Volltext Seite (XML)
Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich Keslhästs-Aiiztigtr für WMrs, KSlitz, Bmsiiorf, Rüsüorf, St. KOie», Heinichsort, MnieiM m- Mülsell. Amtsblatt für de« Stadtrat zu Lichtenstein. —— — 4«. Jahrgang. —— — —— Nr. 46. Dienstag, den 25. Februar 1890. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalten« Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Tagesgeschichte. — Mittellosen kranken Personen, welchen seitens der Vorstände von Kuranstalten (auch außerdeutschen) der Gebrauch der Bäder oder anderer Kureinricht ungen unentgeltlich oder zu ermäßigten Preisen bewil ligt ist, gewährt die Generaldirektion der Sächsischen Staatsbahnen in der Regel auf Ansuchen eine Fahr preisermäßigung insofern, als die Fahrt nach und von dem Kurorte in dritter Wagenklasse auf Militärfahr preis gestaltet wird. Anträge auf Bewilligung dieser Fahrpreisermäßigung sind schriftlich an die Königl. Generaldirektion der Sächsischen Staatsbahnen zu richten. Die Mittellosigkeit ist durch eine Bescheinig ung der Ortsbehörde darüber nachzuweisen, daß die Vermögensverhältnisse des Betreffenden die Aufwend ung der für den Besuch und Gebrauch des Bades erforderlichen Mittel ohne eine Ermäßigung der Eisenbahnfahrpreise nicht gestatten. Außerdem ist eine Bescheinigung des Vorstandes der zu besuchenden Kuranstalt beizubringen, daß der Gebrauch der Bäder und sonstigen Kureinrichtungen unentgeltlich oder zu ermäßigten Preisen zugestanden worden ist. Die Be scheinigung einer Privatkuranstalt bedarf für die Unter schrift der Beglaubigung der Ortsbehörde des Kurortes. — Dresden, 21. Febr. Die Zweite Kammer, welche heute nachmittags 5 Uhr in Anwesenheit der Regierungskommissare wirkt. Geh. Rat v. Thümmel und geh. Finanzrat Ur. Ritterstädt ihre Sitzungen wieder aufnahm, bewilligte auf Antrag der Finanz deputation U (Berichterstatter; Abg. Bramsch) die unter Titel 5, 8 und 25 des außerordentlichen Staatshaushaltsetats geforderten Summen von 146000 M. zu Erweiterung der Rangier- und Lade anlagen in Gößnitz, erste Rate für Ärealerwerb und Planieherstellung, 132000 M. zu Vergrößerung des Bahnhofes Schmölln S.-A. und 57,000 M. zu Erbau ung eines Bureau- und Wohngebäudes für das Abteilungsiugenieurbureau II in Altenburg. Abge sehen davon, daß zu Titel 5 Abg. Oehmig seine Billigung der geplanten Erweiterung des Bahnhofs Gößnitz aussprach und die Regierung bat, in näch- Der Erbe des HtMjes. Roman von Hermine Frankenstein. — (Nachdruck verbalen.) (Fortsetzung.) Er ging beharrlich weiter, kam aber nur lang sam vorwärts, denn der Sturmwind und der schlüpfrige Weg, auf welchem er zuweilen bis an die Kniee in Schneehaufen versank, waren seinem Weilerkommen sehr hinderlich. Sein Zorn gegen seine entflohene Mündel wurde um so heftiger und größer, je mehr er mit den Schwierigkeiten des Weges kämpfen mußte. ' „Thor, der ich war!" rief er aus. „Ich hätte eine Laterne mitnehmen sollen. Aber ich will nicht umkehren, selbst wenn ich in diesem Sturm zu Grunde gehen müßte!" Endlich sah Gower Licht, doch es schien ihm unmöglich, daß er bereits Bleak-Top erieicht hätte. Das Licht drang aus dem Fenster eines Hau ses zu seiner Rechten, das in einiger Entfernung stand. Es war der Schein von Hesters Lowder's Lampe, der aus dem Fenster des Wohnzimmers in Gloam-Fell in die finstere Nacht hinaus fiel. Herr Gower ging dem Lichtschein entgegen, entschlossen sich auszuruhen und sich zu wärmen, ehe er seinen Weg fortsetzte. Er trat in den Garten von Gloam-Fell ein und schritt auf das Haus zu. Als er näher kam, schaute er durch das