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Dresdner Journal : 24.10.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187110249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18711024
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18711024
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1871
-
Monat
1871-10
- Tag 1871-10-24
-
Monat
1871-10
-
Jahr
1871
- Titel
- Dresdner Journal : 24.10.1871
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1871 ^246 Dienstag, den 24. October ÄrMerIMrual /Ntlrliod: 6 Nilr. >«i»- o ar- Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. > tt» > Aichtanltlichkr Theil Beilage. Inserate. >8 l. L. er r- n I C. Banck. ders gefiel. -7. n s '2 er Telegraphische Nachrichten. Wien, Sonntag 22. October. (W. T. B.) Die von mehrrrn Blättern gebrachte Mitthrilung, daß der Kaiser von Wien abgereitz sei, ist durchaus un begründet. Der Kaiser bat vielmehr heute wie derum sämmtliche Minister empfangen und dürfte, wie iu unterrichteten Kreisen versichert wird, die Entscheidung in der böhmischen AuSgleichSangele- genhrit morgen erfolgen. Urber die Ministerconferenzen gehen dem „Pesti Raplo" Mitthrilnngrn zu, denen zvfolge eine de finitive Entscheidung noch ansteht, doch soll eS der teten sehr dankbar des Spielers schönen Cantilenaus- druck, die Anmuth, sichere Leichtigkeit und zarte Ton- nüancirung seiner Behandlung. Corelli's „Rolies ä Lspa^ne" ist ein geistreiches, mit poetischer Empfindung durchgeführtes Musikstück. Dieser geniale Gründer der .römischen Biolinschule" bleibt ein unübertroffener Meister in der Kenntniß sei nes Instruments und des Wohllauts seiner Klang wirkung. Und sein Verdienst ist noch weit größer und umfassender. Er hat in edelster Kunstrichtung die we sentlichsten Grundzüge des Violinspiels sowie der Violin- composition, insbesondere aber der Violinsonate und der Sonatenform überhaupt festgestellt und angebahnt und damit — wie v. Wasielewski sehr richtig in seiner „Geschichte des Violinspiels* bemerkt — der musikali schen Welt ein unzerstörbares Fundament hinterlassen, auf dem die Entwickelung dieser Kunst Schritt vor Schritt erfolgen konnte. Frl. Zimmermann unterstützte das Concert durch beifällig aufgrnommene Vorträge der Pagenarie aus „Figaro* (Ihr, die ihr Triebe), die sich übrigens nicht für den Concrrtsaal eignet, zweier Lieder von R. Schu mann und — auf allgemeines Verlangen — eines drit ten ihrer Stimme sehr anpaffenden von Abt, welches als ungemein schwächere Eomposition auch ganz beson- bens einerseits, wie andererseits die Unruhe, das Weiter drängen der Zeit contraftirt gar zu sehr mit der Ab geschlossenheit, mit der harmonischen Ruhe und dem Jnsichbefriedigtsein der Bildnerei; und das Äuge bringt ihr nur selten das wanne Interesse, das liebevoll ein dringende Verständniß entgegen wie ihrer Schwesterkunst, der Malerei. Dennoch verstanden es die Schilling'schen Gruppen der Terrassentreppe, in hohem Grade die Theilnahme auf sich zu lenken, und eine nicht minder beifällige Ausnahme sand die am 18. Octobrr feierlich enthüllte Hähnel'sche Körnerstatue. Was das letztgenannte Werk anlangt, so hat schon der Gegenstand das allgemeine Mitgefühl für sich. Galt es doch, in dem Denkmal einen berühmten Sohn der Stadt, den deutschen Tyrtäos zu feiern. Aber auch dem rein künstlerischen Gefühl wußte der Meister, der die Statue modellirte, Prof. Ür. Hähnel, genug zu thun. Das Bild Theodor Körner's, welches der Beschauer der Statue in sich mit bringt, er findet es in letzterer wieder. In unvergänglicher Jugendfrische und Schöne, „ein Sänger und ein Held zugleich", wie Körner als der ideale Vertreter des Befreiungskampfes im Gedächtniß des deutschen Volkes lebt, so hat ihn der Künstler dar gestellt. Kühn schreitet der Heldensänger vorwärts; in der Rechten