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Dresdner Journal. * ' , ' ' " i i' rA 12 l r . .l u . :sl 6 , il .»>!: . -»1^ verantwortltcher Nedaetmr: I. G. Hartman». "M/W Erscheint «U »»«n«h»» »er S-n». — . . Pret« für da» vlerteljabr Haler. »«7^»^ M HO 7^1 Md F.ftta,. ttgltch *»»"»« «nd ist Diensttta, den 8. Tevtember. Insertion..Gebühren für den Raum d' MW W » tznrch »ll« Poftanßalt« t» h«-1»heu. " einer gespaltenen Zeile l Reugroschen. U » -!!! - „ -> - > --— > - — - ... Amtlicher lkheil. Dresden, 6. September. Ihre Majestät die Königin Marie sind heute früh von München wieder hier eingetroffen und habe« Sich sofort auf Allerhöchstihr« Weinberg«. Billa bei Wachwitz begeben. DreSden, 6. September. Ihr« Königlich« Hoheit die Frau Kronprinzessin ist gestern Abend 10 Uhr au« dem Bade Bocktet wieder hier eingetroffen. Bekanntmachung. Der unterzeichnete Ausschuß bringt hierdurch Folgende« zur öffentlichen Kenntniß: Die Tilgung der nach den Ziehungslisten von Ostern 1857 am 1. tOctober d. I. zahlbaren 3A, landschaftlichen Obligationen vom Jahre 1830 ingleichen der 4?h StaatS- schuldrnkastenscheint vom Jahr« 1847, der 3A> dergleichen Scheine vom Jahre 1855 und der zahlbaren mit dem Buch staben L bezeichneten, auf 40 Thlr. lautenden unzinSbaren Kammerkrediitaflenscheia,, sowie die Auszahlung der am 1. October d. I. fälligen Zinsen von odgedachtea Obligationen und Staarsschuldenkaffenschrinen nimmt den L». diese- MonatS ihren Anfang und können von diesem Tage an dir zahlba ren Kapitalien und Zinsen gegen Rückgabe der bezüglichen Schein» und Coupon« bei der hiesigen Staatsschuldenkasse und dem Hauptstrueramt« Leipzig in Empfang genommen werden Die öffentliche AuSloosung der zu Ostern 1858 zahl bar werdenden 3A» landschaftlichen Obligationen vom Jahre 1830, 4H> StaatSschuldenkaffrnscheine v. I. 1847 und 3A, dergleichen v. I. 1855 findet den 17. und 18 September d. I. Vormittag« 10 Uhr im hirfigrn Landhause statt. Bon den unzinSbaren Kammerkreditkaffenscheinen lit. k. endlich Weeden zu 40 Thlr. Ro. 13300. 13639.14441.14522.14674 und - 42 - - 494. 715. 1178. am 1. April 1858 zahlbar. Dresden, am 5. September 1857. Der Landtagsausschuß zu Verwaltung der Staatsschulden. Pfotenhauer. Nichtamtlicher Theil. Ueberficht. LageSgeschichte. Wien: Vom statistischen Congreß. Der Kaiser zurück- — Berlin: Die bevorstehende Vermählung der Prinzessin Stephanie von Hohenzollern. Die Trup- peneinquartirung. Sammlung für den Dombau. Ab reise der Majestäten nach Halle. — Au« der Provinz Sachsen: Zur Gesangbuchangelegenheit. — München: Freigebung de« G,treib,handel«. Di« Untersuchung gegen Eisenbahnbeamte. — Stuttgart: Vorlage von Gesetz entwürfen. — Weimar: Eine Stiftung für Blinde und Taubstumm,. — Oldenburg: Eine Bank concessionirt. — Altenburg: Statistische«. — Koburg: Von der Versammlung der Land- und Forstwirthe. — Itzehoe: Au« der Ständeversammlung. — Pari«: Adresse de« Marnedepartrment« an den Kaiser. Au« dem Lager von Chalon«. Der Handelsvertrag mit Rußland. — Bern. Der Conflict mit dem StaatSrathe von Waadt. — Genua: Legung de« unterseeischen Taue«. — Lissabon: Di« bevorstehende Vermählnug de« Köniz«. — Madrid: Neue DampfschifffahrtSgesetzschaft. Königin Christine. — London: Zur Situation in Indien. Handelsvertrag mi t Hondura«. Gerücht von bevorstehenden Vrränderungen im Ministerium. Vermischte«. — Konstantinopel: Projekt einer Eisenbahn von der Donau zum schwarzen Meere. — Bombay: Die Zerstörung KawnpurS. — New-Kork: Die Mormonenangelegenheit. Nachrichten au« Californien. Local- und Proviuzialangelegenheiten. Mittheilungen au« Dresden, Kolditz, Kirchberg, Elsterberg und Schandau. Frequenz sächsischer Bäder. Feuilleton Inserate. Tageskalender. Börsennachrichten. Tagetgeschichte. tz Wien, 4. September. In der heutigen Sitzung de« statistischen Congressr« wurde «in Antrag, der Congreß möge die Bildung von statistischen ComitS'S in den Hauptstädten empfehlen, welch« die Durchsicht ihrer überschickten Arbeiten zu besorgen und dem Congreffe Bericht zu erstatten haben, unterstützt und zur Berichterstattung an die erste Sektion verwiesen. Berichte über die heimischen Leistungen in der Statistik erstatteten noch die Delegirten Bayern«, Toscana« und der Präsident de« CongreffeS, SectionSchef Freiherr v. Czoernig. Der Bericht de« Präsidenten wurde von der Versammlung mit wiederholten lauten Zeichen des Beifall« »ntgegengenommen, da aus ihm hervorging, daß die Beschlüsse der frühem Congreffe fast all, bereit« in Oesterreich zur Aus führung gelangt sind. Die Versammlung beschloß unter Bei- faUSdezeugungen und auf den Antrag de« Delegirten der französischen Regierung hin, daß der Bericht de« Freiherr» v. Czoernig in der „Wiener Zeitung" veröffentlicht werde. Auf den Vortrag der ersten Sektion hin wurde sodann der Antrag angenommen, »ach »q.-.'ch,m die Literaturstatistjk auf da« Programm de« nächsten Congreffe« gestellt werden soll. Der bereit« erwähnte Antrag, die Delegirten der Regierungen einzuladen, auf dem nächsten Congreffe über die Ausführung der Congreßbeschlüff« durch ihre Regierungen zu berichten, wurde angenommen, jedoch mit einem Zusatzantrage des säch sischen Delegirten (RegierungSraths vr. Engel) dahingehend, daß diese Berichterstattung durch einen durch die Delegirten ge bildeten Ausschuß zu erfolgen habe. Hierauf erledigte der Congreß mehrere der wichtiger» Punkte deS Programm«. Eine Nomenklatur der Todesursachen, Formularien zu TodeS- schrinen, die dem Programme beilagen, wurden den Regie rungen empfohlen, die Todtenschau wurde für diejenigen Staaten befürwortet, wo sie noch nicht besteht, desgleichen die Bildung von medirinisch - statistischen Commissionen für die Mortalitätsstatistik. Die Formularien des Programms zu einer Criminalstatistik wurden angenommen und die Regie rungen gebeten, Formularien über die Civiljustizstatistik an fertig,n zu lassen und sie dem Congreffe mitzutheilen. Der Vorschlag, auch die Criminalstatistik der nordamerikanischen Freistaaten mit in di« Berathungen der betreffenden inter- natiolen Commission hrreinzuziehen, wurde gutgeheißen. Die heutige Sitzung dauerte vier Stunden, morgen wird die letzte Sitzung stattsinden. § Wien, 5. September. Der dritte internationale stati stische Congreß ist heut» geschloffen worden, nachdem er noch daS g,sammle vorhandene Material seines Programms und die im Laufe der früher» Sitzungen gestellten Anträge erledigt hatte. Von allen Gegenständen des Programms blieb nur einer unerledigt, nämlich derjenige der Statistik der Verlhei- lung deS GrundeigernhumS und seiner Belastung, sowie der jährlichen Bewegung im Besitze und in der Belastung des selben. Man ließ sich im Hinblick auf die Schwierigkeit der Materie vorerst daran genügen, an dir Regierungen das Er- suchen um Material zur Ausführung der Vorarbeiten zu richten. Die weitere Behandlung der Sache wird den künf tigen Congreffe» überlassen bleiben. Genehmigt wurde daS Programm einer Finanzstatistik. Der Bericht des Bericht erstatters der Sektion, des He^rn v. Hock, fand den Beifall der Versammlung in dem Maße, daß dieselbe seine Druck legung in der „Wiener Zeitung" beschloß. DaS Programm zu einer internationalen Unterrichtsstatistik, über das Verhält- niß der Statistik zu ihren dem Gebiete der Naturkunde an gehörigen Hilfswissenschaften, über die Anwendung der Karto graphie und der Graphik überhaupt auf die Zwecke der Sta tistik und über die Statistik der ethnographischen Verschieden heiten eines Staates, wurde zum Theil mit unerheblichen Modifikationen gutgeheißen. Ferner genehmigte die Versamm lung die Formularien für Krankenanstalten und empfahl den Regierungen: 1) di« Vornahme von