgesetz, wenn die, Absicht eines Jagdfrevels vorliegk, 3. sogar nach dem Vogel- schuhgeseh, wenn der Hund während der Brütezeit und der Zeit des Flüggeseins der jungen Vögel, vom 1. April bis 20. Juni, frei umherläuft, 4. nach dem Forstpolizei-Gesetz, wonach strafbar ist, «wer unbefugt in einem fremden Wald «Tiere' mit Vernachlässigung der erforderlichen Sicherheits- Maßregeln frei umherlaufen oder stehen läßt'. Endlich kann auch der Zagdpächter eine Zivilklage wegen Beunruhigung oder auch wegen Schädigung seiner Jagd anstrengen. Man tut also auf alle Fälle gut, sich nach diesen Gesehen zu richten. Ohne weiteres erschießen darf der dazu Berechtigte einen Hund allerdings nur dann, wenn der Hund wildert, d. h. wenn er das Mild hetzt. DMaller, 13. August. Heule vor 25 Jahren brannte das Gehöfte des Gutsbesitzers Hauptmann vollständig nieder. Das Unglück hatte der siebenjährige Sohn beim Spielen mit Streich hölzern verursacht. Schönfeld. Auch hier hat sich starker Nonnenflug be merkbar gemacht. An zwei Vormittagen zogen die Schul kinder mit langen Stangen bewaffnet in den Wald und sammelten binnen kurzem über 30000 Falter. Dresden. Das vom Landtag beschlossene Schulbedarfsgesetz vom 31. Juli 1922 ist in Nr. 27 des Sächsischen Gesetzblattes veröffentlicht. Das Gesetz legt die persönlichen Aufwendungen für die öffentlichen allgemeinen Volks- und Fortbildungs-lVe- rufs-)schnlen auf den Staat. Das Gesetz tritt mit Ausnahme des Z 5 und des § 35 Abs. 1k am 1. April 1923 in Kraft. — Eine Dresdner Korrespondenz schreibt folgendes: Megen der fortgesctzten Preissteigerung machte sich in den letzten Tagen auch hier mehrfach eine gewisse gereizte Stimmung bemerkbar. So demonstrierte die Menschenmenge in der Weber- gaffe vor der bekannten Firma Alfred Klemm, Kafsee-Eroß- röslerei, wegen des Zuckerpreises. In Vorstadt Löbtau gährte es bereits am Freitag nachmittag ernstlich. Unter der Be völkerung war das Gerücht verbreitet, die Inhaberin eines Butter- und Viergeschäfts, Reisewitzer Straße 12, habe am Freitag dreimal den Preis der Butter gesteigert. Erregte Gruppen von Frauen und Männern drangen verschiedentlich in Eeschäsle ein und forderten Herabsetzung der Preise. Am Sonnabend entstanden erneute Ansammlungen, sodaß eine ganze Anzahl Lebensmittelgeschäfte geschlossen blieben. Zahl reiche Polizeibeamte und auch verschiedentlich Männer und Frauen versuchten beruhigend auf die Menschenmenge einzu- wirkcn. Die Inhaberin des vorgenannten Vuttergeschäfts brachte ein Schriftstück im Schaufenster an, auf dem vom Polizei präsidium Abt. S. bescheinigt wurde, daß gewisse Marken von Margarine, nach dem 10. August bezogen, bei einem Verkaufs preise von 100 M. bzw. 94 M. für die Verkäuferin keinerlei Wuchergewinne enthielten. Dichte Menschenmassen standen fort gesetzt vor dem geschlossenen Verkaufsladen und debattierten lebhaft über die Teuerung und ihre Ursachen im allgemeinen. Besondere Zwischenfälle sind bis Sonnabend abend nicht zu verzeichnen. — Ein schweres Autounglück ereignete sich Sonnabend gegen 6 Uhr abends am Georgentor. Der Kraftwagen eines schlesischen Bergwerkdirektors kam auf einer sogenannten Schwarzfahrt, gelenkt von einem Beamtenanwärter Sperling, der angetrunken war und keinen Führerschein besitzt, vom Terrassenufer herauf, fuhr nach dem Georgentor und bog plötzlich scharf links in die Augustusstraße ein. Hierbei wurden ein älterer Mann und eine Privat« Lüddecke aus Berlin- Wilmersdorf umgerissen und überfahren; ersterer konnte sich wieder erheben, letztere erlitt einen Schädelbruch und schwere innere