die Gesänge haltend, mit denen er den Muth seiner Nation entflammte; während die Linke, an eine Strophe seines Schwanenliedrs von der Eisen braut, an das .Schwertlied*, mahnend, die treue Waffe an das Herz drückt. Das unter Anlehnung an die vor handenen Bildnisse wohlgeformte. jugendliche und aus drucksvolle Haupt, todeSmuthig darein blickend, ist unbe deckt. Die schlanke Gestalt trägt den Reitermantel, der vorn offen steht und durch die ausschreitende Bewegung der Figur zurückfällt, so daß darunter die Uniform der Lützower sichtbar ist. Schwierigkeiten, wrlche das Amtlicher Theil. Dresden, 22. October. Ihre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und der Prinz Georg sind heute früh 4 Uhr von Sibyllenvrt wieder hier eingetroffen. Dresden, 21. October. Se. Königliche Majestät haben dem Maschinen», Kunst- und Zimmersteiger Carl Gotthelf Herfurth zu Brand die zu dem Albrechts- orden gehörige silberne Medaille zu verleihen geruht. In » tritt iLdrlicd 7 Kdlr. 8t«wpelnedadr, »o»«»rd»Id (le« tkvrdd. 8nvdv« Kott- nvd Ktein^eixuiedlttH luuru. llebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeitvngsschan. (Norddeutsche Allgemeine Zeitung. — Prager Abendblatt.) LageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Breslau. Frank furt a. M. Straßburg. Bremen. München. Wien. Prag. Paris. Rom. London. Stockholm. Konstan tinopel. Galacz. New-Uork.) Ernennungen «ersetzuugen re. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialuachrichten. (Leipzig. Chemnitz.) Statistik und Lolköwirthschast. EiogesandtrS. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Börseunach- richten. Feuilleton. (Redigirt von Htto Aanck.) K. Hoftheater am 22. Octobrr zum Besten des Pensionsfonds für den Singechor des k. Hoftheaters „Wilhelm Tell*, Musik von Rossini. Die Vorstellung war voll Schwung und Leben und trefflich im Ensemble; alle Solisten suchten ihre uns darin bekannten Leistungen mit lobenswerthem Eifer nach Kräften zu steigern. Hervorgehoben sei nur Hrn. Degele's dramatisch feurige Darstellung des Tell und Herr Bähr, der den Arnold in seinen drei Haupt- scenen und namentlich die herrlichen Cantilensätze recht vorzüglich und mit schöner Tonwirkung singt und da durch einen nicht gewöhnlichen gesanglichen Fortschritt erweist. Nur in manchen andern Stellen und besonders von dramatischer Bewegung bleibt ihm noch mehr sichere Haltung und Energie des Vortrags zu erreichen, so auch in der ersten Abthrilung und dem Schlußsätze des Duetts mit Mathilde, und ein festerer Tonansatz z. B. in den ersten beiden Octavaufschlägrn auf „O Ma thilde*. Das Orchester spielte meisterhaft und das Chor bekundete mit überzeugender Trefflichkeit, wie würdig eS der allgemeinen Theilnahme sei, die dieser Vorstel lung zu seinem Besten geworden. Und es ist als unbestreitbare Wahrheit anzuerken- nen: nicht wie früher sind ganz außergewöhnliche oder dramatisch vollendete Gesangsleistungen besonders be gabter Talente die stetigen und hervorragenden Haupt- factoren unsrer Opernaufführungen; eS ist jetzt vor waltend die k. Kapelle und das Chor, wrlche für deren künstlerischen Werth das stets gleich sichere und vor zügliche musikalische Fundament bilden, und mit dessen Hilfe auch auf der Bühne ein gutes Ensemble erreicht und gehoben werden kann. . E. Banck. -er italienischen Bischöfe am >7. d. stattfinde» sollte, ist gute« Vernehmen nach wegen ne» ans- tauchender Schwierigkeiten atermalS vertagt worden. tte n: 7 k' lerdivgS nur mit einigem vordrhalt angenommen wurde, aber doch dahin führte, daß man die Cabi- netSfrage einstweilea allerseits fallen ließ. Eine Entscheidung über die vereinbarten Principien hat sich der Kaefer Vorbehalten. Die österreichischen Minister sollen dem vom Grafen Hohenwart mit einigem Vorbehalt angenommenen Cvmprowifse aut- nahmeloS