Erhebungen in allen Orten bis zu 3000' Höhe über den Stand der Lungen tuberkulose; 2) die Ausführung von geographischen Ueber- sichten jener Gegenden, in welchen Malariakrankheit.n vor kommen; zur Anwendung überhaupt: 3) eine Methode des Herrn Slaatsralhs David aus Dänemark, die Volksvichtig- keit nicht nach Mittelwerthen, sondern nach absoluten Werthen anzugeben und 4) eine Methode des Grafen Dubois zur graphischen Darstellung der Eisenbahnverhäliniffe. Die Frage, ob die Agrikultur- und Forststatistik in das Programm des nächsten Congreffe« ausgenommen werde, überließ man der Entscheidung der vorbereitenden Ccngreßcommission. Bäten, 6. September. Se. Majestät der Kaiser hat die Bereisung Ungarns beendigt und ist gestern von W utzen aus mittelst SeparattränS hier eingetroffen. In Erlau brachten vorgestern Abend während einer brillanten Beleuchtung 600 Frauen und Mädchen dem Monarchen einen Fackelzug. ü Berit«. 6. September. Se. Majestät der König bat als Oberhaupt de« Hauses und der Familie Hohenzollern die erforderliche und demgemäß nachgesuchte Genehmigung zur Vermählung der Prinzessin Stephanie von Hohenzollern Hoheit mit Sr. Maj. dem Könige Dom Pedro V. von Por tugal ertheill. — Die große Anhäufung von Truppen, welche durch die gegenwärtigen Herbstübungen in der Mark Bran denburg unterzubringen waren, hat die Benutzung von Scheu nen und andern Lagerräumen unvermeidlich gemacht. Die landräthlichen Behörden haben sich die Möglichkeit einer Feuersgefabr hierdurch vollkommen vergegenwärtigt und sich daher an die Militärkommandos mit dec Bitte gewendet, den Soldaten, welche derartige Schlafstätten erhalten, die höchste Vorsicht einzuschärfen und das Tabakraucher, in der Nähe dieser Räume zu untersagen. Diesem Antrag, ist sofort stattgegeben worden, und die Orisbehörden haben den Auf trag, jeden Uebertretungsfall« sofort zur Anzeige zu bringen. Außerdem aber sind die Löschanstalten in allen Dörfern, welche Einquartirung erhalten haben, vollständig ausgerüstet worden, um bei jeder Gefahr zur Hand zu sein. — Es tritt demnächst hier ein Comilü ins Leben, welcher sich zur Auf gabe gestellt hat, die Deckung der Kosten für den demnächst beginnenden Weiterbau des diesigen Domes mit tragen zu helfen und zu dem Ende freiwillige Sammlungen anzuregen. Von diesem Comite werden sich dann ähnlich wie für die Kölner Dombauangelegenheit, einzelne Dombauvereine bilden. Se. Maj. der König widmet dem Unternehmen besondere Feuilleton. Lut Weimar. 4. September. Dem weimarischen Lage folgten heute die deutschen Stunden der Enthüllung de« Denkmal« unsrer Dichter Goethe und Schiller; der Enthüllung de« Monument- unser« Wieland. Zehn Uhr Vormittags versammelte sich der Festzug auf dem Marktplätze und begab sich nach dem Wieland«-Platze, woselbst auch die großherzogliche Familie mit den hohen Gästen eine ge eignete Tribüne rinnahm. Der Zug bestand au« acht Ab heilungen, deren jede von einem Theil der Bürgerschützen an geführt und von Zunftmeistern mit Fahnen geschloffen wurde. Im Zuge befanden sich der Stadtgemeinderath, der Verwaltung-- au-schuß für die Dichterdrnkmäler, die Künstler und Gewerke, welche bei den Denkmälern thätig gewesen, ein Sängerchor, die Mitglieder d«S GesammtministeriumS, der Landtag-Vorstand, De- putirte au-wärtigrr und inländischer Corporalionen, der Städte de« Lande«, der Universität Jena, der Staatsbehörden, sowie de« großherzoglichen Hause- und Militär», der Kirchenrath, die Hof- und Stadtgeistlichkeir, die Lehrer der städtischen Schulen, die Mitglieder de» Hoftheater« und der Kapelle, sämmtliche aus wärtige und einheimische Künstler und Schriftsteller und endlich alle ang,meldet« Fremde, welche keinen Tribunenplatz erhalten hatten. Trübe und regnerisch war noch der Himmel, al- man, begleitet von ein«: unabsehbaren Nenschenmrnge, vor dem Monu mente