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Großenhainer ltutllhallimgs- M AzchMM Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starte in Großenhain. 18V4 V8 Sonnabend, den 11. Juli Lbonilemenl: Vierteljährlich lO Ngr. Inser1lon88eträge von auswärts find in Post marten beizufügen oder werden durch Postvorschuß erhoben. Inseralenannahme: Vis Tags vorher spätestens früh 9 Uhr. Erscheiueu: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend mit Ausschluß der Feiertage. Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain Von dem unterzeichneten Königlichen Gerichtsamte soll den 21. September 1872 das dem Restaurateur Karl Traugott Marhold in Mülbitz zugehörige Grundstück, das sogenannte Schillerschlößchen, Nr. 4 des Katasters, Fol. 5 des Grund- und Hypotheken buchs für Mülbitz, welches Grundstück am 24. Juni 1874 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 8300 Thlr. von den Ortsgerichten daselbst gewürdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle, sowie in dem zu versteigernden Grundstücke selbst aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Großenhain, am 1. Juli 1874. Das Königliche Gerichtsamt. Im Auftr.: Heinichen, Ass. Bekanntmachung. Die Servisgelder auf die Monate April, Mai und Juni 1874 sollen künftige Mittwoch, als den 15. Juli u. e., von Nachmittags 3 bis 6 Uhr ausgezahlt werden. Die Quartierwirthe wollen sich zur Empfangnahme dieser Gelder innerhalb gedachter Zeit an Stadthauptcassen - Expeditionsstelle einfinden. Großenhain, am 9. Juli 1874. Die Serviscassen-Verwaltung. Grün, Cassirer. Schwarze, Contr. Die von dem Amtöauctionator Arnold auf künftigen Montag anberaumte Auction in Döhnert's Concurs wird hiermit aufgehoben. Großenhain, am 10. Juli 1874. Das Königliche Gerichtsamt. — Ass v. Loeben. Bekanntmachung. Die Pachtgelder, Schank-Canons «nd Röhrwafferzinsen aufs erste Halbjahr 1874 sind bis längstens den 28. Juli 1872 an Stadthauptcassenexpeditionsstelle zu bezahlen. Großenhain, am 9. Juli 1874. Der Stadtrath. Ludwig-Wolf. Bekanntmachung. Die städtischen Centralanlagen auf das zweite Vierteljahr 1874 sind am 15. d. Mts. fällig und bis längstens den 6. August 1872 an Stadthauptcassenexpeditionsstelle zu bezahlen. Großenhain, am 9. Juli 1874. Der Stadtrath. Ludwig-Wolf. Tagesnachrichten. Dresden, den 9. Juli. Die Reise der königlichen Majestäten nach der Lausitz ist den Festlichkeiten zu Ehren des Kaisers Alexander auf dem Fuße gefolgt. Gewöhn lichem Sinne mag sich ein solches Hofleben als eine Kette von Vergnügungen darstellen, in Wirklichkeit erweisen sich aber viele derselben als Lasten. Inzwischen wohnte den Fest lichkeiten zu Ehren des Kaisers Alexander diese Eigenschaft sicherlich nicht inne, sie verliefen auch bis auf die, durch das versuchte Durchgehen der Pferde vor dem königlichen Wagen verursachte augenblickliche Erregung der schönen Ge legenheit angemessen. Es war ein freundlicher Gegenbesuch, den der Kaiser unserem Könige machte, der ihn bekanntlich in Ems besucht hatte; von Politik war sicherlich nicht die Rede, denn Alexander weiß, daß unser Land ein Glied des deutschen Reiches bildet, und unseren König hat er ja als Feldmarschall des demschen Reiches mit der Verleihung eines russischen Jägerregiments ehren wollen. Kaiser Alexander ist seinem Oheim, dem Kaiser Wilhelm, innig ergeben, er freut sich mehr des Gedeihens des deutschen Reiches, wie irgend ein anderer Russe, und er weiß, daß auch für Sachsen die Zeiten längst vorüber sind, wo ein Herr v. Beust den Versuch machen konnte, eine Art russenfeind licher sächsischer Großmachtspolitik zu treiben. Wenn aber keine Politik bei dem Feste im Spiele war, so konnte es sich um so harmloser gestalten, und in der That, begünstigt vom herrlichsten Wetter, hat es sich auch so gestaltet. Sachsen. Ihre Majestäten der König und die Königin haben am 8. Juli Vormittags von Pillnitz aus eine Reise in den Bautzner Kreisdirectionsbezirk angetreten und Sich an diesem Tage über Radeberg, Pulsnitz, Kamenz und Marienstern nach Bautzen begeben. Am 9. Juli sind Ihre Majestäten von dort über Löbau nach Zittau gereist, von wo Allerhöchstdieselben am nächsten Tage Vormittags über Löbau, Bautzen und Bischofswerda nach Pillnitz zurück kehren wollten. Wie man aus Kötzschenbroda meldet, ist Ende der letzten Woche beim Elbbrückenbau in Niederwarthe vom Gerüste eines Landpfeilers ein großer Quadersandstein