zugestimmt haben. Paris, Sonntag,22.Octobrr. (W. T.B.) Graf Aruim wurde gesteru vom Präsidenten der Republik uad vom Minister deS auswärtigen Amtes em- pfangen. — Man bezeichnet das Gerücht, nach welchem die Regierang der Nationalversammlung den Gesetzentwurf zu einer umfassenden Amnestie vorlegen werde, als unbegründet. Die Regierung wird wahrscheinlich uar die Vorlage zu Maßregeln einbringra, die den Zweck verfolgen, daß schnell über daS Schicksal derjenigen Gefangenen Ent- scheidung getroffen werde, deren Entlassung noch nicht verfügt worden ist. — Wie auS Ajaccio gr- meldet wird, ist der Prinz Napoleon gestern dort eingetroffen; 150 bis 200 Personen hatten sich bei seiner Anknnft anaesammelt, doch geschah von keiner Seite eine Manifestation. Rom, Sonntag, 22. October. (W. T. B.) DaS geheime Eonfistorium, welches behnfs Ernennung tllr dsn kaum viuvr Itotvr dis Teil«: 0 dlgr. Lrsc-vtoeor I Lglisb, mit der 8oou- vod Koiattaz», ^dend» kür den kolbenden 1*8- Die Köruerstatne und die Terraffrugruppeu. Während sonst meistens nur der dramatischen Poesie, der Musik und der Malerei die Werke angehören, welche unsere kunstliebende Welt beschäftigrn, zogen in den letzten Wochen einige Arbeiten der plastischen Kunst die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Die Plastik pflegt eine Aschenbrödelstellung in der modernen Bildung ein zunehmen ; daS Vorwitzen des innerlichen geistigen Le- das Postwesen und das Posttaxwesen des deut schen Reichs sind die wörtlichen Wiederholungen der selben Gesetze, welche der Reichstag in seiner letzten Session beschlossen hatte. Damals nahm derselbe in die ursprünglichen Entwürfe dieses Gesetzes trotz des Widerspruchs des Generalpostdirectors ein Amendement auf, welches das Landbriefbestellgeld beseitigte. Nach träglich hat sich nun der Bundesrath überzeugt, daß dieser Maßregel ein finanzielles Bedenken, wie er erst gefürchtet hatte, nicht entgegenstehe. Der Bundesrath hätte daher den beiden Gesetzen in der vom Reichstage beschlossenen Fassung zustimmcn können; da inzwischen jedoch der gegenwärtig versammelte Reichstag einbe- rufen worden war, erschien, wie die Motive besagen, „ungeachtet des nunmehr vorhandenen Einverständnisses die Verkündigung der Gesetze nicht angemessen*; die selben wurden vielmehr in der früheren Fassung des Reichstags wiederum eingebracht. — Die Wahl des der clericalen Ccntrumsfraction angehörenden Legations- secretärs Frh. v. Lov, der unter 15,637 abgegebenen Stimmen mit 74 über den Prof. Aegidi in einem Düsseldorfer Wahlbezirke gesiegt hatte, war von dem letzten Reichstag beanstandet worden. Inzwischen hat eine gerichtliche Untersuchung der in mehreren Protesten der unterlegenen Partei behaupteten Unregelmäßigkeiten stattgefunden. Sie hat angegeben, daß allerdings in vier Wahlbezirken theils die Wahlvorstände nicht alle zeit in der »orgeschriebenen Anzahl im Wahllocal an wesend gewesen sind, theils auch das Wahllocal eigen mächtig vom Wahlvorstand aus der Schule in ein Wirthshaus verlegt worden war. Bei der geringen Majorität ergiebt sich nach Ansicht der die Loö'sche Wahl prüfenden Abthrilung (Nef. Or. Gneist) schon hieraus die Ungiltigkeit der Wahl; dieselbe wird jedoch noch um so mehr von der Abthrilung beantragt, als auch erwiesen ist, daß der katholische Pfarrer Dieck mann in Haldern von der Kanzel aus dir Wahl v. Lvv's empfohlen habt, worin eine unberechtigte und sehr bedenkliche Wahlbeeinflussung erblickt wird. — In der liberalen Neichspartei wird ein Antrag vorbereitet, einen Zusatz zu der Reichsverfassung zu beschließen, wonach kein BundeSstaat ohne Verfassung sein soll; dieser Antrag richtet, sich gegen die mecklenburgischen Zustände. Ob diese Partei sich dem von der Fort schrittspartei vorbereiteten Antrag auf Einführung der obligatorischen