Wieland'« ankam. Doch brach di» Sonne auch! heute durch die Wolke«, al- die Fmeriichkeit begann. Hofrath Schöll, der bekannte Kenner der klassischen Tage Weimar-, hielt die Ent- hüllunqSrede und wie- mit beredtem Munde auf den pädagogi schen Dichterberuf hin, den Wieland für die Geister seiner Zeit, für den Jüngling Goethe, später für Schiller hatte. „AlS nun der große Frühling deutscher Humanität und Poesie hier in Weimar emporblühte, da freute sich Wieland der Genossen, die ihm, wie er sich au-drückte, so schön über den Kopf wuchsen". Wieland war „ein vorangehender Morgenbote" der Blüthentage der deutschen Literatur; aber er blieb auch mitten d'rin „in dein treibenden Sommer". Der Festredner gedachte dankbar König Ludwig'-, der zu den Weimarischen Ehrenbildsäulen da- Er; anbot; gedachte deS rdeln GroßherzogS von Baden, der die granitnen Fußgestelle zu den Monumenten geschenkt. Diese Piedrstale sind übrigen- zur Zeit noch nicht vollendet und müssen später den Bildnissen untergestelll werden. Als die weiße, unten mit Weimar- Lande-farben geschmückte Gewandung von dem Bildniß gefallen, brachten alle Anwesenden in unwillkürlicher Begeisterung ein Hoch dem drulschen Sänger. Der Großherzog aber beschied den jungen Bildner Gaffer au- Wien, den Schöpfer de- Werke-, auf die fürstliche Tribüne und präsentirte ihn huld voll der hohen Familie wie dem Volke. Da- Denkmal wurde dem Bürgermeister der Stadt übergeben, und hiernach bewegten sich die fürstlichen Personen, sowie der Festzug nach dem Theater platze. — Die Enthüllung de- Schiller- und GoethedenkmaleS von Rietschel auf dem Theatrrplatze Weimar- wird allen Denen, welche ihr beizuwohnen de» Glück hatten, »ine unvergeßliche Stund« sein! Da fühlt« man sich echt deutsch! so erhaben über die kleinlichen Interessen der Lage-welt — die Sonne, welche nunmehr mit vollem Glanz« die Wolken durchbrach und der Hüll« de- Denkmale- «in mächtig,- „Weiche!" zurief, schien dem Festordner Heiland in da» Angesicht und zog die begeisterten Worte deS Sprecher- an sich mit goldnen Fingern. Herr Ghm- nastaldirector Heiland aus Weimar hat dem Slandbilde der Dichter ein „lUonumentum sere perennius" zugetheilt. Wie Perlen schäumenden Weine- schmiegten sich die tiefen Worte der Rede an da- Ohr. WaS Heiland über Schiller unv Goethe sagte, war ost neu an Gedanken, immer neu an Form und Be gründung. Wir versuchen nicht, Charakteristisches au- der Weih rede dem Publicum zu bieten. Sie ist eine Totalität und muß al» solche genossen werden. Seiner Zeit ist darauf binzuweisen, wo die Rede in zugänglichem Druck erscheinen wird. Gestattet sei über diese meisterhafte Festgabe nur die Anzeige, daß der Redner hauptsächlich zwei Sätze begründete: „Fraget nicht, wer von Beiden größer sei" — und: „Fraget nicht, wer von Beiden deutscher sei". Herr Heiland offenbarte liebende Kenntniß der beiden großen Menschen, Rcichihum an Wissen deS AltenhumS, Hingebung deS Herzen- an den Stoff. Deutsche Seelen haben an dachtsvoll die Rede vernommen, da- ganze deutsche Volk aber wird dankbardiese ThatderBeredtsamkeit in sich aufnebmen. Wir sahen Freudenthränen in den Augen Einheimischer und Fremder, wir sahen eine Umarmung der alten und neuen Zeit. Rietschel, dem die Universität Jena vor der Feier bereit- da- Ehrendoctorviplom nach Weimar zugeiendet hatte, wurde von Sr. k. Hoheit dem Großherzog auf die fürstliche Tribüne beschienen. Kann doch auch diesen Männern deutscher Kunst niemals der Dank voll ständig geboten werden, den sie sich um da- Edelste, Beste der deutschen Nation erworben. Rietschel, Gasser und der Erzgießer der Standbilder, Miller auS München, haben überdies da- Ehrenbürgerrecht der Stadt erhalten. Bei dem Fall der Hülle von der Doppelstatur erhob sich ein nicht enden wollender Jubel unter den Menschen — da- war ein Augenblick, wie da- heutige