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Wochenblatt für Reichenbmnd, Siegmar, Neustadt and Rabenstein. Dieses Blatt wird an jede Haushaltung der obigen Gemeinden unentgeltlich vertheilt. 4?. Sonnabend, den 28. November 19V3. Erscheint jeden Sonnabend Nachmittags. Anzeigen werden in der Expedition Meichenbrand, Pelzmühlenstraße 47 ll), sowie von den Herren Barbier Kirsch in Reichenbrand, Buchhändler Clemens Bahner in Siegmar und Kaufmann Emil Winter in Rabenstein entgegengenommcn und pro Ispaltige Corpuszeile mit 10 Pfg. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Gemeindeabgaben. Am I. Dezember dss. Js. wird der 4. Termin der Gemeinde abgaben und des Schulgeldes auf 1903 fällig und ist spätestens bis zum IS. Dezember dss. Js. an die hiesige Ortsstenereinnahme zu bezahlen. Nach Ablauf dieser Frist wird gegen Säumige das Mahn- bez. Pfändungs verfahren eingeleitet werden. Reichenbrand, am 27. November 1903. Der Gemeindevorstand. Woget. Bekanntmachung. Am I«. Dezember dss. Js. wird der 4. Termin der diesjährigen Rente fällig und ist spätestens bis zum so. Dezember dss. Js. au die hiesige Ortssteuereinnahme zu bezahlen. Reichenbrand, am 27. November 1903. Der Gemeindevorstand. Woget. Bekanntmachung. Den I. Dezember ISO» wird der 4. Termin der diesjährigen Gemeindeanlagen fällig. Es wird dies mit dem ^Bemerken zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß diese Anlagen zur Vermeidung des Zwangsvollstreckungsverfahrens bis zum IS. Dezember a. «. an die hiesige Gemeindekasse abzuführen sind. Rabenstein, am 27. November 1903. Der Gemeinderat. Wilsdorf, Gemeindevorstand. Bekanntmachung. Zur Kenntnis der Gewerbetreibenden im hiesigen Orte wird hiermit gebracht, daß am 1. Januar 1904 das Gesetz, betr. Kinderarbeiten in gewerblichen Be trieben (sogen. Kinderschutzgesetz) vom 30. März 1903, in Kraft tritt, wonach fremde Kinder in gewerblichen Betrieben — nicht Fabrikbetrieben — nur danu beschäftigt werden dürfen, wenn dieselben im Besitze einer Arbeitskarte sind und solche dem Arbeitgeber zuvor eingehändigt haben. Als Kinder im Sinne des Gesetzes gelten Knaben und Mädchen unter 13 Jahren, sowie solche Knaben und Mädchen über 13 Jahre, welche noch zum Besuche der Volksschulen verpflichtet sind. Die gesetzlichen Vertreter (Väter, Vormünder) werden daher angewiesen, für ihre Pflegebefohlenen vor Eingehung eines Arbeitsvertrags die Ausstellung einer Arbeitskarte bei dem unterzeichneten Gemcindevorstand zu beantragen, welcher gleichfalls darüber, in, welchen Gewerbebetrieben die Beschäftigung von Kindern nicht statthaft ist, Auskunft gibt. Arbeitgeber, welche Kinder ohne Arbeitskarte in Beschäfti gung nehmen, werde» mit Geldstrafe bis zu 20 Mark bestraft. Rabenstein, am 23. November 1903. Der Gemeindevorstand. Wilsdorf. Auktion. Montag den »O. November ISO» nachmittags pünktlich 4 Ubn sollen m Rabenstein im Hofe des Rathauses I Federbett mit Bettstelle und Matratze meistbietend gegen sofortige Barzahlung öffentlich versteigert werden. Rabenstein, am 27. November 1903. Der Gemeindevorstand. Wilsdorf. (Vertliches. Weichenbrand. Es kann in der jetzigen Zeit nicht genug darauf hingewiesen werden, daß die Einwohner eines Ortes und dessen Umgebung in erster Linie selbst aufeinander angewiesen sind und daß es erste Pflicht eines jeden Einzelnen ist, mag er abhängig oder unab hängig sein, seinen Bedarf, sobald es irgend angängig, im Wohnorte zu decken. Ganz besonders vor dem Weihnachtsfeste kann man täglich beobachten, wie in die Kaffen der Warenhäuser und Bazare der Großstadt wieder große Summen wandern, auf deren Einnahme in den kleineren Orten viele Geschäftsleute bestimmt gerechnet hatten, da sie durch Anschaffung einer reichen Auswahl ihrer Artikel bemüht waren, ihre Kundschaft gleichfalls zufrieden zu stellen. Deshalb ist es ge boten, daß wieder laut die Mahnung erschallt: „Laßt euer Geld im Orte und unterstützt bei Einkäufen die hiesigen Geschäftsleute!" Das gilt nicht nur den letzteren selbst, sondern auch allen den unabhängigen Einwohnern, den Beamten u. s. w., denn „leben und leben lassen" lautet ein altes Sprichwort. — Die 26. Geflügelausstellung des Geflügelzüchter vereins Reichenbrand ist beendet und hat einen über aus günstigen Verlauf genommen. Die Eröffnung der Ausstellung erfolgte am Sonnabend, den 21. d. M. und wurde mit einem solennen Preisrichter-Essen ein geleitet. Der Besuch war an allen drei Tagen wider alles