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Dr. Vrüning. und lm Anschluß daran den Reichstag-Präsidenten Löbezu einer Besprechung der politischen Lage empfangen. Dr. Brüning ist mit der Bildung des Kabinetts beauftragt. Der Reichspräsident brachte zum Ausdruck, daß es ihm angesichts der Schwierigkeiten der parlamentarischen Lage nicht zweckmäßig erscheine, die künftige Reichsregierung aus einer koalitlonsmäßigen Bindung aufzubauen. Dr. Brüning hat den in dieser Aorm erteilten Auftrag angenommen. Die Sozialdemokratie troht vradtmolcknn- nnsoror KorUvor Svlrrlltloltnn- «erlin. 28. März. Der Rücktritt des Kabinetts Müller- Franken und die Beauftragung Dr. Brünings bilden in der Presse wie auch in politischen Kreisen naturgemäß das Tages gespräch. Alle Zeitungen, mit AuSahme des sozialdemo kratischen „Vorwärts", stellen einhellig fest, daß es unmög lich iväre, nun in langwierige Verhandlungen über die Regierungsbildung etnzutreten. Die Angelegenheit müsse schnellstens geregelt «erde«. «in Standpunkt, den übrigens auch Hinbenburg teilt. Hinsichtlich der Schuldfrage besteht ebenfalls bis zu den Demokraten völlige Einhelligkeit. Wenn man es auch in den Mtttelparteten nicht ausdrücklich sagt, so geht doch ans allen Nekrologen, die der zurückgetretenen Regierung gewidmet werden, deutlich hervor, bah «» aas die Da,« «ich! «»glich ist. mit der Sozial demokratie zusammen z« regiere«, und daß. falls eine Große Koalition dieser Art doch zustande kommt, wirklich durchgreifende politische Lösungen nicht denk bar sind. Gerade angesichts der demokratischen Bemühungen in Sachsen ist es wichtig, diese Erkenntnis nochmals zu unterstreichen. Während, wie gesagt, alle Zeitungen von rechts bis zu den Demokraten einer beschleunigten Regierungsbildung, und sei cs auch mit außerparlamentarischen Mitte'.», das Wort reden, ziehen es die Sozialdemokraten vor. Drohungen gegen die noch nicht einmal ins Leben ge- tretcne neue Negierung auSzusprcchen. Es heißt im „Vor wärts", daß für die 162 Mann starke Fraktion der SPD nicht der allergeringste Anlaß bestehe, sich in die Nolle des Aschenputtels zurückschteben zu lassen. Sie habe nicht be schlossen, aus der Regierung ausznichciden, oder sich an der Bildung einer neuen Negierung nicht zu beteiligen. Die SPD. sei führende Negiernngspartcl oder Opposition, schwerlich aber irgend etwas anderes. Sollte eine Mtnder- heitsregierung der Mitte den Mut ausbringen, den Reichstag gegen die Sozialdemokratie aufzulösen und gegen die Sozialdemokratie mit dem Artikel 48 zu regieren, so würden mir in Deutschland ein sehr interessantes Schauspiel erleben, für das die Kosten die deutsche Wirtschaft zu bezahlen haben würde. Was heißt das auf deutsch? Die Sozialdemokratie, die gestern den Anlaß zum Gesamtrücktritt der Neichsrcgterung gab, kündigt jeder Negierung den Kampf an, an der sie nicht beteiligt wird. Ja sie wagt es sogar, nachdem ihr die Schuld an der Krise von allen Seiten mit Recht bescheinigt worden ist, an Hindenburgs Adresse Drohungen zn richten. Dieses Vorgehen müßte eigentlich baz« beitragen, alle bürgerlichen Parteien fester aneinander zu rücken. Es ist kaum anzunehmcn» daß Hindcnburg sich durch dieses Borgehen Die finanz- gebieterisch , . im. Welche taktischen Mittel — parlamentarische oder außerparlamen tarische Regelung — Auslösung des Reichstages oder Nicht- auslösung — dabei Anwendung finden, ist von völlig nnter- geordneter Bedeutung. Kuvenberv und Schiele bei Ainöenburs Berlin, 28. Mär». Der Reichspräsident empfing heute vormittag auch die deutschnationalen Abg. Hngcnberg und Schiele. Diese Tatsache wird in parlamentarischen Kreisen dahin gedeutet, daß auch der Reichspräsident versucht, den Abg. Schiele zu bewegen, in das Reichskabinett als Er- nährnngsminister einzntreten. Am Spiegel -er Berliner Presse Berlin, 28. März. Zuckt Rücktritt des Retchskabtnetts nehmen die Berliner Blätter ausführlich Stellung. Die „Vossische Zeitung" meint, alle Wahrscheinlich keit