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Mchentz -MW Jnl«rar«, welch« bei da bedeutend«» Auflage des Blatte- «in» sehr wirk same Verbreitung finden, »erden mit 10 Pm- Spaltemeil« oder »«re» Raum berechnet. — Ta bellarische und complictet« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einaw sandt, im redaktionellen Lhcile, di- Spaltenjeibe WPfg. !vtt „Weißerih-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen B«> st^-ge"Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redakteur: Paul Ichne in Dippoldiswalde. Nr. 21. Zur Reichstagswahl. Wie zu erwarten war, ist gestern abermals durch die Sendlings der Sozialdeniokraten ein Flugblatt in unserm Wahlkreise ausgestreut worden. Hoffentlich ist cs vor der diesmaligen Wahl das letzte schriftliche Lebenszeichen einer Partei, die mit unbegreiflichem Eifer daran arbeitct und gearbeitet hat, sich die Sym pathien aller wahren Vaterlandsfreunde gründlich zu verscherzen, soweit dieselben den sozialen Bestrebungen entgegengebracht worden sind. Damit soll nicht gesagt sein, daß die bisher der Lösung der Arbeiterfrage seitens aller Wohlgesinnten zu theil gewordene Theil- nahme erlöschen werde; denn noch ist die Gesammt- heit der Arbeiter nicht gleichbedeutend mit der sozia listischen Partei; noch giebt es Tausende von Arbeitern, die die in ihrem Interesse vorgenommenen und vor bereiteten Neuerungen und Verbesserungen verdienen, den Werth derselben zu schätzen wissen und mit Dank die ihnen entgegengestreckte Hand der Verständigung ergreifen. Bei den Sozialisten davon keine Spur. Einen erneuten Beweis, wenn es überhaupt dessen be dürfte, bietet das gestern ausgestreute Flugblatt. Es gehört viel Ueberwindung dazu, es zu lesen und noch mehr, ein Wort zur Widerlegung zu sagen. Daß wir uns die vergebene Mühe nicht machen werden, haben wir schon bei Erscheinen des 1. Wahlflugblattes deS „Vereins für volksthümliche Wahlen" ausgesprochen; denn jedes Wort ist in den Wind gesprochen. Die Majorität des 1887er Reichstages hat ihre Mandate „durch ein völlig aus der Lust gegriffenes Kriegsgeschrei, durch die unerhörtesten Wahlbeein flussungen der Arbeiter, durch schamlosesten Druck auf politisch oder wirthschaftlich abhängige Wahlkreise mit Lug und Trug ergattert" — das zu behaupten, wie es das Flugblatt that, nachdem die unzweideutigsten Enthüllungen über französische Angriffspläne erfolgt sind, nachdem die Reichstagsprüsungsdeputation die Grundlosigkeit der gegen die Giltigkeit einzelner Wahlen vorgebrachten Anklagen nachgewiesen hat: das ist „Lug und Trug", mit dem jetzt auf die vertrauensselige Wählerschaft eingewirkl werden soll. Und wie kommt nun der Reichstag selbst weg? „Er hat das stehende Heer vermehrt, die Militärpflicht in der Landwehr und in Landsturm erheblich verlängert, die Steuern erhöht, die Reichsschulden gesteigert, dem Volke die Lebens mittel vertheuert, dem Volke das Wahlrecht geschmälert, dem Handwerker nicht geholfen, für die Arbeiter („nein, für die Sozialdemokraten!" D. R.) Ausnahmegesetze gegeben und hat es nicht vermocht, auch nur die be scheidensten Forderungen in Bezug auf die Arbeiter schutzgesetzgebung durchzusetzen!" — Das also ist die Arbeitsleistung des Reichstags — nichts weiter. Kein Wort von der eminenten Last des Alters- und Jn- validengesetzes, das der Reichstag auf seine Schultern genommen, endlich kein Wort von den Erlassen unsers Kaisers, aus denen man die hochherzige Theilnahme unzweifelhaft erkennt, mit der Se. Majestät den be rechtigten Forderungen der Arbeiter entgegenkommt, und aus denen doch eine ganz andere Hoffnung auf Lösung der sozialen Frage winkt, als aus den die ge- sammte Gesellschaftsordnung bedrohenden unver nünftigen Forderungen der sozialistischen Führer. Das wir diesen letzteren damit nicht zu viel ausbürden geht unzweifelhaft hervor aus dem Flugblatts des be kannten Fortschrittlers Eugen Richter, der die Ziele der