Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 07.09.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189909076
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990907
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990907
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-09
- Tag 1899-09-07
-
Monat
1899-09
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 07.09.1899
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Ve,«,«-e»ü»r diertelWrNS,wk. -so. durL di« Boi, M». 2.7». «»«»»adm, »«« »„«»nblguii-e« für dir nSchßi Ru.mmrr «rtotgt in drr l,a»v>arlch>iil»strlle, Marii-imr. s», u. in tcn ?!cbcuau»a>>u>che!lc» tz NE. hdi» g ukir Nachm Slniiilaa« nur Marirniir. Rv. n-'/.l UbrMittaa«. Un,»«gentartf. Llkilvalti««ftirundMrlca »Eilbrn» IbPi..WIund,gm>Knrii>IdcrDnva,> ik ir Ziilr so LI,: Dovvelzeii, .unlcrm ent«' Wnaelaichti «M. Äniiio- rr,Ir lur Montage oder nach Ncfttaacil roNta. nur Aamilirmmchrlchikn ic.i. du. so V>. — Nuöwchtiar Aulirkge nur aeaen DorauLbecaliluna. DelegM'Ncrwcrd.m ioVI benchnet. V« Mürkgade rinaelmidier Schritt- imcke ieine Verbindlichkeit, kiernlvrechanlchlub: Anrt I Mr. Ur. UNV0. Die Dresdner Nachrichten cricheinen tüilich Moraens. 44. Jahrgang. s I't'Ulitv«IIc^g«ieIie !8«IiI»ki'KeItv ii smpüehlt I flauen^»-. nun 7. 8e!iLll!!e!i § ^o» 8«« »«, p»rt.ll. l. Li. » " Telegr.-Adrcjse: Nachrichten, Dresden. llslsuoktungsoogsnstüntls tür Ott», mvktr. I-iellr, ketroisum, Ksrrsn. !«. VvIÜL§,M'WiilMMtr. 34 dloutieiten slogant Regslmlissin« xurniartor vamonküta in secler Urvislago. ^ ivisöiiliolio Linklinka »nck lstnäestuckisn in z Ili-iliii „ml I'ni l«. Hi>G 6ro»»s Auswahl in Drauerliüten. lurä E 4. n. X«r8kli»tr Mj k LltmNlit k Uorilvkvraot verri^ün«I«t I8L3 unä Z dlatak »toi» nur cla» Hanaats »nck 6e»kn ?.» killiMiten Urei »an. st lViviIerlösinitL dsi vresäeo. tlomloi tnUIee, Hau!«. HloUlniec, I»e« L.1ed1. Illoino »nolion araedivnona ttliar I n-tlimiie iitk» n 1 rar llasssko. Lsidstmasssee. slslc- lristüeo llsitssL», llellßMaasiilk sie. »teilt Intviosnantvn Icastcmtrai rn Diensten illusti'li'ts Lpsrisl-fi'kizilstk LarL VvllÄ8LduLd. Xönigl. Hotliokeraut, 81l'MK8l!'ä88L U thH«. ^ llilltdadl' Zur Transvaal-Krisis. Hofnachrichten, Sachs. Eisenbahnrath, Hcrbstübnngen. «etT» Ftltrszrt. Kirchliche Scptcniberseste, Hhgienc-Ausstellnng. Deutsche Kunsiaussiellmig. Mnthmaßl. Witterung: Lleignng zu Gewittern. !Toimerstlig,7. September 18.N). Hur Transvaal-Krisis. Seit Monaten schwankt die Transvaalfragc zwischen friedlicher und kriegerischer Entwickelung. Heute wird die Situation als gänzlich hoffnungslos, morgen als sehr hoffnungsvoll geschildert. So oft eine entscheidende Wendling bevorznstehcn scheint, tritt so fort wieder eine Verschleppung ein. Alarmirendcn folgen jedes Mal beruhigende Meldungen. Wird von der einen Seite der Krieg für unvermeidlich erklärt, so kommt von der anderen die beschwich tigende Kunde, daß die Verhandlungen im Geiste der Versöhnlich keit fortgesührt werden und die Aussichten für einen fried lichen Ausgleich wieder gestiegen sind. Momentan übcrwiege» die pessimistische» Auffassungen. Zum so und so vielten Male lägt die chauvinistische Londoner Presse die Kriegswvlken sich zusammcnballc» und paradirt wieder einmal mit den Schlag- Worten : „Krieg in Sicht", „Am Rande des Krieges". „Eine letzte Warnung", „In elfter Stunde" re. Das würde sich vielleicht noch öfter wiederholen, wenn nicht schließlich in Pretoria der Gedulds faden reiht und die Buren sich angesichts des offenkundigen Be strebens