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Dresdner Nachrichten : 13.02.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187402136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-02
- Tag 1874-02-13
-
Monat
1874-02
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 13.02.1874
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ÄudioitrUac kennen die Zahtnna auch »ul «Ine De«»dn«rtztrma anwetsen. Die Sr». Nr. 44. Renuzehuter Jahrgang. MItrekacteur: vr. L»«U Ntvrozx. Für das FeutUeton: Lii'IvI« Dresden, Freitag, 13. Februar 1874. Politisches. Kaiser Franz Joseph befindet sich auf der i:eise von Wien «ach St. Petersburg. Schneebedeckte Ebenen, eisstarrende Flüsse sind die passendste Scenerie einer russischen Landschaft. Die eigcnt- thümlichen Reize des russischen Lebens treten am Frappantesten her vor, wenn sich die vornehme Welt Petersburgs auf der gefrorenen Newa in glänzendm Festen ihre Nendesvous giebt. An derartigen Nationalfesten wird es nicht fehlm, sie werden sich jagen mit Eltte- ballen der Aristokratie, glänzenden Militärrevuen, unterbrochen wer den von Bären- und Auerochsenjagden. Kaum, daß der Czaar aller Neuffen sein« Tochter einem englischen Prinzen vermählt, kaum daß der hierzu eingetroffene deutsch« Kronprinz Petersburg wieder ver lassen, erscheint die k. k. apostolische Majestät aus HabSburg-Lothrin- gischem Stamme, auf der Bildfläche der Newastadt. Franz Joseph erwiedertden Besuch, den ihm der Czaar an der Wiener Weltausstellung abgestattet hat. Unwahrscheinlich istes, daß sich dicseKaiserzusammen tunst in rauschenden Festlichkeiten erschöpfte, und nicht auch die hohe Politik berathen würde. Natürlich werden auch die politischen Topf gucker sich in allerhand Combinationen ergehen. Wir wollen die Zahl "der auftauchenden Vermuthungen und WahrscheinlichkeitSbercchnun gen nichtvermehren. Aber ausschweifend erscheint unSdie Fantasie der Wiener Journalisten, die darauf Bezug nehmen, daß der deutsche Kronprinz Rußland verlassen hat, um nicht als störender Zeuge bei den Berathungen der beiden Kaiser zu erscheinen und allzuhoff nungsselig dünkt uns die Meinung derselben Journalisten, daß Rußland deshalb eine Annäherung an Oesterreich suche, um ein Gegengewicht gegen Preußen-Deutschland zu finden. Es ist richtig, daß augenblicklich Oesterreich gute Beziehungen zu allen Mächten unterhält, mit denen es bisher den Degen kreuzen mußte. Auf richtig freundschaftliche Beziehungen unterhält es mit Preußen, von dem eS besiegt und mit Italien, das von ihm zu Wasser und Land geschlagen wurde, und mit Frankreich verkehrt es auf den, Fuße wohlwollendsten Entgegenkommens. Nur Rußland gegenüber hat Oesterreich in Folg« seiner Haltung im Krimkriege und der polnisch- >galizischen Frage alten Groll nicht so leicht überwunden. Die ^Reichskanzler Grafen Beffst und Andraffy haben wohl im Oriente ^ ruffenfteundlichere Politik innogehalten, aber gewisse.Punkte -UMkden all? Zeit als Lebensfragen Oesterreichs gelte»': «t kann dje AM» nicht im Orient, z«r «nzig tommgebvldea Mcht empor wachsen, kann nicht das griechisch-orthodoxe Kreuz an Stelle de» türkischen Halbmonds auf der Sophienmoschee in Epustantinopek aufpflanzen lassen, es muß die Mündung seines Hauptstroms in das schwarze Meer frei erhalten, es