Erwarten trotz der ungünstigen Witterung und trotz der großen Ausstellungskonkurrenz ein sehr guter. Der Verkauf von Tieren war ebenfalls zufriedenstellend. Alle Besucher waren voll des Lobes über die vorzüg liche Qualität der ausgestellten Tiere. Die Herren Preisrichter hoben dies ebenfalls hervor und der Senior der deutschen Geflügelzüchter, Herr A. Neubert aus Döbeln, der trotz seiner 75 Jahre noch mit seltener Frische seines Amtes waltete, betonte in seiner Rede, daß sich der Verein Reichenbrand während einer 26jährigen erfolgreichen Tätigkeit ein so großes Ver trauen erworben habe, daß die Züchtersreunde gerne ihre besten Tiere daselbst ausstellten. Alles in allem: der Verein kann mit dieser Ausstellung recht zufrieden sein. Wenn hier noch ein Wunsch angefügt werden kann, dann sei es der, daß die Züchterfrennde von den Nachbarorten sich diesem Vereine anschließen möchten, um mit „vereinten Kräften" an dem weiteren Ausbau zu arbeiten. November Betrachtungen des Rentier Frohlieb Schmerzensreich. Mit Regen, Schnee, Sturm und Orkan — ging der November seine Bahn, — höchst ungemütlich dieses Jahr, — und machte so der Menschheit klar, — daß selbst der Windmond, wenn er will, — kann launig sein wie der April. — Doch wie auchs Wetter aus geschaut, — im Stübchen war es nett und traut. — Hier herrschte großes Heimlichtun, — viel emsig Schaffen ohne ruh'n; — nian sprach im allerkleinsten Raum — vom heil'gen Christ und Lichterbaum, — vom Rupprecht mit dem Nußsack schwer, — nud still lauschten der Wundermär — die Kleinen an des Tisches Rund, — stets aufmerksam, mit offnem Mnnd. — Es machte überall sich breit — der Geist der holden Weihnachtszeit! — Nur fiel ein Schatten auf das Glück — und unsres ganzen Volkes Blick — — sah angstvoll nach der Reichshauptstadt, — iu der man operieret hat, — gottlob mit Glück, wie man fest glaubt, — der Deutschen herrlich Oberhaupt. — „Erhalte, Herr, durch deine Macht — gesund des Friedens heil'ge Wacht, — die treulich Deutschlands Kaiser hält" — betet mit uns die ganze Welt. — Hell flammte so der Liebe Brand — für unsren Stolz durchs Vaterland! — Sonst war jedoch in dessen Gau'» — nichts freudenvolles groß zu schau'n. — Mit Scham hat alle es erfüllt, — was Leutnant Bilse uns enthüllt — „aus einer kleinen Garnison", — und auch der Grund zur Demission — für eine hohe Excellenz — „aus einer kleinen Residenz" — könnt' uns're Stimmung nicht erhöh'n, — des weiteren war es nicht schön, — was man in dem Prozesse sah — von Kwilecki und Kwilecka. — Selbst aus den deutschen Kolonie'» — sollt' Hiobsbotschaft zu uns zieh'»; — dort lehnte» Bondelzwarts sich auf — und fühlten unsrer Büchse Lauf. — Den Hetzer hatte über Nacht — hier England jedenfalls gemacht. — Das ärgert sich, weil nach Transvaal — der Bur nur heimkehrt schwach an Zahl, — da er ein zweites Heimatland — in Deutsch-Süd-West-Afrika fand. — Doch Arbeitsleute müssen sei», — druin führt John Bull nun Kulis ein. — Er drückte noch an seinem Strand — Italiens König warm die Hand, — der nächstens wieder Papa wird — wie Rußlands Zar, der Friedenshirt. — Von letztster Eigenschaft merkt nur — China und Japan keine Spur, — denn in der fernen Mandschurei — klang kräftig russisches Kriegsgeschrei. — Viel zarter töut's aus Frankreich da, — man legte dort der Kammer nah, — es sei wahrhaftig nun bald Zeit, — daß man abrüste weit und breit. — Schön kam der Antragsteller an, — es liegt ja Elsaß noch im Bann. — Auch drüben in Amerika — entspann sich um Jung-Panama, — dem schnöden Treuebruch zum Lohn, — ein heft'ger Streit nnd wildes Droh'n. — Das störte aber Roos'velt nicht, — da die Kanon' entscheidend spricht! — Der sagte uns viel Schmeichelei, — Wahlegoismus war dabei, — zum Newyorker deutschen Tag, — auf dem man warm mit Liebe sprach — vom teuren, alten Heimatland — und sich zum Deutschenschutz verband. — So kam des Monats Ende 'ran, — der Reichstag fängt nun wieder an, — doch kann uns alle Politik — nicht stören unser Weihnachtsglück; — bald kommt zu uns in alter Pracht —die stille, heil'ge Weihe»acht! — Dann zieht die Lieb' durch jeden Raum, — bunt grüßt der duft'ge Tannenbanm — mit Lichterglanz in dem Gezweig — Euch und den Frohlieb Schmerzensreich. Original-Roman von Irene ».Hellmuth. (8. Fortsetzung.» „Ein schwerer Beruf, nicht wahr?" sagte Doktor Linde. „Keine Minute gehört mau sich selbst an, immer muß unsereiner gefaßt sein, abgerufen zu werden." Evas Auge» glänzte».