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MSchenUich erscheinen drei Nummern. Prämimerpliv»« - Prei« 22^ Tildergr. Tdlr.) vicrnljähriich, 3 Tblr. für du« ganze Iadr, ohne Erhöhung, in allen Theile» der Preußischen Monarchie. Magazin für die Man xrSnumerirt auf diese« Literatur- Blatt in Berlin in der Expedition der Allg. Pr. Staat« - Zeitung (Friedrichs- Straße Nr. 72); in der Provinz so wie im Auslande bei den Wohllöbl. Post - Remtern. Literatur des Auslandes. Berlin, Mittwoch den 1. März 1843. Frankreich. AmschaSpands und Darvands. Von Lamcnais. °) Einer der letzten Nachfolger Zcrdhust's, ein ehrwürdiges Trümmerstück der alten Magie, lebte noch vor kurzem im Orient, in den Baktrischen Ge birgen. Der Greis wurde von den übrigen Sterblichen wie ein überirdisches Wesen verehrt, denn man wußte, daß die Geister ihn besuchten und ihm Dinge enthüllten, die für die übrige Welt ewige Geheimnisse blieben. Nach seinem Tode fand man einzelne beschriebene Blätter bei ihm ; man sammelte sie gewissenhaft; viele konnte man nicht entziffern, sie enthielten Symbole, die für unsere schwache Einsicht undurchdringlich sind; doch andere glückte es aus der heiligen Sprache, dem Zend, in ein anderes orientalisches Idiom zu übertragen; man fand in ihnen die tiefsinnigsten Aufklärungen über das Ber- hältniß der AmschaSpands, der heiligen Geister oder Anhänger des Ormuzd, zu den Dews, Darvands oder Daroudjs, den bösen Geistern oder wörtlich den Tödtcrn, den Anhängern Ahriman's. Von diesen letzteren Blättern theilt das obengenannte Werk, angeblich nach einer treuen Uebersetzung, mehrere mit, denen wir folgende Auszüge entnehmen. Mcdioschem an Mithra. °°) Du beklagst, Mithra, mit Recht die Geister, denen die Sorge für das Menschengeschlecht anvcrtraut ist. Der Kampf gegen die Darvands läßt sie nimmer rasten, und wie vielem Unheil ist ihre Wachsamkeit vergebens bemüht vorzubeugen. Welch' tiefer Schmerz, ihre Anstrengung, ihre Liebe so oft ohne Früchte zu sehen! Wir, die wir von Ormuzd eingesetzt sind, in der irdischen Welt die heiligen Gesetze aufrecht zu erhalten, vermöge deren Alles lebt und gedeiht, wir haben die schönste aller Sendungen; denn die Wesen, welche wir über wachen, werden durch den Drang ihrer Natur selbst getrieben, sich diesen Gesetzen zu unterwerfen. Wir haben nichts als den Einfluß der Darvands zu bekämpfen, und dieser ist ohnmächtig, wenn die Kreatur selbst sich ihm nicht hingicbt. Mag Khivch °") seinen verderblichen Hauch über die Gefilde ausströmen, mag er das Leben zerstören, bald ersteht es neu, die Blätter grünen üppiger und die Adern schlagen voller. Die finstern Spuren des unreinen Dämons sind schnell verschwunden. In heiligem Wirken vereint, leben wir: Goschc- roun, Elathrcm, Tächter, Mediozercm und ich, in ewiger Wonne.'s) Wir sind entfernt von dem Gewühl der irdischen Leidenschaften, und nur selten trübt der Anblick dcS Bösen unsere Freude; wie schön ist die Natur, o Mithra! wie entzückt ihre tiefe Harmonie den Geist, wie setzt ihn die Anschauung ihrer geheimen Kräfte in Staunen. Man glaubt sie zu kennen, man meint in ihre Tiefen hinabgcstiegen zu seyn, und hat in Jahrtausenden kaum ihre Ober fläche durchforscht. Das unversieglichc