darf nicht zugeben, vom Oriente ab geschnitten zu werden. Wir sollten meinen, wenn jetzt Franz Joseph mittelst seines 27 Waggons starken, von zwei Lokomotive» geführten Extrazugs über Warschau nach Petersburg dampft, so ist die Anbähnung freundlicher Beziehungen zwischen dem russischen und österreichischen Staate, eine Verständigung über eine gemein same Politik im Oriente ein so wichtige» Unternehmen, daß man dasselbe nicht dadurch noch zu würzen brauchte, als habe diese An näherung noch eine Spitze gegen das deutsche Reich. Ehe sich Franz Joseph auf die Reise begab, erließ er jenes Handschreiben an die Minister über die Nothlage seiner Völker. In denWienerVolkskreisen macht sich die naive, aber nicht unzutreffende Auffassung geltend, der Kaiser habe, bevor er zu den Festen nach Petersburg geht, der in Noth schmachtenden Bevölkerung sagen lassen, daß er die Sorge um ihre Interesse» mit in die russische Hauptstadt nehme, daß er in diesem Augenblicke gerade zeigen wolle, wie er bemüht sei, einer so außerordentlichen Nothlage ein Ende zu machen. Soll freilich dieses Handschreiben nicht ein Schlag ins Wasser bleiben, so muß sein Ministerium eine größere Thätigkcit entfalten als bislang. Im Wiener ReichSrathe hat denn nun auch die Regierung Vorlagen eingebracht, welche Eisenbahnbautcn in Höhe von 35 Millionen subventioniren sollen. Hingegen will sie die 30 Millionen Anleihe nicht aufnchmcn, die ihr gesetzlich bewilligt ist. Von der kräftigen Aufnahme der Eisenbahnbautcn ist zwar gewiß eine Belebung der gewerblichen Thätigkcit zu erwarten; ob dies aber ausreichi, um die täglich mehr in Apathie und Pessimis mus versinkende Bevölkerung Oesterreichs zu frischerem Leben emporzureißen, das bezweifeln selbst die Anhänger des jetzigen Ministeriums. Gegenüber der Mißstimmung, die sich über dir Höhe der mili tärischen Anforderungen im Reiche geltend macht, weist die „Nat.- Ztg." darauf hin, daß unsere Armee immer noch weit hinter der französischen numerisch zurückstehe. Wir Deutsche halten im Frie den über 400,000 Mann, die Franzosen können nach ihrer Wchr- verfaffung gegen 500,000 Mann unter d?n Fahnen halten. Unser Wehrgesetz bringt im Kriege 1,300,000, das französische an die drittehalb Millionen Soldaten auf die Beine. Mit diesem Rechen exempel wird offenbar zu viel, d. h. Nichts bewiesen. Giebt bei einer Wehrverfassung blos das Zohlenverhältniß den Ausschlag, so wäre cs unsere Pflicht, sofort die Zahl unserer Soldaten auf die Höhe der französischen Ziffer zu bringen; mir würden dies noch leichter thun können, da Deutschland an die 40 Millionen Einwohner zählt, Frank reichs Bevölkerung aber — hauptsächlich in Folge der dort bestehen den Zweikinderwirthschaft und der viel größerm Ehelosigkeit — auf 36 Millionen (s. Tagesgesch.) gesunken ist. Nein, nicht die Ziffer entscheidet allein, sondern unsere Heeresverfassung ist in Folge unserer ausgezeichneten Organisation der französischen überlegen und darum soll man die Ziffer nach der Leistungsfähigkeit der stcucr- zahlenden Bürger bemessen. Und, obwohl Frankreich im Kriege 10 Milliarden verloren, Deutschland 5 Milliarden durch den Krieg gewonnen hat, so ist letzteres gegenüber ersterem doch immer noch als das minder wohlhabendere Reich zu bezeichne». Den kirchlichen Fragen wird