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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.05.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120502016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912050201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912050201
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-05
- Tag 1912-05-02
-
Monat
1912-05
-
Jahr
1912
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»ezugs-Pret» r«, «»ch««« t«l L»«»> «. «n Ud»».»«»t»->»»atz»« 8, t«t »>«„ Lüt,,!«. 8,idtt«»r.» «n» Muntzn«».!»«». »an V.ttLmi.r» .» Lrt«strLa«n». io v» Morgen-Ausfiabe. UriWMrTagMaü Handelszeitung. l 14894 o s Dtv^a-N» «Zmm. St.tnw.g«. «Ms- Ämtsvkatt -es Nates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. WULk Anzeige» Prei» L.NMKiÄSB«MA ,«u« s HL o»n «ll.wSrl, N PI. NiNam.« 1.A »N Snlerat, oon v«USrd«, t» amt» ltch.« r»U dl. « Pf. a.IchSst»ai»i«ta»n mti Pla»»ortchrM«i im Pr.tj« «rhiht. NadattnaqlaNs «.Ua,<a.dad,P.i«»». auklaa« S Ml. p. Taul«»d »kl. P.ita.bLhk. T.tld.tlag. dSher. S«ft«rt.ilt. NustrSa« Unn.« M-d» ,«rSa» o«jo>iin a>«rd«n. N>« da» <irlch<t»«i, am bestimmt»» rag.» and PlStz." wird k^n» Larantt» ab«rn»mm«n. An„»a«n«Nanadm». S»da«t»,ag« L d.i lümtlich.» Stualrn n. allen «nnvnkan» Eumdtttonen de» In» and L»»la»di»» Dnnk an» Seela« »«» Fisch« ch NiirUe» Indad.r: Vaal NirU«. RedaM.» an» ch.schatt.lt«>.. 2odannt»gal1« S. ch.mtt.M U at« Dr«»e«: Stiftkän« < i orv. Nr. 222. Donners tag, »en r. Mal ISIS. I0S. ZSiNSSUg. Unsere gestrige Abendausgabe umfasst 1b Sette«, die vorliegend« Morgennummer 16 Seiten, rufammen, LS Seiten. Vas Wichtigste. * Die Budgetkommission Les Reichstages hat mit den Stimmen aller bürgerlichen Parteien den neuen § 3 des Militärgesetzes, nach welchem die gesamte Heeresmacht des Deut schen Reiches aus 25 Armeekorps bestehen soll , statt wie bisher 23), angenommen. (S. bes. Art. S. 3.) * Der Reichstag hat am Mittwoch die Be ratung des Kolonialetats fortgesetzt. (Siehe Bericht S. S.) * Der bekannte Strafrechtslehver Exzellenz Din ding gedenkt mit Ablauf des Wintersemesters 1912—1913 in den Ruhestand zu treten. (Siehe Leipzig S. 7.) » Di« Deutsche Turnerschast hat be schlossen, sich an den Olympischen Spielen in Stockholmnichtzu beteiligen. (S. Sport S. 14.) * Thsateranzeigen siehe Seit« 16. Italiener unit SnglSnLer in Arabien. Bon Dr. Albrecht Wirth-München. Nachdem die Pole nun auch dem Dunkel, das Jahrtausende auf ihnen lastete, entrissen sind, - bleibt nur noch wenig auf dem Angesichte der Männererde zu entdecken. Und mit der Ent deckung geht zumeist die Eroberung Hand in Hand. Selbst auf die Pole wollten ja die Eng länder Beschlag legen. Die wenigen Gebiete, die sich bis jetzt noch den Augen und Händen der Europäer entzogen haben, sind Tebesti im west lichen Sudan, Afghanistan und Jnnerarabien. Die Entwicklung geht darauf hin, auch diese noch unabhängigen Länder in irgendein euro päisches System einzubeziehen. Am nächsten wird da wohl Arabien an die Reihe kommen, da es für die Entscheidung des gegenwärtigen Krieges eine Rolle spielen kann. Denn in Arabien sind die heiligen Stätten des Islam, und wer über Mekka und Medina herrscht, oder mit den Beherr schern befreundet ist, der hat eine Vormacht stellung in der mohammedanischen Welt. Seit zwei Jahrzehnten strebt denn auch Großbritan nien danach, wenigstens die Zugänge für Mekka in die Gewalt zu bekommen. Das wäre einmal der Hafen Dschidda im Westen der Heiligen Stadt, und das Hinterland von Aden im Süden. Die Engländer haben sogar eine Eisenbahn begon nen, die Aden mit der