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Dresdner Journal : 27.05.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189605274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960527
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960527
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-05
- Tag 1896-05-27
-
Monat
1896-05
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 27.05.1896
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ve»„-tzret«. Für Dre-den vierteljährlich s Mart bO Pj , bei den tkaijer- lich deuischen Poftanstalten vierteljährlich » Mart, außer halb de» Deutschen Reiche» Post- und Stempelzujchlag. Einzelne Nummern: 10 Ps Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend» Fernjpr Anschluß: Nr l2S.'> Dresdner Iolimal. Auküiidigungsgetßtzre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 80 Ps Unter „Eingesandt" die Zeile üO Ps. Bei Talellen- und Ziflcrnsah entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de» Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr 20. Fernspr Anschluß: Nrl 2S5. 120. Nachbestellungen auf das „Dresdner Journal" für den Monat Juni werden zum Preise von 85 Pf. an genommen für Dresden: bei der unterzeich neten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für aus wärts: bei den Postanstalten des betreffenden Orts zum Preise von 1 M. In Dresden-Neustadt können Bestellungen abgegeben werden in der Hosmusikalicnhandlung des Herrn Adolf Brauer (F. Plötner), Haupt straße 2, wo auch Ankündigungen zur Be förderung an unser Blatt angenommen werden und wo, ebenso wie bei dem Bahnhofsbuchhändler Herrn Weigand (Böhm. Bahnhof), Herrn Kauf mann Simon, Cirkusstr. 24 (Ecke Pillnitzer Straße), Herrn Kaufmann Lebr. Wesser, Prager Straße 2 und Frau verw. Siegmeier, Alaunstr. 19, einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zu haben sind. Königs. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Generaldirektor der Königlichen musikalischen Kapelle und des Hoflheaters, Graf von Seebach, das von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog von Mecklenburg-Schwerin ihm ver liehene Großcomlhurkreuz des Greifen-Ordens an nehme und trage. Erueunuugeu, Versetznugt» rc. im öffentliche» Dienste. Departement des Inner». Dem bei der Amtshaupt- mannschasl DreSden-Neustadt als «ccessist beschäftigten Referendar vr. jur. Müller ist, nachdem er die 2. juristische Staats" prüsung bestanden hat, der Titel .Assessor' beigelegt worden. Departement des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zn besetzen: die Nebenschulstelle zu Thiendorf. Kollaror: das Kömgl Ministerium des Kulms uud öffentlichen Unter richts Einkommen außer sreier Wohnung und Gartengenuß 1000 M. Erhalt vom Schuldienste, 7 M desgleichen vom Kirchendicnste, 72 M. für Erteilung des Fortbildungsschul- unterrichtes und event. 72 M. der Frau des Lehrers für den Unterricht in den weiblichen Handarbeiten Gesuche sind unter Beifügung der erforderlichen Zeugnisse bis zum 10. Juni an den Kömgl. Bezirkeschulinspekwr 1>r. Gelbe in Großenhain «mzureicheu. Nichtamtlicher Teil. Der Aufstand auf Kreta. Auf Kreta, der zweitgrößten Insel des Mittel meeres, hat die seit zwei Monaten schon gegen die türkische Herrschaft gerichtete Bewegung während des Pfingstfestes zu einem blutigen Aufruhr der christlichen Bevölkerung gegen ihre mohammedan ischen Bedrücker geführt, nnd es ist in griechischen und englischen Blättern schon die Befürchtung ausgesprochen worden, daß dieser Aufstand leicht auch für das euro päische Festland unerfreuliche Folgen ergeben könnte. Die vielen Schilderhebungcn auf Kreta, deren erste im Jahre 1820 die Besetzung der Insel durch das ägyptische Hilfsheer des Khedivs Mehemet-Ali nach sich zog, haben allerdings bis jetzt noch niemals den Frieden zwischen europäischen Mächten gestört; die in den Jahren 1858, 1866 und 1887 bis 1889 dort wütenden Aufstände