Fenster des Wohnzimmers hinein. Es war kein Bild häuslicher Freuden, das sich hier seinen Blicken darbot. In dem Lichte des Feuerscheines saß Hester ster Zeit auch auf die Erweiterung der Bahnhöfe Hohenstein und Meerane, wo der Verkehr in der letzten Zeit ebenfalls ansehnlich gestiegen sei, Bedacht zu nehmen, wurde zu keinem der genannten Titel das Wort begehrt. -- Dresven , 22. Febrnar. In ihrer heutigen Sitzung, welcher Staatsminister I)r. v. Abeken, Geh. Rat Schurig und die geh. Justizräte Jahn und vr. Rüger beiwohnten, erledigte die Zweite Kammer den Etat des Justizministeriums, welcher auf Antrag der Finanzdeputation I. (Berichterstatter: Abg. Bönisch) mit einigen von der Staatsregierung beantragten Erhöhungen mehrerer Ausgabeposten für Bauten bewilligt wurde. Mehrere Petitionen von Beamten um Gehaltsaufbesserung wurden der Staatsregierung zur Kenntnisnahme überwiesen, endlich wurde die beim vorigen Landtage dem Justizministerium erteilte Er mächtigung, aus Kapitel 41 unter gewissen Voraus setzungen an unschuldig Verurteilte Entschädigung zu leisten, aufrecht erhalten. Zu Kap. 38, Justizministerium, wurde durch eine längere, vom Staatsminister vr. v. Abeken veranlaßte Debatte festgestellt, daß Abg. Bebel für die von ihm bei der zweiten Lesung des Sozia listengesetzes im Reichstage aufgestellte Behauptung, die Anfügung der Friedenseiche im Rosenthal bei Leipzig am Sedantage 1887 sei von einer Person veranlaßt worden, die im Dienste der Polizei gestanden habe, juristische Beweise nicht habe beibringen, sondern sich nur auf eine Reihe konkludenter Handlungen habe berufen können, welche nach seiner Ansicht den Ver dacht, daß der Anstifter im Dienste der Polizei ge standen habe, rechtfertigten. — Leipzig, 22. Febr. Heute vormittag 11 Uhr ward im Blauen Saale des Krystallpalastes durch Herrn Simon im Beisein der Vertreter der hiesigen Behörden, des Kreishauptmanns v. Ehrenstein, General lieutenants v. Normann-Holleben re. die zweite große Ausstellung von Fahrrädern und Fahrrad-Utensilien in Deutschland eröffnet. Die Ausstellung, welche ein übersichtliches Bild alles Dessen, waö in den Bereich der Fahrrad-Industrie gehört, bicter, ist von 83 Aus ¬ stellern beschickt, darunter die Firmen: I. T. Otts in Groningen, Samuels L Ko. in Amsterdam, 8vsl Ooiupan)-, Vimitaci, Biggleswade, Bedfordshire (England), Hans Renold in Manchester und Vincenz, Oblock in Graz, A. Larsen in Lüttich und Birmingham, Adolf Mehlhorn in Dresden-Gruna, Hugo Fischer in Dresden, Otto Pöhnert, Spezialitäten-Handlung daselbst, Latcrnenfabrik von Ernst Arnold daselbst, W. Cuypers L Stalling daselbst, Reinhard Leupolt daselbst, C. F. Bernhardt daselbst und Julius Reins berg ebenda. — Zwickau, 22. Februar. In einem hiesigen Gasthaus fand gestern Abend bei einem Konzert ein schrecklicher Exzeß statt. Vier hiesige Einwohner störten in erheblichster Weise die Ordnung. Sie zerschlugen Gläser rc., schleuderten alle Tische mit samt den Geschirren um und schlugen mit Stühlen, Biergläsern und dergleichen auf alle Gäste, den Wirt rc. los. Der Saal bot ein förmliches Bild der Verwüstung. Die Urheber sind verhaftet. — Glauchau, 22. Febr. Der abends 8 Uhr 58 Minuten hier fällige Personenzug von Penig-Wurzen traf gestern mit erheblicher Verspätung hier ein. Grund zu derselben war ein unterwegs entstandener Maschinendefekt. Der Zug mußte mit einer van hier abgclassenen Hilfsmaschine weiter befördert werden. — Hohenstein, 22. Februar. Der hiesige Gewerbeverein in Gemeinschaft mit den übrigen säch sischen Gewerbevereinen richtet eine Petition an die