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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.06.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188306255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830625
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830625
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-06
- Tag 1883-06-25
-
Monat
1883-06
-
Jahr
1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.06.1883
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Größere Schriften laut uusernu WiM- verzeichniß. tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Lettinnen unter dem Ledartiaraßrlch die Spaltzeile SO Ps. Inserate sind stet« an die Arpetzttt»» M senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneouwornoäo oder durch PofP uachna!>me. Montag dm 25. Juni 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher The«. Netemtmihm»». Die Herstellung eines 2.0 Meter breiten Fußweg« von Mosaiksteinen von der Barack« VIII bi« Baracke XII in dem Grundstücke de« städtischen Krankenhauses soll an einen Unter nehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen sür diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathbau», Zimmer Nr. 14, auS und können daselbst eingesehen resp. enlnommen werde». Bezüglich« Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Mosatkpfiaster t« Grundstück -e» Kranken- Hanse«" versehe» ebendaselbst und zwar blS zum A7. J«»t h. I., -taehnetttag- S Uhr, einzureichen. Leipzig, am 22. Juni 1883. Der Skath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Henmg. VekaMlunchllns. Die Gisenconstrnctioa-arbettea (Träger. Anker rc) «» dem Neubau der VIII. Bezirksschule sollen vergeben werden. Arbeitsverzeichnisse und Bedingungen können aus dem Bauamt (RatbhauS, 2. Etage Nr. 5) entnommen werden. Die Gebote sind versiegelt und mit der Aufschrift ,,8. BezirkS- fchule" bi« zum 28. Juni Nachm. S Uhr einzureichen. Leipzig, am 21. Juni 1883. Die Baudeputation de« Rath«. Lteuer-IiWag zur veckung des Aufwandes -er Handelskammer. Die Handeltkammer hat beschlossen, zur Deckung ihres Per- waltuugt - Aufwandes, einschließlich de- Auswaudr« der Börse, von ihre» Wahlberechtigten, d. i. von denjenigen Kauflcutea «nd Fabrikanten in Leipzig und im Bezirke der AmtShauptmanuschait Leipzig, welche in «palte ä des Einkommensteuer-KatastcrS (Ein kommen aus Handel, Gewerbe u. s. w.) mit mindesten- 1900 .Sl eingeschützt sind, für da« lausend« Jahr einen Eteuerzuschlag von drei Pfennig auf setze Mart desjenigen Steuersätze«, welcher nach der in 8- 12 de« Einkommensteuergesetze« enthaltenen Scala aus das in Spalte ä de- Einkommensteuer-Kataster- eingestellte Einkommen jedes Beitragspflichtigen entfallen würde» mit dem auf de» 1L Juli d. I. anstehenden Hebrtermia erhebe» zu lasten, uud e« wird dieser Zuschlag hiermit ausgeschrieben. Leipzig, den 21. Juni 1883. Der Vorsitzende der Handelst»«»«:. vr. WachSmuth. vr. Gensel, S. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 25. Juni 1883. * Die „Nationalliberale Correspondenz" schreibt zur Ent scheidung über da- preußische Kirchengesctz: „Mit 245 gegen 87 Stimmen ist der entscheidende Artikel I der kirchenpolitischen Vorlage im preußischen Abge ordnetenhause angenommen worben; mit wenig geringerer Mehrheit wird da« ganze Gesetz angenommen werden. Die Ultramontanen haben einen Triumph gefeiert, wie er größer nicht denkbar ist, und Herr Windthorst hat alle Ursache zu der siegesbewußten übermüthigen Haltung, die er mehr und mehr zur Schau trägt. Der Staat hat seine Controle bei Besetzung geistlicher Aemter thatsächlich in weiterem Um fange preisgegeben, al» e« vielleicht in der Absicht und Meinung de- Gesetzgeber« lag; er hat eines der festesten Bollwerke der Maigesehe freiwillig geräumt und angesichts der großen zustimmcnden Mehrheit der Volksvertretung darf man wohl zweifeln, ob er die anveru zerbröckelnden Schanzwerke gegen da» Ueberfluthen der klerikalen Herr- schaft-gelüste noch lange zu behaupten versuchen wird. Zugeständnisse von der allergrößten praktischen und principiellen Tragweite sind gemacht worben, und da« Centrum hat höhnisch und geringschätzig die Gaben eingestrichen, mit der stet» wiederholten feierlichen Erklärung, daß e« damit den Kamps gegen die noch bestehen bleibenden maigesetzlichen Be stimmungen nicht im geringsten aufzuaeben gedenke, daß e» nur um so mehr sich aufgefordert suhle, nach Eapitulation dieser einen wichtigen Festung den erfolgreichen Feldzug fort- zusetzen, bis di« Kirche und mit ihr die Schule „frei", d. h. Vollständig unter päpstlich-jesuitischer Herrschaft sind. Die eine Wirkung de« Gesetze-, die klerikalen Ansprüche in» Maßlose zu steigern, sehen wir schon jetzt vor uns. Und nicht- berechtigt zu der Hoffnung, daß, während der Staat sein Einspruchsrecht gegen geistliche Ernennungen zum großen Theil ausgiebt, die Curie Len übrig bleibenden Rest der Anzeigepsticht anerkennt und die Bischöfe danach hanveln; und zu erzwingen, waS freiwillig nickt geschehen wird, hat der Staat auch keine wirksamen Mittel. Bon liberaler Seite hat man vielfach als einen Vorzug der Vorlage anerkannt, daß sie auS der einseitigen selbstständigen Autonomie de« Staate«, ohne Rücksicht auf Abmachungen mit der Curie hervorgegangen sei. Aber welche Sicherheit haben wir, daß auch nur in diesem Puncte die eingeschlagene Bahn sestgehalten wird? Die Redner de- Centrumt haben unaufhörlich betont, daß nur durch Verständigung mü der Curie ein wirklicher Frieden zu Stande kommen könne, und der Cultu-minister gab sich alle Mühe, die Annahme zurück zuweisen, als ob die Verhandlungen mit Rom fernerhin nicht fortgesetzt werden sollten. Auch da» wagte die Regierung von ferne nicht zu erklären, daß mit dem vorliegenden Gesetz etwa« Dauernde« geschaffen werden solle, daß damit die Grenz« der Nachgiebigkeit erreicht sei. bi« zu welcher der Staat im Interesse seiner katholischen Unterlhanen glaub« gehen zu können; hinter dem vorliegenden Gesetz erhoben sich sofort die weitergekendrn Ansprüche der Ultramontanen und es ist keinerlei Aussicht, daß die Regierung auch nur diese Grenze standbaft zu vertheidigen suchen werde. Da« Gesetz ist eine konservativ - klerikale Abmachung, di«, wie Herr Windtborst freudig hervorbob. auch auf andern Gebieten nicht ohne Nutzen sein wird. Daß auch ein ansehn licher Theil der Fortschrittspartei. Eugen Richter an der Spitz«, hinter diesen conservativ-klerikalen Abmachungen her- lies und den entscheidenden Schlag gegen die Maigefetze mit machte, ist betrübend und kläglich. Der „Stuntpunct Lenz- «««" und tz« ,ltrawr»ka,u„ Msserstimmen an so manchen Orten ziehen eben ihre Consequenzen; auch ein Mitglied der Secession befand sich unter dm Todtengräbern der Falksche» Gesetzgebung. Da- wird aber die fortschrittliche Presse nicht adhallen, nach wie vor mit der