der Engländer, jedes Zugeständnis; durch weitere rechts widrige Forderungen zu beantworten und so jeden Ausgleich zu vereiteln, endlich dazu entschließen, das Eingehen auf weitere über die bereits angcbvtencn Konzessionen hinausgehende Verhand lungen abznlehnen und die völlige Unabhängigkeit ihres Freistaates ouszusprcchcn. Tie augenblickliche Lage ist folgende. Präsident Krüger will olle Forderungen, die der Eapgonvcrnenr Milncc im Einverständ- »iß mit dem Kolonialminister Ehambcrlain zu Gunsten der in der Südafrikanischen Republik lebenden Engländer gestellt hat, be willigen. wenn England die Selbstständigkeit des Transvaal- slaates anerkennt. Ehambcrlain will sich dagegen seinerseits mit der Regelung der Uitlandersrage nicht mehr begnügen. Tie Kon zessionen in der Wahlrcchts-Angelegelihcit genügen ihm seht nicht, er stellt neue Forderungen auf und verlangt im Gegensatz zu der früheren Erklärung, daß erst die Wahlrechtsfrage gelöst werden müsse, ehe irgend welche andere Fragen in Betracht gezogen werden könnten, die sofortige und gleichzeitige Erledigung aller übrigen Beschwerden, die bisher erhoben worden sind. Der HanpwassuS der lebten Ehambcrlain'scheu Depesche lautet: „Die Regierung Ihrer Majestät gestattet sich auch, die Regierung der südafrika nischen Republik daran zu erinnern, daß noch andere Dissercnz- vunkte zwischen den beiden Regierungen bestehen, die nicht durch die Gewährung politischer Rechte für die Uitlandcrs erledigt sind und die keine geeigneten Gegenstände für schiedsrichterliche Ent scheidung bilden. Es ist nothwendig. daß diese Fragen gleich zeitig mit den seht in Erörterung stehenden erledigt werden, und sie würden nebst der Schicdsgerichtssrage geeignete Gegenstände zur Besprechung aus der vorgeschlagcncn Konferenz bilden." Mit Recht wird hierzu bemerkt, daß das hier ausgestellte neue Vcrhand- lmigsprogramm das ganze Ergebnis; der bisherigen Verhandlungen in dem Augenblick in Frage stellt, in dem Präsident Krüger sich mit den von Milner in Blocmfontein erhobenen Forderungen in Einklang gesetzt hatte. Den Buren soll nur noch die Wahl ge lassen werden, entweder ihre Selbstständigkeit aufzngcbcn oder einen Kamps aus Leben und Tod zu führen. Die Forderung des Präsidenten Krüger, England solle auf das von ihm beanspruchte Recht der Suzeränctät verzichten, wird von der maßgebenden Londoner Presse als eine Herausforderung be handelt, die nur mit der Kriegserklärung beantwortet werden könne. Und doch ist es mehr als fraglich, ob dieses Snzeränetätsrecht Englands überhaupt noch besteht. Ter Burensrcistaat heißt seit 1881 amtlich „Südafrikanische Republik"; er regiert sich selbst nach eigenen Gesetzen, hat seine eigenen Landessarben, hat Konsul» und einen Gesandten und bekundet weder durch Tributzahlungcn noch sonst wie. daß er Großbritannien untcrthnn ist. Der Artikel 4 der Londoner Konvention aus dem Jahre 1884, der Transvaal die Pflicht auferlegt, jeden Vertrag, den es mit einer auswärtigen Macht abschließen will, erst England zur Genehmigung vorzulegen, wurde von Niemandem innerhalb oder außerhalb der Grenzen der Südafrikanischen Republik so gedeutet, als sei damit die Suzcränetät ausgesprochen. Wenn man bezüglich dieser Frage noch im Zweifel sein konnte, so mußte die Thatsache, daß die Londoner Konvention nicht mehr die Einleitung hat, die der Konvention von Pretoria von 1881 vorausgeschickt war und worin die Suzeränität ausdrück lich ausgesprochen wurde, jeden Zweifel beseitigen. Dazu kam noch, daß bei den Abmachungen