hohen Kammern, in welcher die Bitte ausgesprochen wird, die hohen Kammern wollen in Anbetracht des in den weitesten Kreisen der Bevölkerung bestehenden Verlangens die Frage einer gründlichen Reform der Personen- und Gepäcktarife auf den Königl. sächsischen Staaisbahnen mit thunlichster Beschleunigung in Be ratung nehmen und zum Abschluß bringen und zwar duich Einführung eines billigen, möglichst einfachen Zonentarifs. — Im Interesse der Bevölkerung in allen ihren Klassen, im Interesse der Staatseinnahmen des Vaterlandes, im Interesse der Hebung seiner wirtschaftlichen und allgemeinen Kultur bitten die Ge- Lowder. Ihr Kind lag ans ihrem Schoße seltsam ruhig. Kein fröhliches Lachen tönte durch das Zimmer — kein kindliches Jauchzen erfreute der Mutter Herz. Er konnte das Gesicht der jungen Frau nicht sehen, aber ihre Haltung war die der tiefsten Ver zweiflung. Ihr zartgeformter, mädchenhafter Kopf war tief zu ihrem Kinde herabgesenkt. Sie schien zu lauschen, um zu hören, ob das Kind noch atme. Ergriffen von dieser Szene, von dem stummen Schmerz und der Verzweiflung, die sich in Hester's Haltung ausdrückte, schlich sich Herr Gower vou dem Fenster fort und ging zu dem rückwärtigen Eingänge, wo er laut klopfte. Frau Tooker, welche jetzt die Stelle einer Haushälterin versah, öffnete ihm und ließ ihn in ihre kleine, warme Küche ein. „Wir erwarten Euch schon seit langer Zeit," rief sie aus. „O, es ist gar nicht der Doktor!" „Nein, Madame, ich bin kein Doktor, nur ein Reisender, der sich gerne an Eurem Feuer wärmen möchte," antwortete Herr Gower, aus den Heerd zugehend. „Ist Jemand krank hier im Hause?" „Nur das Kind, Herr, Frau Blees' Kind," antwortete Frau Tooker. „Wollt Ihr Euch nicht setzen?" Sie schob Herrn Gower einen Stuhl hin, welcher Platz napm und seine erstarrten Füße in die Nähe des warmen Ofens brachte. „Es muß cine schreckliche Nacht draußen sein", s sagte Frau Tooker, unruhig ans Fenster tretend. „Ich > Wünschte, der Doktor wäre schon da; ich füichte, der kleine Jasper wird sterben, und wenn der Kleine stirbt, meine ich immer, daß seine Mutter den Schlag nicht überlebt". „Wie habt Ihr gesagt, ist der Name? Wen habt Ihr Jasper genannt?" fragte Herr Gower. „Das Kind, Herr — Frau Blees' Kind. Er heißt Jasper, wie sein Vater", erklärte Frau Tooker, welche in ihrer Unruhe und Bekümmernis ungemein gesprächig war, als ob sie gleichsam hoffte, in dem Aussprechen ihrer Befürchtungen Erleichterung zu finden. Wir haben nach dem Doktor geschickt und Herrn Blees telegraphiert, aber bis jetzt ist keiner von Beiden gekommen. Und wir können den Vater des Kindes auch wirklich vor morgen nicht erwarten, denn er wohnt irgendwo in der Nähe von Gloucester. Wohin wolltet Ihr gehen, Herr?" „Nach Bleak-Top". „Ich glaube, sie haben jetzt viel Gesellschaft dort", bemerkte Frau Tooker. „Ihr wollt wohl daselbst die Weihnachtsfeiertage zubringen? Nun ja, manche Menschen können tanzen und fröhlich sein, und Andere müssen leiden und weinen, wie die arme Frau da drinnen. Ihr Mann hat sie hier noch gar nicht be sucht, seit sie da ist. Ich weiß nicht, ob ich nicht an Herrn Tressilian telegraphieren sollte, dessen Agent sie hierher brachte". „Herr Tressilian?" wiederholte Herr Gower, der längst erfahren hatte, daß Jasper Lowder bei Hugh Tressilian Gesellschafter gewesen war. Er hatte , die Liste der Reisenden auf dem Dampfer vor dem j Tage nachgesehen, an welchem der falsche Tressilian von Palermo nach Marseille abgereist war, und sehr leicht herausgesundeu, daß Sir Tresolino der Vicini's und Hugh Tressilian ein und derselbe waren.