festen Geschlossenheit ihrer Partei zu prahlm und di« mangelhafte Eintracht in wichtigen Fragen — bei den Nationalliberalen zu beklagen. In einem fortschrittlichen Blatt finden wir die jüngste Entscheidung de« Abgeordnetenhauses treffend al< die Vollendung der Schienen- legung nach Canossa bezeichnet. E« wird noch öfter daran zu erinnern sein, daß aus der Locometive de- jetzt nach jenem welthistorischen Schloß abgebendrn Zuge- neben Herrn Windthorst und Herrn von Rauchhaupt auch Herr Eugen Richter steht." * Bei der namentlichen Abstimmung über Art. l der kirchenpolitischen Vorlage am Freitag haben Centrum, Deutschconservative und Polen einstimmig mit Ja gestimmt, die Freiconservative» mit Ausnahme der Abgg. Brämer, Delbrück, Schmidt-Sangerhausen, die National- liberalen haben einstimmig mit Nein gestimmt, ebenso die liberale Vereinigung mit Ausnahme de- Abg. Hvnike. Bon der Fortschrittspartei haben 15 Mitglieder mit Nein, 1l mit Ja gestimmt: letztere waren die Abgg. Flinsch, Harders. LangerhanS, Lieber-Hochheim, Löwe-Berlin, Mohr. Muuckel, PansiuS, Richter, Schmied«, Straßmann; lO Mitglieder der Fortschritt-Partei fehlten. Ein erheblicher Unterschied zwischen dieser Abstimmung und der Schlußabsiimmunq über da» ganze Gesetz dürste nur bei der sreiconservativen Partei zu erwarten sein, indem eine größere Anzahl von Mitgliedern dieser Partei sich zur Opposition gesellen werden. * Da« preußische Abgeordnetenhaus setzt« am Sonnabend die zweite Berathung der kirchenpoli tischen Borlage fort. Die Verhandlung drehte sich heute vorzugsweise um den sreiconservativen Antrag von Bitter aus Wiederherstellung de« in der Commission gestrichenen, da» Einspruchsrecht des Staate- regelnden Art. 4. Für den Antrag sprachen die Abgg. Francke und v. Zedlitz. Letzterer bezweifelte, ob daS Centrum wegen diese- einzigen Artikel« daS ganze Gesetz verwerfen würde, und warnte die Regie rung vor der wachsenden klerikalen Hluth, die schließlich nolh- wendig zu einer Rückkehr in die liberale Strömung führen werde. Gegen den Antrag sprachen die Abgg. v. Wedell- PieSdorf und Graf Limburg-Stirum, welche den: Artikel 4 große praktische Bedeutung absprachen und im Fall« seiner Wiederherstellung da« Scheitern de» ganzen Gesetze« befürchteten. Auch Abg. Büchtemann sprach gegen den sreiconservativen Antrag, weil derselbe die diöcretionären Befugnisse der Regierung vermehre, und ebenso mit großer Entschiedenheit der Abg. Windthorst. Der Cultuöminister von Goßler erklärte, der Regierung sei zwar die Wieder Herstellung de» Art. 4 erwünscht, sie werde aber ihre Zu stimmung zu dem Gesetzentwurf davon nickt abhängig macken. Der Antrag Bitter wurde gegen die Stimmen der Frei- conservativen, der Nationalliberalen und einiger Secessionisten abgelebnt und der Rest dcS Gesetze« ebenfalls nach den CommissionSvorschlägen angenommen. Nach kurzer Debatte wurden dann noch die Gesetzentwürfe über die wenkolsteinische Eisenbahngesellsckast und die Behandlung der Schnlvcrsäum- niffe angenommen. Am Montag findet die dritte Berathung der Kirchenvorlage statt. "Heute, Montag, steht im 2. pfälzischen Wahlkreise Landau Neustadt die Ersatzwahl zum Reichstag für den auS- geschiedenen Herrn Peter sen bevor. ES flehen sich der nationalliberale RecktSanwalt Mahla und der fortschrittlick ultramontane Gutsbesitzer Sartorius gegenüber. DaS Centrum hat beschlossen, niit aller Macht sür letzteren Candidaten