Civilche anschließen wird, steht noch dahin. Mehrere bayrische Mitglieder dringen mit Rücksicht auf die in Bayern obwaltenden Verhältnisse dahin. Die Kompetenz des deutschen Reichs zur Ein führung der obligatorischen Civilche will man aus den OdliMiouenrechte herleitcn. — Die Frage der Bildung eines Reichskriegsschatzes, die morgen den Reichs tag beschäftigen wird, steht einfach so: der zu bildende Reichskriegsichatz wird nicht, wie man bisher mehrfach annahm, aus dem preußischen Kriegsschatz und zehn vom Reiche aus der französischen Kriegscontribution aufzubringenden Millionen Thalern gebildet; vielmehr werden die vollen vierzig Millionen Thaler aus dieser Kriegscontribution entnommen und die dreißig Millionen des preußischen Schatzes werden sofort dann für spc- cielle Landeszwecke Preußens (etwa Bildung von Pro- vinzialfonds, Gehaltsaufbesferungen der Beamten, ver stärkte Staatsschuldcntilgung u. s. w.) disponibel. Man beachte den sehr wesentlichen Unterschied, der zwischen einem nach der Bevölkerungsziffer der einzelnen deutschen Staaten unter Zugrundelegung des preußischen Staats schatzes zu bildenden Reichskriegsschatze und einem In stitute besteht, das dem Reiche auf einmal zuwächst und noch dazu eine erhebliche finanzielle Erleichterung seines größten Bundesglieds mit sich bringt, man brachte dies, um die Meinung für gerechtfertigt zu finden, daß das betreffende Gesetz mir ziemlich starker Mehrheit die ge setzgeberischen Stadien im Reichstag durchlaufen wird. * Breslau, 21. October. (Tel.) Eine heute von einer großen Anzahl von über 3000 Bürgern Breslaus besuchte Versammlung spricht den Deutschen in Oesterreich für ihren mannhaften Widerstand gegen innere Consolidirung der Monarchie auf verfassungs mäßiger BasiS einem gedeihlichen Abschlusse werden ent gegen führen können. Aber nicht blos eine Bürgschaft, auch eine ernste Mahnung liegt darin und zwar die Mahnung, sich der Kraft und Größe des eigenen Va terlandes in ihrer vollen Bedeutung bewußt zu werden. Das mächtige Deutschland, welches heute seine Freund schaft mit der österreichisch-ungarischen Monarchie so nachdrücklich verkündet, ja diese als das Gebot zwin gender Nothwrndigkeit hinstellt, hat damit der Macht stellung der Monarchie jene gebührende Würdigung zu Theil werden lassen, die ihr leider hier zu Lande ein altrrerbterPessimismus oft vorenthaltenwill. Hoffent lich werden jene Schwarzseher, welche die Kraft eines so großen Staates wie Oesterreich-Ungarn an den Sieg dieser oder jener, dem Staatsganzen gegenüber ver schwindenden Partei geknüpft wähnen, endlich einmal erkennen, daß Deutschland und Oesterreich-Ungarn als gleichberechtigte Elemente jetzt vereint in die europäischen Geschicke im Interesse des Friedens eingreifen wollen und werden." Lttpr-xi H. Oomwi««ionLr do» Vrvsduor Journal»; eds'^27.: u. D n«m- //itarcittki'n <t KvIeo»',' N»rIi»-Vio»-H»mburx-rriu>Il- wrt ». H -IlLoek»» Kud M-««,' 8«rNo' F //. . Vr«m«v: F AAkott«,' Nre»I»o: F Oü-cau u. K. rr»llllkart ». N.: F u. ./ 6. tluodd., F Dn. / kr»?: F». llucdd.i Fr HAt, Dava«, FaMo, Dut/ier F Oo.,- Vi«o: Oxpekül, Da«-« F Do. UerLNUxoderr Lünigl. klrxoditton do« Droodoor ikonm»!,, Dresden, H»rx»rstdovA»»»« Uv. 1. Eoncert des k. Concertmeisters Herrn I. Lauter bach am 2l. October im Saale des „Hotel de Saxe*. Der geschätzte Virtuose zeigte sich darin hauptsächlich im Sonatrnspiel mit Clavier. Seine ruhige Beherrsch ung, Gediegenheit und Glätte der Technik, seine gleich mäßige Schönheit und Geschmeidigkeit der Tongebung und seine mit feiner und warmer Empfindung nur der Eomposition hingegebene Auffassung, Behandlung und Gestaltung des Vortrags fesselten mit künstlerisch vollen deter Wirkung in allen gegebenen Ausführungen. Herr Kapellmeister C. Reinecke, dessen mit musikalisch fein sinnigem