heruntergestürzt und hierdurch ein Zimmermann sofort ge- tödtet worden. Am Sonntag Abend sind in Radeburg sieben in der Nähe des Brauhauses gelegene Scheunen niedergebrannt. Ein höchst frecher Raubanfall ist am 6. Juli Abends 8 Uhr, also noch am Hellen, lichten Tage, in der West straße zu Leipzig von einem Strolche gegen eine junge Dame ausgeübt worden. Letztere, auf dem Nachhausewege begriffen, trat ohne jegliche besorgliche Ahnung in die Hausflur ihrer Wohnung ein, als Plötzlich ein junger Kerl, der bereits von der Straße ihr unbemerkt dahin gefolgt war, an sie herankam und die Frage an sie richtete, ob nicht Studenten in dem Hanse wohnten. Dies mochte nun der Fall sein, weshalb die junge Dame nach oben in die höheren Etagen deutete unter dem Hinweise, daß er sich dort weiter erkundigen möchte. Kaum hatte sie dabei aber den Blick abgewendet, so packte sie der Kerl vorn an der Brust und riß ihr mit einem Rucke die goldene Uhr sammt Kette vom Kleide ab, worauf er mit seinem Raube auf- und davonsprang. Obwohl aufs Höchste hierüber erschrocken, war die junge Dame zum Glück resolut genug, dem Räu ber auf dem Fuße nachzueilen und laut um Hilfe zu rufen. Dies hatte zur Folge, daß mehrere Männer, die den Hilfe ruf vernahmen, sich sofort auf die Verfolgung des Räubers machten und ihn endlich im Johannapark erreichten. Nach kurzem^.Kampfe wurde er dort überwältigt und alsbald von der Polizei in Empfang genommen. Der ergriffene Räuber hatte die geraubte Uhr sammt Kette noch in der Beinkleider tasche bei sich. Es ist ein wegen Diebstahls wiederholt, auch bereits mit mehrjährigem Zuchthause bestrafter, 23 Jahre alter, arbeitsscheuer Bursche aus Reudnitz. (D. A. Z.) Auf einem Neubaue in Leipzig hatte am 8. Juli ein Handarbeiter das Unglück, auf eine schreckliche Weise ums Leben zu kommen. Derselbe stand nämlich, während in einem Kübel Sand ausgewunden wurde, unmittelbar unter dem einen, mit seiner Ladung aufwärts sich bewegenden Kübel, als dieser auf bisher noch unermittelte Weise von dem Seile losging und gerade auf den Kopf des Unten stehenden herabstürzte. Der Unglückliche, dem die Hirn schale zerschmettert wurde, war 51 Jahre alt und hinterläßt vier unerzogene Kinder. Oesterreich. Der Erzherzog Albrecht ist am 7. Juli von Wien nach Warschau abgereist, um dort den Kaiser von Rußland auf seiner Durchreise zu begrüßen und sodann längere Zeit in Rußland zu verweilen. Frankreich. Die Nationalversammlung beendigte am 7. Juli die Berathung des Municipalwahlgesetzes und nahm hierbei die Bestimmung, nach welcher ein zweijähriges Domicil zur Erlangung des Wahlrechts genügen soll, an; dagegen fand der Artikel, welcher den Familienvätern ein doppeltes Stimmrecht bewilligt, nicht die Zustimmung der Versammlung. Die Annahme des Gesetzes im Ganzen er folgte darauf mit 462 gegen 234 Stimmen. — Am 8. Juli begründete der legitimistische Deputirte Lucien Brun seine Interpellation wegen Suspendirung des Journals „Union", indem er darauf hinwies, daß dieselbe lediglich wegen Ver öffentlichung des Chambord'schen Manifestes erfolgt sei. Redner verlas das Manifest und führte aus, daß in dem selben nichts enthalten sei, was die wesentliche Natur der dem Marschallpräsidenten verliehenen Machtbefugnisse irgend wie in Frage stelle. Der Interpellant wies ferner auf die unbeanstandete Publication des Manifestes des kaiserlichen Prinzen hin und betonte besonders, daß, da bisher eine definitive Negierungösorm noch nicht constituin sei, auch der Gras v. Chambord das Recht haben müsse, zur Na tion zu reden. Sodann ergriff der Minister des Innern, de Fourtou, das Wort und hob hervor, daß das Gesetz vom 20. Novbr. 1873 als unabänderlich zu betrachten sei. Der Minister erinnerte ferner an die Maßregeln, welche vom Ministerium sowohl gegen die Radicalen, als auch gegen die Bonapartisten ergriffen worden seien, und be zeichnete es als den festen Entschluß der Regierung, die Machtvollkommenheit des Präsidenten Mac Mahon gegen Angriffe jeglicher Art sicher zu stellen. Hierauf wurden die von mehreren Seiten gestellten Anträge (auch der von der Regierung genehmigte) abgelehnt und schließlich mit 339 gegen 315 Stimmen die einfache Tagesordnung beschlossen. Die Minister haben trotz dieser als ein Sieg der Re gierung betrachteten Abstimmung nach der Sitzung ihre De mission angeboten, welche jedoch vom Marschallpräsidenten abgelehnt wurde. Eine Botschaft