Sozialdemokraten zusammenfaßt in die Worte: „Die Sozialdemokraten Hetzen gegen die bestehende Ge sellschaftsordnung, aber ihre Weltordnung, wenn sie überhaupt ausführbar wäre, würde keinen Fortschritt, sondern die Vernichtung der Kultur für Alle bedeuten." Daß wir mit diesen Auseinandersetzungen einen in der Wolle gefärbten Sozialdemokraten bekehren werden, glauben wir selbst nicht; aber es giebt eine sicher große Menge von Arbeitern, denen die Einsicht noch nicht soweit abhanden gekommen ist, um zu begreifen, daß Dienstag, den 18. Februar 1890. ihre wahren Freunde auf anderer, als der sozia listischen Seite zu finden sind. — Es werden von den Sozialisten bei-der bevorstehenden Wahl alle Mittel aufgeboten werden, ihren Kandidaten durchzubringen; sie scheuen vor keinerlei Anstrengung und Mühe zurück — wohlan, so wollen auch wir auf dem Platze und keiner ein solcher Thor sein, sein Ausbleiben von der Wahlurne mit der unverständigen und gefährlichen Redensart zu entschuldigen: „Auf mich kommt's nicht an!" Wer sein deutsches Vaterland, wer seine säch sische Heimath liebt, wer seinem Kaiser und seinem Könige, den wackern Schildhaltern deutscher Ehre, Treue bewahren und beweisen will, der komme Donnerstag, den 20. d. M., in der Zeit von früh 10 Uhr bis Nach mittags 6 Uhr zur Wahlurne und gebe seine Stimme Herrn Hofrath Ackermann-Dresden. Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Am gestrigen Sonntag standen zum ersten Male vor unseren Kirchthüren die nach einer Eingravirung aus dem Jahre 1665 stammenden Becken auf neuen Fußgestellen, die von Herrn Schloffermeister Schmidt in geschmackvoller Weise aus gebogenem Eisen gefertigt worden sind. — Aus einem Verzeichniß der Kandidaten der deutsch-freisinnigen Partei, welches das „Berl. Tagebl." veröffentlicht, ist zu ersehen, daß für alle Reichslagswahlkreise des Königreichs Sachsen, mit alleiniger Ausnahme des 14. Wahlkreises, Kandi daten ausgestellt worden sind. Für unfern 6. Wahl kreis kandidirt Oberbürgermeister v. Forckenbeck-Berlin, der auch noch im 3., 9. und 17. Wahlkreis aufgestellt worden ist. . S Glashütte. Herr Holzhändler Grumbt aus Dresden hielt im Saale des Hotels „zur Post" seinen angekündigten Vortrag am Donnerstag Abend. Der Saal war voll besetzt und besonders auch von aus wärts zahlreich besucht. In einstündiger Rede ent wickelte der Redner die gegenwärtige Lage und gab zugleich ein Bild seiner Thätigkeit im verflossenen Reichstage. Herr Stadlverordneten-Vorsteher Hänsel aus Pirna führte den Vorsitz. Dem Redner, welcher am Schluß seiner Rede ein begeistert aufgenommenes Hoch auf Kaiser und Reich ausbrachte, wurde seitens der Versammlung äußerst lebhaft zugestimmt. — Die gleichzeitig tagende Versammlung im Gasthof „zur Sonne", in welcher der Sozialdemokrat Wittig aus Dresden sprach, erfreute sich eines sehr lebhaften Zu spruchs von hier und auch vom Lande; die allergrößte Mehrzahl hatte die Neugierde hingetrieben, um endlich einmal einen Sozialdemokraten zu hören. Die Aus führungen des Redners bew egten sich in den bekannten allgemeinen Ausdrücken und waren, weil hier zum ersten Male, sehr gemäßigt gehalten. Als aus Ser Versammlung einige Fragen gestellt wurden, wand sich der Redner stets in wohlgesetzten Worten um die Antwort. Zum Schluß der Versammlung wollte der Einberuser, Uhrmacher Richard Gläser, auf den Redner ein Hoch ausbringen, wurde aber von diesem ab gewiesen, aber dafür aufgesordert, eine Sammlung zu veranstalten, was auch geschah. Viel kann nicht ein genommen worden sein. Birnenmühle. Der Eintritt böhm. Braun kohlen nach Sachsen über Moldau hat gegenwärtig wieder eine bedeutende Ausdehnung angenommen. Unser» Stationsort passiren jetzt tagtäglich zweihundert Doppelwagen und darüber. Selbstverständlich erfor dert die Fortbringung dieser Masten neben der Be wältigung der anderen Güter die Aufbietung aller Kräfte. Zwischen Bienenmühle-Freiberg und Freiberg- Chemnitz sind Güterextrazüge eingelegt worden, die Tag für Tag in Verkehr gesetzt werden müssen. Auch ist seit geraumer Zeit bereits auf hiesiger Station Nachtdienst eingeführt. Dresden. Noch immer ist Königin Karola ge- 56. Jahrgang. HI» »—»«17 - > ,1 nöthigt, das Zimmer zu hüten, doch ist in den letzten Tagen eine merkliche Zunahme der Kräfte zu bemerken gewesen, auch hat sich vermehrte Eßlust eingestellt. Blasewitz. Bekanntlich ist die Staatsregieruna geneigt, die Loschwitz-Blasewitzer Elb brücke nebst den im Zusammenhangs damit herzustellenden Ufer bauten und Ausschiffungsplatz auf der linken Abseite auf Staatskosten zu bauen, wenn dagegen die Ge meinden Loschwitz und Blasewitz die Kosten über nehmen, welche durch Herstellung der BrückenanfahrtS- rampe, der Land-Fluthbogen, der Zugangswege und Treppen, der in Blasewitz vom Schillerplatze nach dem Elbufer herabführenden Straße und durch Verlegung einer Straßenhauptschleuße entstehen, sowie den für die Brücke und die Zugangswege erforderlichen Grund und Boden auf ihre Kosten beschaffen. Die Kosten für den Brückenbau sind auf 1,664,000 Mark ver anschlagt, die Aufwendungen für die den Gemeinden zufallenden Leistungen auf 612,170 M. Die Stände versammlung hat die auf den Staat entfallende Summe verwilligt, ebenso haben die Gemeinderäthe zu Loschwitz und Blasewitz behufs Erfüllung der den Gemeinden zufallenden Leistungen die Summe von 650,000 Mk. zu beschaffen beschlossen. Wenn trotz dem mit dem Brückenbau noch nicht vorgegangen werden kann, so liegt das daran, daß die Leistungen der Gemeinden nicht mit der veranschlagten Summe von 612,170 Mark und auch nicht mit der von den Gemeinde - Räthen freiwillig erhöhten Summe von 650,000 Mark nach dem gegenwärtigen Stande dec Verhandlungen zu erfüllen sein werden. Ein Theil der Grundbesitzer, welcher von dem Brückenbau be troffen wird, hat nämlich dergestalt unangemessen hohe Forderungen gestellt und bei den bisherigen gütlichen Verhandlungen aufrecht erhalten, daß die Taxen der Sachverständigen um hohe Summen überschritten wer den würden, wenn diese Forderungen gewährt werde« müßten. Die Gemeinderäthe von Loschwitz und Blase witz haben abgelehnt, diese Forderungen zuzugestehen und bei der Staatsregierung beantragt, wider die Grundbesitzer, mit welchen ein Ausgleich bisher nicht getroffen worden ist, das Zwangsenteignungsverfahren einzuleiten. Was auf diesen Antrag hohen Ortes be schlossen werden wird, weiß selbstverständlich hier nie mand, zu beklagen wäre es aber, wenn di« Ansprüche einer Anzahl Grundbesitzer veranlaßten, die Ausfüh rung des Projektes in Frage zu stellen. Dies ist der gegenwärtige Stand der Brückenbaufrage. Bautzen. Vom Königlichen Schwurgerichte wurde am 13. Februar nach dreitägiger Verhandlung der Buchhalter Gustav Eduard Opitz aus Hartau bei Zittau sreigesprochen. Opitz war beschuldigt, am Abend des 22. August v. I. seine damalige Geliebte, die 19jährige Emma Geißler aus Poritsch, vorsätzlich und mit Ueberlegung in die Neiße gestoßen, also er mordet zu haben. Zittau. Es sollen die Preise der Ziegel für die nächste Bau-Periode überall ziemlich hohe sein, die hiesigen und umliegenden Brennereien haben voll zu thun, um den Aufträgen gerecht zu werden. Allem Anschein nach wird zum Frühjahr die Bau- thätigkeit sehr lebhaft beginnen. Noch immer fehlt eS in Zittau außerordentlich an kleineren Wohnungen im Preise von 180 bis 300 M. und eS ist zu bedauern, daß die Herren Baumeister nur herrschaftliche Häuser errichten. Früher oder später wird eine „Baisse" in großen Wohnungen eintreten, während die Arbeiter familien immer mehr auf die Dörfer ziehen und Zittau im WachSthum zurückbleibt. Hohenstein. Bei der am II. Februar hier vor genommenen Neuwahl von Wahlmännern zur Ge werbekammer Chemnitz errangen mit knapper Majorität die von sozialistischer Seite aufgestellten Kandidaten den Sieg. Sayda. In der am 11. Februar abgehaltenen