zu stimmen. Denn wie die „Germania" sagt, die Fortschritt-Partei hat sich öffentlich und mit aller Ent schiedenbeit durch ihren Candidaten. ihre Presse und den Abg. Albert Traeger gegen den Culturkampf und die Ausnahme gesetze erklärt; sie zeigt, wie ein ultramontaner Aufruf bemerkt, „Verständniß für die Gewissensfreiheit". Aus dem genannten Aufruf erfahren wir auch, daß Herr Sartorius .für den Weinzoll" ist; also auch schutzzöllnerisch kann die Fortschrittspartei werden, wenn die Verhältnisse danach liegen, und Herr Richter, der morgen in Landau spricht, wird gut tbun, im Interesse sein« ultramontanen Zuhörer zur Abwechselung ein Loblied auf da« neue Schutz zollsystem zu singen. Die „Germania" rechnet heraus, daß die dortigen Ultramontanen über 3000 Wähler versilgen, von denen 4000 sicher sich an der Wahl belheiligen werden; der Fortschritt hat ebenfalls etwa 4000 ausübende Wähler. Auch die deutschconservative Partei hat sich entschlossen, wenigstens invirect der demokratischen Canvidatur Vorschub ru leisten, indem sie ihren Anhängern vollständige Wahlent- yaltung auferlegte. Wie der heiße Kampf entschieden werden wird, läßt sich unter diesen Umständen nicht vorhersehen Sollte ab« wirklich niit activer Unterstützung der Ullramon tanen und passiver der Deutsckconservaliven der fortschritt liche oder vielmehr demokratische Candidat mit dem Ver- ständniß siir klerikale Gewissensfreiheit und für die segen- reichen Wirkungen der Schutzzölle durchdringen, dann hätten wir wieder eine wunderbare parlamentarische SpecieS vor un», und wir wären gespannt, welche Partei sich diese- Siege» rühmen würde. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt zur Parteilage: „Wie in der nationalliveralrn Partei, so bat sich auch, wie wir hören, in der sreiconservativen Fraktion des Abgeordnetenhauses eine sehr ernste Meinungsverschiedenheit üb« die Stellung zur kirchen- politischen Vorlage herausgestellt. Schon in der Sitzung der Fraktion am 21. v. sollte die Schlußabstimmung bei der dritten Lesung des Gesetze- zur „FractionSsache" gemacht werden; der Antrag mußte jedoch auS formellen Gründen aus eine neue Sitzung vertagt werden. Im Laufe veS gestrigen Tage« herrschte unt« den Fraction-mitgliedern eine lrbbaste Aufregung. Wie wir «fahren, stellten die älteren Mit glieder. welche durch ihre hervorragende Tbätigkeit bei der Maigesetzgebung und im Culturkampf bekannt sind, die For derung. daß die Fraktion in zweiter Lesung geschlossen sür jeden Artikel de« Gesetzes, dann ab« in dritter Lesung gegen das ganze Gesetz stimmen solle, fall» da» Hau» den von Freiherr» L. Zedlih wiedcreingebrackten Art. IV der Regierungsvorlage ablehnen sollte. Diesem letzteren verlangen wiversetzte sich ab« ein Tbeil der ge mäßigteren, namentlich der neu eingetretenen FractionSgenosscn, welche dem Culturkampf fern sieben und ihren katholischen Wählern das Versprechen gegeben haben. Alle- zu thnn, um eia« geordnet« Seelsorge zu ermöglichen. Nahezu «i» Fünftel der gestern anwesenden Mitglieder hielt sich moralisch für verpsuchtet, sofort au» der Fraktion auszutreten, wenn di« Fortsetzung des Eulturkampses zum rogramm der Freiconservative» erhoben würde, kenn wir richtig berichtet sind, soll dies in der gestrigen Abendsitzung von mehreren Herren ausdrücklich erklärt worden sein. Da» Resultat war denn auch, daß eine namhafte Majorität sür di« Wiedererlangung de« kirchlichen Frieden» und