Mac Mahon's an die Nationalversammlung wird erwartet. Anträge auf Auf lösung der Assemblöe, deren Ohnmacht die republikanischen Blätter constatiren, werden von mehreren Fractionen vor bereitet. Spanien. Vom Kriegsschauplätze im Norden meldet man, daß General Zabala eine Verstärkung von 14 Ba taillonen Kerntruppen erhalten hat. Man erwartet dem nächst einen neuen Zusammenstoß. Wie der Berichterstatter der „Köln. Ztg." aus Tafalla schreibt, hätte Concha sehr wohl gewußt, daß die Zahl der Truppen zu klein war, um zugleich die Rückzugslinie zu schützen und den Sturm auf die furchtbaren Befestigungen auszuführen. Er hatte, von Madrid aus gedrängt, schweren Herzens das Unmögliche unternommen. Zwei Tage lang waren die republikanischen Truppen ohne jegliche Zufuhr gewesen, da die Proviantwagen durch das Schnellfeuer der Carlisten von den Höhen über Villatuerte aus an der Ueberschreitung der Chausstze gehindert wurden. Sofort nach der Einstellung des Feuers begann der von Echague commandirte Rückzug, der von den Carlisten von ihren zahllosen Trancheen aus beunruhigt wurde, bis die Nach hut die Höhen von Larraga erreicht hatte. Die Verwun deten wurden mit nach Tafalla geschleppt. Der Rückzug ging in guter Ordnung vor sich, und am 28. Juni Morgens stand schon die ganze Armee in Larraga, Lerin und Tafalla. Am 30. kam in letzterem Orte eine Botschaft vom carlistischen Hauptquartier an, welche um Ueberschickung der Wagen des rothen Kreuzes ersuchte, um 240 Verwundete zurückzuschicken. Die Zahl der Todten und Verwundeten der Regierungs truppen wird jetzt auf 700—1000 berechnet. England. In Belfast haben 30,000 Arbeiter seit dem 6. Juli die Arbeit eingestellt, weil die Spinnereibesitzer die Löhne um 10 Procent herabsetzen wollen. Die Werk stätten sollen nach 14 Tagen vollständig geschlossen werden. Türkei. Dem Vernehmen nach hat der Sultan in vergangener Woche den Vicekönig von Aegypten durch ein sehr verbindliches Schreiben dringend ersucht, im Laufe des Sommers in Konstantinopel einen Besuch abzustatten. Amerika. Nach einem Kabeltelegramm aus New- Jork vom 8. Juli sind zum Schutze der Ansiedler in den Grenzgebieten Truppen abgeschickt worden, da die Cheyennes, die Komantschen und die Kioways in einer Gesammtstärke von etwa 3000 Köpfen die Ansiedelungen mit einem Ein fall bedrohen. Vermischtes. Der Wildstand im Grunewald hat, wie die Berliner „Tribüne" mittheilt, in den letzten Tagen einen ganz enormen Verlust erlitten, indem daselbst eine große Anzahl Hochwild gefallen ist. Am Sonntag allein fand eine Ber liner Gesellschaft nach und nach, und namentlich an dem Wegen, acht verendete Hirsche, welche im Todeskampfe das Erdreich rings herum aufgewühlt hatten. Die Thiere waren bereits in Verwesung übergegangen und die Cadaver stark aufgebläht. Ob diesem Verlust eine plötzlich ausge brochene Epidemie zu Grunde liegt, oder ob die herrschende Hitze die Schuld trägt, ist noch nicht festgestellt. Bürgerverein. Versammlung Donnerstag den 2. Juli im Brctschneider'schen Salon. Mehrere neue Mitglieder haben sich in den Verein gemeldet und werden von der Versammlung ausgenommen. — Zu der Besprechung über das abzuhaltende Sommerscst übergehend, erfolgt die Mitthcilung des dazu ausgestellten Programms, und ist man allseitig damit ein verstanden, wie auch mehrseitig die Unterstützung der Ausschußmitglieder durch Dercinsmitgliedcr sehr gern zugesagt wird. — Die den Bürger verein schon in einer früheren Versammlung beschäftigte Angelegenheit, die Schließung der Eingangsthüren der Schulhäuser bis wenige Minuten vor Beginn und einige Minuten nach Beginn der Unter richtsstunden kommt, durch einen besonderen Umstand angeregt, nochmals zur Sprache. Man will mehrseitig beobachtet haben, daß in dieser mit so vielen Uebelständen und Nachtheilcn behafteten Ein richtung Aenderungen noch nicht eingetreten sind; bis auf eine geringe Anzahl von Minuten ist den Schulkindern der Verkehr von oder nach den Schulzimmern versperrt, und neulich soll sogar, wie man gesehen baben will, ein Lehrer mit seiner gesammten Clafse zufolge eines Versehens eines andern Lehrers aus dem Schulhause ausgeschlossen gewesen sein. Allgemein meint man, es würde nur dankbar von den Eltern anerkannt werden, wenn von maßgebender Seite nunmehr energisch gegen diese Neuerung idealer Art eingeschritten würde. — Wegen der Ergänzungswahl von Mitgliedern in den Kirchenvorstand