sind unter einträchtiger 189« Mittwoch, den N. Mai. abends. Mitwirkung der westeuropäischen Regierungen von der hohen Pforte stets durch Konzessionen an die christ lichen Freiheitskämpfer überwunden worden. Es hat sich in jenen Zeiten zunächst nur um die Einführung geordneter Zustände gehandelt, an denen schließlich der türkische Großherc nicht minder interessiert war als die christliche Bevölkerung dieser Insel und ihre europäischen Beschützer. Auf Drängen der euro päischen Mächte sind von der hohen Pforte die den Christen früher schon gewährten und die im Jahre 1868 noch vermehrten Konzessionen durch die Einführung einer konstitutionellen Vcrwaltungsform „sichrrgestellt" worden, und seither hat sich die Für sorge der europäischen Schutzmächte lediglich darauf beschränkt, die türkische Regierung zur Verwirklichung dieses Reformwerkes anzuhalten, sie dabei zn beauf sichtigen und zugleich auch die auf Angliederung der Insel an Griechenland gerichteten Anschläge der griechischen Jrridentistcn zu parieren. Es ist dabei selbstverständlich nicht ohne diplomatische Ver handlungen abgegangen, welche die säumige Türkei zur Erfüllung ihrer Pflichten anspornen sollten, doch ist es der türkischen Regierung damals meist immer gelungen, die europäischen Mächte am Ende wenigstens von ihrem guten Willen zu überzeugen. Auch der jetzt entstandene neue Aufruhr auf Kreta würde sich wohl mit diplomatischen Mitteln seitens der euro päischen Mächte ersticken lassen, wenn es nämlich der Diplomatie gelänge, diesmal von der hohen Pforte unzweifelhafte Beweise ihres reformatorischen Leistungs vermögens zu erlangen. Aber diese Voraussetzung darf man im gegebenen Falle nicht unbedingt machen und darin liegt der Grund zu der ausgesprocbenen Befürchtung, daß der gegenwärtige Aufstand auf Kreta zn schwierigen Weiterungen führen könnte. Tie hohe Pforte hat während der letzten sieben Jahre, also seit dem rm Jahre 18><9 erfolgten „kre- tensischen Ausgleiche" mit den Schutzmächten bezüglich der der Insel gewährten Autonomie ihre Pflichten nicht zn erfüllen vermocht, vielleicht auch nicht gewollt. Die Verwaltung der Insel bietet heute ein Bild be kannter, berüchtigter türkischer Mißwirtschaft, der die Nationalvertretung zu steuern nicht im stände gewcsen ist — aus dem einfachen Grnnde, weil die türkische Regierung dieselbe innerhalb der ganzen Zeit einfach nicht cinbcrufen hatte. Die Anarchie in der Ver waltung ist demnach das Werk der türkischen Ver waltungsbehörden, die hohe Pforte trägt die volle Verantwortung für die Zustände aus der Insel, die nun zn dem allgemeinen Ausstande geführt haben. Ihren guten Willen, die gemachten Versprechungen zu halten, könnte sie am Ende auch noch diesmal zur Not glaubhaft machen, aber daß sie unfähig dazu ist, das wird sich schwer bestreite« lassen. Die innere Lage in der europäischen und asiatischen Türkei hat überhaupt in den letzten zwei Jahren genug Beweise für die Unzulänglichkeit ihrer „Neformmittel" geliefert, so daß heute niemand mehr an die Einführung geord neter Zustände in der Türkei durch die türkischen Behörden selbst glauben will. Wie soll nun bei solcher Lage der Türkei der Weg zu einem neuen er folgreichen kretensischen Ausgleiche gefunden werden, nachdem die einzig zulässige Unterlage der früheren nicht mehr zu beschaffen ist? Aus der Thatsache, daß die armenische Bewegung, welche in Strömen von Christenblut erstickt worden ist, die Gefahr ernstlicher Auseinandersetzungen zwischen den europäischen Mächten und der Türkei nicht zur Folge hatte, darf man nicht darauf schließen, daß auch der Ausstand auf Kreta nicht zu Verwickelungen zwischen diesen Staaten führen werde. Ein „Armenien" im Sinne eines kompakten Gebietes giebt es nicht, es konnte also weder als selbständiges Verwaltungsacbiet dem verderblichen Einflüsse der türkischen Behörden entzogen noch auch von irgend einem Staate einverleibt