Leben kleidet sich in Formen, deren Zahl Ormuzd selbst kaum denken kann. So hat sich Ormuzd in seinem Werke verkörpert, und wir betrachten in dem Rcichthum seiner Schöpfung die Fülle seines unendlichen Wesens. Jeder Halm, jeder Tropfen, jeder Laut offenbart Ormuzd's Größe; jede Farbe ist ein Abglanz seines Lichtes. Als uns in dem Meere der Welten, die den unendlichen Raum erfüllen, die Erde zum ersten Mal erschien, war sie ein leichter Nebel ; bald drängte sie sich dichter zusammen, und welch' geheimnißvollcs Weben begann im Innern dieser neuen Schöpfung! Ungeheure Gebilde drängten sich zu allen Seiten hervor und überwucherten das junge Land. Sie bestanden viele tausend Jahre, da bäumten sich die Meere tosend auf, sie verschlangen das Festland, und wo sie gcfluthet hatten, da entstanden neue Gefilde, aus denen neues Leben ausschoß. Vollkommenere Wesen wandelten auf Erden, üppigere Keime wurden vom Strahle der Sonne geweckt. Wer könnte diese herrliche Umgestaltung schildern ? Kein Geist erfaßt sic; berauscht vom Anblick der unendlichen Größe der Gottheit, versinkt er in stummes Entzücken. Auf den Bergcshalden, in den Thalgründcn, an den ') Wir Neile» hier einige Bruchstücke an« einem so eben mUer dem obigen Titel eisckeinendcn neuen Werke von Lameuai« mit, der darin den Kampf de« LickiS mit der Finsterniß in seiner barock-tiefsinnigen, mystisch-liberalen Weife darstkllk. ") Mcdioschem läßt die Erde grünen, Mithra verleiht ihr Fruchtbarkeit. Der Geist, welcher den Pflanzen und Heerde» schadet. ch) Goscherou» sorgt für die Heelden, Entthrem laßt die Früchte und jungen Thicee wachsen, Tächter gicbt den Regen und pflegt die Blumen, Mediozercm gicbt die Milch. Ufern der Ströme, am Mecresgestade, überall lagen Trümmer der alten Welt und herrliche Gestaltungen der neuen erhoben sich unter dem allerquicken den, tiefbclebeuden Hauche der jungen Winde. Und diese Welt voll uner gründlicher Wunder bildet sich noch immer um. Bald überfluthet das leuch tende Gestirn sie mit seinen segensreichen Strahlen, bald zieht es sich zurück und deckt sie mit einem weichen Dämmerschleier zu, und der Mond, die Braut der Nacht, zieht auf seinem träumerischen Pfade über sie dahin. Geschlechter vergehen und kommen neu, und doch kehrt keine Gestalt, die versunken ist, je wieder. So gehen, o Milhra, unsere Tage in ewigem Jubel dahin; wir schauen Ormuzd ewig in seinen Schöpfungen an. O, daß seine Kreaturen ihn segnen mögen! daß die untersten seinen Ruhm in ihrer Sprache sängen und die höchsten, die er nach seinem Bilde geschaffen hat, die Menschen, in ein un endliches Hallelujah zusammenstimmten! Dahman an Ardibehescht. °) Du willst den Zustand des Menschen kennen, reiner Geist, jetzt, da eine Stufe seiner Entwickelung vorüber ist und eine neue beginnt- Ich gehorche deinen Befehlen, welche ich ehre wie die, welche Ormuzd selbst mir ertheilt. Wenn man diesen Zustand an sich betrachtet, so erschrickt man über die Zerrüttung und das Unheil, welches überall sich uns entgegendrängt, und man wird von tiefem Schmerz und Mitleid erfüllt. Doch wenn man die Stufe be trachtet, welche diese noch so unvollkommene Kreatur bereits erschwungen hat, so erstaunt man, wie unendlich näher sie ihm schon