die Unterstütznag der Regirrungspalitik „in dieser Zrage" eintrat, und der obige Antrag abgrlehnt wnrde." * Wie die „N. Stett. Zta." au« zuverlässiger Quelle veraimmt. hat da» deatscheRariaeministerlum. wohl in Falge der Tonkin - Angelegenheit, den Vertrag, welcher zwischen ihm und der chinesischen Regierung behusS Uebersührung des „Ting Uuen" nach China durch ein« deutsche Marinebesatzung abgeschlossen war» gekündigt und ist dem bereits an Bord deS „Tina Auen" befindlichen Theil der Mannschaft vorgestern die Rückberufungsordr« zugegangen. Die betreffenven Mannschaften haben gestern bereits die Paiuercorvette verlassen. Der ,Iing sjuen" wird in etwa 14 Tagen nach China abaehen mit einer von der chinesischen Regierung geworbenen Besatzung; unter welcher Flagge ist noch unbestimmt. * * * * * Die Erregung in den russischen Ostseeprovinzen, welche allmählich nachzulassen schien, hat neuerdings Wied« frische Nahrung erhalten durch da» Verhalten de- revidirenden Senators Manassein gegenüber dem Vorgehen de» Gou verneur» von Kurlaud» Herrn von Lilienfeld, in Sachen d« Letten-Vereine, denen in einem amtlichen Erlasse ihr agitato rische» und staatsaefährliche« Treibe« zum Borwurf gemacht wurde. Der in Riga anwesende revidirend« Senator hat sämmtlichen Zeitungen Rigas und Livland« »icht nur den Abdruck, sondern jede Erwähnung des amtlichen Lilienfeld'schen Erlasse« streng verboten. Da die.^irländische Gouverne- mentS-Zeitung" in Livland wenig »«breitet ist, hat da« größere Publicum von dem wichtigen Vorgang« nur üb« Dt. Petersburg, wo keine PrLventiv-Eensur besteht, Kunde «halten. Daß de, »wtlich« Erlaß de« höchsten Beamten «in« Provinz in der anderen Verbote« und ignorirt wird und der größte Theil sde< Publicum» denselben nur au« hand schriftlich circulnkenden Abschriften kennen lernt, ist eben auch nur in Rußland möglich. * Die am rumänischen Staatsrnder befindlichen Politiker können oder wollen sich augenscheinlich nickt mit dem Gedanken befreunden, daß die Donau kein lediglich rumänische« Jnventarienstück, sondern ein« der Hauptströme Europa« ist, allgemeinen europäischen Culturintereffen dient und demzusolge eine ganz andere völkerrechtlich« Geltung besitzt als etwa die Dimbowitza. Al- Gebiet-Herrn ein« sehr erheblichen Strecke de- unteren DonaulauscS ist dem rumä nischen Staate unter allen Umständen jederzeit ein gewichtiger Einfluß aus die vertragsmäßige Abgrenzung und Ausgleichung jenes bunlgestalteten Jnteressencomplexe- sich«, welchen man unt« dem Begriffe der „Donaufrage" zusammenfaßt; allein diese bevorzugte Stellung gewährt den Bukarest« Regierungs männern darum noch lange nicht die von ihnen prätend,rte schrankenlose Di-position-sreiheit, deren eigentliche Spitze sich gegen Oesterreich-Ungarn» al- den mächtigsten unt« den Donau-Uferstaaten, kehrt und im Grunde genommen nichts Anderes ist. denn der Ausdruck de» UnmutbeS. Neide- und eincS gänzlich unmotivirten Borurtheil». Mit seiner constanten Opposition gegen die streng sachgemäßen Beschlüsse der Londoner Donauconserenz bat Rumänien bei den Mächten bisher kein Glück gehabt; die Bukarest« tonangebenden Per sönlichkeiten sind ab« in ihre politischen Utopien so verrannt, daß sie, statt au» den gemachten Eissahrungen da» Facit zu ziehen »nd sich den internationalen Vereinbarungen, bei denen Ruiiiänien wahrlich nicht am schlechtesten fährt, zu fügen, sich nun erst recht sperren und Miene