werden. Bei Kreta ist das jedoch der Fall, diese Insel hat «eben 180006 christlichen Bewohner« nur ungefähr 95000 mohammedanische Griechen — die Verkehrs sprache unter den seßhaften Mohammedanern ist ja notorisch auch die griechische — und gilt als ein natürliches Annektionsobjekt für Griechenland. Man sieht also, daß diesmal der europäischen Schutzmächte eine schwerere Aufgabe harrt, als es bei den früheren Unruhen auf der Insel der Fall gewesen ist. Bei der NkichStagSrrsatzwah! in Siuppin-Templin sind rach den amtlichen Feststellungen abgegeben worden: für v. Arnim (kons.) 7136, für Lessing (sreis.) 4730, für Apelt (Soz.) 3750 und für Schückerk (Resormpartei) 212l Stimmen. Es hat also zwischen den beiden Erstgenannten eine Stichwahl staitzusinden. Diese ist auf den 2. Juni anberaumt worden. Gegen die Wahl von 1893 hat der konservative Kandidat 2190 Stimmen weniger erhalten. Erklärlich ist dieser Ausfall ohne weiteres durch das erstmalige Auf treten eines Kandidaten der Reformpartci; die diesem zu- gefallcne« Stimmen dürften aninahmslos dem Konser vativen entgangen sein. Jedenfalls hat die Reformpartei nun b, i der Stichwahl eine vortreffliche Geleaenheit, durch die That zu beweisen, ob es ihr Ernst ist mit ihrer angeblichen Bekämpfuna des manchesterlichen „miitel standsfeindlichcn" Freisinns oder ob sie es als ihre wichtigste Aufgabe betrachtet, konservative Mandate in die Hände der Freisinnigen hinüberzuschmnggcln. DaS antisemitische Programm dieser Partei würde jedenfalls durch eine Stimmenabgabe für den frei sinnigen Kandidaten eine höchst charakteristische Bc- lenchtung erfahren. Ist der Rückgang der konservativen Stimmen also erklärlich, so ist der Mißerfolg der Freisinnigen dagegen einzig und allein darin zu erblicken, daß sie eben immer und immer mehr an Boden in der Be völkerung verlieren. Während bei der letzten Wahl zwei freisinnige Kandidaten aufgestellt waren, einer der Richterschen Färbung und einer aus dem An hänge des Herrn Rickert, von denen der erstere 5)520, der letztere 1497 Stimmen erhielt, war diesmal der Rick'rtsche Freisinn mit aller Macht für den Richterschen Kandidaten eingetreten; der unter dem Beifall insbeson dere des Herrn Rickert und der „Voisischen Zeitung" und ihrer Gefolgschaft außerhalb Berlins gegründete berühmte „Schutzverband gegen agrarische Über griffe" sollte sogar bei der Mahl in Nuppin-Tcmplin seine erste große Machtprobe ablcgeu. Mit welchem Er folge di s geschehen ist, zeigen die Stimmenziffern; der Rückgang auf freisinniger Seite beträgt 2287 Stimmen, ist also absolut und prozentual größer, als der der Konservativen. Allen Großsprechereien der liberalen Zeitungen zum Trotze hat also auch diese Wahl gezeigt, daß die Macht des Freisinns in fort gesetztem Sinken begriffen ist. Wie cs schon bei den letzten allgemeinen Reichstagswahlen der Fall mar, so ist es auch heute noch: ohne die Hilfe der Sozial demokratie würde die freisinnige Perlet überhaupt kein Mandat mehr zu erringen vermögen. Von den Sozialdemokraten wird der Gewinn von 600 Stimmen, den sie seit der letzten Wahl gemacht haben, als ein großer Erfolg ansgeschrieen, weil das Jntcresse der Parteileitung, die den „Genossen" stetig von großen „Siegen' vorreden muß, dies rrfordert. Nach den Bulletins aber, die sich vor der Wahl beispielswe.se im „Vorrväits" fanden und eine riesige Zunahme der Summen prophezeiten, und ver glichen mit den Erfolgen, die die Sozialdemokratie früher bei Nachwahlen erzielt hat, wo sie ihre ganze Kraft auf einen Kreis konzentrieren kann, muß das Ergebnis der diesmaligen Wahl nur als ein sehr mäßiges bezeichnet werden. Tages geschützte. Deutsches Reich. * Berlin Se. Majestät derKaiser Hörtengesternvormit tag im Neuen Palais den Vortrag des Chefs des Mili tärkabinetts, Generals v Hahnke, begaben Sich kurz nach 10 Uhr nach Berlin und fuhren vom Potsdamer Bahn hofe nach dem Palais des Reichskanzlers