der deutsche Reichstag näher zu treten haben, in Folge eines BundesrathSgesetzeS, das i» der Vor bereitung begriffen ist. Es soll sich, um da» weitere Verfahren gegen widerhaarige Bischöfe handeln und dazu soll die Reichscompetenz erforderlich sein. Wie lange Ledochowski in Ostrowo sitzen wird, beantwortet sich nach dem Reichsstrafgesehbuche. Man hatte aus gerechnet, daß er nach den gegen ihn ausgesprochenen Geldstrafen 33 Jahre gefangen sitzen müßte. Nach 8 78 des deutschen Reichs gesetzes ist aber bei Umwandlung mehrerer Geldstrafen das Maxi mum der an die Stelle derselben tretenden Freiheitsstrafen auf zwei Jahre Gefängniß fixirt. Also nach 2 Jahren wird er der Freiheit wiedergegeben, ob aber seiner Diözese? Vermuthlich nicht. Das „Was aber dann?" ist eigentlich die Hauptfrage. V-kaleS v«d Sächsisches. — Der Professor vr. Theodor Mommsen in Berlin ist zum ordentlichen Professor der Recht« in der Juristenfacultät zu Leipzig ernannt worden. ' — Die deutsche Kronprinzessin ertheilte am Mittwoch Nach mittag der Gemahlin des sächsischen Gesandten in Berlin, v. Nostitz- Wallwitz, eine Audienz. — Laut des tz 3 deSReichs-Militärgesctzeö besitzt das sächsische Armeecorps im Friedensstande: 6 Generale der Infanterie oder Geucralleütnants, 10 Generalmajore, 24 Regimentskommandeure oder Stabsofficiere im Range derselben, 83 StabSofficierc, 213 Hauptleute und Rittmeister, 823 Premierleutnants und Seconde- lcutnants, zusammen 1159 Officiere. Sodann 1 Generalarzt, 19 Oberstabsärzte, 28 Stabsärzte, 51 Assistenzärzte, I Apotheker. — 1 Ober-Auditeur, 2 CorpS-Auditcure, 7 DivisionS- und Garnisons- Auditeure und 1 Actuar. — 1 Lberpfarrer, 5 Pfarrer, 5 Küster — 3 Kriegsräthe 1 er, 2 er und 3 er Ckasse, 10 Kriegsräthe 4 er und 5 er Clafse, 102 Subaltern-Beamte 1er und 50 Subaltern- Beamte 2 er Classe, 74 Unterbeamte. — 1 Corps-Roßarzt, 8 Ober- Roßärzte, 29 Roßärzte. — 6 Sattler und 42 Büchsenmacher. — 9 wissenschaftliche Lehrer, 11 Elementar-, Fecht- und Turnlehrer. — Landtag. Die Vertagung deö Landtags bis zllm Schluffe des Reichstags ist nunmrhr gestern erfolgt. In beiden Kammern brachte der Premierminister v. Friesen bas bxtr. köntgl. Dekret zum Vortrage, worauf die Steinigen ge schlossen wurden. Indem wir uns Vorbehalten, innerhalb de» nächsten Talge über die, wichtige Theile unserS Staatslebcus be rührenden Verhandlungen genauer zu berichten, resumtren wir fklx peutV4«rz die-wtchtlgsteo der geiahte« Beschlüsse.der.r.Kam- E: «e Imnwr-eq«-r«V'«Liut, dLL StSsuraeu di« wurde angestrengt gearbeitet. In einer Lbrudutzwig. M voryeskerr von y bis '/»I I llbs bauerte, bewilligte die Kammer zwar mit knapper Mehrheit die geforderten 100 neuen Landgenödarme», lehnte aber die Bewilligung von SOGenSdarmen der kgl.Polizet- direction Dresden ab und gestand nur 25 zu. vr. Wigart brachte die Verhaltung dcS ganz unbegründcler Welse in den Verdacht der Falschmünzerei gcrathenen Tischlermeister Zerasi zur Sprache; der Minister v. Slostttz sagte Untersuchung der dem selben widerfahrenen ungebührlichen Behandlung zu. Anträge aus Lösung dcS ContractS zwischen dem Staate und der Stadl Dresden betreffs der Pollzcidirrctton wurden abgelehnt. Beim Etat der Knnstzwecke rügte vr. Sclstner die Leistungen der hiesi gen Kunstakademie, bei der man AlltzS