im Jahre 1884 mehr oder weniger betheiligte eingewcihte Autoritäten bekundeten, daß man damals englischerseits direkt beabsichtigt habe, die Suzeränctät aufzuheben. Die Vertreter des Transvaalstaatcs haben stets geleugnet, daß noch ein« solche vorhanden sei. Ende vorigen Monats erschöpfte sich nun aber ein englisches Blaubnch in „Beweisen", daß trotz der Beseitigung der 1881 noch vereinbarten Suzeränctät dieses .oberherrlichc" Verhältnis, Englands zu Transvaal noch vorhanden sei. Man sicht also, bemerkt die „Köln. Bolksztg." zu dieser ihrer Darlegung über die SuzcränetätSfrage, auf's Neue deutlich — wenn eS überhaupt noch des Beweises bedurft hätte — wo hinaus die Politik Ehamberlain'ü will. Daß man in England noch zögert, zu einem Vernichtungskriege gegen die Burenrcpublik zu schreiten, erklärt sich nicht bloS daraus, daß die militärischen Vorbereitungen noch nicht z» dem Abschlüsse gelangt sind, der von vornherein eine erfolgreiche Krieg führung aller Voraussicht nach sichert. Man dürste in England nur zu gut wissen, was bei einem kriegerischen Konflikte mit den Buren aus dem Spiele steht und welche Folgen für die britische Weltmachtstellung heraufbcschworen werden könnten. Nicht blvs außerhalb Europas, besonders in Indien und Egypten, sondern auch im eigenen Lande drohen Gefahren, die in Erwägung ge zogen werden müssen. Die Iren haben bei jeder Gelegenheit ver sucht, das englische Joch abzuschütteln, und es ist noch nicht lange her. daß von ihnen für den Fall eines Krieges die Revolution offen angckündigt wurde. Von den Iren weiß man, bemerkt die „Ttsch. Tgsztg.", daß sic die englische Politik in Südafrika ver- nrtheilen, daß sic für die Buren schon darum Theilnahme haben, weil das Geschick, das diesen letzt droht, ihnen ihre eigene Geschichte lebhaft vor Augen führt: man weiß auch, das; überhaupt die Iren grundsätzlich stets auf der Seite der Gegner Englands zu finden sind. Es ist selbstverständlich, daß die Iren das rücksichtslose Vor gehen Englands in Transvaal vcrurtheilen. Die Iren im Eap- lande denken alle so, und cs ist gar nicht mehr zweifelhaft, daß im Falle eines Krieges die Iren sich nicht auf die Seite der Eng länder stellen werden. Liber der Widerstand der Iren beschränkt sich nicht aus die in Südafrika Angcsicdelten. In Irland selbst zeigt sich eine immer stärker werdende Agitation gegen die Politik Ehambcrlain's. Die irischen Blätter treten mit aller Entschieden heit für die Buren ein, und die irische Bevölkerung ist davon über zeugt, daß die Regierung von Transvaal Lilles getha» hat, um den Forderungen Englands zu genügen. Man sieht jedcnsalls aus dieser Stellungnahme des JrcnthumS. daß die Lage Englands beim Ausbruch eines Krieges keineswegs eine so günstige sein würde, wie es die englische Presse der Welt einrcdca will. Tie 'Möglichkeit ist nicht ausgeschlossen, daß im Königreiche selbst unvorhergesehene Ereignisse eintreten, wenn in dem Kriege die Buren nicht sofort niedergcworfcu werden, und cs könnte den Eng ländern gewiß nicht gleichgillig sei», zu den vielen Feinde», die sic schon habe», und zu den vielen Schwierigkeiten, mit denen sie kämpfen müssen, auch noch im eigenen Reiche die alte Feindschaft wieder zu erwecken. Hcrnschrcib- unv Fcrnstzrcch-Berichte vom 6. September. Berlin. Ter neucrnanntc Minister des Innern Freiherr v. Rheinbabcn hat heute sein Amt übernommen. Znm Minister des Innern war ursprünglich Herr Stndt, der zum KumiSminister ernannt worden ist, bestimmt. Minister Stndt siedelt am Freitag von Münster