Fürsten zu Hohenlohe, um dessen Vortrag entgegenzunehmen Diu- tags um 12 Uhr empfingen Se. Majestät im Königl. Schlosse den bisherigen außerordentlichen und bevollmäch tigten Botschafter der französischen Republik, Hrn. Jules Herbette, behufs Entgegennahme seines Abberufungs schreibens und darauf den neuernannten Ministerresidenten der Republik Uruguay, Hrn Vr. Luis Garabelli, behufs Entgegennahme seines Beglaubigungsschreibens Um halb l Uhr hielten Se. Majestät im Lustgarten aus Anlaß Ler Krönung in Moskau eine Parade über das Kaiser Alexander-Gardegrenadierregiment Rr. 1 und das 2. Garde- Dragoncrregiment Kaiserin Alexandra von Rußland ab. Zu dieser Parade waren sämtliche anwesenden Mitglieder der hiesigen russischen Botschaft geladen Nach der Parade fand im Königl. Schlosse Frühstückstafel von etwa 100 Gedecken statt, an welcher die Mitglieder der russischen Botschaft ebenfalls teilnahmen. Über die vorerwähnte Parade und die Frühstücks - täfel wird noch berichtet: Die Truppen hatten große Paradeuniform angelegt; der Kaiser trugen die Uniform Seines Russischen Infanterieregiments Tie russische Bot schaft wohnte vollzählig dem militärischen Schauspiele bei. Ter Kaiser richteten an jedes Regiment eine Ansprache. Se. Majestät beglückwünschten besonders die Dragoner zu der ihrem Regiment« zu teil gewordenen Namensverleihung und brachten sodann auf das Zarenpaar ein Hurra aus, in welches die Truppen kräftig einstimmten. Die Musik spielte die russische Nationalhymne — Nach Schluß der Parade fand im Schlosse Frühstückstasel statt, zu welcher die Offiziere beider Regimenter geladen waren. Ter Kaiser brachten einen Toast auf Vas Zarenpaar aus, in welchem Se. Majestät betonten, daß das Zarenpaar in diesem Augenblicke sich die Krone aufs Haupt setze und mit dem heiligen Ol gesalbt werde In das Jauchzen des russischen Volkes mische sich der Jubel der anderen Völker, welche durch besondere Abordnungen in Moskau heute vertreten seien, mifche sich nicht zum mindesten der Jubel Deutschlands Se. Majestät gaben hierauf den innigsten Segenswünschen für das Zarenpaar Ausdruck und schlossen mit einem dreifachen Hurra auf die russischen Majestäten. — Aus Anlaß der Krönung in Moskau fand gestern vormittag 11 Uhr in der hiesigen Kaiser!. Russischen Botschaft ein Festgottesdienst statt. Der General adjutant, General der Infanterie v Winterfeld wohnte dem Gottesdienst in Vertretung Sr. Majestät des Kaisers bei; ferner waren die Offiziercorps des Kaiser Alexander - Gardegrenadierregiments Nr. t und des 2. Garde-Dragoner- regiments Kaiserin Alexandra von Rußland, sowie die direkten Vorgesetzten dieser beiden Regimenter anwesend — Dem von Berlin scheidenden französischen Bot schafter I. Herbctte widmet die „Köln Ztg." folgende Abschiedsworte: „Am 23. Oktober 1886 übergab Hr. Herbctte in feierlicher Audienz dem greisen Kaiser sein Beglaubigungsschreiben; er betonte dabei: „Deutschland und Frankreich haben zahlreiche gemeinsame Interessen und werden, wie ich überzeugt bin, mehr und mehr in den selben den Boden für eine beiden Ländern vorteilhafte Verständigung finden. Mit gutem Willen diese Elemente zu erhalten und fortzuentwickeln ist das meinen Bemüh ungen vorgezeichnete Ziel. Ich werde dasselbe mit um so mehr Eifer und Vertrauen verfolgen, als ich tief durch drungen bin von den Gedanken des Friedens, der Arbeit und der Stetigkeit, welche die französische Nation be seelen und die Politik ihrer Regierung durchdringen." Seitdem hat Herbette in Berlin in zehnjähriger Thätig- keit diese Worte wahrgehalten. Er hat zweimal den Wechsel der Krone und zweimal auch den Wechsel in der Besetzung des Reichskanzleramts erlebt, und stets ist es ihm gelungen, sich das Vertrauen aller maßgebenden Personen zu erwerben Als Frankreich durch den plötz lichen Tod seines Präsidenten Carnot von einem schweren Schicksalsschlage heimgesucht wurde, hat Hr. Herbette