Andere, nur nicht malen lerne. Auch hier sagte der Minister genaue Erwägungen zu. Gestern kam beim Etat der Landes-Hctl-, Straf- und Versorg Anstalten SIbg. Starke-Mittweira darauf zu sprechen, daß Ochmlchen Tags zuvor auf eine Stcuercrhöhuna, die sich vielleicht nothwcnkkg machen könne, hinaebcutct habe. Dem gegenüber bob er hervor, daß die Kammer biSber nur 80,000 Thlr. über die Vorschläge der Deputation hinaus bewilligt babe, daß keine Gefahr, daß das Gleichgewicht zwischen Staatseinnahmen und Staatsauögabcn mangeln werde und keine Besorgnis, vor Steuererhöhmige» vorliege. Durch die beantragte bessere Ver dingung der Zuchtlausarbelt — ein von den ircie» Arbeitern, denen die billige Znck'thauSarl'tlt eine sehr drückende Concurrcnz bereitet, längst und sehnlichst gehegter Wunsch, werken ohnehin dem Staate erhöhte Einnahmen zusiießcn. Letzteres bestritt zwar der Minister in diesem ermatteten Umfange, doch thelltc er Starkc's Ansicht über das Gleichgewicht zwischen StaatSankgaben und Einnahmen, obwohl Oebmichen abermals seine Warnungsstiinmc erhob. Weiter berichtete Abg. Philipp über den Nachweis dcS KricqöministeriumS. über bcn Stanv keö Casernenbau-Vorschuß- sondS von 1,400,000 Thlr. Die Kammer war mit der Art der Vcrwenbung dieser Mittel und der vorgeschlagencn RückzablungS weise einverstanden. Als Abg. Schnoor beim Bau der Plclhen- burg in Leipzig auSriei: Die beiden dort erbauten Thürme kämen ihm vor wie ein Paar eiserne Arme des KrlcgsministerS, mit denen er die Bevölkerung Leipzigs unter Umständen im Zaume halten wolle, fragte Herr v. gabrsie, wie denn ein Mehlthurm und ein Haictthurm einen bedrohlichen Charakter haben könnten? Weiter relerirtr Starke-Schmölln über die Elsen- bahnbauten. Da sich beim Bau der südlausttzer Bahn durch die kurze Strecke im Böhmischen, bei WarnStors unerwartete Schwierigkeiten zeigen, so wird die Regierung ein Proscct auöarbciten, das ohne Berührung böhmischen Gebiets eine Verbindung der süblausitzec Bahn mit der Zittau - Löbauer Bahn von Eibau nach Oberoderwitz ermöglicht. Die Pirna- Eamcnzer Bahn so» 1875 fertig sein. Die Kammer bewilligte für Fortführung und Vollendung der 1. Slbtheilung der süt- lausitzcr Bahn, sowie für den Bau der 2. Slbtheilung derselben tSohland-Dürrröbrsdori) und für den Bau derPlauen-OelSnitzer Bahn K'/r Millionen und »,83:1,400 Tblr. zur Erweiteruyg und zum Umbau von zablrcichen Bahnhöfen und Haltestellen, zur Herstellung von Betrieböeinrichtungen und zur Vermehrung der Weichen und Gelcisanlage». Das Geses über Erhöhung der Staatsdicnerpeusionen wurde, obwohl cs Slbg. Kälcrstein zur Annahme empfahl, auf Beck s Antrag zur weiteren Berichterstat tung an die glnanzdeputatlon verwiesen und derselben dabei zur Erwägung gegeben, ob dieselben Vortheile, wie den Hiittcrlasse- nen der nach dem 1. Januar 1874 verstorbenen Staatödiener, nicht auch den Hinterlassenen der vor diesem Zeitpunkte verstor benen Staatödiener zugewendet werden könnten. — Die Ver handlungen der 1. Kammer boten wenig allgemeines Interesse. — Fortsetzung des Budgets des Ministeriums des Innern, Habcrkornscher Bericht. Die Deputation bewilligt die Forderungen für die Entbindungsanstalt, die Canzlei der Thierarzencischule, den botanischen Gatten, besten Erhaltung die Regierung für unentbehr