Verletzungen, denen sie im Krankenhause erlag. D^s Auto, das seine rasende Fahrt nach dem Neumarkte zu fort setzte, wurde an der Ecke der Töpferstrabe gestellt. Am linken Vorderrade hingen Kleidungsstücke der Frau L., am Hinteren Wagengestell waren ein Stück Kopfhaut und Haare zu be merken. Nur mit Mühe entging Sperling schwerer Mißhandlung der erregten Menge. Ein Arbeiter versetzte Sp. eine Ohrfeige, worauf dieser auf die Menschenmenge einzuschlagc^wersuchte. Das Auto wurde nach dem Schloßhofe gebracht. Nach Fest stellung der Personalien wurden Sperling und der Chauffeur dem Polizeipräsidium zugesührt. — Im Grundstück Hauptstraße 22 in Dresden-Laube gast hat sich am Sonnabend morgens ein blutiges Eifer suchtsdrama abgespielt. Im genannten Grundstücke wohnen dort seit etwa 10 Jahren der im Anfänge der vierziger Jahre stehende Geschäftsreisende Johannes Galle mit seiner um etwa zehn Jahre jüngeren Frau. In den letzten Wochen ist es zwischen den Eheleuten mehrfach, und anscheinend auch zu ernsten Differenzen gekommen, weil der Ehemann an geblich ein Verhältnis unterhalten haben soll. Offenbar aus» Eifersucht hat die jüngere Ehefrau ihren im Bette liegendem Mann erschossen und die Waffe dann gegen sich selbst ge-^ richtet. Frau Galle wurde in knieender Stellung tot vor' dem Bette aufgefunden. Die behördliche Aufhebung docj Leichen erfolgte gegen Mittag, die Wohnung wurde alsdann l amtlich verschlossen. Im Laufe des heutigen Montag wird« das tote Ehepaar nach dem Friedhöfe überführt. Niedersedlitz. Eine Verbrecherjagd gab es hier am Mittwoch abend. Ein Beamter der Sicherheitspolizei hatte in der jNähe der Gasanstalt einen Mann bemerkt, der in verdächtiger Weise ein schweres Gepäckstück auf seinem Rade beförderte. Der Beamte forderte den Verdächtigen auf, ihm zur Feststellung seiner Personalien nach der Wache zu folgen. Am Eingang zum Rathaushofe warf der Mann die schwere Last dem Beamten gegen die Beine, schwang sich auf das Fahrrad und flüchtete durch die Schulstraße die Leubener Straße entlang. Bei der sofort aufgenommenen Verfolgung wurden beiderseits Schüsse gewechselt. Infolge der'Dunkel heit und des schnellen Fahrens gelang es der Person, zu entkommen. Pirna. Die Nonnengefahr nimmt immer größere Formen an. 2n den letzten Tagen wurde ein vermehrtes Auftreten der Nonne in den Pirnaer und Lohmener Waldungen festgestellt. In der Viehleite sind Kinder damit beschäftigt, diese gefährlichen Waldschädlinge abzulesen und zu töten. Wenn nicht mit aller Kraft der Nonnengefahr entgegengearbeitet wird, dann werden auch unsere Waldungen jenen traurigen Anblick bieten wie die durch den Nonnenfraß vernichteten Wälder an der böhmischen Grenze. Bad Schandau. Eine anerkennenswerte Maßnahme hat ein hiesiger Geschäftsmann dadurch getroffen, daß er öffentlich ankündigt, infolge Warenknappheit verschiedene Artikel nur noch an hiesige Einwohner und Kunden aus der Umgegend gegen entsprechenden Ausweis verkaufen zu können. Bautzen. Als am Donnerstag abend der 23 Jahre alte Arbeiter Johann Waurich aus Weigersdorf von seiner Arbeitsstätte in Dubrauke auf dem Rade nach Hause fuhr und dabei eine Sense auf der Schuller trug, da er in Dubranke Gras gehauen hatte, stürzte er 200 Meter vor der elterlichen Wohnung aus noch unbekannter Ursache mit dem Rade. Er fiel dabei so unglücklich in die Sense, daß ihm das Sensen blatt den Hals bis auf die Wirbelsäule durchschnitt. Wie die Spuren zeigen, hat sich der Unglückliche noch ein Stück ge schleppt und ist dann an Verblutung gestorben. Saubere Visitenkarten druckt Earl Iehne.