Nachbarschaft Mekkas verbinden soll. Jedenfalls sparen die Engländer weder Mühe noch Geld, um ihrem Ziele näher zu kommen, und der Sovereign findet denn auch seinen Weg zu den entferntesten Hoflagern inner arabischer Emire. Für Großbritannien muß eS von ganz besonderem Werte sein, auf die heili gen Stätten des Islams einen maßgebenden Ein fluß auszuüben, da wohl an die 120 Millionen Moslime britische Untertanen sind. Nun treten die Italiener in den Wett bewerb ein. Sie sind noch keineswegs eine mohammedanische Macht, denn die paar Jünger des Propheten in Eritrea zählen doch kaum, aber auch sie strengen sich an, mit arabischen Führern in Fühlung zu geraten, da deren Freundschaft gegeü die Türken wertvoll ist. Der bedeutendste Türkenfeind ist Said JdriS. In den zwei Jahren, die er im Felde steht, hat er nicht nur den Scherif von Mekka in den Hin tergrund gedrängt, sondern auch, seinen Freund und Parteigenossen, den Imam Jachja, der sich schon als Kalifen der islamischen Welt träumte, in Schatten gestellt. Jachja, der seit reichlich fünfzehn Jahren gegen die Türken wirkt, ist jetzt vereinzelt; nur der Stamm Bachl hängt ihm noch an. Gegen den Scherifen von Mekka aber haben sich die mächtigen Stämme d«S Harb aufgelehnt, die rings Mekka umgeben, und in deren Gewalt die Straße von Mekka nach Me dina ist. Die Stellung der Türken aber, die unter Suleiman-Pascha sind, ist dadurch verschlimmert worden, daß sogar türkische Truppen sich gegen den Pascha erhoben haben; der Mittelpunkt der Meuterer ist augenblicklich Dar. Treugebliebene Truppen verließen den Ort Muhail, um die Stadt Kunfidah zu verstärken; sie wurden von Wogad Mohammed Gchirtab ereilt und geschla gen. Hierauf drangen die Araber in Muhail ein, und die türkische Vorhut wich zurück und verschanzte sich in Ebha. Gleichzeitig fielen im Süden die sehr kriegerischen Zaranik, die alle Straßen zwischen Hodeida und Mekka über wachen, von der Zentralregierung ab. Hodeida ist zwar noch mit Sanas, der HauptstÄt des Aemen, in Verbindung, aber sonst abgeschnitten. Der Scheich JdriS betreibt nunmehr die Be lagerung Kunfidas und Ebhas. So ist augenblicklich die Lage. Es wird offen zugegeben, daß die arabische Bewegung, die allerdings viel älter ist als der jetzige Krieg, von italienischem Gelbe gespeist wird. Ohnehin war es schon längst auffällig, daß italienische Kreuzer sich so viel im Roten Meere zu schaffen machten, und zwar fast ausschließlich an d«r westarabischen Küste, wo doch sonst wenig zu holen ist. Die Hartnäckigkeit der italienischen Flotte ist offenbar so zu erklären, daß den Un ternehmungen des Scheich JdriS zu Lande die Aktion der Italiener zur <Äe helfen soll. Die Gefahr für die Türken ist in der Tat nicht zu unterschätzen. Aber die Eifersucht der Engländer? Nun, die britische Diplomatie wird auch hier Mittel und Wege wissen, um, wie einst in Abessi nien und wie jüngst in Solum, sich die Früchte fremder Anstrengungen zu sichern. Vor zwei Jahrzehnten eroberten die Italiener Kassala, um eS später an die Engländer auszuliefern. Jetzt kämpfen die Italiener in Arabien, und die Briten werden abermals den Hauptge winn davon haben vss nstivusMersle VUemms. —* Von nationalliberaler Seite wird uns ge schrieben: Wenn es auch gelungen ist, rechtzeitig vor dem Dertretertag vom 12. Mai ein« Formel zu finden, durch die sich der Streit um die Stellung oer Jung liberalen in der nattonallib«raten Parteiorganisa tion beilegen läßt, so kann man doch nicht im Zweifel darüber sein, daß es ein großer Irrtum wäre, anzu nehmen, ein« äußerlich organisatorische Neuregelung von