lich erklärt hat, das Landesmcdicinatcollegium und sonstiges Hcil- wesen. Auf die Bemerkung det Deputation, ob sich nicht in Hin blick auf die geringe Frequenz der Thirrarzeneifchule denn gänzlich« Aufhebung oder Verschmelzung z. B. mit der Landesuniversttät ew pfehle, hat die Regierung mit einem langen Expose geantwortet, wo rin sie empfiehlt mit Ertheilung von Stipendien (100—150 Thlr. jährlich), an unbemittelte junge Leute den Versuch zur Aufforderung zum Studium der Thierheilkunde zu machen, um den Bedarf des Landes an praktischen Thierärzten zu heben. Andere Maßregeln sind für den Fall des Fehlschlagens dieses Versuchs Vorbehalten. Die Deputation bewilligt den Etat der Thierarzencischule 14,590 Thlr., incl. der Stipendien und 8000 Thlr. für den Neubau von Hunde ställen mit einer Wärtermohnung. Den Bezirksärzten bewilligt die Deputation folgende Gehalte: 9 » 1100, 9 a 900, 8 » 660 Thlr. Die für die Dresdner Straßenbeleuchtung, Feuerlüschanstalten und Armenversorgung geforderten 13,584 Thlr. werden zwar bewilligt, di« Deputatton beantragt jedoch archivalische Erörterungen über die rechtliche Natur dieser Leistungen und darüber, ob sie widerruflich sind. Die Beiträge des Staates an Communen, Innungen, Schützengesellschaften und dergl. 3559 Thlr. finden Genehmigung, ebenso eine Reihe kleinerer Positionen, ferner der Etat der Kunst- akademieen in Dresden und Leipzig 30,260 Thlr. und 20,000 Thlr. (10,000 Thlr. mehr) für Kunstzwecke im Allgemeinen. Un- gemein groß ist bekanntlich der Etat der Landes - Heil-, Straf- und Versorganstalten, der um 134,150 Thlr. auf 562,000 Thlr. steigen soll. Infolge einer Auseinandersetzung der Regierung überden Arbeitsverdienst der Sträflinge wird die Negierung ersucht: wo es nur immer zulässig erscheint, die Entreprisen in den Strafanstalten öffentlich auszuschreiben und das'Resultat den Bewerbern um solche mitzutheilen; ferner: eine Revision derjenigen Verträge vorzuneh men, welche mit denjenigen Fabrikanten geschlossen wordm sind, die zur Zeit in den Strafanstalten arbeiten lassen, und hiernach die ver einbarten Arbeitslöhne, unter Berücksichtigung des Umstandes, daß jene Contrahenten für Locale, Heizung und Licht keine Entschädig ung zu zahlen haben, denjenigen Löhnen, welche für die betreffenden Branchen bei freier Arbeit bezahlt werden, möglichst zu nähem. Die Einführung des Reichsstrafgesetzbuches hat die Zahl der Sträf linge'in Waldheim so vermehrt, daß die dortigen Räume nicht aus- rcichten und gewisse Züchtlingsklasien nach Zwickau übergeführt werden mußten. Ende Oktober waren in Waldheim 1048 männliche und 254 weibliche Züchtlinge, in Zwickau 254 männliche. In neuerer Zeit scheint sich diese Vermehrung der Züchtlinge etwas zu mindern. Um nun die großen Mißverhältnisse zwischen der unglei- der verschiedenen Strafanstalten und Len dazugehöri gen BerwallungSappiwatrn «Httgltichen, beabsichtigt die Regierung folgende Veränderung mit den Strafanstalten: 1. Verlegung des Wcjberzuchthauses (ca. 250 bis 260 Köpfe) von Waldheim nach Hoheneck (welches über 300 Köpfe fassen kann). 2. Dagegen Rück versetzung aller derjenigen männlichen Züchtlinge, welche jetzt aus hilfsweise in der Anstalt Zwickau dettnirt werden, nach Waldheim, so daß dann die Anstalt Waldheim alleiniges Männerzuchthaus, di« Anstalt Hoheneck alleiniges Weiberzuchthaus, die Anstatt Zwickau alleinige Landesstrafanstalt für männliche Gefängnißsträflinge sein würde. 