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Dresdner Journal : 09.11.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186011097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18601109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18601109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-11
- Tag 1860-11-09
-
Monat
1860-11
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 09.11.1860
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.n 262 Id«nnement«»rrist: 5»krkl<-k:b'rkle. 10 8^e. in»—k>ou.s Im La»Umä« < r.^krl.: 1 „ 10 „ ,. „ (tritt ko,t uuck Mvuutliek in 0»—L«: Id kkssr. l 8t«»p«lru- Liorelo» tiummsra: 1 bigr. t »oklog bin»». »nstratenpreise: ^egr äeu ktnum einer boopnlteooo Keiler 1 Unter ,,Li»xe»»nät" sie 2«Ue: 2 kissr. erscheine,: Iligliek, mit Xniuukme äer Sonn- uoä koioring«, ^deoä» Nir äen folgonckon 1«g. Freitag, dell 9. November. DreMerImiriml. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. 1860. — s- — - S,seratenan,UtM^ «n«trt«: 1-otM»: r«. 8»^»o»r»rr», Lomlnieeioniir clo» vreeäoer lourunl»; ei>en6»»«Id»t: U. Ui)»»«»; Lite»»: Ilnuirerii» 8 Vooe.«»; lerll»: Onorive ecke Uuokk., Hirxnerre'e Lureevi Ar«»«»: L. 8c»r.vrr»; Arnnkturr ». N.: ^»»ori'oek« ttuckknuälunz; Ldln: Aoor.r öltuunu»; kerte: V. 1,ö««»>»»l.» (28, rue 6e» dou» «ns»n»); Ar»g: k». Lu»r.rcn'o Luckknnäluiix. Herausgeber: Xvoigl. Lnpeäitioo cke» Vreeäver ^ouroei», vrseaen, kt»rien»tr»»»o Kr. 7. Nichtamtlicher THE. U-»r,s«Sl. Telegraphische Nachrichten ZeitlMßsschan. (Journal de St. PeterSbourg.) Tagetaeschichte. Dresden: Vom königlichen Hofe. Die Budgetvorlage. Kammerverhandlungen. — Wien: Der Kaiser zurück. Begnadigung. — Pesth: Wieder eröffnung der Universität angrkündigt. — Berlin: Befinden deS König- und deS Prinz - Regenten. Veränderungen in der Armee - Administration. Ge neral v. Möllendorf. Zur Macdonald - Affairr. — München: Berichtigung. — Frankfurt: Die gesetzgebende Versammlung constttuirt. Eindruck de» österreichischen Diploms. Von der Börse. — — Pari»: Berichte über die Siege in China. Reserve geschwader in Toulon. Lieferungen an Garibaldi von Piemont bezahlt. — Rom: Zur Grammont'schen De- peschenangelrgenheit. — Neapel: Bevorstehender Ein zug Victor Emanuel'». Garibaldi. Die angebliche Intervention de» französischen Admiral». Die Stel lung der Piemontesen vor Gaeta. Eubscription für den Diktator. Vermischte». — Gaeta: Ein letzter Protest de» König» Franz. — Ncw-Pork: Nachrich tcn aus Mexico und Britisch-Eolumbia. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dretduer Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Löbau.) Gericht-Verhandlungen. (Dresden.) Statistik und Lvlkawirthschaft. Feuilleton. Tagr-kalender. Inserate. Börsen- nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Mittwoch 7. November, Abend-. Rach einem hier eingrtroffenen Telegramm au- Mai land enhalt die heutige „Perseveranza" eine Pri- vatdepeschr, nach welcher das vierte piemontesische Corps den Angriff auf Gaeta begonnen hätte. Rach demselben Blatte hätte in Gagliano*) ein blutiger Kampf zwischen den Piacenza-Husaren, der Rationalgarde nnd andern Bürgern stattge- fuudrn und das Ministerium die Auslösung deS Regiments beschlossen. *) Anmerkung. S« giebt vier Orle diese« Rament: bei Florenz, bei Otranto, in Ealabrien und in Sicilien. London, Donnerstag 8. November. Ein Te legramm der heutigen „Daily-News" meldet, ISMO