Verständniß, sauber und klar ausgrarbeitetes Clavierspiel uns durch wiederholte hiesige Produktionen wohlbekannt ist, trug mit ihm in vorzüglichem Zusam menspiel die Sonate Nr. 2 (A-dur) von I. S. Bach und Beethoven's große Sonate vp. 47 vor, die beide eine so charakteristisch interessante Verschiedenheit der Auffassung ergeben. In dieser trat bei dem Bach'schen ersten Andante und dem Kanon ein modern sentimen taler Zug, der Hrn. Reinecke eigen, etwas zu stark heraus, und für den letzten Satz der Kreutzer-Sonate hätte man rin etwas gemäßigteres Tempo gewünscht; zu weit ge triebene Schnelligkeit desselben mit ihrem Einfluß auf den Ton macht nur um so mehr den Abstand von der Größe des ersten Satzes bemerkbar. Herr Kapellmeister Reinecke spielte außerdem noch kunstreich und effektvoll componirte Variationen über rin Thrma von I. S. Bach und die O-dnr - Phantasie und Fuge von Mozart, wo durch die etwas ernste Haltung des Repertoires sehr überwiegend wurde; der C oncertgeber trug zwei Charakter stücke eigener Eomposition vor, für Violine allein, voll Frischt, Geschmack und virtuoser Wirkung, eine melo diös reizend und schwunghaft geführte Kavatine (mit Clavierbeglritung) von I. Raff und b'oliv» d Lspaxns von Arcangrlo Corelli. Letztere beiden Stücke entfal- Lllgesgeschichte. Dresden, 23. Oktober. Se. Excellenz der Herr Staatsminister Frhr. v. Friesen ist gestern von Ber lin zurückgekehrt. — Zu der in unsrer letzten Nummer gegebenen Mitthcilung über die Rückkehr unserer Truppen aus Frankreich ist nachzutragen, daß das 2. Bataillon 5. Infanterieregiments dtr. 104 am 2. November in Plauen eintreffen wird. In Zwickau werden am 4. November nicht das 1. und 2., sondern das 1. und 3. Bataillon gedachten Regiments einrücken. Z Berlin, 22. Oktober. Wenn Ihr U-Correspon- dent aus Berlin Ihnen unter dem 20. d. M., indem er eine früher von ihm gegebene Nachricht selbst berich tigt, zugleich über die „Stellung" schreibt, welche die k. sächsische Regierung dem neuen Münzgesetz entwurf gegenüber rinnehmen soll, so ist dagegen zu bemerken, daß die k. sächsische Regierung noch gar keine Gelegenheit gehabt hat, sich über diese Stellung aus zusprechen, da der fragliche Gesetzentwurf bis heute noch nicht einmal in den betreffenden Bundesrathsausschüssen der Berathung unterlegen hat. Daß übrigens der, von Ihrem 0 - Korrespondenten hervorgehobene, aber mit der Münzfragr in gar keinem Zusammenhänge stehende Umstand, daß unsre Grundsteuereinheiten ursprünglich «ach dem Werthe von 10 Ngr. berechnet worden sind, auf die Stellung der sächsischen Regierung zur Münz- rrform keinen Einfluß ausüben wird, ist selbstverständlich. U. Berlin, 22. Oktober. Das Präsidium des deutschen Reichstags, Ur. Simson, Fürst Hohen lohe und v. Weber, hatte gestern die Ehre, von Sr. Majestät dem Kaiser in besonderer Audienz empfanden und zur Tafel gezogen zu werden. — Der könrgl. sächsijche Staatsminister Frh. ».Friesen ist heute nach Dresden zurückgereist. — Gestern wurden in den 7 Abtheilungen des Reichstags drei Commissionen gewählt. Als Vorstand der Geschäftsordnungscommis sion werden die Abgg. v. Bernuth und v. Stauffenberg, als Schriftführer die Abgg. Valentin und vr. Minckwitz fungiren, auch gehört dieser Commission der Abg. Dr. Schwarze an. Den Vorstand der Petitionscom mission bilden die Abgg. vr. Stephani und v. Oheimb und als Schriftführer die Abgg. v. Docrnberg und Dl-. Dernburg; außerdem sind die sächsischen Abgg. Günther und Ludwig Mitglieder dieser Commission. Der Vorstand der Budgetcommissiou wird zusammen gesetzt aus den Abgg. v. Bennigsen und v. Bodel- schwingh und fünf Schriftführern: v. Zedlitz, Behrens, Oehmichen, v. Minnigerode und Hofmann. In dieser Commission sitzt auch der am Mittwoch in das Haus getretene sächsische Abg. Dr. Georgi. — Die dem Reichs tage wiederum vorgelegten Gesetzentwürfe über XMrllcb: 1 'Idir. 1k dlox^tlicd: . . . 