3. Einrichtung einer besondern Strafanstalt für männliche jugendliche Sträflinge in der Anstatt Sachsenburg, welche durch die Verbindung mit dem dortigen Kammergute ausreichende Gelegen heit zu landwirthschastlichcr Beschäftigung aller derjmigen Jugend lichen bietet, welche für diese Beschäftigungsart sich eignen. Die für die landwirthschaftliche Beschäftigung nicht geeigneten jugendlichen Sträflinge werden in der Anstalt Zwickau, -oder auch ebenfalls in Sachsenburg mit anderen Arbeiten zu beschäftigen sein. 4. Versetz ung der 107 weiblichen Gefängnißsträflinge von Hoheneck weg Diese umfassende Veränderung ergiebt verschiedene Vortheile: bester« Verwerthung des Beamtenpersonals, Trennung der Züchtlinge und Sträflinge in Zwickau, Trennung der männlichen und weiblichen Züchtlinge in Waldheim und bessere Verwendung der jugendlichen Verbrecher bei der Landwirthschast. Den Beamten in den Straf anstalten gewährt die Deputation in Anbetracht ihres äußerst be schwerlichen Dienstes die geforderten Gehaltszulagen mit unerheb lichen Abstrichen. — Alte Liebe rostet nicht! Graf Neust, jetzt österreichischer Botschafter in Großbritannien, der, auf der Heimreise von Wien auf seinen Posten in London begriffen, auch Dresden berührte, konnte es sich nicht versagen, während seines kurzen hiesigen Aufent halts auch den Landtag zu besuchen. In Begleitung seines früheren Hauslehrers, des jetzigen Commissionsraths Meinhold, erschien er gestern Mittag auf der Diplomatenloge derjenigen Kammer, in welcher er manchen Sieg erfochten, manche Niederlage erlitten hat. Die Gefühle rasch bemeisternd, die ihn offenbar ergriffen, als er dem Sprungbrete zu seiner jetzigen Stellung sich genähert hatte, musterte er mit einem großen Operngucker die Reihen der Abgeordneten. Er kam gerade dazu, als Abg. Starke-Schmölln über die Großschönau- Wernsdorf-Sohlandcr Eisenbahn referirte und die südlausitzerAbgg. Haberkom und Israel die Schwierigkeiten und Scherereien schilder ten, welche die österreichische Negierung und die Warnsdorfer Grundbesitzer diesem Bahnprojecte bereiten. Solch ein österreichi scher Beamter liquidcrt nämlich 100 Gld. als Auslosung auf einen Tag! Und die böhmischen Grundbesitzer verlangen für Abtretung ihres Bodens solche enorme Preise, daß die Kammer einen Antrag annahm, wornach die Regierung beim Bau der südlaufitzer Bahn von der Berührung Böhmens ganz absehen soll. Während der An wesenheit des Grafen Beust in der Diplomatcnloge belorgnettirten ihn umgekehrt auch die Abgeordneten vielfach; nur sein Halbbruder, vr. Biedermann, nahm sofort eine etwas studirt auSsehende Haltung an, vertiefte sich einige Augenblicke in eine Broschüre, um dann mit seinem süßesten Lächeln sich unter den Abgeordneten zu bewegen. Als später Abg. Schreck über die Pirnaische Elbbrücke sprach, ent fernte sich Graf Beust, um einige Zeit auf der Tribüne der 1. Kam mer zu verbringen. Dort ging es noch stiller zu, als in der 2. Kämmer; der österreichische Botschafter musterte die PairSkammer, die seit 1866 auch eine vielfach veränderte Physiognomie zeigt.
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