neapolitanische Truppen mit 4VM Pferden und 32 Kanonen seien, von den Piemontesen verfolgt, bei Terraciua auf päpstliches Gebiet geflüchtet, von den päpstlichen und französischen Behörden zu Ci- sterna angrhalteu worden und würden entwaffnet «erden. Dresden, 8. Stovember. Im „Journal de St. PeterSbourg" finden wir einen, wie es unS scheint, sehr bemerkenswerthen Artikel über die gegenwärtigen Zerrüttungen des Völkerrechts in Italien, der eine Erwiderung auf einen vom „Nord" ge brachten Aufsatz giebt, in welchem die Frage „was Europa zu thun habe?" in dem Sinne erörtert wurde, daß die europäischen Mächte wohl daran thäten, den grsammten vertragsmäßig bestehenden Rechtszustand, dessen „abstrakte" AutoritätS - Principien veraltet seien und Europa von Krieg zu Krieg und von Revolution zu Revolution hinzö gen, auszugeben, um ein neues Recht zu gründen, welches de« „nationalen" Interessen entspreche. Wir halten die Antwort, welche das „Journal de St. PeterSbourg" auf diese Erörterung des „Nord" enthält, für interessant ge nug, um sie hier wörtlich folgen zu lassen. Das osficiöse St. Petersburger Blatt schreibt: „Wir glauben diesen Artikel de» „Nord" nicht ohne Antwort lasten zu muffe«, weil er in anständiger und gemäßigter Fon» Erörterun gen giebt, die wir jeden Augenblick in der fromdrn Presse au« Anlaß der letzten Ercignisse in Italien finden. Mu» sofort auffällt, ist die Einhelligkeit, womit selbst dje Um hänger der italienischen Bewegung die zuletzt in Jtestiru vollbrachten Thatsachen rechtlich verdammen. Die englischen Blätter läugnen deren Unrechtmäßigkeit nicht. Die „In- d-chendancr beige" erkennt an, „daß die sardinische Regie rung die italienische Einheit befördert in Mißachtung aller diplomatischen Formen und alle» Völkerrechts." Dssr „Nord" gesteht selbst, „daß die in Italien vergehende» Dinge in Bezug auf die Principirn de» „„alten, noch in Geltung sich befindenden öffentlichen Rechts"" n»M zu rechtfertigen find und nicht die geringste Prüfung vn- tragen." Wir werden auf diese Urtheilr, welche in Betpeff deS Charakters der Thatsachen allgemein sind, nicht zurück kommen. Wir werden uns begnügen, zu untersuche«, wie man vor der öffentlichen Meinung eine Sache ver« theidigt, welche man rechtlich sofort verdammt. Der alte und bequeme Grundsatz, daß der Erfolg die Mittel recht» fertige, wird nicht für ausreichend erachtet. Man geht weiter. Daraus, daß die Thatsachen im Widerspruch mit den Principirn sind, schließt man, daß da» Recht, so wie rS bisher bestanden, schlecht und veraltet ist und daß es den Bedürfnissen der modernen Gesellschaft nicht mehr entspricht. Man giebt der Vergangenheit di« Schuld und man behauptet, auf ihren Trümmern ein neue- politische» System zu errichten, das berufen sei, die Uedel, an denen Europa leide, zu heben. Wir sind nicht blind eingenommen für die Vergangenheit; aber mir meinen, man muffe bei Dem, was sie un» vermacht hat, unter scheiden zwischen vorübergehenden, das Gepräge der Lei denschaften oder Interessen des Augenblicks tragenden Thatsachen, welche den durch den natürlichen Lauf der Dinge erforderte» Veränderungen unterzogen werden kön nen und müssen, und gewissen Fundamcntal-Principien, welche, wenn man so will, sich au» einer Uebcreinkunft ergeben, aber ohne die man die Eristenz der europäische« Gesellschaft nicht verstehen würde. Man findet, daß e» Zeit sei, sich über diese