machen, r» aus einen Eclat ankommen zu lassen. Zu dem Größenwahn, der sich in den gouvernementalenSphären breit macht,gehört auch da« Kokrttiren mit demonstrativen militairischen Maßregeln, al- namentlich den Befestigung-Projekten, dir von dem belgischen General Brialmont für vre West grenz« de» Königreich» ausgearbeitet worden sind. Europa wird sich weder dmcch solche noch durch andere Kundgebungen rumänischen Eigensinn» imponiren lassen; Rumänien ab« wird von einer Fortsetzung sein« jetzigen Donaupolitik Schaden und Spott obendrein ernten. — Wie man nun officivS au« Wien mitthrilt, wären An zeichen für einen in der Haltung Europas gegenüber Rumänien sich vorbereitenden Umschwung vorhanden. Man würde dem Bukarest« Cabinet bemerkbar machen, daß die Mächte nicht gesonnen sind, die Donausrage, unter welchem Vorwände immer, auf» Neue zu «öffnen. Es wäre zu diesem Behuf ein identischer Schritt der Mächte geplant, durch welchen den Rumänen die völlige Nutzlosig keit ihre» Widerstandes zu Gemüth geführt werden soll. Jedenfalls wären alle Caoinete gewillt, an de» Beschlüssen der London« Donauconserenz sestzuhalten. * Die italienische Kammer hält, um mit ihren Arbeiten, welche sich aus die Erledigung de« definitiven Budgets pro 1883 und die Prüfung der neuen Handelsver träge beschränken werden bis Ende diese« Monats fertig zu werden, täglich zwei Sitzungen. Dieselben sind jedoch stet» so schwach besucht, daß die Gefahr, die Beschlußunfäbigkeit der» Kammer proclamiren zu müssen, stet« wie ein Damokles schwert über dem Haupte der RePerung schwebt. Ob mit der Vertagung der Kammer auch die Schließung dn Session ftattfindct, oder ob im Herbste einfach die gegenwärtige Session fortgesetzt werden wird, ist noch unentschieden, bisher scheint jedoch die Meinung im Ministerrathe zu überwiegen, die Session zu schließen und die neue Session so früh wie möglich, jedenfalls schon anfangs November zu «öffnen. * Tie Lage der Dinge in Egypten «scheint den in Kairo und Alexandrien weilenden englischen Correspon- denten in keinem erfreulichen Lichte. Der allgemeine Zustand der Verwaltung «weist sich al» unbefriedigend, und w:rd als Grund hierfür die Zurückhaltung angegeben, welch- die eng lische Regierung der Frage wegen Einführung von Reformen gegenüber beobachtet, auch findet der Kbetiv« von britischer Seite nicht die thatkräftige Unterstützung, welche zur Wiedererlangung seiner Autorität unentbehrlich ist. viele wittern türkische Jntriguen, die jede Consolidiruna der eqyptisckikn Verhältnisse zu vereiteln suchen; Tewsik Pascha kann in Felge dessen zu keinem festen Entschluß ae- langeu und weiß nicht, wem er sich i» di« Arme wersen soll, den Engländern oder dem Sultan. Mittlerweile suchen die Förderer der Arabi'schen Revolution wieder Einstuß im Volke zu erlangen, dessen nationale Abneigung gegen di« englischen Friedensbringer sic in. Geheime» schüren.' ES wird von gebcimen Vereinen gesprochen, die als „patriotische Liga" oder „Bund der Rächer" die Befreiung EgvPtcnS von der britischen Occupatio» betreiben; anonyme Drohbriefe geben den testenden Persönlichkeiten zu und die Polizei bat bereit- zahlreiche Verhaftungen vorgenommen. Die Engländer wittern hinter den Verschwörern französischen Einftuß; tie französische Colonie in Egypten steht bei ihnen im Verdacht, die Ein geborenen zur offenen Erhebung» gegen die Bezwinger Aradi Pascha'» aufzusiacheln. * Aus Rew-'Zork