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WM« Freitag. Erscheint Dienstag« unt Freitag«. Zu beziehen durch alle Post, anstatt«». 15. October 1858. I»o Qtsartqil 10 Ngr. ^ Inserate di« ^Lpalsenq Zeile Berantwortlicher Ncdacteur: Earl Jehue in Dippoldiswalde !0, r Meiß-rih-Mung Amts- und Anzeige- Klatt der Königlichen Gerichlsämter and Stadträthe zu Dippot-iswalde, /ravenkcin und Altenberg. - E Tagesgeschichte. Dresden. Ain vergangenen Freitage begannen vor kiesigem Pezirksgericht nach vierwöchenilicher Dauer der Verhandlung die Schlußvorlräge in dem Processe des SträßenineisterS Hanisch und Gen. Die Publi kation des Unheils, dessen EntscheivungSgründe am 1^. Octbr. verlesen werden sollen, erfolgteamgenannten Tage deS Abendp 6 Uhr. °ES lautete gegen den Haupt, inculpaten Hanisch aus ii Jahre Zuchthaus, wovon > Jahr 6 Monat durch die erlittene 3jährige Hast als bereits verbüßt zu betrachten sind; gegen die Uebrigen auf Gefängnißstrafen. Klagfrei gesprochen wurden: GulSbes. Zimmermann auS Oberhäselich, der ehern. RentamtSerpeV. Fleischmann, dieGuisbes. Bors berg auS Babisnau, Hebold aus WilmSdorf, KrebS aus Kleinsedkitz, Rudolph aus Reinhardsgrimma und Gutöpachter Reichel auS Oberhäselich. Noch wurden einem Jeden der 12 Verurlheilten die Summen an gegeben, welche sie — dem Anträge des Slaalöfiscus gemäht— in solidarischer Haftung zu ersetzen hätten, von denen freilich der bei Weitem größte Theil auf Hanisch kommt. Die Kosten deS ProcesseS belaufen sich gutem Vernehmen nach auf 9000 Thlr. — Am verwichenen Freitage war auf der Tberesien- sträße ein Böttcher mit dem Transport leerer Flaschen beschäftigt und ließ sich von einem siebenjährigen Knaben helfen. Dabei bemerkte der Letztere, daß sich in einer Flasche noch einige Flüssigkeit befand, und im Glauben, es sei Bier, trank der Knabe dieselbe, hatte sie aber kaum hinuntergeschlnckt, als er mit lautem Geschrei zusammenbrach und trotz ärztlicher Hilfe innerhalb 24 Stunden starb. ES war Salmiak in der Flasche. Berlin, IO. Ocibr. Obwohl die längst erwar tete Publikation der königlichen Entscheidung in Be treff der NegiernngSfragc (vgl. vor. Nr. d. Bl.) keineswegs überraschend kam, so hat dieselbe begreif licherweise doch eine ungewöhnliche Sensation hervor gerufen. Die Lösung der Frage hat nunmehr alle Gemüther befriedigt. — Der Publikation der Entschei dung in der RegierungSsrage ist der Rücktritt deS Ministers deS Innern vorhergegangen. Der Grund, weshalb Hr. v. Westphaltn sich veranlaßt sah, seine Demission einzureichen, liegt darin, daß sich derselbe nicht mit der Art und Weise einverstanden erklären konnte, in welcher schließlich die Entscheidung der Negentschafiösrage erfolgt ist. Sein Gesuch ist ihm übrigens in den gnädigsten Ausdrücken bewilligt worden. Sein interimistischer Nachfolger, der Ober präsident der Provinz Brandenburg, Flvttwell, wird die Leitung der Geschäfte übernehmen. AIS definitiven Nachfolger bezeichnet man den Oberpräsidenten der Provinz Sachsen, Herrn v. Witzlebcn. Daneben nemtt man als mulhmaßliche Candikaien die Herren v. Schleinitz (Oberpräsident der Provinz Schlesien) und v. Rordenpflychl (Geh. Nach im Regierungs collegium zu Stralsund). Ferner spricht man von dem Ausscheiden der geh. Ober-Regierungsrälhe v. Klützow und v. Münchhausen aus dem Ministerium des Innern. Wien, 10. Octbr. Se. . könjgl. Hoheit der Kronprinz von Sachsen ist vorgestern Aheyd mittelst Nordbahn hier eingetroffen, har im Hotel her sächsi schen Gesandschatr übernachtet und ist gestern Morgen mittelst Südbahn über Bruck zum Besuche deS kaiser lichen HofeS nach Ischl qbgercjst. Hamburg, 10. Octbr. lieber das schreckliche Schicksal der „Austria" ist folgende weilecb Nachricht bekannt geworden: Das Feuer brach aus am 13. Sep(. um 2 Uhr Nachmittags bei dem Hintern Eingang zum Zwischendeck. Da das Schiff gegen den Wind lief, verbreitete sich das Feuer nach hinten. Schreckliche Scenen fielen bann vor. Passagiere sprangen in die See; zwei Boote schlugen um beim Hinuitterlassen. (ES befanden sich iz» Ganzrn acht Pvore am Bord.) Eine französische Brigg „Maurice" erreichte daS Dampf schiff um 5 Uhr Nachmittags und nahm 40 Passa giere vom Bugspriet. Die übrigen Geretteten wurden aus einem lVivtrrllic-ijfe-dorrt rmd» von Wrackstücken aufgefischt. Nur sechs Fräuen find'gerettet. Der Co« pitän kam um beim Beginn des FeuerS. Durch den „Maurice" sind 69 gereitet. Am nächsten Morgen wurde eine norwegische Bark in der Nähe deS WrackeS gesehen; sie mag Einige (aber nur Wenige) gerettet haben. DaS Feuer entstand durch Räuchern piil Theer im Zwischendeck; ein Gefäß damit stürzte um Und fing Feuer. Wir haben genaue Liste der GeretteM- . Nach dem Bericht, eines der geretteten Passagiere scheint der Eapiiän, sobald er hörte, daß daS Schiff brenne, alle GeisteSoegenwart verloren zu haben. Er stürtztc auf'S Deck, rief aus: „Wir sind alle ver loren!" und versuchte in ein Boot einzusteigen',' that jedoch einen Fehltritt und siel inS Meer. Bald hatte ihn bas Schiff weil hinter sich zurückgelassen, da das selbe trotz der auflobernden Flammen seinen Weg rasch fonsetzte. Alle DiScipliu war sogleich zu Ende. Die an Bord befindlichen Mannschaften.sch'ienen zu glauben, daß die Boote sie nur zur Hälfte aüsnehmen könnten. Daher stürzten sie in ihrer Ängst in jäher Hast auf dieselben los. Wäre die gehörige Leitung da gewesen, so würbe vielleicht niemand daö Leben verloren Haben.