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Dresdner Journal. Verantwortlicher Nedaeterrr: I. G. Hartmann. ——W»—> . Diese« Blatt erscheint mit Au-nahme »..T..«.,, »««ch«»..« »»i, Freit«, -en 14. November durch alle Postaustaltra zu beziehen. Preis für da- Vierteljahr Thaler. Insettion«-Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile 1 Neugroschen. 1851 Amtlicher Theil. Dr*4d«, 7. November. Se. Königl. Majestät haben die erledigte Function eine- Minister- de- König!. Hause- dem Staae-minister a. D. Heinrich Anton v. Ze schau zu stz^teage« »eneht BxM«, IO. November. Se. Königl. Majestät haben de» Cantor und dritten Knabenlehrer zu Pegau, August Friedrich Rudolph, auf LulaH dessen fünfzigjährigen Amrsjudiläum-, die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Gvld zu verleihen geruht. raqesgeschichte. 0 Dresden, 13. November. In Bezug auf die von der „Oesterreichischen Reich-zeitung" gebrachte Nachricht, daß die zur Zeit in Italien weilende Prinzessin Amalie von Sachsen, Königl. Hoheit, noch in diesem Monat Ihre Rückreise antreten werde, können wir heute au- zuverläs siger Quelle mittheilen, daß von einer Abänderung de-Reise- plane- Ihrer Königl. Hoheit, nach welchem Deren Rückkehr erst im Frühjahr 1852 zu erwarten sein würde, bis jetzt hierorts etwa- nicht bekannt geworden ist. — Mit Bezugnahme auf die in einem hiesigen Blatte enthaltene Mitlheilung von einer veränderten Besetzung des Pariser Gesa n dt scha fts p o ste n S sind wir in der Lage zu bemerken, daß der Gesandte Graf Hohenthal zwar beurlaubt, nicht aber von seinem Posten, welchen ge genwärtig der Legation-secretär v. VillerS als Geschäfts träger versieht, abberufen, daher auch gedachter Posten gar nicht vakant ist. Die in einem andern Blatte enthaltene Notiz, eS werde der Geheime Legationsrath Lemaistre bin nen Kurzem nach Dresden und der Gesandte Geheimerath v. Könneritz nach Berlin zurückkehren, haben wir dahin zu berichten, daß Beide- bereit« vor längerer Zeit geschehen ist. 00 Wie«, 11. November. Die Einführung des neuen Zolltarif- ist jedenfalls einer der bedeutendsten Schritte in unserem staatlichen Leben und wir begreifen daS hohe Interesse vollkommen, welche- die Brkanntwerdung dieser Maßregel allenthalben in volitischen Kreisen bewirkte. Die gelt der Täuschungen de- Mercautilsystem- ist längst vor über; man weiß, daß weder erkünstelte active Handelsbilan zen, noch ein krampfhaftes Festhaltenwollen der edlen Me talle den Nationalreichthum zu begründen im Stande sind. Man ist vielmehr zur geläuterten Erkenntniß hindurchge drungen, daß nur die größtmögliche Betheiligung am Welt verkehre, die Lebhaftigkeit und rascher Umschwung deS mer kantilen Umsatzes, sowie die Entwickelung aller Zweige der Nationalproduction wahrhafte Faktoren des Volkswohlstan des bilden. Man begreift jetzt, daß ein national-ökonomi scher Vortheil darin liegen kann, eine Waare um wohlfei lern Preis, als sie im Jnlande erzeugt wird, auswärts zu kaufen. Denn in diesem Falle ist nur eine doppelte An nahme denkbar; entweder ist die inländische Industrie kon kurrenzfähig und wird durch den Sporn der ausländischen Erzeugung hinreichend angefeuert, ihr es möglichst gleichzu- thun, oder dies ist möglicherweise nicht der Fall und dann scheint eS vortheilhafter, auf eine Produktion gänzlich zu ver zichten, von der man eine entsprechende Blüthe im Jnlande kaum mehr erwarten darf. Endlich und vor allem ist zu berücksichtigen, daß jeder mit dem Jnlande betriebene Han del auch wieder seine Rückwirkung nach einem national-öko nomischen Grundgesetze hervorbringt. Der passive Handel erzeugt, wenn sonst keine Beschränkungen deS Verkehrs im Spiele sind, wieder