gekommen ist, von dem das ewige Licht und das ewige Gute ausströmt. Durch die heiligen Genien gegen die Angriffe der finsteren Söhne Ahriman's geschützt, ist die Menschheit dauernd gestiegen, und obgleich sie durch den Einfluß der unreinen Geister in ihrem Laufe aufgchalten wird, so kann sie ihin doch nie erliegen, der aus dem Schoße der Nacht sein ewiges Nein donnert. Die Unreinen benutzen die Uner fahrenheit des Menschen und suchen sie fortzucrhalten; sie erforschen seine Neigungen und schmeicheln ihnen, um ihn so zu überwinden: sie verderben die Vernunft durch tückische Sophismen, sie bestreben sich, die menschlichen Triebe ihm als gleichartig mit den Instinkten der Thiere darzustellen, dem Menschen im Zweifel und in der Verneinung die höchste Weisheit, in der Pflicht ein Borurthcil, in der Frömmigkeit eine Thorheit und im Egoismus die höchste Seligkeit erkennen zu lassen. Diesen teuflischen Eingebungen setzen die Kinder des Ormuzd ihre heiligen Lehren entgegen, doch gelingt es ihnen nicht, sie ganz zu entkräften. So wird der schwache Mensch von den entgegengesetzten Einwirkungen zweier höheren Geisterschaaren geleitet; der Einfluß der un lauteren Geister bekundet sich vorzüglich im Einzelnen, der der geweihten im Ganzen. Betrachte die Individuen, und du glaubst, die Menschheit stehe am Abgrunde ihrer tiefsten Verderbniß; betrachte die Gattung, und du glaubst, wenn sie noch wenige Stufen ersteigt, steht sie im Reiche des ewigen Lichtes. Jede Stufe ihrer Entwickelung ist durch eine cigenthümliche Anschauungs weise, durch ein eigenes Dogma charaktcrisirt. Dieses keimt unbewußt in den Geistern, es bildet sich weiter und wird das Ideal, welches die Völker in ihrem Leben zu verwirklichen trachten. Sind die Konsequenzen dieses Dogma's erschöpft, so entwickelt sich ein anderes, welches die Menschheit wieder eine Stufe höher hebt. Dies ist das uranfängliche, unabänderliche Gesetz aller irdischen Entwickelung, welches Ormuzd selbst gegeben hat und welches nur ein Rhythmus in der unendlichen Harmonie seines Wesens ist. Wenn eine Aera vorübergeht und eine neue beginnt, so liegt eine Zeit der Dämmerung zwischen beiden, in welcher der alte Glaube fast erloschen ist und der neue ihn noch nicht ersetzt hat. Die alten Bande werden schlaff und brechen, eiu dumpfes Träumen lagert sich über die Erde, krampfhafte Zuckungen folgen, dann wieder tiefe Stille; überall Anzeichen des heran nahenden Todes, überall Merkmale des neu erwachenden Lebens. In solchen Krämpfen der Umgestaltung liegt die Menschheit gegenwärtig. Keine Reli gion, die nicht schwankte, kein Thron, der nicht bebte. Die zermorschtcn Ein richtungen der vorigen Epoche bieten der geängstigten Menschheit keine Stütze mehr, auf der sie ruhen könnte. Weder der Verstand noch das Ge wissen will die alle Ordnung der Dinge noch vertreten; das alte Recht ist kein Recht mehr, sondern empörende Ungerechtigkeit. Ucberall fühlt man daher lebhafter als je den Unbestand alles Irdischen; wie der Glaube ver schwunden ist, so haben sich auch die Begriffe von Pflicht verwirrt. Doch schon erkennt man die Keime eines künftigen Glaubens, der die zerstreuten ') Dahman ist der Genius de« Gcdctc«, Rrdißcheicht scgnct die Bölter^