geringer Tragwette sei imstande, die Gegensätze innerhalb der Partei zu bannen oder zu begleichen. Mit ein paar umgeänderten Paragraphen im Or- ganisationsstatut ist es wahrlich nicht getan: es bleibt das schier unlösliche DilemmaderStel- lung gegen Rot und Schwarz. Das ist di« eigentliche Grundfrage der Schwierigkeiten, in denen die nationallioerale Partei lebt. Und solange man sich über diese Frage nicht klar wird, so lange wird des Kämpfens und der Verbitterung innerhalb der Partei kein Ende sein. Es ist in den letzten Wochen schon verschiedentlich ausgeführt worden, muß vor dem 12. Mai aber immer aufs neue klar gelegt werden, daß, warum und worin dies« Schwierigkeiten bestehen; denn ohne ihren Charakter zu erkennen, kann man auch nicht zur wirklichen innerlichen und dauernden Ver ständigung kommen. Di« nationalliberale Partei ist und muß ihrem Tharatter nach sein eine Partei des unversöhn lichen Gegensatzes gegen Rot und Schwarz. Der unversöhnliche Gegensatz in den Weltanschauungen ist gegenüber Rot und Schwarz für eine national« Partei von vornherein dadurch begründet, daß Ultramontanismus und Sozialismus gleichermaßen keine nationalen, sondern internatio nalen Charakter tragen. Für «ine liberale Partei bedarf es des weiteren keiner Begründung, daß sie dem die Geistesfreiheit tötenden Ultramontanismus ebenso diametral entgegengesetzt ist, wie dem nicht minder dogmatischen, den Individualismus aus schaltenden Sozialismus. Unversöhnliche Gegensätze in den grundlegenden Weltanschauungen stehen nun aber freilich im polt- tischen Leben einem gelegentlichen taktisch-praktischen Zusammenarbeiten nicht im Weg«. Insofern das Zentrum außerhalb seiner konfessionellen Aus- schließungstendenzen in der praktisch-gesetzgeberischen Arbeit auftritt als eine Partei, die sich bemüht, den Ausgleich der wirtschaftlichen und sozialen Inter essengegensätze M finden und zu vermitteln, wird di« nationalliberale Mittelpartei oft mit ihm Zusammen arbeiten können, wie es in der Tat durch alle Jahr zehnte im Gesetzgebunasw«rk oft mit ihm zusammen gearbeitet hat. Insofern die Sozialdemokratie sich an die Seite der Liberalen stellt, wo es sich um die Abwehr kulturfeindlicher ultramontaner Ansprüche handelt, werden die Nationalliberalen auch die sozialdemokratische Mitarbeit ruhig annehmen können. Das erstere ist überwiegend im Deutschen Reichstag der Fall, das -weite namentlich in jenen einzrlstaatlichen Landtagen, in denen eine ultra montane Mehrheit vorhanden oder in bedrohlicher Aussicht ist. Diese Unterschiede, di« hier ein Zusammenarbeiten mit den Schwarzen, dort mit den Roten gestatten, gilt e» zu begreifen. E» gilt dann, in Norddeutsch land Toleranz zu üben für das Paktieren der ssd- deutschen Parteifreunde i« einzelstaatlichen Leben mit den Sozialdemokrat«»; es gilt aber auch in Süd- deutschland und im jun-liberale« Lager zu erkennen, daß im Reich diese. Paktieren nicht mög, lich ist, solange nicht die Sozialdemokratie ihren Grundcharakter vollständig geändert Lat. Im Reich, in der Machtpolitik und in der Wirt- schastspolitik haben die Nationalliberalen mit den Sozialdemokraten nicht, gemein. And wenn man obendrein die Reichstagswahlen von 1967 und jene von 1912 vergleicht, dann wird man unweigerlich zu dem Schluff« kommen müssen, daß im R«ich auch der Kampf gegen Schwarz nur möglich ist auf dem Um wege über den Kampf gegen Rot. Durch das Nieder ringen der Sozialdemokratie wurde 1907 wenigstens vorübergehend die Zentrumsmacht gebrochen. Durch das Zusamm«nstehen der Linken gegen d«n schwarz blauen Block im Jahr 1912 