den aktiven und nicht die Bilanz, die etwa- rein zufälliges und prekäres ist, sondern die Größe der Handel-bewegung, die Summe de» Expost- und des Import», ist der maßgebende und entscheidende Moment für die Blüthe deS Nationalverkehr» überhappt. Die festgehal tenen Schutzzölle sind zureichend, um die gerechten An sprüche der vaterländischen Industriellen vollständig zu be friedigen. Alle Bestrebungen und WWtsche, die darüber hiaau-reichen, sind nicht- mehr und nAtS bessere- al- mo nopolistische Gelüste. Map darf keinen Augenblick lang übersehen, daß jene Kapitalien, welche durch den Ankauf eine- wohlfeilern Artikel» im AuSIande erspart werden, dem Nationalwohlstande und dem Berkehre auf andern Wegen zu Gute kommen und die Nationalproduction vielfältigen und erhöhen. Diese modernen Anschauungen werden freilich noch da und dort auf manches eingerottete Vorurtheil stoßen. Allein im Ganzen genommen beruhen sie auf Wahrbeit und die unwiderstehliche Gewalt derselben wird sich auch in die sem Falle zuverlässig, wenn auch nur allgemach, geltend machen. — (Oest. Rz ) Se. k. k. Hoheit der Herr Großfürst Konstantin von Rußland ist heute früh 9 Uhr sammt Gemahlin und Gefolge mit Separatzng der Südbahn über Triest nach Venedig abgereist. — Gestern Nachmittag-hatte der Herr Großfürst noch das neu erbaute große Arsenal vor der Belvederelinie in allen seinen Räumen besichtigt. Derselbe wird in Triest nur zwei Tage verweilen und begiebl sich sodann auf dem daselbst bereitstehenden russischen Dampfdoole „Vla- damir" direkt nach Venedig. Der Aufenthalt in Venedig dürfte 6 Wochen in Anspruch nehmen. In der Zwischen zeit wird Se. kais. Hoheit Ausflüße nach den übrigen Hä fen der österreichischen Küste machen. In Venedig wird Feldmarschall Graf Radetzkn selbst den hohen Gast empfangen. — Die Lebhaftigkeit deS gegenwärtigen Handelsver kehr- in Wien — schreibt die „Oest. Rz." — überschrei tet jede Erwartung. Obschon die Eisenbahnbetriedsdirectio- nen ihre Frachtwaggons in neuester Zeit bedeutend vermehr ten, die Dampf- und Schleppschiffe ununterbrochen thätig sind und zahlreiche Ruderschiffe in Bewegung gesetzt wur den, so können doch all diese Communicationsmittel dem Bedürfnisse nur zum Theile genügen, und in allen Maga zinen liegen Maaren, deren Beförderung nicht sehr dringend ist, in Massen aufgehäuft. — Die „Oest. Corr." schreibt: Bereit- seit längerer Zeit hatte die Bewegung auf -e» hiesige» Börse die Auf merksamkeit des Publikums wie der Behörden erregt. Je dermann war darüber einig, daß der steigende Cours der edlen Metalle und der Devisen den realen Verhältnissen und dem wahrhaften Bedürfnisse in keiner Weise entsprach. Wie wir hören, sind wirksame Anstalten getroffen worden, um solche Individuen, welche sich notorisch mit dem Agio- tiren befassen, von der Börse zu entfernen. Schon heute ward London mit 12.36 — 38 notirt, was dem Silbercourse von beiläufig 124 entspricht. — Die „L. Z. C." meldet: DaS ganze Rechnungswesen de- k. k. Handelsministeriums wird organisirt wer den. Man glaubt, daß vom Neujahr an zur Ersparung für die Finanzen die RechnungSabtheilung des Handels ministeriums, welche nun selbstständig amtirt, wieder dem GeneralrechnungSdirectorium einverlcibt und untergeordnet sein wird. Aus Mailand wird officiell die Eröffnung der Univer sität Pavia gemeldet, welche am 5. November in äußerst feierlicher Weise stattfand. Berlin, 12. November. (N. Pr. Z.) Der hier anwesende diesseitige Gesandte in Konstantinopel, Graf PourtaleS, hat nunmehr bei der Wichtigkeit der orientalischen Verhältnisse die bestimmte Aufforderung erhalten, sich auf seinen Posten zu begeben. München, 8. November. (O.P.A.Z.) Einige- Aufsehen