nach Berlin über. Die Bürgerschaft Ministers bringt ihm morgen Abend eine» Fackclzng. — Die durch die Znr-Dis positionsstellnng von Landräthe» sceigewordcnen Landrnthsämter werden zunächst kommissarisch durch Regierungs-Assessoren verwaltet. Die Neubesetzung dürfte nicht sehr schnell erfolgen, da die Kreise das Liecht haben, für die Ernennung die Kandidaten zu präsentsten — Wie verlautet, steht eine Verfügung des StaatSininistcriums bevor, durch welche alle Staatsbeamle, die Mitglieder des Bundes der Landwirthe sind, angcwieie» werden, ans demselben auszulreten Berlin. Auf eine Anfrage bei dem Lbcrst v. Schwartz kappen, ob er nach Rennes gehen werde, antwortete dieser kur; weg: „Nein !" Auf die Frage, ob er glaube, daß der Kaiser ihm gestalten werde, sei cs in Rennes, sei es hier. Aussagen zu machen erwiderte er: „Auch das glaube ich nicht!" und fügte hinzu: „Ja. haben wir denn nicht ichvn Stellung genommen und Aussagen gemacht? Zwei Mal sogar ist das bereits geschehen. Zunächst hat unser Botschafter in Paris erklärt, daß mir mit der Sache ab solut nichts zu thun haben, dann hat unser Staatssekretär des Auswärtigen nn Reichstage klar und deutlich dasselbe versichert. Und welches war der Erfolg? Rinn verharrte ans seiner Meinung. Was also sollen da erneute Versicherungen, die keinen anderen Erfolg haben würde» ? Was wir in der Sache zu sagen haben, ist eben von uns bereits gejagt." Vis jetzt hat Oberst v. Schwartz- koppen weder ans Rennes, noch aus Paris, nach seitens unserer Regierung irgend welche Nachricht bezüglich des Labori'scheu An trags erhalte». Auch in hiesigen RegierungSkreiscn ist inan der bestimmten Ansicht, daß Oberst v. Cchwarlzkvppen nicht die Er mächtigung zur Zeugenaussage erhalten werde. Das Telegramm Labori s an den Kaiser soll in seiner ganzen Fassung die sonst so geschickte Hand des Vertheidigcrs DrcyfuS' vermissen lassen. Jedenfalls wird cs nicht als genügend erachtet, die deutsche Regierung zu irgendwelcher Entschließung in dieser Frage zu ver anlassen. — Aus Rom wird gemeldet, dortige unterrichtete Kreise wollen wissen, die Regierung werde die Aussage Panizzardi's vor einem von der Diplomatie beauftragten Richter erlauben. Berlin. In hiesigen unterrichteten Kreise», in denen bisher die Hoffnung auf eine friedliche Lösung der Transvaal-Angelegen heit vorwaltetc, wird nunmehr die Lage als eine sehr ernste nus-' gcsaßt, zumal auch unter den Buren eine Partei zum Kriege dränge. Wie berichtet wird, findet am Freitag ein englischer Ministerrath statt, dessen Beschlüssen mit Vpamiuna entgegcn- gcsehen wird. — Nach einem Telegramm ans Süd-West-Afrika hat am 2. September Vormittags in Swakopmund die feierliche Grundsteinlegung zu dem Mvlenbau stattaesunden. Straßdurg. Der Kaiser besuchte Vormittags die Orangerie, das Hohenlohe-Museum und die Kumtgewcrbesammlung der Stadt Straßbnrg. Von da aus begab sich der Kaiser mit dem Fürst Statthalter nach der evangelischen «st. ThvmaSkirche, wo er das Grabmal des Marschalls Moritz von Sachsen besichtigte, und fuhr hieraus nach dem Bahnhof, um sich nach Stuttgart zu be gebe». — Der Kaiser hat den Statthalter beauftragt, der Be völkerung folgenden kaiserlichen Dank zur Kenntniß zu bringen: „Der festliche Empfang, welcher Mir bei Meiner jetzigen Anwesen heit im Elsaß bereitet worden ist. läßt eine so weitgehende patrio tische Begeisterung aller Schichten der Bevölkerung erkennen, daß Ich hierdurch auf das Angenehmste berührt worden bin und mir lebhaft bedauere, daß dir Kaiser!». Meine