spreche dafür, daß ein Kabinett nur aus dem Wege der Großen Koalition zu schassen sein werde. Das „Berliner Tageblatt" sagt, die Aufgabe des neuen Mannes sei groß, und noch gröber sei seine Verantwor tung. Das gelte schon für die Zusammensetzung seines Kabinetts. Man werde hier, um nur eins zu erwähnen, von ihm fordern, daß z. B. das Innenministerium mit einem Mann besetzt werde, der für dieses Ressort als Ver sa s s n n g s m t n i st e r alle erforderlichen Garantien biete. Der „B ö r s e n k u r i e r" sagt, das Kabinett Müller sei in den Frakttonsztmmcrn durch eigene Schuld abgewürgt worden. Eine der wichtigsten Forderungen ist, daß nun end lich der Wahnsinn einer breiteste Volksschichten demorali sierende. die wahrhaft Notleidenden schädigende Arbeits losenversicherung in einer Weise korrigiert werde, die ein von furchtbaren Lasten bedrücktes Volk verantworten könne. Die „Germania" sagt, diese Krise bedeute mehr als nur die Krise einer Regierung. Sie sei der bisher stärkste und folgenschwerste Ausbruch einer Krise des Parlaments. Der Deutsche Reichstag habe versagt und gewisser maßen abgedankt in einem Augenblick, in dem es im Hinblick ans die gesamtpolitische Lage ein Versagen nicht hätte geben dürfen. Es gehe nun nicht an, etwa nur das Kabinett durch ein anderes zu ersetzen, es müßten auch altgewohnte Methoden der deutschen parlamentarische« Politik durch bessere ersetzt werden. Das Volk verlange gebieterisch, daß auf der ganzen Linie eine s Lagsabgeordneter Dr. Brüning, der vom LKelchsprästdeuteu vrtt der Lsteubttduag de» LKelch»- kabln»tto beauftragt lg Park am an Kn AibultN interessiert Sie sranzisiwe Prelle zur denn««» tkrtse ! PoinrarS über den Bonn-plan vraktdorlokt unser«, karlaor Aorrosponckvnloo Paris. 28. März. Größtenteils beschränkt sich die Pariser Presse darauf, den Rücktritt des Kabinetts Müller mit den Einzelheiten, die dazu geführt habe», zu registrieren. Ein Ncgicrnngsblatt wie der „Petit P a r i s t e n" ist der Mei nung, daß dieser Rücktritt keinerlei außenpolitische Bcdentnng habe, da er nur durch das Finanz, bzw. Steucrproblem ver» ursacht sei. Jedenfalls sei unter den gegenwärtigen parla mentarischen Bedingungen eine Mehrheitsregicrung in Deutschland unmöglich. Der sozialistische „Populaire" schreibt: Die Lage sei heute viel komplizierter als nach den Maiwahlen des Jahreö 1V28, wo man nach langen Verhandlungen zur Konstituierung des setzt zurückgctretcnen Kabinetts der Großen Koalition ge. kommen sei. Jetzt gebe es keinen anderen Ausweg als die Konstituierung eines Kabinetts der Weimarer Koali- tton oder aber Neuwahlen. D-r „Figaro" glaubt, daß auch ein vom Zentrum ge» leitctcS Kabinett nationalistischen Geistes sein und sich ver anlaßt fühlen werde, sich der Ausführung der durch den Aoungplan auferlegten Verpflichtungen zu entziehen. — Im Gegensatz dazu schreibt das Briand nahestehende linksgerichtete „Oeuvr e": „Machen wir «ns ans wochenlang bauernde Vcrlmwdluugeu gesaßt. aber der «onngpla» ist Die Hypothek auf ein baufülliseS Saus Paris, 28. März. Der frühere Ministerpräsident PoincarL veröffentlicht wieder im „Excelsior" einen Artikel über den Aoungplan. Er gibt zunächst die Vorgeschichte des Planes und be sonders interessante Einzelheiten über seine persönlichen Vor verhandlungen mit dem Reparattonsagcnren Parker Gil bert. Mit diesem sei er schon darüber einig gewesen,. daß zwischen den interalliierten Kriegsschulden und den deutschen Tributen, wenn auch die Vereinigten Staaten von Amerika eine förmliche Verbindung dieser beiden Fragen nicht an nehmen, doch jedenfalls eine Brücke geschlagen werden mülse. In der Tat habe nun der Boungplan diese tatsächliche Verbindung zwischeu Schulden und Reparationen gebracht, und bas sei auch die Absicht der Sachverständigen gewesen. Aber in Zukunft werde keinerlei Mobtlt- sierung der deutschen Schuld möglich sein, wenn der be- dtngungsloS zahlbare Teil der Annuitäten nicht pünktlich alle Jahre von Deutschland in ausländischem