wird der „Times" gemeldet, daß China sortsährt, in den Vereinigten Staaten große Ankäufe von Kriegsmaterial, namentlich Gewehre» und Patronen, zu machen. Die Verschiffung geschieht zumeist indirekt nach südamerikanischen und vstindischen Häsen, von wo dann di« Weitcrverschissung erfolgt. Zwei New-Aorkcr Firmen haben große Lieferungen von Vorderlader», »ach dem Enfield- und Sprmgfield-Gystem, au-geführt; 8000 Gewehre und 2000 Aisten Patronen gingen in der vorigen Woche direct nach Shanghai ab. Die Rbeder beobachten die größte Geheim haltung; Kanouenkäuse sind bisher, so viel man weiß, »icht gemacht. Jahresbericht des Herrn Fabrlkeuinspector. Morgenstern in Leipzig sür ML. IX. Au wohlthättgen Lasseaeinrichtungen lernte ich «och folgevd« kennen: Für das Etablissement de« Herrn E. G. Naumann, Be sitzer einer Buchdruckerei daselbst, besteht eine HanScasse, mit der,» Hilfe Arbeiter de« Etablissement» und deren Hintcrlasseue in de- drängt« Lage unterstützt werden sollen. Die Einkünfte der Lass« bestehen au« den Zinsen elne« LapitalS von 3600 den Etnschrribe- uud LoSsprechgeldrrn sür Lehrlinge (je 15 ^s), einem Pauschquantum von 50 „ck von Boloatairen oder PrincipalSsShnen, de« nach Maß gabe der Fabrikordnuug zu zahlenden Ordnungsstrafen »ich an« freiwilligen Geschenken de« Principal» und Persaual«. Dt» Verwendung der Gelder, die Höhe der zu gewährenden Unter stützungen und Darlehne bestimmt der Principal i» Verbin dung mit einem an« Angestellten de« Etablissements gebildet» AuSschust. In d« Rotendruckerel de- Herrn L. G. Röder in Reubuktz be steht eine Invaliden- und Wittwencasse, die dem Arbeitrrpersoual bei ArbeitSunsShigkeit, sowie den Hinterlassenrn von verstorben«» Ar beitern eine Unterstützung sichern soll. Da- Grnndcapital, au« ^uer Schenkung im Betrag von 1500 bestehend, die Herr Röder tat Gelegenheit de« 35>ährigen Stistung-sefleS sein« Druck«ei be« Personal derselben widmete, ist später durch weitere Schrakuug auf 3000 ^ erhöht worden, und durch Beiträge der derzeitigen Besitz« de« Geschäft-, wie der Mitglieder der Jnvalidencasse (1881) bi« auf S 258,55 gewachsen, von denen 9000 als Hauptcapital, selten der Besitzer der Firma mit 5"/„ verzienst werden. Bon den Ein künften, die au» den erwähnten Zinsen, den Zinse» eine- Reserve fonds. den Beiträgen der Mitglieder, den gleiche» Beiträgen der GeschäftSbesitzer und etwaigen Geschenken bestehen, werde» 90°/, für Unterstützungen ausgeworfen, während mit den übrige» IG/, «i« Reservefond in Höhe von 3000 ./l gebildet werden soll. Die Be messung der zu gewährenden Unterstützungen, wie die gesammtr Ver waltung der Lasse ist durch ein besonderes Statut geregelt. Der Beitritt zur Lasse ist für die Arbeiter ein freiwilliger. In dem bibliographischen Institut de- 'Herrn I. Meyer in Reud nitz besteht eine sogenannte vereinigte HanScasse, die gleichzeitig Krankencasse. Strrdecasse, Wittwen- «nd Jnvalidencasse ist. Der Beitritt zur Lasse ist sür jeden Arbeitnehmer obligatorisch. Herr Meyer trägt jährlich 500 bei. In dem Etablissement der Herren Breitkopf L Härtel zu Leipzig besteht eine HanScasse, die den Zweck hat, den Arbeit«» und Beamten tn Fällen besonderen Bedürsnissc» Unterstützungen zu ge währen. Bon den Principalcn werden jährlich die (5'/^ Zinsen eine« LapitalS von 30,000 der Lasse überwiesen. Dir Ver wendung wird gleichfalls durch ein besonderes Statut geregelt. Er fordern die Bedürfnisse