im Publicum erregt die Nachricht in verschiedenen Blättern, daß der Oderauditor Friedrich Dörrer wegen seiner frü- hern Thätigkeit in einer Gantsache als Rath des hiesigen Kreis- und Stadtgerichts in Untersuchung gezogen wurde, eine Nachricht, die dadurch ihre Bestätigung findet, daß ! durch eine allerhöchste Entschließung vom 5. d. M. Herr Dörrer al- Oberauditor und Referent im Kricgsminisierium vorläufig quieScirt wurde. Auö Hannover wird der „N. Pr. Z." berichtet, daß der Kräftebestand Sr. Majestät deS Königs von Hannover mehr und mehr abnimmt. — Die „Pr. A." schreibt aus Berlin, 12. November: ! Nach einer heute Abend hier einqetroffenen Depesche haben ' Se. Majestät der König von Hannover zwar eine ruhige Nacht gehabt und ist am Tage eine Verschlimmerung des Zustandes nicht eingetreten, indessen ist auch eine Zunahme der Kräfte nicht bemerkbar gewesen. Hannover, 12. November. (H. Z.) Obwohl Se. Ma- i jestät der König die letzten Nächte etwas ruhiger zugebracht haben und nicht leiden, so bleibt doch die Schwäche fort während beunruhigend. Stuttgart. Der „W. St. A." vom ll. November enthält folgende Erklärung: „Der Abgeordnete von Rotten burg, Pfeifer, hat in der Kammersitzung vom 31. Oktober d. I. bei der über das Institut der Einstehcr statt gehabten Verhandlung in Betreff unsers Standes die Aeuße- rung gethan, daß die bewaffnete Macht unsers Staates jetzt größtentheils eine aus abhängigen Proletariern be stehende Anzahl bilde. Diese Aeußerung muß von jedem Unbefangenen als eine für uns beschimpfende und höchst unwürdige erkannt werden. Wir fühlen uns daher ver pflichtet, die uns von dem Abg. Pfeifer mit seiner Aeuße- ! rung angethane Ehrenkränkung mit tiefster Entrüstung hiermit öffentlich zurückzuweisen und können dabei nicht umhin, unser lebhaftes Bedauern darüber auszusprechen, daß der hohen Kammer Männer angehörcn, welche im Stande sind, die Ehre eines ganzen Standes, dessen Auf gabe und aufrichtiges Bestreben es ist, seinem Könige und dem Vaterlanbe unter allen Umständen treu und redlich zu dienen, auf die unbegründetste und gehässigste Weise ungescheut zu verletzen. Stuttgart. Ludwigsburg. Ulm. Die sämmtlichen Einsteher deS königl. württembürgischen Truppenkorps." Karlsruhe, 9. November. Die Jesuitenmission, welche seit 14 Tagen vor einem stetS außerordentlich zahl reichen Publicum dreimal täglich ihre Predigten und An dachten gehalten hat, wurde heute, wie der „Schwäb. M." meldet, durch den Erzbischof von Freiburg geschlossen. Freiburg, 9. November. (M. I.) Heute wurde hier der durch seine Schrift über Caspar Hauser und sein Her- umtrcibcn in den verschiedenen politischen Clubs in Paris, London rc. bekannte Joseph Garnier verhaftet. Die Be schlagnahme seiner Papiere hat eine reiche Ausbeute sowohl über sein eigenes politisches Treiben, als das Anderer ge liefert. Er wird nach Rastatt abgeliefert und soll mehr monatliche Kasemattenhaft zu erwarten haben. LÜtesbnden, 9. November. (O.P A.Z.) Herr StaalS- procurator Reichmann hier hat vor kurzem von dem Herzog!. Justizministerium den Auftrag erhallen, die badische Straf- proceßordnung für unser Herzogthum hier und da, wo eS nöthig erscheine, umzuarbeilen und ein neues Compelenz- geseh für die Schwurgerichte zu entwerfen. Herr Reich mann hat diese Arbeit in diesen Tagen vollendet. Ein neues Mililärstrafgesetzbucb, welchem daS sehr gute hanno versche fast gänzlich zum Grunde liegt, ist vor wenigen Ta- Böhmische Volkslieder. ES ist unlängst in Liesen Blättern in einem Aufsatze über „slavische VolkSpoesie", dem bald darauf eine ergänzende Be sprechung des silbischen EpoS: „Marko KraljevitS", folgte, auf die Bedeutsamkeit slavischer Volkslieder in Bezug auf poetischen Werth, Racenscheidung und kulturgeschichtliche Entwickelung hin gedeutet worden, wobei denn ganz besonders die unS so nachbar lich nabe liegenden rzechischen Dichtungen, von denen eS noch keine genügende Gesammiübersetzung giebt, ein, specielle Er wähnung fanden. DaS Bestreben, für den größer« Leserkreis nicht monoton zu werden, gebietet, dergleichen Betrachtungen in weitern Zwischenräumen auSeinanderzurücken. Der Freund der Poesie wird sie dennoch aneinanderzureihen und als ein Ganzes, nach einem Ziele Strebendes aufzufassin wissen. So seien denn hier al- Fortsetzung ohne weitere« Vorwort einige Uebertragungen böhmischer Lieder mitgetbeill, die den Nationalcharakter deS gesund Naiven, gedrückt Melancholischen, Naturalistischen in ihrer einfachen liebenswürdigen Weise re- präsenliren*). Armuth und Liebe. Unter unserm Fenster Fließt rin Wässerlein, Tränke, meine Liebste, Mir mein Röffelein. „Nein ich mag'« nicht tränken, *) Wir empfehlen dabei die schwachen, aber interessanten Uebersetzungsversuchr: „Böhmische Rosen", von Ida v. Düring «- selb gearbeitet nach der „Piene kl-rostni", zu finden in Dre-den in der Arnold'schra Buchhandlung. Feuilleton. Scheu' mich ihm zu schenken, Denn ich bin zu klein." Unter unserm Fenster Wuchert Oelgesträuch, Sage mir, mein Liebchen, Wer da kommt zu Euch? „Ach, zu un« kommt Keiner, Bei mir stehet Keiner, Denn ich bin nicht reich." Unter unierm Fenster Rosenblüthe sprießt. Sag, warum, mein Liebchen, Dich die Welt verdrießt? „Ach, die Welt gefällt mir. Nur da« Herz das schwellt mir Und die Thräne fließt." ES verbindet sich in diesem Gedichte der zarteste Ausdruck der Stimmung mit einer merkwüidig vollendeten Kunstform; direkter »nd einfacher ist der Ausdruck in folgendem Liede, welches zugleich typisch für da- Scheiden der Liebe in den meisten slavischen Landen ist. Abschied. Schlug die Aeualeiu nieder Wie zur nacht'gen Ruh., Ihre Mutter rief ihr Au« dem Fenster z«: „Meine Tochter steh' nicht dorten, Gieb nicht Grund zu bösen Worten, Denn e« schickt sich nicht." „„Meine goldne Mutter' Ach, da« schickt sich Wohl; Meinem Liebsten sagt' ich Ewig Lebewohl, — Uns're Bande sind zerrissen, Uns're Herzen scheiden müssen — Denn er wird Soldat."" Wir gehen nach riesen kleine» Liedern, die eben ihrer fragmentarischen Eigenschaft wegen so bezeichnend für die fast niemals nach geimanischcr Art refleciireitde slavische Volkslyiik find, zu einer größer«, Ballade über, welche die Ezechen mit Recht für ein« ihrer schönsten ältern Gedichte hallen. DaS verwaiste Kind. Verwaist ein Kindlein war noch vor dein zweiten Zahr. Kaum ward das Kindlein klug, es nach der Mutter frug: „Ach Vater, Väterlein, wo ist mein Mütterlein s" „ „Dein Mütterlein schläft fest, und sich nicht wecken läßt. Unfern der Kirchhofthür machten das Grab sie ihr."" Als das gehört das Kind, lief cs dahin geschwind. Mit einem Messer klein grub'S in die Erd' hinein. Als an den Sarg es kam, da weint' es voller Gram: „Ach Mutter, Mütterlein, sprich zu dem Kinde Dein!" „ „Ach Kind, ich kann es nicht, die Erve läßt mich nicht. Auf meiner Brust der Stein brennt sich wie Feuer ein. Geh' Kind nach Haus' in Ruh zur andern Mutter Du."" „Die ist nicht hold wie Ihr, die ist nicht gut zu mir. Geh' ich um Brot sie an, sieht sie es dreimal an. Wenn Brot gegeben Ihr, gabt Zhr'S mit Lächeln mir. Wenn sie mich kämmen thut, dann fließt herab das Blut. Wenn Ihr gekämmt mich habt, dann Ihr mir Küßchen gabt. Wischt mir die Füßchen sie, schlägt sie mich an die Knie. Wenn Ihr gewaschen mich, habt Ihr geltrbkost mich. Wa« soll dir Mutter mir, mein Mutterlein seid Ihr." „„Geh' Kind nach Haus' in Ruh' im Name« Gottes Du.