Principirn, welche man al» ver altet betrachtet, zu verständigen. Wir glauben, daß e» eben so zeitgemäß sein würde, sich übet Diejenigen zu verständigen, welche man im Namen de» Fortschritts sub« stituircn will. Die Staaten, welche moralische Personen sind, die Souveräne und Regierungen, welche sie reprä» sentiren, haben unter sich gegenseitige Pflichten undRrHte, DaS Herkommen hat sie in einem allgemein angenomme nen Rechtscoder festgesetzt, der die Garantie des öffent lichen Gewissens, der Gesittung und des allgemeinen In teresses hat. Von der Beobachtung dieser Gesetze hängt der Frieden, die Ordnung ab — kurz der sociale Zustand Europas. Es scheint uns unmöglich, sich davon bei der Beurteilung der gegenwärtigen Thatsachen zu entfernen. Die russische Regierung hat hinlänglich bewiesen, daß sie den wirklichen und geregelten Fortschritt zuläßt u. handhabt. Im Innern hat sie die Reform von Mißbräuchen ange griffen, welche ander-wo meistens nur um den Preis der traurigsten Umwälzungen verschwunden sind. Im Aeußern hat sic ihre volle Freiheit zum Handeln, wieder erlangt und die fest beschlossene Absicht verkündet, eine nationale, von den Interessen deS Landes gebotene Politik, gegrün det auf Aufrechterhaltung ihrer Rechte und auf die Achtung der Rechte Anderer, zu verfolgen. — Rußland hat nur Wohlwollende Gesinnungen gegen Piemont. Seine po litischen Traditionen weisen natürlich darauf hin. Die Geschichte ist da, um dies zu bezeugen. Was Italien betrifft, so knüpft sich kein national-russisches Interesse unwiderruflich an diese oder jene Lösung, die schließlich dem Problem seiner Geschicke gegeben würde. Aber die Frage, die hier debattirt wird, ist keineswegs eine locale Frage. Sie ist eine Angelegenheit von allgemeinem In teresse geworden, weil sie jene Fundamentalprincipien be rührt, welche die Grundlagen der europäischen Gesellschaft sind und die man nicht ohne Gefahr erschüttern könnte. — Was sehen wir in Italien seit einem Jahre? Man hat das Recht der Völker zum Aufstande proclamirt und sie dazu herausgefordeit. Man hat diese- Recht unter die Garantie der zum politischen Dogma erhobenen Nicht intervention gestellt. Selbst zugegeben, daß diese» Princip rin» sei, wie hat man r- nun rrspectirt und grübt? Di« von Piemont ausgegangenen Expeditionen nach Sicilien, die Recrutirung und der AuSzug von Freiwilligen, die Ausrüstung von Schiffen, um sie zu tranSportiren, die Vereinigung von Kriegsmaterial, urn sie zu be waffnen, — war das Intervention oder nicht? Wenn ei» piemontesischer Admiral da» Commando über da neapolitanische Geschwader übernahm, ohne auszuhö ren, im Dienste des Königs von Sardinien zu sein, wenn an letzter Stelle die piemontesische Artillerie zu Gunsten der Jnsurrcction die bei Capua gelieferte Schlacht entschied, worin ohne sie der Sieg sür die königlichen Truppen schon errungen war, wenn bei derselben Affaire die Matrosen des englischen Kriegsschiffes „Renove" die garibaldischen Stücke richteten, — war da- Intervention oder nicht? — Wir wollen nicht von den Provocationen aller Art reden, von dem auf die italienische Bevölkerungen au-geübten Drucke, noch von dem den sardinischen Kam mern vorgelegten Gesetze, welches die Regierung zum Vorau» ermächtigt, die Annexion von Gebieten anzunrhmen, deren rechtmäßige Herrscher noch in ihren Staaten sind. Wir wollen nur die materiellen Thalsachen hervorheben, diejenigen, über