an Kunst und Wissenschaft. VII. Allgemeiner Deutscher Ncnphilologcntag zu Hamburg. Hamburg, 25. Mai. Am 4. Oktober 1886 wurde zu Hannover der erste Neuphilologentag abgehalten Demselben folgte bereits 1887 ein zweiter zu Frankfurt a. M. und 1888 der dritte zu Dresden Letzterer war für die Fortentwickelung des Studium» neuerer Sprachen insofern von Bedeutung, als er eine neue Frage in Fluß brachte, nämlich inwie weit sich das Bild auch im Unterricht neuerer Sprachen mit Vorteil verwenden lasse, und diese Frage durch eine Reihe von Ausstellungen zu lösen versuchte, die sich vor nehmlich auf Hauptschriftsteller unserer Schulen Moliöre und Shakespeare bezogen, während die mit jenem Tage verbundene glänzende Dante-Ausstellung zugleich eine Huldigung für den hochseligcn König Johann bildete Die Frage des Bilde« hat seitdem eine ruhige, doch stetige Ent wickelung genommen, auch der diesjährige Neuphilologentag zu Hamburg erkennt bei seiner englischen RealienauSstell- ung das von der Dresdner Ausstellung gegebene Vorbild an Selbst nach strengem Maßstabe muß diese Hamburger Ausstellung als eine durchaus eigenartige, glänzende Leistung bezeichnet werden. Der Hamburger Senat hatte durch Bewilligung von dreitausend Mark dem Professor Wendt sowie dem Schulvorsteher Krüger e« ermöglicht, nach London zu reisen und dort eine Ausstellung vor zubereiten, die vereint mit Werken und Bildern au« den StaatS- schulbibliotheken, der Stadtbibliothek, der Kommerzbibliothek sowie auch den Bücherschätzen hervorragender Privatpersonen ebenso unffangreich wie gehaltvoll und lehrreich geworden ist Die gesamte Ausstellung befindet sich in einer Reihe von Sälen des Realgymnasiums, da« seinerseits einen Flügel der Gewerbeschule inne hat Die Ausstellung zeigt eine außerordentlich klare, für das Etuvium äußerst bequeme Anordnung. Sie gliedert sich in zwei große Haupt gruppen: Realien zum Studium im Worte und solche zur Anschauung im Bilde Außerdem sind in besonderen Gruppen ausgestellt die jedem Fachmann bekannten Zeit schriften, darunter auch die seit kurzem in Leipzig neu erscheinende Zeitschrift für ausländisches Unterrichtswescn von vr. Wychgram, ferner die hauptsächlichsten englischen periodisch und täglich erscheinenden, sowie die illustrierten Zeitungen und Witzblätter, endlich auch Wörterbücher rein sprachlicher Natur, — hier erscheint auch MuretS Wörter buch- vollständig, — sowie besondere Wörterbücher, die sich auf Etymologie, auf Slang (Argot), Dialekte, Konkordanzen, Aussprache, Technologie, Militär u s f beziehen Nament lich wertvoll ist, daß hier eine Reihe außerordentlich um fangreicher Wörterbücher ausliegen, die nicht überall in Deutschland emgesehen werden können, da sie nur große Bibliotheken besitzen, die sie al« Nachschlagewerke gewöhnlich nicht verleihen Dem Studium im Wort dienen große Nachschlage bücher (vooliü ot rstsrsnes) und Encyklopädien aller Art. Hier gilt in noch erhöhtem Maße das bei den Wörter büchern Gesagte. Unter den Werken, die sich auf staat liche Einrichtungen beziehen, bieten besonders Interesse die Abteilungen: Verfassung und Verwaltung, Parla ment, UnterrichtSwrsen, Kirche, Flotte und Heer, Gesell schaft. Außer Geschichte und Geographie erscheinen hervorragend wertvoll die Abteilungen Land und Leute, Sitten und Gebräuche, weil sie uns die mit Recht ver langte Kenntnis fremden Volke« vermitteln Auch dem Volkstümlichen in Lied und Brauch ist ein Platz gegönnt worden. Ebenso ist der für England charakteristische Sport reich vertreten Für die Anschauung im Bilde ist zunächst eine Fülle von Karten, Plänen und Ansichten vom britischen Reiche (außer London) vorhanden Hier sind neben einem photo- chromischen Verlage zu Zürich nur englische Firmen mit großen, klaren Bildern vertreten, die auch nach der künst lerischen Seite hin befriedigen Interessant darunter ist mit Rücksicht auf unseres Kaisers Depesche an Präsident Krüger ein Gesamtbild der englischen Flotte (136 Kriegs schiffe), versehen mit der Unterschrift: Our Irrst lins ok cksfeueo! London ist eine besondere Abteilung gewidmet, in der sich eine große Anzahl von Karten, Plänen und Hauptansichttn von London befindet. Historische Tafeln, Bilder und Bildwerke bilden den Schluß der Ausstellung. Wie wir von Dresden sagen können, daß es mit dem Neuphilologentage von 1888 zu einem Ausgangspunkt für die Anschauung im Bilde geworden ist, soweit Fran zösisch-Englisch in Betracht kommt, so hat Hamburg das Verdienst, diese Bewegung zu einem gedeihlichen Abschluß gebracht zu haben Die Vorversammlung am 25. d. Mt« ward von un gefähr 120 Neuphilologen besucht, darunter vier aus Sachsen Offiziell sind Österreich Ungarn, Dänemark und die Association of Mockern I»nzzua^o8 zu London vertreten Durch Krankheit verhindert ist leider Pros vr. Förster- Bonn Sein Vortrag: Der neusprachliche Unterricht an den Universitäten, fällt aus; indes werden die Thesen zu dieser Frage, die von einer Kommission bearbeitet wurden, durch Prost vr. Victor-Marburg vertreten werden, seb. Von der internationalen Kunstausstellung in Berlin. Einem weiteren Berichte Adolf Rosenberg« („Post"), der sich mit den Italienern auf der Ausstellung beschäf tigt, entnehmen wir das Folgende: Von den EliteauSstcllungen fremder Nationen ist die glänzendste, einheitlichste und, wie wir au« häufigen Beobachtungen entnehmen konnten, die un« Deutschen am meisten sympathische die der Ita liener Auch wer wegen der immer wiederkehrenden Drang sale einer italienischen Reise e« zum hundertsten Male verschworen hat, jrmal« wieder nach Italien zu gehen, der wird, ivenn rr diese anheimelnden Räume mit Muße durch wandert, wieder von neuer Sehnsucht nach dem Wunder ¬ lands durchdrungen werven. Wir wissen nicht, ob der deutsche Delegierte für Italien (Prof Albert Hertel) auch die Auswahl der Kunstwerke getroffen hat. Wenn er es gethan hat, verdient er jedenfalls den lebhaftesten Dank aller Freunde der Kunst, die das Heil der italienischen Malerei nicht von einer grimassierten Nachahmung der französischen Naturalisten, sondern von einem engen An schluß an die unerschöpfliche Natur ihres Landes erwarten. So sind wir glücklicherweise mit den grobnaturalistischen Landschaften des Mailänders Segantini verschont worden, wenn es auch nicht ganz an Bildern seiner Mailänder Geistesverwandten fehlt Es ist auffallend, daß Mailand, die am meisten demokratisch und sozialistisch gesinnte Stadt Italiens, auch Maler produziert oder an sich fesselt, die den extremsten Richtungen ihrer Kunst huldigen Wie die poli tische Gesinnung und die Litteratur steht auch die mailän dische Kunst fast ganz und gar unter dem Einfluß der französischen Progressisten Eine der wenigen Ausnahmen bildet Filippo Carcano, der ein ebenso ausgezeichneter Ar chitektur- wie Landschaftsmaler ist. Seine Innenansicht aus dem Mailänder Dom — ein Blick aus dem linken Seitenschiff auf die eine der silbervergoldeten Kanzeln — ist ein großartiges Meisterwerk, noch dazu bei einer Be leuchtung ausgenommen, die dem Besucher nur sehr selten zu teil wird. Sein Blick auf die Bergamasker Voralpen ist eine Gebirgslandschaft, wie sie den Italienern nur selten gelingt, und der Blick von einer grünen Höhe auf ein sich weit auSdehnendeS Thal ist eine Frühlingsidylle von unerschöpflichem Reiz In der poetischen Naturanschau una ihm nahe verwandt, wenn auch in der koloristischen Behandlung etwa« breiter, ist der Mailänder Guiseppe Carozzi, dessen bergige Landschaft „Hohe Triften" mit einer Schafherde bei Abendbeleuchtung beinahe den Ein druck einer sogenannten „heroischen Landschaft" macht. Eleuterio Pagliano« Frühstück eine« jungen Paare« auf einem der Dächer de« Mailänder Dom«, eine« Amateur photographen und einer hübschen, mit dem Velotto ge-
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