1K tlmrelnedtamweru: lA^r. DreSde», 23. October. lieber das Verwaltungssystem, welches dir deutsche Reichsregierung sürElsaß-Lvthringrn durchzuführen entschlossen ist, bringt die„ Norddeutsche Allgemeine Zeitung* an der Spitze ihrer Sonntagsnummer fol genden officiösen Artikel: „Mit wachsendem Ungestüm drängt sich Forderung ans Forderung an die Reichs regierung heran, dahm zielend, daß Elsaß - Lothringen mit eiserner Faust regiert werde. Der Schwäche klagt man das deutsche Regiment an und verlangt energische, durchgreifende, harte Maßregeln, welche den Geist deS Widerstandes in den neuen Reichslanden bewältigen sollen. Wo fände sich wohl die Schule der Staat»- kunst, aus welcher diese Rathschläge stammen? Lehrt die Geschichte auf irgend einem ihrer Blätter, daß die über einen großen Theil der Bevölkerung eines Landes verbreitete Abneigung durch den Terrorismus in Zu neigung verwandelt worden ist? Ein Volk regieren, wie cs sich gebührt, ist ohnehin eine Aufgabe, die nicht Jedermann zu lösen, deren Lösung auch nicht ein Jeder zutreffend zu deurtheilen vermag. Diese Aufgabe stei gert sich da, wo es die innerliche Umarbeitung einer tief wurzelnden Volksstimmung gilt. Vergessen wir — dem Elsaß gegenüber — nicht, daß wir in dem Jahre leben, in welchem der Friede geschlossen ist. Eben erst nehmen dort definitive Verwaltungszustände, reiflich vorbereitet, ihren Anfang. Selbst Diejenigen, welchen der Sinn nach einer imponirenden Entfaltung von Machtvollkommenheit steht, hätten Ursache, mit ihrem Urtheile noch zurückzuhalten, da sie doch erst einleitende Schritte einer allerdings grundsätzlich schonungsvollen Politik als Material vor sich haben. Was bezweckt und was erzielt ein solches Hetzen und überhastendes Drän gen? Es wird ergebnißlos bleiben; hätte es eine Wirkung, so könnte diese nur eine schädliche sein, in dem es mit rauher Hand eine unwillkürliche, stetige Aussöhnung mit dem nicht mehr zu andcruden Stande der Dinge im Keime ersticken, die Gemüther in Unruhe versetzen, den Widerwillen steigern und die Kreise der Wohlgesinnten irritiren würde. Aber solcher vorlaute Eifer hat glücklicherweise nicht die geringste Aussicht auf Erfolg. Die Reichsregierung wird sich dadurch in keiner Weise beirren lassen. Es fehlt ihr weder an Einsicht, noch an Festigkeit; darüber darf sich Niemand, mich in chtugebca. Eben weil sie sich stark fühlt und nicht planlos und umhcrtastend die Dinge anfaßt, sondern rin durchdach tes System verfolgt, ist sie im Stande, die Herrschaft über die wiedergewonnenen Lande in einem Geiste des Wohlwollens zu handhaben, der gewaltiger, als die brutale Gewalt mit Furcht und Schrecken, in natur gemäßem Verlaufe der Entwickelung Elsaß-Lothringen bestimmen wird, von ganzem Herzen wieder deutsch zu sein." Das „PragerAbendblatt" widmet nachträglich der Thronrede des Deutschen Kaisers bei Er öffnung des Reichstags einen längern Artikel, der an gesichts der Krisis in Oesterreich von besonderer Bedeu tung ist. Das für officiös geltende Blatt constatirt zu vörderst, daß die Worte, mit denen die deutsche Thron rede der Beziehungen des neuen deutschen Reiches zur österreichisch-ungarischen Monarchie gedachte, mit all gemeiner Befriedigung ausgenommen worden sind und fährt sodann fort: „Die lebhaften Sympathien für Oester reich-Ungarn, welche darin zum Ausdrucke gelangen, sind ein Beweis, daß sich zwischen den beiden großen Staaten im Herzen Europas eine aufrichtige und, wie wir hoffen, dauernd freundschaftliche Annäherung voll zogen hat. Diese Annäherung ist eine Garantie des Friedens für Europa, für die Völker Oesterreichs aber auch die Bürgschaft, daß sie ungestört die angebahnte
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