Bargeld ge zahlt werde, ohne irgendwelches Recht, den Transfer dieser Summe zu unterbrechen. Deutschland hat sich als» wie ein Schuldner benommen, der eine Hypothek ans sein Hans nimmt, obwohl er dieses Hans gleichzeitig zusammenstürzen läßt. Hüten wir unS. Wenn es nicht gelingen sollte, rasch die Ge fahren, die aus dieser Unordnung des deutschen Budgets ent stehen können, zu beseitigen, so würden die Gläubigermächte eines schönen Tages entdecken, -atz sie ein Nichts ratist- Stert haben." - , kraftvolle Staatspolitik geführt werde, sowohl im Kabinett als auch im Parlament. Die Stunde verlange eine schnelle und klare Entscheidung. Die „Germania" äußert die Gewiß heit, daß diese Entscheidungen in der Tat mit größter Be schleunigung gefällt werden. Die „B ö rs e nz e ttu n g" weist darauf hin, daß es da» Bestreben jedes neuen Kanzlerkandidaten sein müsse, eine Re gierung zu bilden, die möglichst wenig von Parteibinbunge« belastet ist. Das Blatt glaubt, daß sich auch die Meinung des Reichs präsidenten v. Hindenburg in dieser Richtung be wege, und daß, wenn Brüning ober ein ähnlich gesinnter Mann den Auftrag erhält und ausstthre, er bemüht sein werde, in dieser Richtung zu arbeiten. Es wäre ein Gewinn von höchster Bedeutung, wenn der erfahrenste deutsche Landwirt, der deutschnationale Abgeordnete Sch tele, der neuen Regierung angehören und der Unterstützung seiner Parteifreunde sicher sein würbe. Die „D. A. Z." sagt, die Sanierung des Staates und der Finanzen könne nur aus dem bürgerlichen Geiste der Spar samkeit und Verantwortung erwachsen. Die Kandidatur Brüning, die allgemein in den politischen Erörterungen im Vordergrund stehe, bedeute den Versuch eines bürgerlichen Minberhettskabtnetts von den Demokraten bis z« den Deutschnationale«. Für den Fall, daß Dr. Brüning selbst sich am Ende doch wieder nicht entschließen sollte, die Kanzlerschaft persönlich zu über nehmen, komme der Essener Oberbürgermeister Dr. Bracht in Frage. Vor allem aber stützt sich die ganze Kombination auf die bestimmte Erwartung, daß sich der Präsident deS Neichslandbundes, Reichscrnährungsminister a.D. Schiele, dem neuen Kabinett zur Verfügung stelle, wofür begründete Anzeichen vorlägen. Der „L o k a l a n z e i g e r" hält es für zweifelhaft, ob Dr. Brüning bet der Kabinettsbildung die Hoffnung hegt, den Präsidenten des Reichslandbundes. Schiele, für das Reichs ernährungsministerium zu gewinnen. Das Blatt ist der Auf fassung, daß ein sogenanntes Kabinett -er Mitte nichts anderes sein könnte, als eine sachliche Wiederholung des Kabinetts Müller» das für die Sozialdemokratie nur den Vorzug mehr besäße, daß sie mit der Verantwortung nicht belastet wären. Die Duldung der Deutschnationalen für ein Finanz programm. wie es Dr. Brüning vorschricbe und wie es durch die Verhandlungen der letzten Wochen ja schon ziemlich klar Umrissen sei, bürste schwerlich zu erreichen sein. Die „Deutsche Tageszeitung" sagt, politisch wie sachlich spreche gleichviel dafür, daß der Reichspräsident nicht durch mühselige Verhandlungen mit Fraktionen zur Regie rungsbildung zu kommen suche, sonder» endlich von seinem verfassungsmäßigen Recht Gebrauch mache und ohne vorherige Befragung des Parlaments eine Regierung auö den Männern bilde, die er als besonder» geeignet zur Lösung der großen Ausgaben erkenne, deren schleunige Bewältigung die Not der Zeit fordere, gleich viel ob diese Männer dem Parlament oder überhaupt einer politischen Partei angehören oder nicht Ein solches Hinden- burgkabtnett würde obne jeden Zweifel nicht nur den sach lichen, sondern auch den parlamentarischen Schwierigkeiten am leichtesten gewachsen sein. Die Not der Stunde erfordere schnelle und ganze Maßnahmen. Die Bahn dafür sei frei. , Rückkehr Dr. Cnrtius' nach Berlin. Auf die Nachricht von dem Rücktritt des RetchskabinettS hin hat Retchsmtnister Dr. Curttuö seinen Erholungsurlaub in Locarno abgebrochen. Er wirb am Sonnabendvormittag 8H0 Uhr wieder in Berlin «tntrefse«, ,