eine» Jahre« nicht die volle Verwendung der gezahlte« 1500 Zinsen, so sind die Restbeträge, wie auch etwaige, der Lasse zufließende Schenkungen zinstragend anzulegen, und e« werden alSdan» gleichfalls nur die gelammten Zinsen zu Unterstützungen verwendet, sofern bei Geschenken seiten der Schenk geber nicht besondere Bestimmungen beigesügt wurden. Hier ist ferner noch ein Vertrag zu erwähnen, den Herr H. Sperling in Reudnitz mit der Allgemeinen Badcnschen Ver- sorgung-anstalt in Karlsruhe abgeschlossen hat, und welcher den Arbeitern des Sperling'sche» Etablissements die Annehmlichkeit einer Altersversorgung erheblich erleichtert. Der Firma wird nämlich von der genannten Gesellschaft 1) eine einmalige Bergütting von 8 von ze 1000 Versicherung und 2) eine wiederkehrend« Vergütung von 2 aus je 100 ./i der vom 2. LcrsicherungSjahr an abge- lieferten Prämien gewährt. Die durch den Vertrag erzielten Bor- theile werden als Einnahmen eines von Herrn H. Sperling «öffneten „Personal-AlterS-BersorgungS Conto" gebucht, dem ferner die von dem Genannten gesteuerten Jnvaliden-Gelder in Höhe von 1160 25 H zugingen, und dem endlich der Erlös eines Bicrverschanke» mit 600 zufloß. Diese Einnahmen ermöglichen etwa der ersordc» lichen Prämien zu decken. Einrichtungen, durch welche der Sparsinn der Arbeiter angeregt und gepflegt werden soll, sind mehrfach vorhanden. In einzelnen Etablissement« sammeln die Principale die von den Arbeitern frei willig gezahlten kleinen Svarbeiträge und liefern sie monatlich an di« OrtSsparcasse ab. Hierbei will man mehrfach die Beobachtting gemacht haben, dost sich die weiblichen Arbeiter regelmästiger bei dem Sparen betbeiligen, als die männlichen. In Leipzig icheint die Einführung der Sparmarken aus die Enlwickelung de- Tparsinneö in den Arbriterkreisen einen wohlthätigen Einfluß auSjuüben. An weiteren Fabrikeinrichtungen, welche daraus htnwirkea, de» Arbeit« nach und nach in den Besitz eines kleinen LapitalS gelange, zu lassen, lernte ich noch solaente kennen: In der Dampf.Buch binderei de« Herrn H. Sperling zu Reudnitz wird der für Hebe» stunden an die Arbeiter zu zahlende Betrag der Sparkasse zuarsührt. Dte Kammgarnspinnerei Leipzig übernimmt Spareinlage» ihr« Arbeiter und verzinst dieselben mit 5'/,. In der Scisensabrlk de- Herrn F. E. Steindach daselbst wird jedem Arbeiter wöchent- lich 1 » am Lohn abgezogen und da« Ersparte aus Verlangen halbjährlich mit 26 .41 zurückgezahlt. Geht in der Zwischenzeit et» Arbeit« sor», oder läßt sich derselbe grobe Fahrlässigkeiten zu schulde« kommen, so verfällt das abgezogene Geld ver Krankencasse. Die Firma Ade Siry Lizar» - Lo., GaSmessersabrlk tu Lonnewitz, hat rin Lasse eingerichtet, welche ein Mittelding zwischen Krankencasse und Sparkasse ist. Jeder Arbeit« muß «öcheutltch 50 steuern und erhält im Krankheitsfall« wöchentlich 7 Hierzu zahl« die Firma außerdem 5G/,, so daß der Kranke 10^150^ wüchenllich «hält. Von den Steuerdeträgen der Mitglied« werden 2 -St al« Resrrvrsond zurückbehalten und zinsbar angelegt. AL« Jahre, »nd zwar in der WeihnachtSwoche, fwird zusammevgrrechnrt, der für Kranken-Unterstützungen und sür den Rcservesood I» U». rechnung zu bringend« Betrag von den tnSgesammt eingegangene» Steuerdeträgen abgezogen und der übrigbleibende Rest an di« Mit. gl,ed« der Lasse vertheilt. Di« Lasse besteht seit 1875; di» jützr-
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