deren Tragweite kein Zweifel bestehen kann. Wir werden fragen, ob der Einfall der sardini schen Truppen in die römischen Staaten, der Angriff auf die päpstliche Armee, die Blokade und das Bombar dement von Ancona durch das piemontesische Geschwader, Intervention sind oder nicht? Kann man rechtlich die zur Beschönigung dieser Gewaltakte angeführten Vor- wäudc zujasscn? Kann man z. B. den an die rö mische Regierung deshalb, weil sie fremde Truppen in ihrem Solde habe, gerichteten Tadel zulasten? Wir wollen uns hier der Discussion des Princips enthalten, worauf dieser durch die Tradition ebenso wie durch die Natur einer christlichen Obrigkeit, von der alle katho lischen Staaten abhängen, geheiligte Brauch beruht. Wir wollen unS begnügen, zu fragen, inwiefern die or- ganisirtc römische Armee Piemont bedrohen konnte, dessen militärische Uebcrlegenhcit unbestreitbar ist? — Kann man ferner den von der sardinischen Regierung herauS- gestecktcn Vorwand acceptiren, nämlich den, der Revolu tion und Anarchie in der Halbinsel Einhalt zu thun, indem sie sich an die Spitze der Bewegung gestellt, um sie in monarchischen Bahnen zu erhalten? Man müßte erst feststrllen, von wo die Bewegung au-gegangeu ist, der Einhalt zu thun es sich handelt. Hat sie nicht ihre Quelle in den nacheinander folgenden Annexronen, die außerhalb des Züricher Vertrages und dem BundeSpro- jccte zuwider, welches die Union Italien» herbeiführen sollte, ohne irgend welche- Recht zu verletzen, vollzogen worden sind? — Aber werden überdies diese offenbaren Acte der Intervention gegen die Revolution vollzogen? Die vom König Franz II. seinem Volke gegebene Con stitution gestattete den Wünschen de» Landes, sich ord nungsmäßig zu zeigen. Seitdem die Anarchie im Kö nigreiche beider Sicilien herrscht, ist der Druck an der Tagesordnung. Es ist sicherlich keine neapolitanische Ar mee, welche den König jetzt in Gaeta belagert. Voll zieht sich die Intervention, um diese Gewaltthätigkeiten aushören zu lassen, oder um in die Wagschale gegen die Autorität des König» Franz U. das Gewicht der militä rischen Kräfte Piemonts zu werfen? Würde eine offene Kriegserklärung nicht loyaler gewesen sein, als diese ver kleidete Intervention, und heißt daS die Revolution auf halten, wenn man sie als Plänkler verschiebt und sich aus ihr ein Hilfsmittel macht in der Absicht, ihre Erb schaft anzunehmcn. Also nicht etwa nur im Namen der alten Principien, sondern in Anwendung der zur In auguration einer neuen politischen Aera verkündeten Prin cipien, im Namen des Princips der Nichtintcrvention selbst sipd die letzten Acte Piemonts nicht zu rechtferti gen. — Don Beginn der Ereignisse in Sicilien an hat cs ihm nicht an Vorstellungen gefehlt. Wir ha ben die Gewißheit, daß die russische Regierung ihre Gefühle weder dem Trafen Cavour, noch dem Mi nister Sardinien» in Et. Petersburg verborgen hat. Die sardinische Regierung hatte jede Theilnahme an den Manöver«, welche ihr bezeichnet wurden, zurückgewiesen. Von dem Augenblicke an, wo sie offen auSübt, was sie noch unlängst vrrläugnet hatte, muß nothwrndig die Ver antwortlichkeit dafür auf sie zurückfallen, und daS Cabi- . nct von St. Petersburg ist nur konsequent, indem eS seine Gesandtschaft von Turin abbrruft. — Der „Nord" sieht also mit Unrecht in dieser Maßregel eine Protesta tio« gegen dir Ideen und Bedürfnisse der modernen Ge sellschaft, oder ein zeitwidriges Festhalten an veralteten Traditionen. E» ist dabei nicht»'Gemeinsames mit 1815 und der heiligen Allianz. Es-ist nur eine Pflicht der Würde erfüllt, eine den Principien, welche noch als die Basen der europäischen Gesellschaft bestehen, gebrachte Huldigung. Wir wissen nicht, welche- System man den selben zu substituiren rechnet. Aber wir sehen, daß seit dem Erscheinen Dessen, was man das neue Recht nennt, schon viel Blut geflossen ist, ohne daß die Fragen, um welche e» vergaffen wurde, einen einzigen Schritt zu jenen friedlichen, vernünftigen und definitiven Lösungen gethan hätten, die uns der „Nord" al» eine Aera allgemeinen Wohlergehen- sehen läßt. Wir können bi» jetzt diese Versicherungen und Versprechungen nur nach einer Lage ab schätzen, welche schwer genug auf alle Interessen drückt und deren Verwickelungen alle Tage zahlreicher und ge wichtiger werden. DaS einzige Mittel, daraus hcrvor- zugehen, ist ein Einverständniß der europäischen Mächte, um die internationalen Regeln, welche alle Regierungen zu achten gehalten sind, frstzusetzcn und aufrecht zu erhalten, und um die Lösung der jetzigen Schwierigkei ten in der Versöhnung der erworbenen Rechte mit den legitimen Bedürfnissen zu suchen. Die russische Negie rung trägt dem Einen wie dem Andern gerechte Rech nung, und wir stehen nicht an, jede anders lautende Bedeutung, welche der von ihr angenommenen Haltung bcigemesscn wird, al» falsch zu erklären." Tagesgeschichte. / Drt-den, 8. November. Se. Majestät der Kö nig beehrten gestern Mittag 1 Uhr da» Hauptzeug haus mit einem Besuch und geruhten eine Anzahl kürz lich angrlangter, von der königlich preußischen Negierung der diesseitigen käuflich überlassener gezogener, gußstäh- lerner Kanonenröhre, sowie ein daselbst ausgestellte» der gleichen voklstäfitzigeck Geschütz t« näher« Aug««schein z» nehmen. / — Ihre königliche Hoheit die Frau Kronprinzes ¬ sin hat heute Nachmittag die Villa bet Strehlen verlas sen und das königliche Palais am Taschenberge wieder bezogen. — St. königliche Hoheit der Kronprinz wird noch im Laufe dieser Woche von Wien zurück erwartet. Dre-den, 8. November. Der durch allerhöchstes Decrrt vom 6. November den Ständen vorgelegtc Bud- gctvoranschlag auf die Finanzperiode 1861/63 ist in Einnahme und Ausgabe mit 10,320,283 Thlr. pro Jahr abgeschlossen. Die Einnahmen sind mit 883,257 Thlr. weniger angesetzt, als nach dem Voranschläge auf die Fi- nanzprriode 1858/60. ES ist jedoch zu bemerken, daß diese Differenz nicht etwa auf einem Schwächerwerdcn der regelmäßigen Einnahmequellen, die im Gegentheil «reist ganz erhebliche Mehreinnahmen in Aussicht stellen, be ruht, sondern vielmehr sich daraus erklärt, daß gegenüber rinemZuschuß von 1,056,622 Thlr. auS den verfügbaren Be ständen deS mobilen Staatsvermögens in der ablaufendcu Finanzpcriode, für die künftige nur 480,992 Thlr., also 575,630 Thlr. weniger au» diesen Beständen entnommen werden sollen, sowie daß die außerordentlichen Zuschläge zur Grundsteuer und Gewerbe- und Pcrsonalsteuer, da mals mit 111,000 und 153,600 Thlr. veranschlagt, in dem Budget der nächsten drei Jahre in Wegfall gekommen sind. SiehtmanvondemZuschußauSdenverfügbarcnBestän- den ab, welcher denselben entnommen werden kann, ohne dieselben zu sehr zu schwächen—da der Rechenschaftsbericht Feuilleton. A. Hoftheater. Donnerstag, 8. November. Da gestrige Concert zum Besten des Pensionsfonds für den Wingerchor des k. HoftheaterS, brachte uns im ersten Theile die sehr interessante Aufführung von R. Schu mann'- Musik zu Byron'S dramatischem Gedicht „Manfred", von der früher nur die Ouvertüre gespielt wurde. Byron'S „Manfred", dieser subjektiv meta- morphosirte Faust, der sein Dasein „nur Krampf, nicht Leben" nennt und sich selbst „verfluchter Wurz.l hingedorrten Stamm, der nur noch Saft giebt zum Gefühl d», Sterben«", dieses vom Fanatismus der Selbstqual und der Ver zweiflung umhergetrirbene, „dem Geschick verfallene Jammrrdinz", macht mit seinem virtuosen Geisterverkehr nur einen unheimlichen und wüsten Eindruck. Die hohen poetischen Schönheiten der Dichtung können unS mit dem „verderblichen und verderbten" Totaleindrucke nicht befreunden. Goethe schrieb darüber: „Dieser selt same geistreiche Dichter hat meinen „Faust" in sich auf- zrnommrn und hypochondrisch die seltsamste Nahrung darau» gesogen. Er hat die seinen Zwecken zusagenden Motive auf eigne Weise benutzt, so daß kein- mehr das- selbige ist, und gerade deshalb kann ich seinen Geist nicht genugsam bewundern. Freilich läugne ich nicht, daß un» die düstere Gluth einer grenzenlosen, reichen Verzweiflung am Ende lästig wird. Doch ist der Ver druß, de« man empfindet, immer mit Bewunderung und Hochachtung verknüpft. Byron hat oft genug bekannt, was ihn quält, er hat e» wiederholt dargestellt, und kaum hat irgend Jemand Mitleid mit seinem unerträg lichen Schmerz, mit dem er sich wiederkLuend immer herumarbeitet." Schumann fand sich zu diesem Gedicht« unwiderstehlich hingezogen; in seinem idealen Drange übersah er das Unpraktische der Aufgabe, für die Bühnendarstellung des „Manfred" eine Musik zu schreiben. Solche Darstellung ist aus inner» und äußern Gründen unmöglich ; ein Versuch hat das zum Ueberfluß bewiesen. So bleibt der Musik, die in ihrem melodramatischen Theile durchaus mit der sinnlichen Anschauung der Situation und der Scenerie Zusammenwirken muß, nur der Nothbehelf einer Concertaufführung: entweder mit verbindender Declamation eines officiellen störenden Sprecher- oder mit dem einzig bessern, hier gewählten Auswege, die betreffenden Scenen de» Dramas in vcr- thrilten Rollen lesen zu lasten. Ein volles Verständniß der Dichtung kann damit nicht gegeben, die mit der Musik verbunden gedachte scenische Ausführung nicht erseht werden. In jedem Falle tritt im Concertsaale der unversöhnliche Gegensatz zwischen dem gesprochenen Worte und dem Wesen der Musik am peinlichsten her vor, und die Aufmerksamkeit schwankt ohne Vermittelung zwischen beiden poetischen Factoren je nach ihrer An ziehungskraft hin und her: ein vollendeter, uns tief und einheitlich erfassender Eindruck wird kaum möglich. Und doch hat ihn Schumann erreicht; die Musik bei Be schwörung und Erscheinung der Astorte ist von der höchsten Schönheit und zieht un- mit ergreifendem Zauber poetischen Ausdrucks in die volle innerste Empfindung der Situation hinüber. Mit außerordentlich süßem Reiz der Erfindung und künstlerischer Vollendung der Ge staltung schließen sich diesem Gipfelpunkte dc» Werke» die Zwischenmusik zur zweiten Abtheilung und die Musik zur „Alpenfee" an; einige andere zu kurz aphoristische und melodramatische Jnstrumentalsähe gewinnen leider keine selbstständige Bedeutung und bieten nur geistreiche Einzelheiten. Noch mehr treten die Sologesänge und Chöre der Geister in Erfindung und Charakter zurück; sie sind ungenügend rndividualistrt und bleiben weit hinter den Erwartungen zurück, welche die schon früher besprochene Ouvertüre, dies tiefsinnig leidenschaftliche und dramatische Tonbild, erregt und jene erwähnten Orchestersätze in Wahrheit erfüllen. Hat Schumann in diesen und in der Ouvertüre einige seiner eigenthüm- lichsten, schönsten und geläulcrtsten Tongestaltungen ge schaffen, so ist trotzdem zu beklagen, daß seine roman tische Neigung sür Gcisterspuk und nebelhaft ver- schwimmenden Ausdruck der Phantasie und Empfindung ihn zu vielfacher Verschwendung seiner Kraft verleitete. Die Ausführung der Musik und der Manfred-Dichtung war ganz vorzüglich, und die der letzter« möchte Wohl selten so vollendet herzustellen sein, als durch Frau Bayer-Bürck und die Herren Dawison u. Winger. Man kann mit Recht behaupten, daß durch die drama tische Gewalt und die hinreißende Innigkeit, mit welcher Herr Dawison uns das Seelenbild des Manfred vor führte, und durch die wunderbar ergreifende Intonation, welche Frau Bayer-Bürck namentlich als Astoxte an wendete, dje größtmöglichste poetische Wirkung de» Wer ke» erreicht wurde. Ein minderer Grad so meisterhafter Herstellung mußte dasselbe jeder momentanen Sympathie entrücken. Der Manfredproduction folgte die Festcantate mit Benutzung Schiller'scher Worte von Julius Pabst, 'com- ponirt von Karl Krebs, die Schiller'» Jubiläumsfeier bekanntlich hervorgerufrn hat; die Wiederholung dieses GelegenheitSweikeS geschah wahrscheinlich mit pietätvollem Hinblick auf Schiller'» nahegrrückten Geburtstag. Dem nächst wurden zwei FrühlingS-Chorlieder, componirt von W. Fischer, gesungen, deren zweite- am hübschesten auf gefaßt war. Da» viel zu gedehnte und überflüssig reich auSgestattcte Concert schloß mit Beethoven'» herrlicher, „schmeichelnd, hold und lieblich wie heitere Leben-Har monie" zum Herzen dringenden Phantasie für Piano, Chor und Orchester, die Pianoforlcpartie sehr vortrefflich und mit künstlerischem Verständniß von Herrn Blaß- mann gespielt. Sämmtlichc Ausführungen, unter Leitung des Herrn Kapellmeisters Rietz, gelangen ausgezeichnet, und sehr Löbliche- leistete namentlich auch das Thcaterchor; am Vorträge der Gcsangsoli bethciligte sich der größere Theil unsrer Opernmitglieder. C. Banck. Coralie Walton, die englische Provinzschauspielerin. Sine Episode au« dem wirklichen Leben. Von E. Vandenhoff.*) (Fortsetzung au« Rr. 261.) II. IVKx, «Kat «or« lif« — wknt ve«r« itrvortk? tkougk rick In »II tkst make» it, -vortk, uni«»» m»«I« rick Ker öear love, tk« rieke« paramount ^nö eroeea ok »II! ». 8. Ich war sehr froh, am andern Tage zu vernehmen, daß Miß Walton wieder ganz wohl sei. Ruhe, meinte der Arzt, sei Alle», dessen sie bedürfe, und in einigen Tagen werde sie gänzlich hergestellt sein. An den beiden nächsten Abenden hatte sie glücklicherweise nicht zu spielen; aber am dritten war mein Benefiz und Abschiedsvor stellung. E» war der „Hamlet" angesetzt, und sie spielte die Ophelia. Ich drang in den Direktor, ein andere» Stück zu nehmen, aber er blieb unbeweglich, denn er sagte: „Eine bessere Wahl konnten wir, mit Ihrem Namen, nicht treffen, und wir werden ein übersüllte- Hau» haben." *) Au« dessen „Blättern au« dem Lagebuch» eine« Schauspiel«»«", übersetzt von A. v. Winterfeld. Berlin, B Behr « Buchhandlung (L.Bvckl.
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