ist di« Zentrumsmacht aufs neue stärker denn je begründet worden. Welche Ansprüche das Zentrum in dieser seiner neuen Macht stellung erheben wird, das wird man im Anschluß an den Zusammenstoß des Zentrums mit dem Kriegs minister im Reichstag noch in aller Deutlichkeit er leben können. Die nationalliberale Partei muß bekennen, daß ihre Taktik bei den letzten Reichstagswahlen mit schuldig ist an dieser Neubegründung der Zentrums macht. Erkennt und bekennt man aber die be gangenen Fehler und heraufbeschworenen Gefahren, dann wird man auch in der Lage sein, am 12. Mai über die äußerliche Beilegung des Organisations streites hinweg zur wirklichen inneren Ver ständigung gelangen zu können. Das heißt einerseits zur Tolerierung der besonders gearteten Stellung der Nationalliberalen im parteitaktischen Leben der süddeutschen Einzelstaaten, anderseits aber zu der grundlegenden Anerkennung der Tatsache, daß im Reich der Kampf gegen Schwarz nur geführt wer den kann, wenn rn erster Linie der rote Gegner niedergehalten und dadurch der schwarze an dem Ein nehmen der ausschlaggebenden Stellung verhindert wird. Freilich hat diese Doppeltaktik ihre ernsten Schwierigkeiten und wird immer wieder zu Miß helligkeiten führen, die aber mit gutem Willen über wunden werden können, sobald man sich endlich ein mal klar geworden ist über die ausschlaggebenden Erundtatsachen. SdrAümg und SoMlüeuwkrstie. Der „Partettheoretiker" „Genosse" Kautsky empfiehlt in der „NeuenLeit", den parlamen tarischen Kamps gegen die Wehrvorlagen durch eine Massenaktion mr die Abrüstung zu unterstützen. Die Propaganda für das Milizsystem müsse hinter die für die Abrüstung zurücktreten, weil die Verwirk lichung des Milizgedankens noch geringere Aussichten habe als die des Abrüstungsgedankens. Damit ist zugestanden, daß selbst vom Standpunkte Kautskys die Abrüstungspropaganda als wenig aussichtsreich erscheint. Trotzdem tut Kautsky so, als ob es nur einer Verständigung Deutschlands und Großbritan niens bedürfte, um alle übrigen Staaten für die Ab rüstung zu gewinnen; denn er schreibt wörtlich: „Beide Staaten vereint würden alle anderen Staaten Europas dahin bringen können, sich ihrem Abkommen und der Abrüstung anzuschließen." Wie Deutschland und Großbritannien sämtliche übrige Staaten Europas ohne kriegerischen Zwang dahin bringen sollten, wo „Genosse" Kautsky sie prophetischen Auges erblickt, ist das Geheimnis dieses Propheten. Man vergegenwärtige sich nur, daß unser Verbündeter Oesterreich-Ungarn mit dem Bau von Dreadnoughts erst vor kurzem begonnen hat, daß Rußland mitten im Aufbau seiner ver nichteten Flotte steckt, daß Frankreich an di« Verwirklichung eines neuen Flottenplanes ebenfalls erst vor kurzem herangegangen ist. Sollen diese See mächte — um von den sonstigen Staaten ganz zu schweigen — alle ihre maritimen Bedürfnisse auf Grund einer deutsch-englischen Verständigung als nicht vorhanden betrachten? Die Frage stellen, heißt sie beantworten? Indessen auch die Voraussetzung der europäischen Abrüstung des „Gen." Kautsky, die deutsch-eng lische Verständigung, liegt außerhalb jeder Real politik. Für die immer noch schwebenden deutsch-eng lischen Verhandlungen ist die Einschränkung der Flottenrüstungen ja wohl von vornherein ausge schieden. Und daß selbst das liberale englische Mi nisterium von dem Gedanken eines maritimen Ab rüstungsoertrages mit Deutschland längst zurückge kommen ist, kann seit der Rede, die der Erste Lord der Admiralität Churchill am 18. März d. I. im Unterhaus« gehalten hat, für niemand mehr zweifel haft sein. Zum Ueberfluß wird die programmatische Bedeutung dieser Rede durch die gestrige Erklärung des englischen Schatzsekretärs Lloyd George nach drücklich ins Gedächtnis zurückgerufen. Lehnte doch Lloyd George in erster Linie wegen der möglichen weiteren Bedürfnisse des englischen Flottenetats es ab, eine bestimmte Zusage über die Verwendung des Etatsüberschuffes im Betrage von 6,5 Millionen Pfund -u geben. Die Möglichkeit neuer englischer Marineforderungen hängt aber nicht nur von der deutschen Flottenrüstung, sondern auch — wie Churchill sich selbst ausdrückte — von „unerwarteten Entwickelungen anderer Länder" ab. Unter solchen Umständen ist es kein Wunder, daß auch „G«n." Kautsky nicht die „ungeheuren" Schwie- riakeiten verkennt, die der Durchführung seines Ab rüstungsgedankens entgegenstehen. Allein Kautsky weiß, weshalb er trotzdem sozialdemokratische Massen aktionen für die Abrüstung empfiehlt: darum näm lich weil die Agitation für die Abrüstung „von u n - geheueremRutzen wäre . . . für unsere Partei, deren propagandistische Kraft in allen durch da» Wettrüsten und sein« Konsequenzen be drängten und bedrohten Kreisen wenigstens des ar beitenden Volkes gewaltig gesteiaert werden müßte; und diese Erwägung sollte uns wohl genügen". — Darin liegt da» Zugeständnis, daß die sozialdemokratische Abrüstungspropaganda lediglich agitatorischen Parteizwecken dient und dienen soll. Den „Parteitheoretiker" die» gerade in dem Augenblick ausplaudern zu hören, in -em di« Natfeftredner den Massen im ganzen Reiche den Abrüstungsdunst vormachen, ist für die Unver frorenheit der sozialdemokratischen Agitatoren kenn zeichnend. Oie Hebungen -es Leurlaudtenstsnües. Man schreibt uns: Von Jahr zu Jahr gewinnen die Uebungen d«S Beurlaubtenstandes immer größere Bedeutung. So- wohl hinsichtlich der außerordentlich großen Zahl der Mannschaften der Reserve und der Landwehr, die in dein Zeitraum des laufenden Rechnung», jahres eingezogen werden, als nicht minder durch den besonderen Charakter, den die Reserveübungen neuer dings besitzen. Wie wir aus zuverlässigster Quelle in Erfahrung bringen, wird die Zahl der eingezoge nen Mannschaften der Reserve und der Landwehr I. Aufgebots die der letzten Jahre noch beträchtlich übersteigen, wenn auch weitaus die meisten der ein berufenen Leute nur zu acht- bis vierzehntägiger Dienstleistung herangezogen werden. Wie in den Vorjahren, werden zu den Uebungen bei der Feld artillerie wiederum auch zahlreiche Kavalleristen ein gezogen, ebenso zum Train. Bei dieser Truppen gattung sollen auch wieder zahlreiche Mannschaften zur Bildung von besonderen Sanitätskompanien ver wendet und in 14tägiger Uebung für den Sanitäts dienst im Felde geschult werden. Bei den technischen Truppen ist für die Mannschaften der Reserve viel fach eine längere Uebungsdauer vorgesehen. So haben die zu den Kraftfahrtruppen eingezogenen Leute 42—56 Tage Dienst zu tun, ebenso die be orderten Reservisten bei den Luftschifferbataillonen. Tie einberufenen Telegraphentruppen der Reserve üben 42 Tage, die der Landwehr 14 Tage. Bezüglich des Zeitpunktes der Uebungen ist seit 1908 bestimmt worden, daß nach Möglichkeit auf die Verhältnisse der einzelnen Berufszweige Rück- sicht genommen werden soll. Insbesondere wird in den verschiedenen Korpsbezirken der Erntezeit Rech- nung getragen, und in erster Linie werden diejeni gen Mannschaften zur Dienstleistung herangezogen, die im Vorjahre wegen häuslicher und anderer Verhältnisse von den Uebungen befreit gewesen waren. An Stelle der Einberufenen, die sich auf Grund ihrer persönlichen Verhältnisse eine Be freiung von der Uebung erwirken, werden Ersatz leute eingezogen, so daß also mancher noch im letzten Augenblick eine Einberufungsorder gewärtigen kann. Was den Uebungen des Beurlaubtenstandes der letzten Jahre ein besonderes Gepräge gibt, ist die umfassende Durchführung des Grundgedankens der deutschen Heeresverwaltung, in größerem Um fange als früher die eingezogenen Mannschaften kriegsmäßig zu üben, und namentlich auch zu diesem Zwecke aus ihnen besondere Truppenteile und taktische Verbände (Reserveregimenter, Reserve divisionen usw.) zu formieren. Ohne daß selbst verständlich das Exerzieren und die straffe Hand habung der Disziplin etwa vernachlässigt werden, wird das Hauptgewicht bei den gegenwärtigen Uebun- gen auf die Förderung der Gefechtsausbildung der Mannschaften gelegt. Dementsprechend sind daher den erlassenen Bestimmungen zufolge die Mann schaften des Beurlaubtenstandes tunlichst auch nur zu solchen Dienstleistungen heranzuziehen, die mit ihrer kriegsgemäßen Ausbildung in einem unmittel- baren Zusammenhänge stehen. Bemerkenswert ist auch noch die Bestimmung, wonach die Generalkommandos ermächtigt sind, die für die Uebungsformationen bestimmten Unteroffi ziere und Offiziersaspiranten der Reserve acht bi- vierzehn Tage vor dem Beginn der Uebungen dieser Reserveformationen einzuberufen, um sie für den Felddienst gründlich vorzubereiten. Bei der an erkannten Wichtigkeit, die die kriegsgemäße Aus bildung der unteren Dienstgrade für den GefechtS- wert der Truppen besitzt, erscheint diese Neuerung, vom militärischen Standpunkt betrachtet, pon be sonderem Wert. Wenn nun ängstliche Gemüter aus den gegen wärtigen umfangreichen Einberufungen von Mann schaften des Deurlaubtenstandes pessimistische Schlüsse auf hie politische Lage ziehen wollen und eine Ge fährdung des Friedens befürchten, so ist dies jeden falls voreilig und durch die gegenwärtige politische Konstellation nicht gerechtfertigt. Freilich besteht für die deutsche Politik heute mehr denn je hie ernste Forderung, unverrückt den Grundsatz zu beob achten, der zur Zeit Friedrichs deS Großen wie zur Zeit Bismarcks die Richtschnur der preußischen Politik gewesen ist, nämlich: „loujours en veckvtte!" Das lich Italien von üer rullilchen Politik verspricht, darüber geben am besten die Stimmen zweier Re- gicrungSorgane par vxoeNsvoe Auskunft. TaS eine ist die „Tribuna", das anerkannte Mundstück der römischen Consulta, in dem anderen, der „Stamva", gibt der Deputierte Tirmeni, der journalistische Adlatus des Ministerpräsidenten Giolitti, An schauungen zum besten, die auch in Deutschland höchste Beachtung verdienen. Ich muß vorausschicken, schreibt unser Mitarbeiter auS Rom, daß in den jüngsten Tagen die Betriebsamkeit deS französischen Botschafters in Rom, Mr. Barröre, ebenso auf siel, wie die absolute Passivität deS englischen Ver treter- beim Ouirinal, und daß auch der Berliner und der Wiener Botschafter sehrbewegteStun- den hinter sich haben, die sie in lebhaftester Kon versation mit Marquis di San Giuliano, dem ita lienischen Außenminister, verbrachten. Die Erregung, die sich der leitenden Kreise bemächtigt hat, spiegeln die beiden obengenannten Blätter wieder. Cirmcni schreibt: „Seit 15 Jahren mit Frank reich verbündet, verstand Rußland so zu manövrieren, daß dem Bündnis der Charakter genommen wurde, den ihm die französischen Nationalisten aufzudrücken suchten, den Charakter einer Niederringung Deutschlands. Nachdem Rußland den tradi- DM" Mai» b.acht« auch die Inserat« in de» Ab.nd-Ansgabe. "MG
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