Gemahlin, nicht an Meiner nnfrichtiaen. herzlichen Freude thcilnchme» konnte. Durch mnnniafache zahlreiche Aufmerksamkeiten sind Mir die beredten Beweise treuer Ergebenheit und zuversichtliche» Vertrauens kund« gegeben worden. Ich erblicke in dieser Meinem Herzen wahrhaft wohlthucndc» Gesinnung eine hoffnungsvolle Bürgschaft für die weitere gedeihliche Entwickelung des schönen RcichslaudcS. Mit solchen Empfindungen scheiden zu könne», ist ein erhebendes Gefühl und Mir daher ei» nufricbtig empfundenes Bedürfnis;, dies össcnt sich mit Meinem Herzlichsten warmen Dank auszufprechcn. Zu Meinem lebhaften Bedauern muß Ich schon heute das Elsaß ver lassen. unter dessen Bevölkerung Ich Mich stets so besonders wohl fühle. Ich scheide mit den aufrichtigsten Wünsche» für sein ferneres Gedeihen und Wohlergehen. Wilhelm." Stuttgart. Die Stadt prangt überall in vollem Flaggcn- fchniuck, Fahnenstange» und Gustlanden sind längs der Fenstraßcu angebracht. Unter Glockengelänte tras der Kanerzug um 5 Uhr Nachmittags ein. Ter König, die wnrttembergüchen Prinzen, die tantSminisler, Generale, sowie der preußische Gesandte und Bei steter der Stadt waren anwesend. Ter Kaiser kugle den König und schüttelte ihm wiederholt die Hand, schritt hierauf die Fronl der Ehcenkvinpaguie ab und »ahm den Parademarsch ab. ESkortirl von einer Schwadron der 211. Dragoner fuhren der Kaiser und der König in'S Residcnzschloß, von stürmische» Huldigungen des Publikums begleitet. Im Schlosse empsingcu die Königin Olga und der König von Sachsen den Kaiser. Abends fand Fanulieu- tafcl statt. Kiel. Das Ezarenpaar kommt aus der Rückreise von Kopen hagen an Bord der Nacht „Polarstern" zum Besuch der Prinzessin Heinrich »ach Kiel. Brcmerhasen. Mit dem heute nach Ostasien abgcheuden Reichspostdampfer „Bayern" fahren 40 bis ött deutsche Frauen mit ihren Kindern nach Kiautschou zu ihren dort als Neichsbeamte augestcllten Männern. Kassel. Ter RcichstagSabgcordncte für den Kreis Kassel- Melsungen, Sanitätsrath Endemnun, hat bei einem Sturz aus dem Wagen den linken Oberarm gebrochen. Weimar. Der 85 Jahre alte Historienmaler, Mitglied der König!. Preuß. Akademie der Künste, Pros. Friedrich Martcr- stcig. ist heute früh gestorben. Pest. Der hier tagende 4. Verband-Stag des deutsch- österrcichüch-ungarischen Verbands für Binneuschnssahrt beschloß, den nächsten Verbandstag in Breslau 1M1 abzuhalteu. R e» ne S. Treyfusprozeß. lF-vrtsctzung.1 Zurlindcn erklärt, er habe als Gouverneur und Minister in den Afsaircu Picguart's. du Paty de Elam's und Esierhazy's eine hervorragende Rolle ge spielt. Die Treibereien du Paty's hätten ihn in Unruhe versetzt. Er habe sich bezüglich der Revision und der Verhaftung Picgnart's aufklärcn wollen und durchaus für nöthig gehalten, daß Piguart sich vor Gericht wegen Anklage der Fälschung reinige. Zurlindeu sagt dann weiter aus, der Juilizniinister habe ihn gedrängt, Picguart wegen Fälschung vor das Militärgericht zu bringen. Tie Radirung habe er für unwichtig gehalten. Seinen Nachfolger Ehanoiue habe er über Alles, was Picguart betreffe, unterrichtet. Von der Radiruny sei nicht die Rede gewesen: erst in der Aus sage vor dem Militärrichter habe die Radiruug eine Bedeutung angenommen. Trarieur sagt aus, die Mitthcilungen Zurlindcn's entkräfteten nicht seine Auslage. Er wirft Zurlindcn vor, Picguart unnütz 10 Monate im Gefängnis; gehalten zu haben. Labori will über die Radirnng sprechen, der Vorsitzende läßt es jedoch nicht zu : mau verhandle nur über Dreysns. Labori erwidert, es handle sich um ein Dokument, von dem behauptet werde, Picguart habe damit gegen Esterhazy manöverirt, welches er aber für einen Beweis des Verraths Esierhazy's halte. Auf Verlangen Labori's wirb der Brief des JustizministcrS nn Zurlindcn betreffend die Vornntcr inchnng über den Ursprung des „Petit bleu" verlesen. Labori stellt fest, daß General Zurlindeu die Radirnng fiir sehr bcdentungs voll hielt. Zurlindcn erklärt, er höbe sich selbst entsetzt, die Radirnng aber für bedeutungslos erachtet. Labori fragt, ob Zur linden glaube, das; die Radirnng nach der ersten photographischen Ausnahme des „Petit bleu" vorgenommcn worden sei. Zurlindeu erklärt, durch die Untersuchung Davernicr'S sei festgestellt worden, daß das „Petit bleu" bei seiner Ankunft im Nachrichtcnbnrcan nicht radirt war und daß die Radirnng nicht von Picguart hcr- rühre. Labori bittet, das Schriftstück des diplomatischen Aktenstücks zu verlesen, ans welchem unabweislich die Echtheit des „Pest, bleu" hervorgehc. Palövlogne erklärt, er wisse nicht, welches Schrntstnck Labor! meine. Labori erwidert, es handle sich um das Schriftstück, in welchem eine Unterhaltung des Ministers dcs Auswärtigen Tclcassü mit dem Botschafter Münster erwähnt werde, in der Letzterer gesagt haben soll. Schwartzkoppen gebe zu, daß er an Esterhazy eine Anzahl^ Teleargmmkartcn geschrieben habe Pnlöolvguc sagt, er könne bestätigen, daß sich ein Schriftstück solchen Inhalts in dem diplomatischen Aktenstück befinde. Bo- schaftcr Münster hätte hiernach in jener Unterhaltung mit Delcas' ' erklärt, daß Schwartzkoppen an Esterhazy eine Anzahl „Petit bleu" abgcsgndt habe. Bezüglich des in Frage stehenden „Petit bleu", dessen Echtheit heule noch zweifelhaft sei, habe Schwartzkoppen nicht bestätigen können, daß er cs geschrieben, weil er cs nicht ge sehen hätte: doch glaube er, dag es von ihm abgcsgndt worden sei. Trarieur verbreitet sich sodann des Längeren über die gegen Picguart gerichtete Anklage, daß er ein Agent der Familie Dreysns sein solle und zwar, um den unschuldigen Esterhazy au die Stelle des schuldigen DreyfnS zu bringen. Trarieur verliest dann einen Auszug aus einem von ihm an Billvt gerichteten Briefe, in welchem er gegen diese Lügen prvtestirt. Dicier Brief datirt vom V. Januar 1808. Blllot erklärt: Trarieur antwortete nicht, ließ auch keinerlei Untersuchung einlciteu. Als die Richter diese Esterhazy zur Last gelegten Thatsachen prüften, wurden sie durch die voracbrachten Entstellungen getäuscht. Das Gericht nahm alle Lügen Esterhazy's entgegen: dieser ist frcigcsprochen, seine Sache jedoch nicht abgeurtheilt. Ter Vorsitzende protcslirt gegen die Worte Trarieur, mau dürfe nicht so über Richter iprcchcu. Trarieur: Ich spreche nicht über die Richter, sonder» nur über die abgenrtheilte Sache, die man kritischen kann, obgleich man sic rcspcktirt. Vorsitzender: Das ist keine Aussage, das ist ein wahr haftes Plaidoycr; Sic habe» die Rolle der Vertheidigcr über nommcn! Labori: Wir beklagen uns darüber nicht. General Billot. dessen Stimme vor Bewegung unsicher ist. spricht sein Be dauern aus, daß er die gestrige Aussage Trarieur' nicht angcbört habe, er habe sie erst nn „Figaro" gelesen. Billvt findet, baß gestern wie auch heule die Ausführungen Trarieur' keine Ans sagen, sondern ei» Plaidouer zu Gunsten von Trcmus und Picauart seien, sowie Reauisstorien gegen frühere Minister. Tra- Pfmw's Aiiisermilch. F,?-?>!>'.» Srrsöoer Mülkerri b-rbr. Pfund, randncrür. 7!>.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite